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überließ, wobei er sie nicht eher für fertig erklärte, als bis der Schüler alles, ivas in seinen Kräften stand, aufqeboten hatte. Bei ersteren hingegen lernte ich Entwerfen und Anlegen. Er gab auch meinem Wunsche, ein Halbjahr länger in dieser Klasse bleiben zu dürfen, Gewährung, welche Zeit denn benutzt wurde, noch recht viele Umrisse zu zeichnen. Zu Ostern 4830 rückte ich in den Gipssaal auf, und ich hatte von (Michaelis an dadurch die Berechti gung, an den Vorlesungen über Anatomie nnd Kunstgeschichte teilnehmen zu dürfen. Beide wurden sehr gewissenhaft besucht, und es erschloß mir namentlich die Kunstgeschichte eine ganz neue Welt. Der Trieb für wissenschaftliche Bildung erwachte jetzt mächtig in mir und ich las, was mir nur immer erreichbar war. Später erst wurde mir die Gunst, die königliche Bibliothek be nutzen zu können. Durch die Güte des Hofrat Haase wurde es mir möglich, meiner Vorliebe für die Antike Genüge zu tun, indem er mich auch außer dem Zeichentage im Antiken kabinett einschließen ließ, wo ich nichts als Umrisse zeichnete. ! Brachte mir das auf der einen Seite viel Nachen, so mußte ich > mir doch auch später gestehen, daß dies mit vielen sehr wesent lichen Nachteilen verschwistert Ivar; denn ich brauchte, da ich diese einmal erkannt, sehr lange Zeit, mich von dem strengen Stil, der mit der Zeit unvermerkt in Steifheit ausgearket war, wieder loszumachcn. Während ich mich in dieser Klasse befand, wurde mir durch die Fürsorge meiner Gönnerin Gelegenheit gegeben, das (Malen zu versuchen., zu welchem Zwecke sie mich in das Privat atelier des Professors Arnold brachte. Nachdem ich zwei Jahre im Gipssaale gesessen, wurde ich zu Ostern 4832 in den Aktsaal versetzt, wo ich bis zu meiner Reise nach München verblieb. Während ich mich daselbst befand, machte ich ein Halbjahr hindurch Gebrauch von meiner Berechtigung, aus der Galerie kopieren zu dürfen. Im Jahre 4 8 3 3 kam durch Vereinigung mehrer Gleichgesinnter, namentlich der Niets chel sch en Schüler ein Verein zustande, ' dessen Ausgabe die war, jede (Woche einmal des Abends zu sammen zu kommen, um über mitzubringcnde Knnstgegenständc seine Meinungen und Ideen ein,Manschen, nach welchem dann «in paar Stunden zum Vorlesen nützlicher Bücher verwendet wurden. Die Hauptaufgabe aber war die, daß aller vier Wachen Kompositionen nach gemeinschaftlich gewählter Aufgabe gelöst und vorgelegt werden mußten. Bei dieser Hauptversammlung erschienen dann ost mehrere Professoren. Der Verein hielt, uni nicht ohne Kenntnis von dem was auswärts geschah zu bleiben, das Schornsche Kunstblatt, um es durch Zirkulation unter den Mitgliedern zu lesen. Schon vorher bestand der ältere Archi- tektenverein, mit welchem durch Vermittelung des Professor Rictschcl ein Abkommen dahin getroffen wurde, daß die Mit glieder des einen Vereins den anderen frei besuchen durften. In die mittlere Periode des Bestandes dieses Vereines fällt auch die Zeit, in welcher der (M aler Kratzmann aus Prag, der Schüler Führichs nnd Kuppclwiesers ' war, in Dresden sich befand, von dessen Auffassungsweise ich mich inäch- > tig angezogen fühlte. Aus seinen Rat studierte ich „S päts Kunst in Italien", welche mich nicht allein über vieles auf klärte, sondern der Hauptsache nach von da an meine Richtschnur wurde und auch blieb. Beide zusammen leiteten mich geistig, während Professor Rietsch el für Form nnd -Linie, namentlich in Bezug auf reine Gewandung mein Vor bild wurde. Mittlerweile war Professor Semper, der gleich so mächtig in das Dresdner Kunstleben eingriff, au des ver storbenen Professors Thürmer Stelle gekommen. Es wurden die Räume des königlichen Antikenkabinetts unter seiner Leitung prachtvoll dekoriert, doch war ich damals noch nicht an der Aus- sührnng seiner Werke beteiligt. Erst als H a a ch Düsseldorf gegen Dresden vertauschte, arbeitete ich zuerst mit an seinen Ausführungen nnd zwar in dem Saale der „Stadt Wien". Da ich mich jetzt aber lebhaft sehnte, Dresden einmal mit einem anderen Orte zu vertauschen, ich auch durch genannte Arbeit mir etwas erübrigt hatte, so benutzte ich dies und wan derte nach