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in den schriftlichen Quellen. tLeyr autfcyinpri..ch waren die bis her fürchie Ortsgeschichte ausgewerteten Urkunden des Erzbis- tums Prag. Ebersbach gehörte War zum Bistum Meißen, als Grenzort wird es jedoch gelegentlich bei Pfarrbesetzungen in Dörfern des benachbarten Prager Sprengels genannt. Ans diesen Hinweisen ist zwar meistens außer kirchengeschichtlichen Angaben nicht viel zu entnehmen. Immerhin lasten sic wenigstens er kennen, daß Ebersbach damals bereits weiter bestanden har. Dies ist besonders wichtig für die Zeit des Hussttenkrieges aus der sonst nur wenig überliefert ist. Interessant find die in dieser Zeit durch Folter erpreßten Bekenntnisse damaliger Uebeltäter, wie sie im Bautzner Bekenntnisbuch erhalten find. Für das 16. und 17. Jahrhundert besaß Ebersbach orts- eigene Duellen, die ältesten beidön Schöppenbücher. Sie find erst in jüngster Zeit spurlos verschwunden. Ein noch älteres Buch muß bereits vor über 100 Jahren verschollen gewesen sein. Diese Schöppenbücher enthalten u. a. die Niederschriften über die Aenderungen im Besitzstand der Grundstücke. Obwohl die Originale verjchollen sind, ist durch einen glücklichen Umstand wenigstens vom ältesten Buch von 1537 bis in die Zeit des 30- jährigen Krieges eine fast vollständige Abschrift erhalten. Sie wurde von dem verstorbenen Exulantenforscher Alwin Berg mann angelegt. Vom zweiten Band, der die Zeit von 1650 bis 1750 umfaßte, sind leider nur lückenhafte Auszüge vorhan den. Um diese Lücken zu ergänzen, möchte von allen noch im Privatbesitz befindlichen Urkunden aus dieser Zeit eine Abschrift angefertigt werden. Den Verlust dieser beiden Bücher können sie freilich nicht aufwiegen. (Wichtige Aufschlüsse über diese Zeit bietet auch der Nachlaß des 1850 verstorbenen Ebersbacher Ortschronisten Gottlob Paul. Die von ihm gesammelten Originalurkunden vom 16. bis 18. Jahrhundert sind erst vor einem Jahr entdeckt worden. Vereint mit den nun zum erstenmal wissenschaftlich aus gewerteten Ebersbacher Kirchenrechnungen ist es möglich, aus diesen Unterlagen die Besitzerreihe der meisten Ebersbacher Grundstücke (Güter, Gärtnerwirtschaften und Häusler) vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart aufzustellen. Ein von Bürgermeister a. D. Eamillo Gocht entdecktes altes Grundstücks verzeichnis leistete hierbei überdies für die Zeit nach 1700 wert volle Dienste. An Hand dieser geschichtlichen Unterlagen konnte festgestellt werden, daß einzelne Ebersbacher Güter oft durch Jahrhunderte im Besitz einer Familie geblieben sind. Doch nicht nur die Geschichte des Grundbesitzes ist nun wesentlich geklärt, auch für die Ebersbacher Sippengeschichte ist eine Grundlage geschaffen worden. Auch in Ebersbach ist es nnn möglich, über den Beginn der Kirchenbücher (1681) hin aus Ahnenforschung zu treiben. Ein Sippenbuch von Ebersbach von der frühesten Zeit zunächst bis zum Jahre 1700 ist im Entstehen. Selbst der (Wandel der Familiennamen und die Einwirkung der Mundart können bei den Aenderungen der Namen an Hand der Unterlagen genau verfolgt werden. Oft kommen auch recht seltsame Familiennamen und nicht selten Spitznamen in den Urkunden vor. Interessant ist ferner die nunmehr vorliegende Liste des ersten Auftretens der Familien in Ebersbach. Auch auf vielen anderen Gebieten hat die neuere Forschung vieles zutage gefördert, was wert ist, für die Gerichte Ebers bachs festgehalten zu werden. Hier nur einige Beispiele dafür: Aus dem Speisezettel bei Hebemahlzciten und Kirchenrechnungen im 18. Jahrhundert ergibt sich, daß unsere Vorfahren em gutes Essen nicht verachteten. Ein Pfund Fleisch kostete 1733 einen Groschen, ein Pfund Zucker dagegen sechs Groschen. Zeiten des Wohlstandes wurden abgelöst von bitterster Hungersnot, über die 1692 recht ausführlich berichtet wird, oder wenn feindliche Scharen in das friedliche Dorf