Volltext Seite (XML)
52 Oderlsusitzer keimst ^r. 5 Laubenheimer Flurnamen erzählen von Vehrwille und Kampf Wenn auch das Dorf Taubenheim nicht an der großen Heeresstraße lag, so ist es doch im Laufe der Geschichte von Kriegslisten und -wirren nicht verschont geblieben. Seine älteste, ungeschriebene Geschichte beginnt mit dem Schutz einer alten Verkehrsader durch die alte 2D asserburg, die vermutlich im frühen Mittelalter hier erbaut worden ist. Sie steht nicht mehr, aber ihre Kellergewölbe sind noch unter dem Boden der jetzigen Hofegärtnerei erhalten. Auf den Trümmern der 2Das- serburg erhob sich später in unmittelbarer Nahe der 2Dehr- kirche der Gutshof, der erst Mitte des vorigen Jahrhunderts wegen Baufälligkeit weggerissen werden mußte. Die Master feste wie das Gebäude des oberen Rittergutes erhoben sich trutzig auf künstlich aufgeworfenen Dämmen und Wällen, die noch erhalten sind und heute noch die ehemalige 2Dehranlage erken nen lasten, und schauten auf die Spreeaue, die, völlig versumpft, das Rittergut nach Böhmen zu isolierte. Erst durch umfassende Planierungen im vorigen Jahrhundert konnte das Spreegelände einigermaßen trocken gelegt werden. Eine Häusergruppe westlich der Burganlage heißt heute noch „der Teich". Südlich von der Schule lag der alte Schulteich, der durch einen Schützen mit Spreewasser gespeist wurde und wieder gemeinsam mit dem Master des Stallteiches die ehemaligen Wallgräben bewässerte. Die Wasserburg war so der Anlage nach eine alte Wasser- nnd Straßenfeste und in Süd und West ausreichend durch Sumpf uno Teich und im Osten durch starke Mauern ge sichert. Diese Feste sicherte gegen feindliche Ueberfälle und über wachte eine alte Straße, die, von Bautzen oder Löbau über Oppach kommend, in einem tiefen Hohlweg Mischen Kirche und Pfarre durch die ehemalige Pfarrbrücke bei der Schule in vie Spree führte. Hier teilte sich die alte Straße. Ein Jweig ging Mischen Horns- und Taubenberg nach Böhmen, ein ande rer Arm führte über den „S chwarzen W e g" durch Rum burg nach Prag. Ein strategisch wichtiger Punkt war oer sagenumwobene 2D a ch e b e r g , der eine umfassende Aussicht vom Kottmar! bis MM Valtenberg und vom Mittellausitzer Gebirge bis weit hinein nach Böhmen und auf das Dorf gewährt. Hier lugten die 2Dächter des Dorfes, wenn der Feind nahte, um die Ein-! wohncr :u warnen oder Mr Verteidigung aufzurufen. Von hier, aus werden auch Warnfener weitergegeben worden sein. Hier babcn auch verschiedene Gefechte stattgefunden. Am 6. Oktober 4778, im österreichisch-bayrischen Erfolgekriege, dem „Kartoffel-! kriege", gerieten kaiserliche und preußische Husaren beim Wache berge aneinander, wobei ein kaiserlicher Leutnant fiel und ver schiedene schwer verwundet wurden. Auch 4843 kam es hier M Scharmützeln. An einer Weggabelung westlich des Berges er innert der Flurname „R usscngrab" noch an die Opfer dieses Kampfes. Taubenheim hat vermutlich in den Hussitenkriegen wie auch im Dreißigjährigen Kriege hart gelitten. Der Ort war ent völkert, die Bauernhöfe niedcrgebrannt. Der Flurname „Das wüste Gu t" im Obcrdorfe (sicher ein Vorwerk der Herr schaft, da sich auf seiner Flur eine Kuppe, das „H erren- büschel", befindet), zeugt noch von dieser schrecklichen Jeit, und vielfach mußte noch in den ersten Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Kriege der Rittergutsbesitzer auf seine Kosten Bauernhöfe aufbauen, Ackergeräte und Saatgut geben, um überhaupt wieder Bauern ansetzen zu können. Unterhalb des „Krötenbruches" am Taubenberge quillt der Kriegsborn, der immer klares 2Dasser gibt. Hier haben sicher, im Walde versteckt, die Einwohner ihr Vieh in Kriegs-1 zeiten getränkt. So sind unsere Flurnamen eine lebendige Sprache und kün den heute noch von dem Schicksal und den Kämpfen unserer Vorfahren. A. H. (in verborgener Schatz Wenn die Rammenauer nicht solche echte Lausitzer wären, denen Stolz und Ueberheblichkeit