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Elitenarten brüten beispielsweise heute regelmäßig in den säch sischen Teichlandschaften, Mei bis drei Arten tun dies unregel mäßig. Damit gehören die sächsischen Teichlandschaftcn zu den an Enten reichsten Gebieten Deutschlands überhaupt. Dazu kommt noch eine Menge anderen Wassergeflügels, wie die vier deutschen Binnentaucher, die Lachmöve, die auf unseren sächsischen Teichen Siedlungen unterhält, die im-einzelnen ost bis zu -lOOO und mehr Brutpaare umfassen, die zierliche Trauerseeschwalbe und viele andere mehr. Auch das Vorkommen vieler Stelzvögel, wie Kiebitz, Rotschenkel, Bekassine usw. ist in Sachsen im wesent lichen an die Teichlandschaften gebunden: zwei der schönsten Arten, der Große Brachvogel und die Schwarzschwänzige Ufer schnepfe, haben sogar erst in jüngster Aeit in den Teichgebieteu der Oberlausitzer Niederung Bürgerrechte erworben. Kranich und Graugans, zwei Vögel, oie an vielen Orten ihres Vorkom mens in Deutschland in dauerndem Aurückgehen begriffen sind, gehören ebenfalls zu den bezeichnendsten Gestalten der nordlau- sttzer Teichgebiete und verbreiten sich über sie immer mehr, mw die geheimnisvolle Rohrdommel erreicht hier eine Häufigkeit, wie man sie in Deutschland sonst nur noch wenig findet. Die hohe wirtschaftliche Bedeutung der sächsischen Teiche, ihr belebender Einfluß auf die Natur unserer Heimat und der Reichtum ihres Vogellebens legen uns auch große Verpflich tungen auf. Sie dürfen daher nicht zu Tummelplätzen eines rücksichtslosen SonntagSpublikumS gewacht, nicht von jedermann als unkontrollierbare Badeplätze benutzt oder in wilder 'Weiss mit Paddel- und anderen Booten befahren werden. Der Un kundige steht und empfindet die Schäden nicht, die er der Fische rei und der Jagd, sowie der Vogelwelt zufügen kann, nur das Auge des Erfahrenen wird sie gewahr. Der Schreiber dieser feilen beispielsweise fand in der ersten Hälfte der zwanziger Jahre, als ein wilder Badebetrieb besonders in der Umgebung unserer Großstädte wahre Orgien feierte, auf Teichen in der Umgebung Leipzigs nach Badetagen regelmäßig zahlreiche Nester von Wasservögeln durch die in die Schilfbestände eingedrungenen Badenden zerstört vor und beobachtete zu iWochenanfang auf den Dämmen Lausitzer Teiche regelmäßig zahllose Entennester, von denen die gegen Störungen sehr empfindlichen brütenden Vögel durch Sountagsbesucher aufgeschrcckt worven waren, so daß sie dadurch die Nester aufgaben. Soweit dies ohne erhebliche wirt schaftliche oder andere Störungen möglich ist, haben heute im ganzen Lande die Teichbesttzer einzelne Teiche für das Baden freigcgebcu, wie auch für den Wassersport vor allem in unseren Talsperren reichliche Nköglichkeiten zur Betätigung gegeben sind. Jeder Volksgenosse sollte dies zu verstehen versuchen und nicht glauben, daß ein Teich nur dazu da ist, sich schrankenlos auf ihm auszutoben. Ser IioMein ein oberlaulitzer ZrWingsberg In Aoblitz, einer Haltestelle der verkehrsreichen Bahnstrecke Dresden—Görlitz, entsteigen wir dem Abteil des Auges. Auf frischem Wiesenwcge schreiten wir dem Nordhange des Roth steins zu. Breitschultrig liegt der stattliche Berg vor uns. 2Die ein Naturbursche mutet er uns an. Seine Kleioung ist zerzaust, - während sein Gesicht männlich und jugendlich dreinschaut. Wir haben im Rothstein einen Deckeuerguß vor uns, der in seinem Ursprünge in die Tertiär- oder Braunkohlenzeit zurück weist und eine Folge der gewaltigen Oberflächenverschiebungen ist, die sich längs der Lausitzer Hauptverwerfung eingestellt haben. Der Steilhang vor uns, der eine relative Höhe von lOO Nteter erreicht, stellt den Nordrand dieser harten Basaltdecke dar. In Windungen klettert unser Weg an dein jäh aufsteigenden Berg hange hoch. Aur Linken erhebt sich der „iWachstein", eine säulenartige Felsklippe. Von hier aus gelangen wir