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Horch, die alten Lichen rauschen - - Charlotte Iah Welche Schätze birgt doch unsere schöne Lausitz! Da sind es nicht nur die bewaldeten Berge oder grünen Täler, die klei nen Flüßchen oder glitzernden Teiche, da ragen aus Ebenen und grüßen von Höhen gewaltige Baumriesen mit weitausladenden Kronen und gelten als Wahrzeichen der heimatlichen Land schaft. Jahrhundert auf Jahrhundert standen sie hier und wer den noch stehen, wenn längst ein anderes Geschlecht unter ihren Schatten wandelt. Ja, da schauen wir voller Ehrfurcht in dieses raunende und im Sturme brausende Blätterdach und fühlen die Kraft, die in dem mächtigen Stamme ruht, der sich nicht beugte im tobenden Unwetter, das ihn zerbrechen wollte. Er ist das Sinnbild der zähen Bodenständigkeit geworden, tief ver wurzelt in der Heimaterde und trotzend allen Gewalten, die ihn zerschmettern wollten. In der Rinde sind die Spuren der Fröste und Stürme tief eingegraben, da sind Schrammen und Riste, vielleicht fuhr sogar der Blitz am Stamme entlang und hinter ließ eine breite, klaffende Wmnde, die das jMark bloßlegte. Aber die alten Recken wanken und weichen nicht, sie treiben im Frühling mit neuer Kraft und schauen spöttisch auf das, was morsch und welk am Boden liegt. Es ist unbegreiflich, wenn Bubenhände ihre Rinde mit Einschnitten verletzen oder naturfcrne Menschen an ihrem Stamm einen Schuttabladeplatz einrichten, der mit seinem blechernen, Kunterbunt nicht allein den stolzen Baum, sondern die ganze Umgebung schänden. Unsere Vorfahren sind da acht samer gewesen. — Die Eiche, der Baum der deutschen Kraft und Stärke, schon in der Heidenzeit als Wodanseiche bekannt, schmückte von jeher den Krieger nach Kampf und Sieg und schenkte Ruhmeskränze nach blutigen Schlachten. Die Linde da gegen verkörpert das deutsche Gemüt und Minnesänger und Dichter haben um sie zarte Lieder gewoben, die uns heute noch beglücken und lieb sind. T8er singt da nicht immer gern vom „Brunnen vor dem Tore, da steht ein Lindcnbaum" oder „Unter der Linde, da bin ich gesessen" oder „Es steht eine Lind' im tiefen Tal —Damit ist er uns ganz tief inö Herz hinein gewachsen und im Juni, wenn der berauschende Duft der Lindenblüten über der Heimat liegt, dann fühlen wir, daß das der lebendige Odem eines echt deutschen Baumes ist. Im Mittelalter war er Irrige der Gerichtsbarkeit und wir haben rmann, Rammenau noch Ueberlebende, die Gerichtslinden, die bis zum heutigen Tage grünen und blühen. Es ist schön, daß der Heimatschntz sich vieler solcher Urahnen angenommen und sie vor nüchternem Ge schäftssinn gerettet hat, der nur den Holzwert schätzt, aber nicht die jahrhundertelange Verbunvenheit mit Volk uns Heimat. Und wir wollen alle mithelfen, daß diese Naturdenkmäler er halten bleiben, denn dächten wir sie uns aus der Landschaft fort, dann wäre sie reizlos und öde geworden und die Eigenart ihr genommen. 2Lie belebend wirken auch solche Baumriesen als Wächter vor den niederen Häusern in unseren Dörfern. Da taten die Altvorderen recht daran, wenn sie nicht nur an fruchtbringende Bäume dachten, sondern eine Eiche, eine Linde oder Föhre pflanzten und sie sich übers Dach wachsen ließen. Nun rauscht sie lustig mit dem mäcbtigen Wipfel und fühlt sich eins mit der kleinen, geduckten Hütte, die liebevoll vom grünen Blätterwerk beschattet wird. Und dann zum Feierabend, wenn das große Schweigen die Erde umhüllt, dann sitzt es sich gut unter den flüsternden Iweigen und es träumt sich so schön nach des Alltags Hast und Last. — Auch auf unseren Gottes äckern sind die alten, ehrwürdigen Bäume eine herrliche Iierde. Da find die Gräber zu