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Oa8 KmmI^olLMuleum Anläßlich des 2. Stiftungsfestes der „Saxonia" wurde vor 30 Jahren, am 45. Januar 1905, das durch das Ent gegenkommen des Schulvorstandes und die hochherzige Stif- tnng des Herrn Professor Krumbholz geschaffene (Museum, welches dem Stifter zu Ehren den Namen „Krumbholz museum" erhielt, eröffnet. Aus der Festrede, welche der Vor sitzende des Lusakiaverbandeö, Herr Prof. Dr. Lamprecht ans Zittau, bei dieser Gelegenheit hielt, sei folgendes auf das (Mu- scum bezügliche angeführt: „Die Verschmelzung der beiden Vereine (naturwissensch. Verein „Saxonia" und Verein für Drtskunde), die vordem einzeln nacheinander ziemlich nahelie genden Zielen zustrebten, ist nach allem, was ich höre, einer sehr glücklichen Idee entsprungen und hat sich durch schöne Erfolge bewährt. Ihr (Museum aber wird für alle Zeiten ein Denk mal des Sinnes für Natur, eines edlen künstlerischen Geistes und der Liebe zur Hei mat bleiben . . . Wird doch durch das (Museum verhindert, daß Dinge, die der Aufbewahrung im höchsten Grade wert find, verstreut werden und schließlich verkommen, wie das so vielfach geschieht, wird doch durch das (Museum eine dauernde Anregung für Bestrebungen im Sinne unsrer Natur- u. Fort- bildungSvereine gegeben, und enthält es doch eine stete, in unseren Zeiten ganz besonders beherzigenswerte (Mahnung, der heimat lichen Scholle ein treues Herz zu schenken nnd dem allgemei nen (Wohl eine opferfreudige Hand zu bewahren. Es gibt ge nug, was die (Menschen auSeinandertreibt: das (Museum wird viele auf gemeinsamen Boden zusammenführen. Dabei habe ich nicht das Bedenken, daß die Sammlung den Horizont ein- engen könnte. Im Gegenteil! Vom Einzelnen zum Ganzen, vom Engen ins (Weite wird cs Sie führen, entsprechend der» Gang, den die Entwicklung des menschlichen Geistes nimmt. Haben Sie in Ihrer Sammlung die (Mineralien im Einzel nen kennen gelernt, so wird das Verlangen in Ihnen geweckt werden, über die Entstehung unserer Lausitzer Berge, die das Großschönauer Tal rings umsäumen, und über die Bildung der jetzigen Erdrinde sich zu unterrichten. Die geologischen Gegenstände, Vögel und Säugetiere im anögestopften Zustande, (Muscheln, Eier, (Meerestiere nsw., werden Sie in den Stand setzen, den Lebensgewohnheitcn der Tiere entsprechend ihren Lcbenöbedingnngen und der Entwicklung der Lebensweise nach zugehen: die ethnographische Abteilung wird von selbst Ihren Geist in fremde Länder führen: die Drtsgcschichte aber wird Sie anregen, der Entwicklung des (Menschengeschlechts über haupt vertieftes Interesse zu schenken. Die (Werke Ihres Lands mannes Joh. Eleazar Zeißig gen. Schenau und die des (Mei- sters Krumbholz selbst aber werden, ebenso wie die der alten Erzeugnisse der Damastweberei Ihnen die berechtigte Genug tuung geben, mit der Sie auf Ihre Heimat blicken können. Der Deutsche ist zu sehr geneigt, von dem, was er zu Hause bat, gering zu denken, weil es nicht weit her ist. Ihr (Museum wird, wo es nottut, die Großschönauer eines Besseren lehren." — (Was hier von berufener Seite vor einem (Menschenalter über das (Museum ausgesprochen wurde, ist eigentlich alles, was uns zu wissen nötig ist. Aber unsere Leser möchten doch noch einiges erfahren über die Entstehung und über die wert vollsten Schätze unseres (Museums. (Wir können ja nicht alles Einzelne anfzählen, aber wir möchten die Anregung geben, selbst einmal unser (Museum anznschauen nnd nicht bloß ein mal bei flüchtigem Besuch, sondern immer und immer wieder. Wie schon oben erwähnt, setzt stch unser Verein zusammen aus dem 1849 gegründeten Naturwissenschaft!. Verein „Saxo nia" und dem seit 1889 bestehenden