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kreisrunder Hnnenbau mir prächtiger Kuppel, mit schönen Pi lastern, Kapitalen und Kartuschen von Stuck, versehen an der Außenseite mit einer reichen Fassade, über deren Portal die Statue des hl. Wendel nnrcrgebracht ist, birgt wohl oas größte Schnitzwerk des Landes, einen Christus, der vom Kreuz herab mit der Rechten einen todwunden Krieger umfaßt. Das Ehren mal ist 4,5 m doch, wovon auf die Figuren 2,7 m entfallen. Karl Kolaczek, Reichenberg, ist der Schöpfer dieses einzigschönen Kriegerehrenmals. Hu erwähnen ist noch das alte Rathaus, an dessen nordwestlicher Ecke sich die 6 m hohe Rolandstatue erhebt. An sie Herrschaft der Tschechen erinnert das Kelchhaus, das einen kelchartigen Turmaufhau trägt, das Symbol der Utra quisten. Nkn dem Besuche der Bischofsstavt beenden wir unsere Fahrt und wir verraten wohl nicht zuviel, daß auch in manch kleinem, unbekannten Dorf oftmals seltene Denkmäler der Ntalerei und Bildhauerkunst, der Baukunst 'und des Handwerks anzutreffen sind, die uns immer wieder offenbar werden lassen, daß die Deut schen nicht umsonst in diesem Lande gelebt haben. Laufgräben im Lachener WWierte! Doppelte Belagerung Bautzens vor 300 Jahren Das alte, in seinen Bauten gotische Bautzen ist im 30jäh- rigen Kriege in Schutt und Asche gesunken. Bautzen und die Oberlausttz hatten sich bei dem Streit um die Kaiserwürde zwi schen Ferdinand II. und Friedrich von der Pfalz auf die Seite des Dointerkönigs gestellt. Als verbündeter Ferdinands ließ der sächsische Kurfürst Johann Georg I. die Stadt l620 beschießen und erstürmen. Der Herstörung der Stadt folgten ununter brochene Besetzungen und Abgaben. Da sich Sachsens Kurfürst inzwischen vom Kaiser Ferdinand losgesagt hatte, wurde Bautzen von den Kaiserlichen besetzt und 4634, als sie vor den Sachsen abziehen mußten, völlig eingeäschert. Trotzdem nun die Stadt 4635 beim Friedensschluß zu Prag erb- und eigentümlich Sach sen zugesprochen worden war, hörten die Nöte und Drangsalie rungen längst noch nicht auf. Da sich Johann Georg mit dem Kaiser ausgesöhnt hatte, zählte nun Sachsen zu den Feinden der Schweden, die unter ihrem 'General Torstensohn 4639 in Sachsen einfielen mw zunächst Pirna hcimsuchten. Balo erschienen oie Schweden auch vor Bautzen mW erpreß ten aus 0er schwer henngesuchten Stadt 48 000 Taler für einen fragwürdigen „Schutzbrief". Dieser Schutz nahm im Herbst 4639 recht fragwürdiae Formen an. Oberst Wanke rückte mit einem schwedischen Regiment in Bautzen ein. Rasch wurden oie Befestigungen der Stadt verstärkt, die Tore mit Schutt und Steinen versetzt und die Hwinger mit Pallisaden versehen. Am 27. Oktober 4639 rückten kursächsische Truppen heran, oie Stadt von den Schweden zu befreien. Der erste Sturm mißlang jedoch. Am Abend darauf erstiegen jedoch die Sachsen „die (Mauer an der (Mühlpforte", andere griffen gleichzeitig „oie Nikolaipforte an und hieben daselbst oie sdalli- soüen nieder und erstiegen ebenfalls die (Mauer. Eine Sturm kolonne war an das Lauentor voraeqangen, und eine Abteilung Reiter hatte den Angriff auf das Reichentor übernommen, das selbe in Brand gesetzt uno losgesprengt und war darauf in die Stadt eingedrunaen." Auch das Lauentor wurde gesprengt. Der schneidige Angriff der Sachsen trieb die Schweden in die Orten burg hinein. .Der Kommarwant der Sachsen, v. (Wedclbusch, ließ „die Schanzarbeiten (in der Stadt) emsig-fortsetzen, namentlich dir nach dem Schlosse zu gelegenen Gassen verschanzen, zu dem Ende Bierfässer mit Steinen und Schutt ausqefüllt aufstellen, Lauf gräben anlegen, starke Himmerhölzer mit (Wollsäcken und spa nischen Reitern drei- und vierfach versetzen und mit starken Ketten und Klammern verbunden aufrichten und, da an (Mate- rialien (Mangel war, ein Har^ dazu abtraaen . . Von Dresden her erhallten die Sachsen, die nun die ganze Innen stadt besetzt hielten und die Schweden sto der Ortenburg fest ein