alsbald zu dem auf dem Kamme hinführenden Pfad. Scharf fällt der Ab hang nach beiden Seiten hin ab. Grüne, goldig schimmernde Knospen überglänzen die Aweige und Aeste des Buschwaldes, und unter den Sträuchern und Bäumen lugen bescheiden die an mutigsten Geschöpfe des Berges hervor, die zarten Blütensterne der blauen Anemonen, die auch Leberblumen genannt werden. Au tausenden schmücken sie zu ihrer Hauptblütezeit die Oberfläche des Berges. Nicht weit davon finden wir eine im Aussterben begriffene Baumart,, eine Anzahl alter, kräftiger Eiben. Ihr dunkelgrünes Nädelgezweig ist zerweht und zerzaust. Versen gende Sonnenstrahlen, Nässe und Kälte haben mehrere ^Menschenalter an ihren Körpern genagt. Wahrend der Kammweg bisher in leichten Biegungen mal auf-, mal abwärts führte, erfährt er jetzt einen letzten stärkeren Anstieg. Der Rohziegelbau der Bergwirtschaft ragt' vor uns auf. Neben ihm breitet sich teppichartig eine Bergwiese aus, die uns bereits einen begrenzten Ausblick auf das am Ostfuße des Berges gelegene, deutsche Waldhufendorf Sohland freiläßt. Setzen wir unseren TVeg auf dem Bergrücken fort, so er reichen wir bald einen von Schlehdorngebüsch dicht umwucherten Doppelwall aus vor- oder frühgeschichtlicher Aeit. Der hier steil abfallende Berg mag einst den Bewohnern der Umgegend als eine Art „Fliehburg" gedient haben. Aber ein Raubschsoß, wie es der Volksmund wissen will, hat er rtichk getragen. Nun wollen wir uns der Pflanzenfülle erfreuen, die gerade hier am Süöhange des Rothsteins infolge der Mittagsonne und der vor Nordwinden geschützten Lage so reich in Erscheinung tritt: Schon zu Beginn des Frühlings entfalten sich unterhalb des Aussichtsturmes am Fuße der „Klunsen", einer säulenartig verwitterten Felswand, die ersten rötlichen Blütentraubcn des sogen. Herzwurzes, der in Hinsicht auf seine Blütenform auch den Namen Lerchensporn trägt. Awischen den Steinen blicken aus dem fruchtbaren Basaltverwitterungsboden in unzähliger Menge die glänzenden Pfeilblätter des Aronstabes hervor, dessen rote wunderliche Blütentute noch von einem Deckblatt eingehüllt ist. Hier und da finden wir auch in kleineren Gruppen die zarten lieblichen Pflänzchen des iWaldgoldsternes und die silbergefleckten Blätter der Goldneffel. In üppiger Menge zieren auch weiß- und gelbblütige Anemonen den Berghang. Und nun etwas zum Rothstein selbst. Wie wir von dem eisernen Gerüst der Aussichtswarke deutlich erkennen, hat er die Gestalt eines Hufeisens. Einst stellte er eine zusammenhängende Basaltdecke dar. Rückwärts einschneidende Erosion eines Wasser laufs fraß sich von Süden her langsam, in Tausenden von Jahren, in den Leib des Berges ein. Der Restbestand, sein öst licher, nördlicher und westlicher Rand, jetzt Rothstein, Hengst berg und Georgenberg genannt, bilden die gegenwärtige Form des Berges. Der Name Rothstein,, der von dem deutschen Worte „roden" abzuleiken ist, wurde in neuerer Aeit auf das ganze Berggebiet übertragen. Vom Aussichtsturm wenden wir uns wieder der Bergwirk schaft zu. Der Wirt, der aufs innigste mit dem Berge ver wachsen ist, gibt uns noch Hinweise auf weitere Sehenswürdig keiten wie Fernblick mit Teufelsstein und das Vorkommen des Seidelbastes, der auch Kellerhals genannt wird. Als Endziel unserer Wanderung beschließen wir, noch den Standort der „Georgenkapelle" aufzusuchen. Auf dem Gipfel des Georgenberges finden wir die Mauer überreste der gesuchten Kapelle. Sie wurde im Mittelalter von deutschen Rittern errichtet und deren Schutzherrn dem heiligen Georg geweiht. Alte Eichen und Buchen sowie eine Anzahl hoch aufgeschossener Kiefern umgeben in feierlicher Weise die verfallene Ändachtsstäkke. Auf grünberasten iWaldpfaden gelangen wir nach oem an der Westlehne des Bergmassivs gelegenen Dörfchen Dolgowitz und von da auf Wald- und Wiesenwegen nach unserem Aus gangspunkte Aoblitz zurück. —e.