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liehen Hinrichtungen mit allen barbarischen Details aufzeich- rieten. Carpzov widmet in seinem 1746 erschienenen „Historischen Schauplatz" ein ganzes Kapitel den „Oeffentlich begangenen Missethatcn und deren Bestraffung". Ilkan hatte in Hittau wie anderwärts viele Methoden, die armen Sünder vom Leben zum Tode zu bringen, f^m folgenden wollen wir den Chronisten von einigen dieser oft recht „geschwin den Proceduren" erzählen lassen. Ao. 1368 als Ilitsch Mayler, ein Schöppe, an der Herl, drcy Könige Tage zur Kirche gehen wollen, hat ihm ein Tuchs macher, ITirsch Schedel gewandt, sür seinen Hanse gewege- lagert und auf einen Finger gelähmet. Man bekam den Thäter auf frischer That mit dem Mord-Gewehre, die band man ihm an seine Hand und saß Gerichte über ihn. Das Urtheil fiel da hin aus, daß ihm der Rath den Kopff abschlagen ließ. Ao. 1514 ist zu Reichenau ein unverschämtes V5eib eines Kindes genesen, welches sie nach der Geburth erwürget und in einen Teich geworffen. E. E. Rath hat hierauf die Mörderin ihres Blutes von dem Ilonnen-Hofe hohlen und sie nach ihrem Verdienst lebendig begraben lassen, Kapitalverbrechen am Christtag Ao. 1520 den 24. Dee. am Heil. Christ-Abend um 4 Uhr hat sich Hanß Glantz, ein Steinmetz in der Böhmischen Gaste wohnhafftig, unterstanden, das Rathaus zu erbrechen. — Ilach Aufsprenqen mehrerer Schlösser war er „durch den Ofen in die Rathsstnben gekrochen, darinnen ein Schräncklein mit zwey festen Schlössern ausgemacht und daraus bey achtzig Schock Geld ge nommen. Er hatte von seinen Diebs-Instrumenten einen Illauer- Hammer in der Rathsstuben ve-aesten. Dieweil er nun sein Heichen hatte, aab es die Vermuthunq auf ihn, denn er war ein Steinmetz, Mauer und Becke, darneben ein großer Spieler und Buhler. Wie man ibn nun unter der Predigt eingezogen, hat man ihn nach Essens alsbald mit der Schärfe gefraget — nn- angesehen des großen Feyer- oder Christtages — da er denn alles bekannt." Ilach einein mißglückten Fluchtversuch wurde er „Sonnabends nach den Feyertaaen. mit glüenden Hangen durch die Stadt gerissen, gerädert und der Körper aufs Rad geflochten." ..Ao. 1527 ward ein IDeib gefänglich einaesetzt, welche mit 63 Männern die Ehe gebrochen, ward den Montag nach Tri nitatis in einen Sack gesteckt und erträncket." Strafvollzug an Toten Dem strafenden Arm der Gerechtigkeit konnte sich keiner ent ziehen, nicht einmal durch den Tod. fssn einem solchen stalle wurde die Exekution eben an der Leiche vorgenommen: „Ao. 1529 ist einer mit Ilahmen Schlimm Hanß, so ein starcker Spieler war und sich mit Stehlen oder Diebs-Verhee- lungen nehrete, in gefängliche Hafft gebracht worden, jedoch ehe ihm der Prozeß fornüret werden konnte, starb er im Gefängniß und ward todt an Galgen gehenckt." Drastisch verfuhr man mit llrkundenfälschern. Illan be strafte sic an den Gliedern, mit denen ste das Delikt begangen hatten, indem man ihnen die Finger, die die fälschende Feder ge führt hatten, abhackte. Das passierte 1549 einem Hittauer Groß kaufmann „so mit Gewand, fischen, Wolle und dergleichen Waren starcke Handlung getrieben und ein falliment von 14 000 Soldi, so er nicht bezablen konnte, machte." Er hatte einen königlichen Geleitsbrief, der ihm Hahlungsaufschub von drei Monaten gewährte, gefälscht, indem er aus den drei Monaten drei Hahre machte. Ursprünglich sollte auf königlichen Befehl die Todesstrafe an ihm vollzogen werden, dann wurde die Strafe gemildert": „man solte ihm beyde Ohren abschneiden, beyde Augen ausstechen und die Finger an der rechten Hand abhanen, womit er den Geleitsbrief gefälscht hatte." Schließlich wurden ihm nur die zwei Finger abgehauen und er selbst für Heit seines Lebens des Landes verwiesen. Ao 1573, den 29. April, hat Man Schnabels Sohn von Hirschselde benm Galgen verbrandt, aus Ursachen, daß