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Neue krgebnille heimatlicher Naturtarlchung In vierjährigen Abständen gibt die Naturwissenschaftliche Gesellschaft „Isis" in Bautzen Abhandlungen aus dem Kreise ihrer Mitglieder heraus. Es sind hier im Laufe der letzten Jahrzehnte sehr viele wertvolle Arbeiten aus der Natur unserer lieben Oberlausitzer Heimat niedergeschrieben worden, die weit hin Zeugnis ablegen von starker geistiger Regsamkeit und von höchst erfreulichem Forscherfleiß innerhalb dieser Landschaft. Im vergangenen Sommer erschien, herausgegeben vom ver dienten langjährigen Vereinsführer Dr. Jordan, in Eduard Rühls Verlag in Bautzen der 44. Band der „Isis Bu tz i s s i n a", der einen Umfang von 156 Seiten aufweist. T8enn mitten in harter Kriegszeit ein solches Werk friedlicher For schung erscheinen kann, so ist auch dies ein Beweis unverwüst licher deutscher Kraft und eine Tat, die es vebdient, einmal in das Licht der Öffentlichkeit gerückt zu werden. Mäirdig und stimmungsvoll wird das Buch eingeleitet durch das Gedenken an zwei große Naturforscher der Heimat, deren Leben in diesen Jahren zu Ende ging. Dr. Jordan gibt den Nachruf für Karl Traugott Schütze (Rachlau), Oberstleutnant lWilhelm Harra den' für Heinrich Kramer (Niederoderwitz). Beide waren schlichte Lehrer persönlichkeiten von altem Schrot und Korn, aber nicht nur dies, obgleich dies allein schon sehr viel ist, sondern sie waren begnadete und berühmte ^Wissenschaftler. Schütze, der treue Sohn seiner Lausitzer Heimat, erarbeitete sich einen guten Ruf besonders als einzigartiger Kenner der Kleinschmetterlinge Kra mer, dessen Wiege im fernen Australien stand, errang große wissenschaftliche Erfolge auf dem Gebiete der Fliegenkunde. Daß Kramer auch in der Vogelkunde gründlich Bescheid wußte, beweist der Aufsatz „Ergänzende Mitteilungen zur Ornis der Südlausitz", in dem sein Sohn, Dr. H. Kramer in Striegau, wichtige vogelkundliche Beobachtungen des Vaters, vervollständigt durch verschiedene eigene, zusammen saßt. Diese Beobacbtungen erstrecken sich über einen Ieitraum von mehr als 40 Jahren und stellen eine Fundgrube für alle Lausitzer Vogclkenncr dar. Eine andere Abhandlung beweist ebenfalls, daß die Arbeit der Heimgegangenen von den noch Lebenden treu und erfolgreich anfgegriffen und fortgesetzt wird. Hermann Starke, Haupt wachtmeister an der Bautzener Gefangenenanstalt, bringt den „Ersten Nachtraa zu den Schlupfwespen von K. T. Schütze (Nachlau) und Dr. Roman (Stockholm)". Eine unerwartet große Anzahl der interessanten und wirtschaftlich nicht unwichtigen Schmarotzer wird in der gründlich bearbeiteten Liste angeführt. Wae die bereits besprochenen, so zeugen auch die folgenden Arbeiten von ungemeinem Fleiß auf dem Felde der Wissen schaft und fördern trotz aller Ungunst der Ieit recht erstaunliche Ergebnisse zu Tage. Wir nennen vor allem Dr. Jordans umfangreiche Dar stellung der „H eteropterenfanna der Oberlausitz und Ostsachsens". So manchen wird es gruseln, wenn er hört, daß Heteropteren der wissenschaftliche.Name für Wanzen ist. Aber er lasse sich nur vom Forscher aufklären, und er wird balo aus dem Mißgefühl heraus und in ein großes Staunen hinein kom men. INan denke ooch nicht an die ^Wanzen, die einem so ge legentlich einmal eine Ruhestatt zu einem Schmerzenslager ge stalten können, und glaube beileibe nicht, daß die Lausitz gerade an diesen Ouälgeistern so reich sei. Nein, Dr. Jordan hat in LOjähiger Sammeltätigkeit mit Unterstützung anderer Entomo logen nicht weniger als 544 verschiedene Wanzenarten für Ost sachsen festgestellt! Noch niemand hatte vorher in unserer Hei mat auf diesem Gebiete geforscht, und daher ist es besonders verdienstvoll von Dr. Jordan, daß er, laienhafte Vorurteile tapfer überwindend, hier ein reiches Neuland entdeckte und be arbeitete. Doch auch die Botanik kommt in der „Isis Budissina 