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MkckmMsÄkimat ZNonalszeltfüfrlft für Sermatpftege, Sermatforsüfung^ Veekolfrswervuns Mittettungsvlatt des »Sverlausttzee Hekmat-vervandes, dev Gevirgs-, Hekmat- and Humvoldtvevelne dev Ovevlausttz, sowie aurtt dev Geseltsttfaft für Lausitzer Srtzvisttum Zeder unberechtigte Nachdruck au» „Dberlausitzer Heimat" wird strairechtilch verfolgt. — Manuskripten ist Rückporto beizufügen, da sonst flnfpruch auf Rücksendung nicht besteht. — Schriftleitung und Geschäftsstelle ist Reichenau, Sa., Zernfprecher: Reichenau Z00. — Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten ist Reichenau — Postscheckkonto: Dresden Nr. LSS50. — Bankverbindung: Gewerbebank und Girokaste Reichenau 444 — Bezugspreis- viertelsährlich 7L pjg. — Lür Sie dem „Dberlausttzer Heimat-Verband" angeschiossenen vercinsmitglieder stellt sich der vierteljährliche Bezugspreis aus nur SS psg. — Bet Nichtabbestellung spätestens l4 Tage vor Beginn eines Vierteljahre« läust Ser Bezug weiter. Kummer 12 is. Dezember 1941 22.Jahrgang das verschüttete Heimakgefühl Glockenläuten: „Dorfheimat, du heilig Wort! Dir bin ich verschworen. Dorsheimat, du stiller Hort, Wo ich bin geboren, Vvo ich meine Kinderzeit fröhlich durchgegangen Und das erste Herzeleid Mär die Seel' umfangen; Wo des Lebens harte Pflicht Oft mich wollt' zerreiben — Dorfheimat, ich, laß' dich nickt! Treu will ich dir bleiben!" vollen Klang dec Heimat und empfinden die Eigenarten des Lausitzer Landes. — Es gab einmal eine Jeip, wo das Dorf be lächelt und verachtet wurde. Und es gibt noch viele in unserer Jugend, die da glauben, sich ihrer Dorfheimat schämen zu müssen und ihren stillen Heimatort vertauschen wollen mit der Unruhe und Unrast der Stadt. Sie wissen gar nicht, wieviele Kraftströme aus ihrem Dorfe fließen und welch eine gewaltige Größe in der Bauernarbeit und dem Arbeiterschaffen liegt! Sie kümmert sich nicht um die Kul tur ihres Landes, die seit Jahr hunderten berühmt ist durch ihre Ton- und Wcbwaren, sie denkt aber auch nicht daran, daß große Männer aus scheinbar kleinen Verhältnissen empor wuchsen und ein dvrfqeborener . Fichte eine Welt in Atem ver setzte. Eine wichtige Aufgabe wird jetzt den Landlehrern ge geben, daß ste der Jugend Äu gen und Herzen öffnen soll für die Geschichte ihrer Heimat, da mit sie heimattreu und heimat stolz wird und nicht mehr ihr Dorf als langweilig und öde be zeichnet. Und die Ortsvereine haben die Verpflichtung über nommen, durch ^Wanderungen, Besichtigungen und Vorträge erneut zu wecken, daß die Ein heimischen aufschauen lernen und dankbar bekennen müßen, wie schön und vielgestaltig, ihre Heimat ist. So wird die Dorfheimat zu einer heiligen Stätte, wo ehrwürdige Linden raunen und hellklare Wüster blinken> wo Fichtenwälder, Fluren und Auen sich auöbreiten in düsteren und leuchtenden Farben, wo kleine Häuser sich um die Dorskirche scharen und alte Grabmale unter Efeugestrüpp und Rosengesträuch von starken Geschlechtern er zählen. Und über allem liegt ein warmer Hauch von Geborgen sein und Heimatseligkeit! Da klingt ein Lied darüber hin wie feines V^interpracht gegenüber der alten Post in keichenau Aufnahme: faultmann (februor 1941) Lausitzer Dorltzeimal Charlotte Jahrmann, Rammenau Ist sie ocnu etwas Besonderes, die Lausitzer Dorfheimat'? Gibt es nicht hundert und aberhundert Dörfer im deutschen' Vaterlande und hat nicht fast jedes sein schlichtes Dorfkirchlein, seinen Gottesacker, sein Kriegerdenkmal uni) seinen Gänse tümpel'? Und was will man schon sonst von einem Dorfe er zählen — —. Du armer Städter und du armer verstädterter Dörfler, wie blind und empfindungslos seid ihr doch geworden, daß ihr nicht mehr die Seele eures Heimatdorfes fühlen könni und an den inneren Werten vorübergeht, ohne ihrer gewahr zu werden. Gewiss cs gibt Tau sende von Dörfern, und doch ist jedes einzelne von der Lebensart ihrer Bewohner bestimmt und verraten das Wiesen und das Gemüt ihres Volksstammes. Während im Norden die ern sten schilfbedeckten Häuser von der verschlossenen Seele ihrer Bewohner erzählen und im Süden buntbemalte Hauswände Mit lustigen Inschriften das hei tere Gemüt ihres Stammes kundtun, da lächeln uns hier weißgetünchte Häuser mit dunk lem Fachwerk freundlich ent gegen und zeigen uns den Zwei klang der Lausitzer Volksseele. Nein, nichts Uebermütiges lugt hier aus den sauberen Wohn ¬ häusern und nichts Schwermütiges geistert über den dnnklen Schieferdächern, es liegt eine Mischung Heiterkeit und Ernst über unserer Dorfheimat und läßt uns erkennen, wie es um die Seele des Lausitzers bestellt ist. Die Geschichte lehrt uns, daß durch den deutschen Ritterorden die ländliche Kolonisation ge schaffen wurde und auch noch nach Jahrhunderten Ansiedler aus Mittel- und Westdeutschland zu uns kamen und ihre heitere Lebensart nach hier verpflanzten. So gesellte sich auch der freund liche Fachwerkbau zu dem ernsteren typisch Lausitzer Umgebinde- hauö und gaben dadurch der Heimat einen besonderen Reiz. Ju diesem harmonischen Jweiklang aber vermischte sich noch ein weniger klangvoller Ton und hören wir aus ihm den Notschrei einstiger Kriegsstürme, die oftmals mit roher Geivalt über Misere Städte und Dörfer dahinbrausten und alte Schönheiten ver nichteten. Das nüchterne, seelenlose Haus, das wir so oft in Unserer Lausitz finden, ist meist als ein Kind der Not entstanden Und wollen wir dabei nicht den landfremden Sinn des Erbauers unklugen. Und doch spricht da ein wenig der stark ausgeprägte Geschäftssinn der Einheimischen mit, so daß wir auch da in der Volksseele lesen können und das Nüchterne neben dem starken Hange zum Mystischen erkennen. Erhabenes und Alltägliches, Romantisches und Unromantijches, wir spüren den gchcüunis-