Verein für Drtskunde. Beide Vereine haben von Anfang an nicht bloß in Vorträgen und wissenschaftlicher Unterhaltung ihre Aufgabe gesehen, son dern sie haben auch fleißig gesammelt. So waren wohl um die Jahrhundertwende zwei wertvolle Sammlungen da, aber kein geeigneter (ssaum, sie in geeigneter (Weise aufzustellcn. Der Verein für Drtskunde hatte bis 1899 seine Sammlung in der alten Kirchschule, von da ab im Nebengebäude des Gemeinde amts, der naturwissenschaftliche Verein „Saxonia" in der Zentralschule mehr schlecht als recht untergebracht. Es war eine glückliche Fügung, daß ein neues Schulgebäude erbaut werden mußte zu der Zeit, wo Prof. Krumbholz seine reiche Stiftung machte imker der Bedingung, daß beide Vereine, die nur noch mühsam ihr Leben fristeten, sich vereinigten und ihre Sammlungen in dein vom Schulvorstand erfreulicherweise überlassenen und durch Stiftungsmitkel würdig ausgestatteten (Museumsräumen unterbrachten. Ein großes Schulzimmer und ein kleines Sitzungszimmer, sowie der daneben befindliche Kor ridor wurden vereinigt und nach den Angaben des Herrn Prof. Krumbholz künstlerisch ausgestattet. Der große Raum ward vor allem für die naturwissenschaftliche Sammlung, der kleinere für die Drtsknnde bestimmt, ohne daß diese Scheidung streng durchgeführt werden konnte. In großen luftdicht geschlossenen Glasschränkeu finden wir eine große Menge Vögel (fast nur einheimische) uyd Säugetiere in ausgestopftem Zustande, in kleineren die andern schon oben erwähnten Seetiere, (Muscheln nsw. Die wertvolle Steinsammlung muß leider nur in Schub fächern geborgen werden, weil cS trotz der großen, schönen Aäume an dem nötigen Platz mangelt, wie überhaupt der Platzmangel auch für die übrigen Gegenstände von Nachteil ist. — An die naturwissenschaftliche Abteilung schließt sich eine ethnographische an. Sie bringt uns allerhand GegenstäiOe, (Waffen, Hausgeräte und dergl. aus allen Erdteilen, bes. ans Afrika, Ehina (Borcrfahns), Japan, Amerika, und bildet den Übergang zu unserer ortsgeschichtlichen Abteilung. Da fin den stch nun eine (Menge kirchlicher und profaner Gegenstände aus verschiedenen Jahrhunderten, von denen nur das (Wichtigste herausgegriffen werden soll. Die ältesten Stücke sind aus der ersten Kirche, zwei (leider sehr beschädigte) Altarflügel, Oresse eines gotischen Altars aus der Zeit nm 1470, sowie die höl zerne Statue des (Moses nut den Gesetzestafeln, knapp ssst Le bensgröße, noch aus dem 17. Jahrhundert. Auf dieser Statue ruhte bis 1845 die Kanzel, wovon noch heute die Bänke unter der Kanzel die „(Mvsesbänkc" heissen. Auch eine Sanduhr, gehalten von einer Engelsaestalt, ist im (Museum ausgestellt, nachdem sie Jahrhunderte lang der Kirche gedient hatte. Von unersetzlichem (Wert sind auch die ältesten Damastdecken, die nachweislich in Großschönau hergestcllt find, eine ans dem Jahre 1704, blauweiß, dis Krcuziaung darstellend und zwei ans dem Jahre 1709 mit der Darstellung von Jakobs Traum von der Himmelsleiter und der Einsetzung des heiligen Abendmahls (schwarz-weiss). Außerdem zeigt uns noch eine große Zahl alter nnd neuer Damaste, auf welcher Höhe unsere heimische Indu strie zu allen Zeiten stand. Von großer Bedeutung ist ferner eine topographische Karte von Großschönau aus dem Jahre 1732. amtlich ausgenommen von dem kurfürstlichen Geometer (M. Zürner, weiter eine großartige (Münzsammlung, zum größten Teil gestiftet von dem einfachen, schlichten Karl Günt her. Bilder von bekannten Großschönanern älterer und neuerer Zeit, Ansichten vom Drt nnd einzelnen Drtsteilcn nnd Häu sern zieren die (Wände. Auch prähistorische Stücke, wie Urnen, Feuersteingegenstände n. dergl. fehlen nicht. Da die (Museums-