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24 Oberlausitzer 14 e! m 3 1 k^r.Z NIancher hört wohl den Ruf der Heimat, meint aber, das ginge nur die Fachleute und amtlich Verantwortlichen an. Er übersteht, daß Baupolizei und Architekten das QrtSbild allein nicht gedeihlich pflegen, daß die Beauftragten des amtlichen Naturschutzes allein einen ausreichenden Naturschutz nicht be treiben können. Dafür ist die Aufgabe viel zu umfassend, die Gefahr zu groß, der Schutz zu dringlich, das Häuflein der Ver teidiger viel zu klein, mögen manche von jenen Mannern auf ihrem Posten noch so hingebeud schaffen und kämpfen. Ilm das Steuer Herumzureißen, d. h. also Heimat und Na tur aus ihrer Aschenbrödelrollc heraus,zuholen, dazu gehört eine breite Front heimatverbundenen, naturnaher, tatenfroher und kampfbereiter Menschen, die als ein Sauerteig auf die Maste des Volkes einwirken und jenen unmittelbar Verantwortlichen den Rücken stärken. Wer wäre dazu mehr berufen, als die Ge- birgs- und Wandcrvereine! Demgemäß ist es eine Freude, zu sehen, mit welchem Nachdruck seit einem Jahre unser größter Verein, der Schwäbische Albverein, den Naturschutz aufgegriffen hat. ^Welcher Verein will da abseits bleiben und nicht schrittweise in der einen und anderen iWeise mittun! Ja, höre ich manchen sagen, wir wollen schon mitmachen, aber zunächst haben wir größere Sorge«, erst wollen wir den Krieg gewinnen. Die so meinen, frage ich: Habt Ihr die An ordnung des NeichsbauernführerS nach vermehrtem Landschafts und Vogelschutz gelesen? lWißt Ihr, daß diese auf eine unmittel bare Anregung des Führers zurückgeht? Seid Ihr Euch be wußt geworden, was es heißt, wenn dem Führer, neben Hunder ten von Volk- und weltbewegenden Dingen so etwas mitten im Kriege durch den Kopf geht? Wer will da zaudern, zumal diese Losung des Führers doch dutzendfältige Hemmungen bei den NurnützlichkeitSpolitikern hinwegräumt! Trifft man nicht vor bereitend mitten im Kriege schon Maßnahmen größten Aus maßes auf sozialem Gebiet, für den ^Wohnungsbau, für das Schulwesen usw.? Ist cs da nicht naheliegend, ja unsere Pflicht, auch unser Haus auf längere Frist zu bestellen und unsere Saat zu säen, soweit irgend möglich? Wenn dann gefragt wird ,,T3as sollen wir denn tun?", so ist zu erwidern, daß die Aufgaben für Heimat- und Naturschutz mancherlei stnd. Schon öfters sind sie im „Deutschen Wan dern" erörtert worden, so im Aufsatz: „Die Gebirgs- und Wandervereine im Kampf um das schöne Dorf" (November 1938). Heute wollen wir uns auf nur einen Punkt beschränken, nämlich die Begr ü nung des Heimatbildes, im Sinuc der Wicdergutmachuug und Vervollkommnung. Pflanzt Baum und Strauch und Hecke im Vrt, an lWegen, in der Mur! Verhelft den verstümmelten Bächen wieder zu ihrem Ufer- gcbüsch (Weiden, Erlen), da wo Ilebereifer und Unvernunft solches ohne zwingende Not beseitigen! Sorgt, daß die Stein-, Kies- und Kalkbrüche wieder begrünt werden! Regt an daß in den Waldern eine angemessene ^ahl von Bäumen auf Jahrhunderte von der Apt verschont bleibt, einer seits, um als Naturdenkmäler das Auge zu erfreuen, anderseits, um den Höhlenbrütern Schlupfwinkel zu geben! Bedenkt, Ivie erschreckend sich die Iahl unserer Singvögel im letzten grausamen lWinter verringert hat und macht lWerbefeld- züge von Vrt zu Qrt für verbilligte und bequeme Sammel bezüge von Niststätteu! Helft den Gemeinden und sonstigen Waldbesttzern, Hunderte von Bäumen, die sich durch Art, Wuchs, Standort oder Uebcr- lieferung aus,zeichnen,, ausfindig und durch einen farbigen Lebens- rettungSring als werdende Naturdenkmäler kenntlich zu machen! Ihr werdet überrascht sein, auf wieviel guten Willen Ihr stoßt. Legt den Gemeinden nahe, an geeigneten Stellen, so an Wbgekreuznnge», Brücken, Höhepunkten Daucrpflanzungen an zulegen und in gegebenen Fällen, zum Fcrnhalten von Be schwerden der Grundbesitzer, dafür geeignete Mächen in der Feld- mar? anzukaufen oder einzukau sehen! So kann Vie Kultureinöde wieder