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Die alte bleiche in Vbertaubecheim Wer vor 100 bis 200 Jahren durch die Auen unserer Hei mat ging, sah auf vielen Auwiesen in Streifen Garne uns Zwirne ausgebreitet, die von den Bleichknechten fleißig begossen wurden und durch die Einwirkung der Sonne im Laufe von ein bis zwei Monaten eine blendend weiße Farbe erhielten. Vor dem 18. Jahrhundert stellten die Spinner und Weber meist grobe, rohgarnige Sachen her, aber später kam auch weißgarnige Leinwand auf, weshalb in dieser Heit allenthalben Bleichen ein gerichtet wurden. So hatte Zittau bereits am Anfangs jenes Jahrhunderts 200 Bleichen, die in großen Bleichgärten vor der Stadt ihr emsiges Gewerbe betrieben. Hu ihnen brachten die Hirschfelder ihre klare Leinwand und die Niederschöner ihren Damast und Hwillich nun Bleichen. 1720 wurde in Ebersbach eine Garnbleiche angelegt. Einen beträchtlichen Verkehr ent wickelte die Oberlausitzer Leineweberei mit den zahlreichen Garn- und Hwirnbleichen des böhmischen Niederlandes, die seit 1734 sehr anfgekommen waren. Schönlinde besaß 1792 die stattliche Hahl von 36 Bleichen, die jährlich 900 000 Stück Hwirn und Garn, davon zwei Drittel ans dem Auslände, bearbeiteten. 1803 standen in Schönlinde, Neudörfel und Kreibitz 193 Bleichen. Die Herrnhnter und andere Oberlausitzer ließen auf ihnen allein 300 000 Stück Garn bleichen gegen eine Bezah lung von 30 000 Gulden Bleichlohn. Leinwandbleichen gab es dagegen im Niederlande zu wenig, und den Leinwandhändlern in der Gegend von Rumburg und Schluckenan mußte die Kaise rin Maria Theresia erlauben, ihre Leinwand in Sachsen blei chen ;n lassen. Auf vielen Dörfern der Oberlausitz wurden jedoch die Bleichen erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eingerichtet, als man auch hier ansing, weißgarnichte Leinwand anzufertigcn, so in Vschrsdorf im Fahre 1783 und in Tauben heim im Fahre 1770, die hier die Herrschaft anlegte. Für seinen jüngsten Sohn Hanö George Förster kaufte der Vater Hans George Förster, der Bleichpächter in Erostau ge wesen war und dieses Dorf auf Grund seines Losbriefes von 1748 verlassen hatte, am 12. Fanuar 1770 im Oberdorfe Taubenheims auf der Pommerschen Seite rechts der Spree ein Gärtner- und Bleichergrundstück, bestehend aus Wohngebäude, Bleichhaus, Scheune, Stall, Acker und Wiesewachs für 700 Taler von der Rittergutsherrschaft Obertaubenheim. An Erb pacht hatte er an die Herrschaft jährlich 25 Taler zu zahlen. Da das Grundstück zu wenig Wiesenfläche rum Bleichen auf wies, erhielt der Bleicher Förster von der Gemeinde einen an grenzenden Bleichplan auf der Gemeindeaue (Spreeaus), für den er jährlich zu Fohannis vier Taler AuzinS zu entrichten hatte. Dieser Gemeindebleichplan war ihm als „niemals von der Bleiche rn trennendes Pertinenzstück" von den Gemeinde ältesten mit herrschaftlicher Erlaubnis im Auzinsregister zuge- stchert. Oberhalb der Bleiche lag zwischen den heutigen Grund stücken von Hermann Kausfnng und Emil Kretschmar das Bleichcrteicbel. Von diesem sind heute noch die Vertiefungen zu erkennen. Aus ihm erhielt der Bleicher das zum Bleichen nötige Wasser durch Holzröhren. Dieses Bleicherteichel wurde von dem Wasser des Oppacher Grenzmühlteiches gespeist, denn nach dem Rezeß vom 4. Fnni 1654 mußte die Oppacher Herrschaft soviel Wasser, als durch eine doppelte Röhre ungehindert gehen kann, ans ihren Teichen an die abgetretene Pommersche Seite abgeben. Als Schutznntertan unterlag der Erbpächter den üblichen Beschwerungen: Er mußte Rauchstener, Dezem an Pfarre^ und Schulmeister nsw. entrichten. Als Bleicher Ivar er verpflichtet, für die Herrschaft ein Schock klare und ein Schock starke Lein wand unentgeltlich zu bleichen. Bier, Branntwein und Salz zur Ansrichkuna von Hochzeiten, Kindtausen und ähnlichem mußte er