wirklichen Ruhestätten geworden und es ist, als ob die singenden Kronen den kalten Denkmalssteinen einen warmen Hauch ihrer Lebendigkeit gäben. . So sind die Bäume cingewoben uno eingeflochten in unsere Landschaft und damit in unser Leben. Sie sind uns liebe, ver traute Nachbarn, alte, gute Bekannte, die uns tagtäglich grüßen und freundlich zunicken, die uns unentbehrlich geworden sine und an die wir denken müssen, wenn wir fern der Heimat sinö. „Horch, die alten Eichen rauschen immer noch dasselbe Lied, sonst ist alles anders worden, feit ich ans der Heimat schied." Ja, Manschen kommen und gehen, Dörfer verändern ihr Ge sicht, Täler und Höhen werden besiedelt, abgeholzt oder mit Straßen durchzogen, aber die alten Necken aus einer fast sagen haften Icit stehen noch immer auf ihrem Platze und flüstern dem Heimkehrenden das Willkommen entgegen, den Gruß der Heimat, die da war und bleiben wird, solange ein Volk wurzel stark und bodenständig in ihr lebt und schafft! Das Miner Wehen Wie das Neugersdorfer und Großschönauer hat auch das Oybiner Schießen schon früher wie heute zu den beliebtesten Volksfesten der südlichen Oberlaufitz gehörst. In der ältesten Ieit hatte es feinen Schauplatz auf der Höhe des Oybin- b e r g e S. Von diesen „Bergschießen" sind uns Nachrichten seit beinahe 140 Jahren bekannt. Bereits im Jahre 4 8 0 4 hören wir von einer solchen Veranstaltung. Droben unter dem sogen. „Kegelstein" war im Jahre 4740 ein kleines Schießhänschen erbaut worden. Große Schießfeste fanden hier, freilich ohne den gegenwärtig unerläßlichen „Budenzauber", in den Jahren 4804 bis 4846 statt, bis sie schließlich untersagt wurden. Von 4832 an erstanden sie zu neuem Leben und hatten eine Blütezeit bis 4846. Von da an ließ die Beteiligung an ihnen merklich nach, so daß nur noch oie dann und wann von c>en Iittaner Rats förstern veranstalteten „Scheibenschießen" bestanden. Das Schießhäuschen befand sich, wie erwähnt, auf Vern östlichen, der Scheibenstand auf dem südlichen, als „Raubschloß" bezeichneten Gipfel des Berges. Ein großes „Landschießen" auf dem Oybin begann am 6. August 4840, die „Oekonomie" (Bewirtung) dazu harte der Restaurateur Krause übernommen. Sogen. „Pürschstutzschießen auf dem Bergschlosse Oybin" sausen statt in den Jahren 4834, 4835, 4837, 4839 und 4840. Von Gesellschaftsschießen wird uns aus dem Jahre 4844, von Stichscheibenschießen von den Jahren 4844 und 4846 berichtet. 9Nan schoß damals auf 440 Schritte Entfernung. Es waren Gold- uno Silberprä- micn ausgesetzt. Als Veranstalter werden von 4834 an meh rere Oberförster genannt, ferner der Bergwirt Koch, der 4844 die Pachtung auf dem Oybin angetreten hatte. Nach den In schriften der mit Namen versehenen alten Scheiben beteiligten sich an diesen Schießfesten nicht nur Einheimische, sondern auch Schützen aus Schlesien und Böhmen, wozu wohl die Eigenart des Ortes, an dem das Schießen zur Ausführung kam, viel mit beigetragen hat. Eine S ch ü tz e n g e s c l l s ch a f t wurde in Oybin im Jahre 4863 gegründet. Inerst schoß mau im Ortsteil „Win kel", in „Herbrichs Garten", nur mit Teschings, von 4867 bis 4869 auf dem Schießplätze des Berges. 4869 wurde ein Schieß platz auf der zum Gasthof zum Bad gehörigen "Wiese gewählt und mit Schießhäuschen und Schntzmauer versehen. 4873 kam die Gesellschaft in Besitz eines großen und schönen Schützen zeltes. Aus der älteren Geschichte der Gesellschaft sei noch das Jahr 4872 erwähnt, in dem Advokat Reichel aus Iittau einen silbernen Schützen becher stiftete, der, mit WAn ge füllt, an jedem Königsesten kreisen sollte. 4882 zogen die Schützen erstmalig in Schützenjoppen und Filzhüten mit Feder-