44" zu Worte. Wir führen zuerst die „Beiträge zur Pilzslora der Sächsischen Oberlansitz" von Gustav Feurich an. Es handelt sich hier um den zweiten Teil eines umfassenden Pilzwerkes unserer Heimat. Diesmal bespricht der Verfasser eine große Iahl mikroskopisch kleiner Pilze (Algenpilze u. ä.), die hauptsächlich auf Pflanzen schmarotzen. Gustav Feurich lebt schlicht und bescheioen in seinem kleinen Häuschen in Göda und genießt als Naturwissenschaftler einen so hohen Ruf in Fach kreisen, daß die Heimat stolz sein kann auf diesen ihren Sohn. Mar Milcher, auf floristischem Gebiete führend in der Landschaft, steuert eine Abhandlung über „A lte Heil pflanzen in der Ruderalflora der Oberlausitz" bei. Mit viel Liebe und großer Sachkenntnis bearbeitet er hier ein auch volkskundlich hochinteressantes Feld und geht dem Schicksal zahl reicher Heilkräuter nach, von denen die meisten, ihrer früheren Würde entkleidet, nur noch ein wenig beachtetes Dasein in allerlei Winkeln unserer Dörfer fristen. Ium Schluß kann der Verfasser dieser Besprechung eine Arbeit anführen, die ans seiner eigenen Feder stammt. Unter dem Titel „D as Preußische Lagerkraut" unter sucht er eine charakteristische Hochsommerpflanze der Oberlausitz, ein Doldengcwächs, daß in unserer Landschaft überraschend viele Standorte besitzt und dem Heimatforscher manche interessante Aufgabe stellt. Iusammenfassend läßt sich sagen, daß die „Isis Budissina 44" sich würdig ihren Vorgängerinnen anreiht und daß sie auf ihre Art eine sehr beachtliche Bereicherung unseres heimatlichen Schrifttums bildet. Theodor Schütze. Sachlens Ceiche in ihrer Vedeutung kür die Natur und Wirtschaft unterer Heimat > Sachsen ist reich an Teichen. Hauptsächlich im nordsächsischen Flachland gelegen und sich besonders im Nordosten des Landes, in der Oberlansitzer Niederung, zu einer der teichrcichsten Land schaft ganz Deutschlands anreichernd, greifen sie doch auch weit ins Gebirge hinein und werden überall zu einem recht bezeichnen den Faktor im Landschaftsbilde unserer Heimat. Sie sind fast durchweg künstlichen Ursprunges und im Gebirge größtenteils zur Ansammlung von Betriebswässern für den Bergbau, für Mühlen nsw., im Flachlande dagegen als Fischteiche angelegt worden. Soweit sie als letztere in Frage kommen, fallen ihre ersten Anlagen frühestens wohl ins 44., in der Hauptsache aber ins 45. Jahrhundert, haben aber z. T., wie besonders in der Oberlansitzer Niederung, noch bis ins vorige Jahrhundert hin ein wesentliche Erweiterungen erfahren, wie im Laufe der Jahr hunderte umgekehrt aber auch manches Teichgebiet wieder trockengelegt und in Feld- oder Wiesengebiete umgewandelt wor den ist. Als Fischteiche bilden sie einen volkswirtschaftlichen Wert, von dessen Bedeutung sich nur wenige eine Vorstellung zn machen vermögen. Auf etwa 36 000 Morgen Teichfläche liefern sie jährlich gegen 36 000 bis 40 000 Ientner bester Speisekarpfen, ein Ergebnis, das nach einer Mitteilung des sächsischen Fischereivereins den Ertrag der gesamten deutschen Teichwirtschaft um die Jahrhundertwende noch übertrifft. In diesem tritt dann noch ihre Bedeutung für die Jagd, die eben falls keine geringe ist, sowie die der Rohrnutzung nsw. Darüber hinaus verdanken wir der Anlaae der Teiche aber noch mehr. Abgesehen von ihrer günstigen Beeinflussung" des Landschaftsbildes — die Oberlansitzer Niederung ist durch sie zu einer der reizvollsten Landschaften Sachsens überhaupt gewor den — sind sie wesentlich an dem Reichtum und der Viel gestaltigkeit der sächsischen Natur, vor allem der heimatlichen Vogelwelt, beteiligt. Eine ganze Anzahl der prächtigsten Vogel gestalten würde dem Lande für immer verloren gehen, wenn ein mal seine Teiche verschwinden würden, und an Stelle der Viel falt der sächsischen Vogelwelt würde ein viel einseitigeres Vogel leben seinen Einzug halten. Nicht weniger als acht verschiedene