München, wohin ich einen unwiederstehlichen Zug fühlte. Dies war im Oktober 4836. Mit dieser Reise verließ ich die bisher fleißig besuchte Akademie, deren Pro fessoren mir im ganzen immer wohlwollend gesinnt waren, ob gleich manche meine zuweilen abweichende Meinung nicht bil ligen konnten und wollten. Hierbei muß ich noch be merken, daß ich nach allen Ausstellungen mit Ausschluß der ersten, zu denen ich lieferte, eine Auszeichnung zuerkannt bekam, von wel cher der klingende Teil mir nicht der unwesentlichste war. Nach München wurde mir noch durch den Hofrat Haase, mit wel chem ich in steter Korrespondenz blieb, der Betrag der ersten Prämie nachgesendet, welche sehr willkommen war; denn außer meiner Ersparung konnte ich nur auf die Unterstützung meiner genannten (Wohltäterin hoffen und durfte von Seiten meiner Eltern keiner nachhaltigen Unterstützung mehr gewärtig sein. In München an gekommen, wurde mir so fort Aufnahme in der Akademie. Meine Vorlagen verschafften mir einen Platz im Komponiersaale, welcher unter spezieller Leitung Schnorrs stand und studierte 48 Monate lang unter dessen trefflicher Leitung. Die Winterabende hin durch zeichnete ich unter Cornelius im sogenannten kleinen Modellsaale. Ihm legte ich auch zuweilen meine Kompositionen vor, wo ich dann immer in wenigen kräftigen Worten die er wünschteste und beste Belehrung fand. Ich fand mich da sehr wohl und hatte nie Gelegenheit meine Wahl zu bereuen, ob schon meine Dresdner Freunde nicht mit meiner Entscheidung für München zufrieden waren. In München war es auch, wo ich mit meinen ehemaligen akademischen Lehrern Prof. Hartmann und dem Direk tor Bibliothekar D r. Klemm, welche mich dort mit auf suchten, in nähere Beziehung trat, welche mir, besonders in Be zug auf letzteren, seitdem von den einflußreichsten sowohl als auch von den angenehmsten Folgen geworden. Da ich hinsichtlich der (Malerei weniger Befriedigung in (München fand, so wandte ich die Zeit größtenteils zum Zeichnen von Kartons an, studierte auch sehr eifrig, da ein Gliedermann zur alleinigen Verfügung der Klasse vor handen, den Prozeß der Faltenbildung. Während meiner Abwesenheit von Dresden war daselbst eine Veränderung der Akademie vorgenommen nnd unter ande rem auch die jährlichen großen Preise gestiftet worden, um deren Zuerkennung Ende 4837 die erste Konkurrenz für (Maler aus geschrieben wurde. Ich konkurrierte mit, machte in München die vorgeschriebene Farbenskizze' und folgte dieser, da als not wendige Bedingung mit bestimmt war, daß die Ausführung in Dresden stattzufinden habe, wovon später indeß abgesehen wurde, i m (M ai 4838 nach Dresden, wo ich die Ausfüh rung des Bildes bewerkstelligte. Der Preis wurde mir nicht zu erkannt, was ich indeß in der Folge als Glück zu betrachten hatte, indem mir seit 4839 vom Professor Semper Aufträge zuteil wurden, bei denen ich auf praktischen Wege weiter vorwärts zu kommen erwarten durfte, als ich würde vor geschritten sein, wenn ich jenem Preise zu folge zu einer Reise genötigt gewesen wäre, wo ich auf den Nuhepunktcn doch nur an ein Staffeleibild gestellt gewesen wäre, während mir auf diese Weise die interessantesten und mannigfaltesten Aufgaben wurden. Hierbei muß ich dankbar st bekennen, daß ich Semper meine spätere Entwickelung beinahe einzig nnd allein als Künstler zu danken habe. Die erste organische Aufgabe für mich war die Dekorierung der Kuppel der Villa Rosa, wo mir die bunten Bilder über tragen waren, welchen dann bald die Aufträge für das Theater folgten, bei welchen der geistige Nutzen bei weitem den mate riellen überwog. Als dasselbe im Inneren vollendet war, sollten die am oberen Rundbau befindlichen äußerlichen Flächen durch Verzierungen gefüllt werden. Professor Semper wollte dies in der Art des mittelalterlichen Sgraffitto ber- gestellt haben. Da aber die Technik unbekannt war, mußte diese erst wieder aufgefunden werden, was anfangs durchaus nicht gelingen wollte, aber doch weil Semper seine Idee nicht auf geben wollte nach langem und vielseitigen Versuchen wieder auf gefunden wurde. Es bewährt sich diese Manier sehr gut, und (sie) hat neben der alleinigen Dauer in unserem Klima noch