fremde Begriffe sind, dann würden sie recht eingebildet sein. Nicht nur deshalb, daß der große Johann Gottlieb Fichte in ihrem Orte das Licht der Welt erblickte, oder daß an der Dorfstraße zwei Denkmale von ihm stehen, vor denen der Fremde bewundernd Halt macht, son dern weil sie etwas ganz Besonderes besitzen und nur selten ein Dorf in der nahen und weiteren Umgebung dieses „Etwas" auf weisen kann! Ich meine damit das Heimatmuseum, daß im Jahre 4942 zum 450jährigen Fichtejubiläum feierlich einge- weiht wurde und seitdem in treuer Obhut von Herrn Karl Dreßler steht. Ich weiß, cs gibt viele Einheimische, die noch nicht darin waren und ich selbst mußte erst jahrelang in Ram menau wohnen, ehe ich den 2Deg in dieses kleine Schahkästlein fand. Es ist eben ein echtes bodenständiges Kind der Lausitzer Heimat und wirbt nicht mit marktschreierischen Reden um einen Besuch, sondern wartet ganz fein und sittsam, bis man es ge funden. Aber dann hat man seine Helle Freude an ihm und möchte, vaß noch viele, viele es finden uno sich an ihm erfreuen können. Gewiß, ich bin schon in vielen großstädtischen Museen gewesen, die mit großen Hallen und punkhaften Ausstattungen die Besucher fesselten, aber im Grunde genommen waren doch alle Gegenstände mehr von geschäftsmäßigem Sinn und nüchter nem Verstände aufgebaut. Ilno dieses absichtlich Gewollte war auch auf die Dinge selbst übergegangen, daß sie wohl vorüber gehend entzücken konnten, jedoch bald wieder von anderen Ein drücken des Tages in dem Gedächtnis verwischten, so daß ein Museumsbesuch meist nur Kopfschmerz und eine innerliche Leere mit sich brachte. Für viele hat auch das Wort „Museum" einen unangenehmen Beigeschmack! Es ist ihnen, als wehte eine kühle Grabesluft entgegen, ein dumpfer Modergeruch, der aus einer längstvcrgangenen Jeit entgcgendringt und an Vergessenes und Ueberlebtcs eindringlich erinnert. Die Gegenwart ist voll Von Charlotte Jahrmann von Ereignissen uno die modernen Mcnscben haben immer mehr die Gedanken ins Zukünftige gerichtet, daß sie sich kaum einmak Jeit nehmen, um stille zu stehen und zurück in das Vergangene zu schauen. Gerade die Jugend, die oft leichtsinnig über alt modische Dinge hinwegstiirmt, die da glaubt, alles Gewesene achtlos ins alte Eisen werfen zu können, denkt nicht daran, daß Heimat uno der unmodern gewordene Hausrat unserer Vorfah ren zusammen gehören wie die Berge zur Landschaft und wie die Baumwurzeln in das Erdreich einer nnversicgenden Kraft. Warum treiben wir denn Sippenforschung? Nicht nur des- halb, daß wir unsere Neugierde befriedigen können, ob die Ur ahne oder die Ururahne sechs oder zehn Kinder gehabt haben oder was für einen Beruf der Urgroßvater ansübte, sondern weil wir daran den Kraftstrom des Lebens erkennen und wir ehrfürchtig werden vor dem Ringen und Daseinskämpfen unserer Väter. Darum wollen wir auch Heimatforschung treiben! Und wir gehen nicht in ein Heimatmuseum, um uns oberflächlich über altmooische Schüsseln oder Töpfe zu amüsieren, sondern mN oie Dinge zu uns reden zu lassen in der gewaltigen Sprache der Vergangenheit. Es ist wirklich etivas Kostbares, wenn inmitten einer Lausitzer Landschaft ein Heimatmuseum steht! Wer dad- Oskar-Seyffert-Musenm in Dresden kennt, das der Heim gegangene Hofrat Seyffert mit echter Hcimatliebe gegründet und zusammengestellt hat, würde vielleicht meinen, daß ja dort viel mehr zu sehen wäre! Arme Menschen, denen immer nur oie Ntenge imponieren kann, ich denke eber, daß gerade unser Nknsemn sich ganz getrost neben dem Oskar-Seyffert-Maseuni behaupten kann, genan so, wie sich die wunderschöne Oberlausitz nicht vor den bekannten Gebirgen des Reiches zu verstecken braucht! Für den überfütterten Museumsfreuno, der alles nach der Masse einschätzt, wären zwei Räume natürlich zu wenig und enttäuscht würde er seine Straße weiterziehen, aber der Heimatfreund, der mit offenen Augen und einer naturverbunde-' ,