einbrachen. Ein kürzlich aufge fundener anschaulicher Bericht schilderte die Plünderungen öster reichischer Scharen am 29. September 1778. Selbst die alte Rechtspflege wird lebendig in der wiederentdeckten Original urkunde mit der ersten Erwähnung des Schlechtebergs 1661. Vom Leineweber zum Millionär Freundlichere Saiten des menschlichen Lebens klingen aus den Schilderungen des 1844 verstorbenen Karl Gottfried Jere mias, der sich vom schlichten Leinweber bis zum Millionär emporgearbeitek hat und der Geldleiher vieler hoher und höchster Standeöpersonen gewesen ist. Jedem seiner Kinder schenkte er ein Rittergut. Bei seinem Tode betrug sein Vermögen gegen 2l4 (Millionen (Mark. Daß auch der Bauer neben seiner harten Arbeit Zeit für wissenschaftliche Fragen findet, zeigt das auf gefundene (Wettertagebuch aus oem Anfang des 19. Jahrhun derts von Karl Gabriel Wünsche. Ebersbach beherbergte zeit weise auch recht merkwürdige Personen. Da war z. B. Gott- Helf von Hund, der Landesälteste der Oberlausitz, der 1762 vor oeu Preußen in das damalige Schlößchen (heute Amtsgericht) flüchten mußte und hier in Saus und Braus lebte. Sein Ver halten zeigt so recht den Gegensatz zu unserer heutigen Zeit. Während damals das Volk darbte, führte er unbekümmert ein fröhliches Leben. Ilm die Geschicke des ihm anvertrauten Landes kümmerte er sich nicht. Weiter sei Johann Andreas Helbig ge nannt. Er war der Sohn eines Ebersbacher Schuhmachers, lernte Gerber, Leinweber und Müller und starb als Pfarrer 1828 in Wittgendorf. Ein anderer Ebersbacher, Johann Gott fried (Müller, Sohn eines Webers, brachte es zum geachteten Juristen und Rektor der Universität Leipzig. Umgekehrt endete der Kgl. preußische Hofrat Rausch, der einstmals auch Besitzer des Rittergutes in Kleindehsa war, 1785 in Ebersbach als Lein weber in dürftigen Verhältnissen. Aehnlich erging es dem Sohn der Gräfin Kielmannsegge, der lange Zeit als ein Nachkomme Napoleons I. angesehen wurde. Der Vater war aber der fran zösische General Letellier. Dieser Sonderling verlebte in Ebers bach seine letzten Tage als Böttcher. Trotz des ihm nach dem Tode der (Mutter zugefallenen Pflichtteils von 10 000 Ariern konnte er nicht haushalten und mußte schließlich Not leiden. Aus all diesem von Werner Ändert neu zusammengetrage- nen reichen (Material geht hervor, daß die Heimatgeschichte nicht so trocken und weltfern ist, wie es oft den Anschein hak. Sie hat uns vielmehr auch gerade heute noch sehr vieles zu sagen. s)n die weihe Wunderwelt des Mtellaulitzer Gebirges Ein Wandervorschlag Wer seine Heimat liebt, sucht sie nicht nur im Zauber des Frühlings, sondern auch im Sturm und Wetter, in Schnee und Eis. Und fürwahr, unsere bewaldeten (Mittellausitzer Berge locken gerade jetzt in ihrem glänzenden Schmucke den Städter und Dörfler hinauf in ihre reine Höhenluft. So wol len wir uns gern in diese Zauberwelt begeben. Der Zug bringt uns rasch nach Rodewitz. Wir folgen bis zu den Kälbersteinen dem Wanderwege Rodewitz—Böhmische Mühle. Unser Pfad geleitet nnS über die neue Spreebrücke auf das rechte Ufer dieses Flusses. Vor uns die weiße Wunderwelt des südlichen Höhenzuges des Mittellausitzer Gebirges, neben uns die ruhig dahinflicßendc Spree, gewunden, von Weiden- und Erlen- für die Westlausitz gestrüpp eingesäumt, ursprünglich und unberührt wie in ihren ältesten Zeiten. Nun nimmt uns ein herrliches Fleckchen Erde auf. Das ist Schmeiß' Busch, durch oen sich das Crostauer Ouellrvasser schlängelt. Es ist von der Winterkälte in eisige Bande ge schlagen, aber sein dumpfes (Murmeln kündet fröhliches Leben. Das nicht bezwungene (Wasser blitzt mit seinen glitzernden Eis zapfen in der Sonne auf. Das kleine Dorf Crostau, „hin gesehnt an Bergeshang", überrascht uns mit seinem schmucken Kirchlein zu jeder Jahreszeit, so auch jetzt in seiner Winter pracht. (Wir steigen steiler bergan. Die würzige Luft weitet die