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der Soldat auf den Amtmann zu und hieb dem Ueberraschtcn zwei gewaltige Backpfeifen ins Gesicht, so daß der hohe Herr hin- und hertaumeltc. Die Büttel rührten kein Glied, sie starr ten angstvoll auf den wilden Soldaten. Auch der Justitiar wagte kein !Wort, und als sein Blick hinausging auf die johlende ^Menschenmenge, da wurde ihm himmelangst. Bor ihm die schreienden und drohenden Manper, unten die Volksmenge. Da zog es der stolze Amtmann vor, rasch zu der Hinteren Tür zu entschlüpfen. Noch brummte ihm ocr Kopf von der harten Hand des Soldaten. Er fluchte auf seine Büttel und war froh, als ihm ein Beamter zulief. Er befahl ihm, sofort nach Bautzen zn reiten und dort zu melden, daß im Städtel Revolution sei. Man möge sofort Militär senden. Zaghaft schlich er hinauf ins Amtszimmer, es war leer. Die beiden sMänner hatten die Büttel angeschrien: „Sogleich zum Gefangenen geführt und freigelassen!" Die beiden wagten keinen Widerstand und führte» sie zum Kerker. Da sahen sie, daß ihr Bruder und Neffe, ge fesselt darinnen lag. TLeißer Schaum stand ihm vor dem Munde. Unter Püffen und Verwünschungen mußten die Büttel den Gefangenen befreien. Kaum war dieser seiner Gestein ledig, stürzte er sich mit einem Wutschrei auf den einen Büttel und schlug ihn zu Boden. Dieser hatte ihn roh behandelt, deshalb rächte er sich. Leute von der Straße waren bis zum Kerker vor- gcdruugeu. Ursprünglich wollte der Amtmann in der Stube bis zum Eintreffen der Soldaten warten. Als er aber die Drohungen (Deiks kl) k kl 1 6 Holüsolmitt Itoäolk KVrti'LLvks * Bauernkrast und Bauernsehnen Und ein erntereiches 8eld Sind des Erdballs starke Angeln Und der Sauerteig der Melt. Ohne Kampf und Dlruh Mär die Melt nichts nutz, Ohne Bauer und Brot Mär sie tot. M. Lennemann der lMenge hörte, wurde ihm ängstlich. Er scblicb sieb ourch eine Pforte hinaus aus dem Gebäude mW flüchtete über sie Spree nach Hainspach zn. Unterdes hatten Karl mW Josef von Be freiten unter den Iubelrufeu des Volkes herauögeführk, und nun ging es im Triumph heimwärts zur wartenden Mutter. Daß sich noch am selbigen Tage eine Kompanie Soloaten von Bautzen nach Schirgiswalde auf den Weg machte, ist be kannt. In Kirschau hatten die Soldaten Halt gemacht, uno der Kommandant schickte eine Patrouille nach der rebellischen Stadt, um zu erkunden, wie es stehe. Die Kundschaster kehrten zurück und berichteten, in der Stadt sei alles still nnd ruhig uns man merke nichts vom Aufstand. Der böse Amtmann sei seine geflohen. Daraufhin unterließ der Konunandanr neu Vor marsch, forderte aber die beiden Nitsche und den Stcwtrichter auf, noch am selben Abend zu ihm zu kommen, um Bericht zu erstatten. Es wirv versichert, daß der Kommanöant mW die zu hörenden Offiziere des öfteren sich bei der Schilderung des Ercig- nisieS kaum haben das Lachen verbeißen können. Die Kompanie blieb über Nacht in Kirschau uns rückte am nächsten Tage wieder ab. Das Domstift bekam vom Regiment eine Rechnung für die geleistete militärische Hilsc zugcstellt. Diese sogen. Revolution von Schirgiswalde und ihr Ab schluß hatte weitgcheiwe folgen. Es ging zu Erwe mit .'er Republik, in der sich die Leute wohl gefühlt hatten. Das Dom stift mochte eine solche Sache nicht noch einmal durchmachen und richtete ein Gesuch an die Regierung vcs Königreiches, vie Stadt Schirgiswalde nebst Beidörsern in den SraatSverbano auf,zunehmen. Knüpfer hatte schon kurz nach seiner Flucht aas Amt niedergelegt, der Boden war ihm zu heiß geworden. Wie die Abwicklung der fälligen Stenern geregelt würge, wir» nickt berichtet. Karl Nitsche blieb ein angesehener Mann im Orte nnd wurde NatSmann. 4854 zog er weg von Schirgiswalde. Als man 4895 die 50jährige ^Wiederkehr oer Zugehörigkeit zum Königreich feierte, da holte man, wie sckon berichtet, den 92jährigen Karl Nitsche herbei. Natürlich war er der Held des Tageö. Nitsche war geistig vollständig ans der Höhe. Er be antwortete alle die an ihn gestellten Fragen, mW man wunderte sich allgemein über sein vorzügliches Gedächtnis. Der Regie rungsvertreter, neben dem er bei der Festtafel saß, zeichnete ibn besonders aus. Von all den RatSmirgliedern jener Pit lebte kein einziger mehr als Karl Nitsche. Es ist unerklärlich, wie in der kurzen Ieit die Behauptung aufkommcn konnte, er sei ein „übel beleumundetes Subjekt" gewesen. Karl Nitsche starb am 8- Dezember 4899 in Georgswalde als hochgeachteter Nranu. R. Seltsame Leute gibt es! Seltsame Leute gibt es! Alles, was sic nicht babcn, möchten sie in den Himmel heben, aber das, was das Ibre ist, taugt ganz und gar nicht. Immer schauen sie nach dem andern, nicht für sie Bestimmten. Vor lauter Bewunderung des Fremden sehen sie die hohen Werte des Eigenen nicht. Der Heimatort ist für sie ein elendes, langweiliges Nest, trotzdem er Fremden Schönheiten und Sehenswürdigkeiten ohne Iahl bietet. Das Vaterland, von dem sie doch selber ein Stück sind, bcdcutct sür sie eine lächerliche Sache mit Einrichtungen, denen die anderer Länder weit, weit überlegen sind. Und der erwählte Berns? Nicht auszudenken, aus was für Unzulänglichkeiten und Miß- ständen sich dieser zusannncusctzt! Andere Berufe dagegen . . . Und nun folgt ein Loblied dessen, was andere zu ibrcm Brot erwerb betreiben, der Nachbar Schultze, der Schwager Müller und der Vetter des Bekannten Haase . . . Lieber Kameras, ich glaube du tust deiner Heimat und deinem Berufe Unrecht! Dein Berus ist dir stets das, was du aus ihm machst. Wer ibn mit Unlust und ohue Interesse ausübt, kann nicht aus Erfolg nnd gutes Verhältnis zu ibm rechnen. Der aber, per fick' liebe voll und eingehend mit ihm beschäftigt, wird bald untrennbar mit ibm verwachsen, nnd der Erfolg wird nicht ausblciben.