schlossen, Nachschub an (Munition. Aber schon am 4. November 4639 traf ein starkes schwedisches Entsatzhee'" ein, das zunächst aus drei Regimentern zu Roß und 2000 (Musketieren bestand. Sic rückten „vor die Stadt und schloßen diese von allen Seiten so eng ein, daß, wie ein Augenzeuge berichtet, auch nickt ein Hund herauszukommen vermochte. So war nun über die Stadt oas Unglück einer doppelten Belagerung gekommen, -da die im Schlöffe eingeschlossenen Schweden von den in der Stadt lagern den sächsischen Truppen, diese dagegen von den vor der Stadt ausgestellten schwedischen Regimentern angegriffen wurden, von "welchen auch die äußeren Tore, als das Lauen-, Reichen- und Hiegeltor, sowie die Taschenpforte alsbald genommen wurden. Die von zwei Seiten bedrohten Sachsen unternahmen einige kühne Ausfälle, um die Stellung des Feindes zu erkunden und (Munition und Nahrung zu erbeuten. Als "drei weitere Brigaden Schweden den äußeren Wall der Belagerung verstärkten, wurde die Lage für die in der Innen stadt eingeschlossenen kursächsischen Truppen immer ernster. Dis Sachsen lehnten es jedoch ab, sich zu ergeben. „.Hierauf hatten sich die neuen schweoischen Truppen," so lesen wir in der Stadt ckronik, „0em Schlöffe mehr genähert, oasselbe währciw der Nacht auf Leitern erstiegen und die mitgebrachten 6 Feldstücke (Geschütze) an Leinen den Schloßberq hinaufgezogen." Die so verstärkte Burgbesatzung der Schweden wagte nun mit mehre ren hundert (Mann einen Ausfall in die Stadt, der aber kläg lich mißlang. Ha, als die Schweden über oie hölzerne Schloß brücke hinwegstürmten, brach die Brücke zusammen. „Die Sturmkolonne stürzte mit den Trümmern der Brücke in den Graben hinab, so daß derselbe mit Toten und Gewehren ganz ausqefüllt wurde. Als der Lärm des Kampfes schwieg, hörte man aus dem Schloßgraben das Stöhnen und (Wehklagen der darin liegenden verwundeten Schweden bis zum andern Tage, wo erst die Besatzung des Schlosses Vie Toten und Verwundeten aus oem Graben herausbrachte uno die ersteren, da sie innerhalb des Schlosses nicht beerdigt werden konnten, von der Hinteren Seite des Schlosses herabwarf." In den ersten Nooembertagen versuchten die Schweden in der Ortenburg, durch unterirdische Gräben in die Stadt vorzu dringen. Die Besatzung ließ „unter dem Berge herab nach dem Sollschwitzschen und Götschen Hause (Buralehn) zu (Minen legen." Der Kommandant der Sachsen, (Wcdelbusch, bemerkte das Vorhaben und ließ von den Kellern dieser Häuser aus Gegenminen vortreiben. Noch am 43. November gelang es den Sachsen, einen Ausfall der Schweden ans der Burg zurückzu weisen. Aber die Not der Bewohner der Innenstadt und der eingeschlossenen Sachsen wuchs von Tag zu Tag. Alle (Mühlen waren in der Hand der Schweden. So mußten in der Innen- staor Hanomühlen zum Getrcioemahlen heraestellt werden, wozu man Grabsteine aus dem Friedhof am Pekridom verwandte. Auch in (Mörsern zerrieb man die Getreidekörner. Vrrn Schloß her warfen die Schweden Stroh auf die nahen Häuser, das sie durch Brandgeschosse anzündeten. Das Vorwerk am Hospital zum heiligen Geist schossen sie mit glühenden Kugeln in Brand, wobei viele Getreidevorräte vernichtet wurden!. Die Sachsen hakten alle Hände voll zu tun, die Brande, die durch Pech kränze, Schwefelbolzen, Speck- und Feuerkugeln der Schloß besatzung hervorgerufen wurden, ru löschen. Von außen her leg ten die Schweden Hänser der Vorstadt in Asche. Trotz der gefährlichen Bedrohung der Sachsen von zwei Seiten lehnten die eingeschlossenen kursächsischen Truppen noch am 28. November die Ilebergabe der Stadt an die Schweden ab. Sie wiesen auch einen Großangriff der Schweden von außen uns von der Burg her zurück. Anfang Dezember erhielten die Schweden unter General Torstensohn neue Verstärkung. Von der Seidau her brachten sie in die Ortenburg neue (Mannschaften und Waffen. Nun wurde die Innenstadt vom Schlosse her mit Geschützen heftig beschossen. Hunger, Durst, Angst und Krank-