bei der Herrschaft entnehmen und sein Korn in einheimischen Mahlen mahlen lassen. Die Herrschaft sicherte sich das Vor kaufsrecht zu und verlangte beim Verkauf der Bleiche das üb liche Abzugsgeld von 5 v. H, Bei seinem oder seiner Kinder Wegrua hatte er für jede Person einen Speziesdnkaten zu zahlen. Die Erbpachtskautionssumme von 700 Talern verblieb der Herrschaft und ihren Lebcnserben ohne Hinsverpflichtung und konnte von dem Erbpächter nicht zurückgefordert werden. Fm Bleichhause standen zwei große kupferne Kessel, ein großer Bottich und drei Huber. Das rohe Gespinst wurde in dem Holzbottiche mit heißer Lauge. gebrüht, um es von allen Unreinlichkeiten zu befreien und elastisch zu machen. Die Lauge wurde in den Bleichkesseln »unterbrochen hergestellt, was Tag- und Nachtbrüher besorgten. Durch rohleinene Handschuhe ge schützt, nahmen die Arbeiter das Garn aus der Lauge und trugen es auf einer Trage auf die Bleichwiesen, wo es mit Garnstecken ausgebreitet und aus hölzernen Gießkannen öfter begossen wurde, so daß es stets feucht war. Das Tagewerk der Bleichknechte währte reichlich lange, es dauerte meistens von früh 4 Uhr bis 7 Uhr abends. Die Blcichknechte verdingten sich bei den Bleich meistern vom März bis in den Oktober hinein, weshalb sie auch „Sommerwürrnel" genannt wurden. lWenn die Jahreszeit zu Ende war, brachten sparsame Gesellen trotz geringen Barlohnes oft namhafte Beträge mit nach Hanse, denn sie erhielten ja im Hause des Bleichers freie Kost und lWohnung. Ein festliches Mahl schloß gewöhnlich die Fahresarbeit ab. Meist verdingten sich die Bleichknechte gleich für den nächsten Sommer. Am 20. Fuli 1815 verkaufte Hans George Förster (der Jüngere) die Bleiche an seinen jüngsten Sohn August Förster ohne weiteren Beilaß für 600 Taler. Für die übrigen Bleich- und Wirtschaftsgeräte, Vieh nsw., mußte er 240 Taler zahlen. Außerdem lastete auf ihm der Auszug des Vaters. 1819 wurde ihm ein Sohn Fohann August aeboren. Es war der Großvater der Frau des jetzigen Besitzers. Sie erinnert sich genau, daß ihr Großvater nicht mehr gebleicht hat. Diese Bleiche muß demnach bereits in der ersten Hälfte des vorigen FahrhundertS wieder ein gegangen sein. Tatsächlich hatte infolge der veränderten Wirt schaftslage der Leineweberei — Aufkommen der Baumwolle, Rückgang des Flachsanbaues. Fndustrialisierung, chemische Bleichmittel -— in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine Verminderung der Bleichen eingesetzt. So sind die 36 Schönlinder Bleichen im Fahre 1792 auf 27 im Fahre 1813 und auf 16 im Fahre 1864 zurückgegangcn. 1910 gab cs im Niederlande nur noch zwei Bleichen. Fm Huge dieses Bleichen sterbens ist auch unsere Taubenheimer Bleiche eingcgangen und nur der Flurname „Die alte Bleiche" erinnert noch an ihr einstiges Bestehen. A, H. Pumphut Wer steht dort auf Sem Mönchswaldpaß Und zeigt in's Tal hinaus? Der sagenhafte Pumphut ist's! Sieht er nicht drollig aus? An seinem riesengroßen Hut Kennt jeder ihn sogleich; Ernst zog er so im Land herum, Verübte manchen Streich. Es hat der wunderliche Kauz Gar viele Leut geprellt. Nun muß er hier als Wächter stehn; So geht es in der Welt! Seit dem Sommer 1939 steht auf dem Passe des Monchs- n alderbergzuges, gegenüber der Bergwirtschaft „Fägerhaus", ein sonderbarer Wegweiser, der in ManneSgröße aus Holz geschnitzt ist und jeden Vorüberwandernden aufschauen läßt. Es bandelt sich hierbei nm die sagenbafte Figur des „Pumphut". der iu frühere« Heike« in unserer Gegend als ein rechter „Till Eulenspiegel" allerhand schelmische Streiche vollführt haben soll. Hu verdanken ist Entwurf und Aufstellung dieser künst lerischen Holzfigur Herrn Schuldirektor i. R- Rößler, dcw Vorsitzenden des Wilthener Heimat- und Gebirgsvereins, unter dessen Schutz und Pflege der „Pumphut" und seine Anlagen stehen.