überwunden werden. Armen Gemeinden müssen dabei Bei hilfen von den Kreisen, den Provinzen und auch den Gebirgs vereinen gegeben werden. Wer diesen Vorschlag für abwegig kält, dem sei bemerkt, daß das Landcskulturamt von Westfalen solchen aufgegriffen und befürwortend an die Kulturämter weiter geleitet hat. Sagt den Fabrikbesitzern: Es ist wacker, daß Vhr gemäß den Anregungen von KdF. in die Betriebsräume Licht, Sauber keit, Helle Wände, ja Blumen bringt: aber wie lieblos, ja oft verwahrlost steht die Umgebung so mancher Fabrik aus. Also umpflanzt sie liebevoll. Damit werdet Ihr der Gefolgschaft, der Einwohnerschaft und Euch selbst Freude machen! Laßt nicht zuletzt das blühende Leben, Dorngebüsch, Hol- > lunder, Wildrose, lWildkirsche. lWildapfel, Eberesche und vor allem die Weide, die liebliche Frühliugsbotin, wieder zu Ehren kommen, zur Freude Eurer Augen und zu Nutz der Bienen! So sicher wie das Amen in der Kirche, folgt auf solche Anregungen die Frage: llnd das Geld? Nicht halb so schlimm! Es gibt mancherlei so naheliegende und unbegreiflicherweise doch so wenig begangene Wbge. Einige ! seien hier kurz angedeutet: a) eine Gemeinde beschaffte Heckenpflanzen (Hain- ! buche, Weißdorn), eine andere verschiedene Arten von Baumpflanzen im Sammelbezug und gab sie zum halben j Preise an Grundbesitzer ab; b) bei mehreren Kreisen bedurfte es nur einer Anregung, i um einen größeren Haushaltsposten für Beihilfen zu z Dflanzungen zu bilden. Das dürfte nach dem Kriege nicht nur bei allen Kreisen, ! sondern auch bei den meisten Gemeinden erreichbar sein: wahrscheinlich wird ihnen solches sogar zur Pflicht gemacht. . c) in einer Gemeinde war der ^Wacholder stark ver- s treten: die meisten Flächen aber sind in den letzten Jahren mit Fichten ausqeforstet worden. Ich stellte einen An trag an den Bürgermeister auf Bewilligung eines Be trages für die Rettung der jüngeren ^Wacholder, nebst ( Erdbällen, aus den erstickenden Fichten und Verpflanzen auf andere Gelände. Es wurden freudig 50 RM. dafür s bewilligt. 6) Der Landrat des Kreises Krenzburg (Ob.Schl.) hatte den Gemeinden im März nahegelegt, je 5 Rpf. auf den Kopf der Bevölkerung für die Verschönerung der Landschaft in den .Haushaltplan einrusetzen. Auf meine Anfrage erwidert der Landrat, daß ssch keine Ge meinde gedrückt hak. alle vielmehr diesen 5-Pfennigsatz in s den Haushalt ausgenommen haben. e) Klopft einmal bei der Industrie an. Sagt Euren ! örtlichen Werken, was Ihr zur Verschönerung des Qrts- nnd Landschaftsbildes plant und was Ihr dazu nötig ! habt! Es wird in den meisten Fällen kaum vergeblich sein. Aber setzen wir den allerungünstigsten Fall, nämlich, daß alle diese Quellen versagen. Was dann? Dann wollen wir uns klar werden, daß von dreijährigen Pflanzen Buchen. Hainbuchen und Lärchen 100 Stück nur 6 s bis 7 NM., Kiefern gar 3 RM., Wacholder ljunipsrus ooramnnis) zweijährig 6 RM-, dreijährig 8 RM., Hecken pflanzen: WAßdorn 3,50 bis 4,50 RM!., Hainbuchen 4 bis 6 NM", kosten. Bei all diesen Arten stellt sich also das Stück ! auf 3 bis 8 Rpf. Von Samen kostet das Kilo Schwarz- und Weißdorn 1,50 bis 2 RM., Wildrose 50 R'll., schwarzer Hollunder 3 bis 4 R!M., Salweide 3 RNU. Nisthöhlen für > Meisen, Rotschwänzchen usw, kosten 1 bis 1,20 RM!., für Stare 1,50 RM. Und alles das sollte nicht erschwinglich sein? Freilich kommt noch die Arbeit des Pflanzens hinzu. Mit ein bis zwei Tagelöhnen aber ist gar viel zu schaffen. Ist das nicht auch eine dankbare Arbeit für den Lehrer mit seinen ! älteren Schülern und mehr noch für die Mitglieder der Ge- birgs- und Wandervereine? Hand aufs Herz, gibt es da ein Unmöglich? Die Trene zum Verein und besonders die Willigkeit, Sonderbeiträge zu zahlen, bänat im wesentlichen von den Lei-, stungen des Vereins ab. Wrlche Leistung aber kann den Manschen mehr erfreuen als ragende Bäume, belebende Hecken, ! blühende Sträucher mit singender Voaclwelt darin! Darum, Ihr Wanderfreunde, werdet Gärtner in Eurem Heimatgeländc!