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Leluch in der Laulitzbaude Ein Vang durch das Heimatmuseum auf dem Lichlechleberg Wo die Oberlausitz am schönsten ist — ja, wer wollte das entscheiden? Sie ist immer dort am schönsten, wo der Befragte zu Hause ist, wo sein Häusl steht, wo er sich im engsten Sinne heimisch fühlt. Deshalb soll diese kurze Betrachtung nicht etwa mit dem (wenn auch verdienten) Lob der Kottmargegend be ginnen. Das ergäbe von vornherein die Gefahr des Wider spruchs derer vom Oybin, vom Hochwald, von der Lausche, vom Gickelsberg, vom Honigbrnnnen, vom Baltenberg und wo sie sonst noch sitzen, die ihre Heimat kindlich ernst wie eine (Mutter lieben. Aber weim nun gefragt wird, wo das Oberlausitzer Volkstum sich noch am reinsten ansprägt, da wird man den Kreis um den Kottmar und da wiederum den Ebersbachern immerhin einige ^ugestäudniste machen mästen. Vielleicht gibt es gar Leute im Reich, die überhaupt nur an die Kottmarpflege denken, wenn sie von der Oberlausitz hören. Ob es mit der Spreeguelle zusammenhängt, weil ibr Waster durch die Reichs hauptstadt fließt, oder anderen Gründen, man weiß es nicht. Jedenfalls ist es so: Die Kottmarleute find „mit vorne dran", und wer in dieser Linie weiterdenkt, könnte wohl meinen, ste hätten den Ehrgeiz, sich an der Spitze zu halten, und pflegten nur deshalb ihr Volkstum mit besonderem Eifer. Aber es ist umgekehrt. Die Triebfeder der Oberlausitzer Volkstumspflege rund um den Kottmar ist nicht Ehrgeiz, sondern Liebe. Das ist uns ganz deutlich geworden bei einem Besuch der Lausitz- bande auf dem Schlechteberg. Es gibt viele (Wege, populär zu werden. Der (Weg in die stille Zurückgezogenheit eines Museums zählt bestimmt nicht dazu. Es müssen andere Gründe sein, die den Ebersbacher Hum- bolotverein unter Bankdirektor Hermann Ändert be wogen haben, ibn zn geben. Er war lang und steinigt. Aber wenn er vollendet ist, wird an seinem -siel ein Werk stehen, das der Oberlausttzer Heimat zur Ehre gereicht. TL ird ! . . . Denn zurzeit ist man immer noch mitten im Aufbau. Er begann schon in den Jahren, da noch niemand an die Existenz einer Bande auf dem Schlechteberg dachte. Da mals waren die wenigen musealen Schaustücke des Humboldt- Vereins im Ebersbacher Rathaus untergebracht. Erst, als die Humboldtbaude — seit kurzem heißt sie Lausitzbaudc — aufge- richret war, fand auch das Heimatmuseum dort seine Anter- haulitchcillde — die iieimburg des Ebersbacher ssumboldt- und lßeimaioeceins kunft. Nicht alle Baudenbesucher wißen davon. Sie freuen sick der gemütlichen Gastlichkeit der Baude, bewundern den Gesell schaftssaal im gediegenen, formechten Heimatstil oder das eigen- wüchstge Lausitzstübel mit den Tiefbrandbildern der Lausitzer Berge und Burgen in den geschnitzten Stuhllehnen. Aber sie gehen vielleicht achtlos an dem Treppen schuld vorbei, das in schlichter (Mundart sagt: ,,Do nuff giehts as (Museum!" And das eben sollten sie nicht, am wenigsten dann, wenn die Samm lungen vollständig geordnet sein werden und in allen Abteilungen jene Uebersicht und Geschlossenheit herrschen wird, die Hermann Ändert als der rührige Betreuer des Museums auf dem Schlechteberg erreichen will. In allen Abteilungen, sagten wir, denn es versteht sich am Rande, daß ein Verein, der seinen Namen seit der Grün dung (4864) von Alexander von Humboldt ableitet, mit der Sammlung nur volkskundlichen (Museumsgntes nicht aus kommt. Die Humboldtvereine sind auf allen Gebieten zu Hause die das große Bereich der Naturwissenschaften für den Laier auch nur halbivegs freigibt: Astronomie, Botanik, Geograpbie, Geologieh (Mineralogie, Völkerkunde, Joologie. Die Volks- tumspflege ist bei den meisten In oec rauuher vveoeriluoe erst später dazugekommen. Und wiederum auch nicht später, venu die Beschäftigung mit den tcaturwissenschasten ist im drunde nichts anderes als die öetätigung typisch Lausitzer Anlagen, ein Aufgehen im Volkstum selbst. (Weil der echte Lausitzer ein ausgesprochen nüchtern abwäaender, immer nach realer Erkenntnis der Dinge suchender Mensch ist, beileibe kein Schwärmer oder gar Spökenkieker, ziehen ihn das Konkrete und die Lehre von seinem Zusammenhang beson ders in ihren Bann. Hier geht, nebenbei bemerkt, ein merklicher Riß auch durch die Vorstel lungswelt der sonst so verwand ten Stämme der Lausitzer, Su- detendentschen und Schlesier, und es ist kein Zufall, daß da, wo beispielsweise in Schlesien sich ein philosophisch oder litera risch interessierter Kreis zusam men tat^ in der Oberlausitz eben ein Humboldtverein entstand.