er hakte :u Hirschfelde steuer angelegt. Und weil er lahm war, hak ihn der Scharfrichter auf einem Bretwagen zur Richtstädte gcführet. Den 1. August ist Ilkargaretha, George Ottens Tochter, eine Kindes-IIkörderin lebendig begraben und ein Pfahl durch ihren Leib geschlagen, ihre Ilkutter aber, weil sie darum IVissen- schaft gehabt, den 20. Oct. des Landes verwiesen worden." Ehekonflikt — Kopf ab! Von einem seltsamen Ehekonflikt mit tödlichem Ausgang für den Liebhaber erzählt dec Chronist im folgenden: „Ao. 1584, den 5. f^uni ist ein Pcocurator von Iglau nach Hittau kommen, welcher einem Handelsmann zu Hnaim in Mähren sein Weib mit 2 Kindern entführet. Des 'Weibes Mann aber, der ihnen allenthalben nachgezogen, aelangete selbige Nacht auch anhero und traff beyderseits in einem Gasthofe vorm Thore zusammen in einem Bette an, da er denn den Procuratoren mit der un züchtigen grauen durch die Gerichten festsetzen ließ, biß auf öen Morgen, da man ihn in die Stadt in Verhasst gepracht. Hier- auff hat der Ehemann von seiner Obrigkeit Attestata wegen solcher Begebenheit und Entführung angeschafft und dem Pro curatoren auf seine eigene Unkosten den Kopf abschlagen lasten, so bey unser lieben grauen Kirchhof geschah. Das Weib aber kam auf seine Vorbitte loß und der Mann nahm sie wieder zu sich." Mit welcher kleinen Korrektur also anscheinend alles wieder in bester Ordnung war! Der Tod als Versöhner Es gab auch Fälle, in denen die Richter dem armen Sünder aus der besonderen Lage des Falles heraus Verständnis entgegen brachten und sozusagen die bürgerlichen Rechte nicht aberkannten. Richter und Gerichteter schieden in völliger Harmonie, der Tod trat als Versöhner auf und schlug den Deliqnenten gleichsam mit dem Ausdruck des Bedauerns den Kopf ab. Carpzovs Be richt von einer Begebenheit dieser Art möge als versöhnender 'Ansklang das an.sich grausige Kapitel von menschlicher Schuld und Sühne beschließen: „Ao. 1612, den 26. August Sonntags Abends zwischen 9 und 10 Uhr gieng dieses Unglück vor: Peter Kohl, Bürger, und Caspar IAolckenstein, Bader, gerieten beym Spiele und Truncke in Hanck und endlich zum Schlagen." — Kohl ersticht den Wolckenstein mit seinem Brotmesser. „Wie Peter Kohl den Stich getan, wirfst er das Messer auf die Gassen, sinket nieder und weinet bitterlich. — Des Dienstags hielt man über ihn das Gerichte und sprach ihme das Leben ab. Kohle sagte: Hch will gerne wieder sterben, dieweil ich Ursache an seinem Tode. Mittwochs, den 29. August, zwischen 9 und 10 Uhr ge schähe die Execution auf öffentlichem Marckte, woselbst von 250 Mann junger Bürger aus allen Hechen ein Creiß geschloßen wurde, f^m Ausführen begleiteten ihn seine freunde und sungen mit ihm Sterbelieder. Als er mit dem Schwerdke enthauptet, legten ihn die Todtengräber samt dem Tuche, auf welchem er den Tod erlitten, in Sarg, trugen selbiaen in sein Hanß und der Rath verstattete hernach ihme einen Pulß auszulanten, auch eben den Tag nm 12 Uhr nebst jenen (den von ihm erstochenen Bader nämlich) bey der Kreutz-Kirchen zu begraben." Vberlaulitrer Wmawerband llerbandgamtliche Mitteilungen 1. Die Frühjahrö-Vertretersitzung (Hauptver sammlung) findet Voraussicht!. Sonntag, 27. April, in Schirgiswalde statt. Nähere Einladung ergeht noch. 2. Die bekannten Formulare für den Tätigkeitsbericht sind vergriffen und werden erst nach dem Kriege in neuer Bearbeitung wieder ausgegeben. Als Hwischenlösnng wird in der nächsten Heit ein Fragebogen versandt mit den wich tigsten Hahlenangaben für die Heit vom 1. Oktober 1939 bis 31. März 1941. Als Orte der diesjährigen Bezirkstreffen im M a i oder uni werden vorgeschlagen: Bad Oppelsdorf, Hut berg Großschönau, Lansitzbaude Ebersbach, Valtenberg, Butterberg bei Bischofswerda, ev. noch Herrnhut. Endgül tige Festsetzung zur Vertretersitzung. Heil Hitler! Der Verbandsvorstand,