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Die Mei Musiker zuckten die Achseln und sagten: „'s acht noa ne. Ba uns fahlen noa dreie!" Ungeduldiges Murren der jungen Leute war die Antwort. Da erhob sich der Herold-Heinz und sagte: „Doas gäb's!" Dabei sprang er auf das kleine Podium und griff sich die Trompete vom Klavier. Er unterhielt sich kurz mit den beiden Spielern. Die nickten lachend und machten sich musikfertig. Heinz trat an die Rampe und rief: „Jtz giht'ö lus! Und weil heute Nubbertanz is, do mach mer zerirscht dan Aeberlausitzer Wal zer „Nubberboall". Ihr müßt aber oalle feste mitsingen!" „Ja, ja, ja!" riefen die im Saal begeistert, denn alle kann ten das lustige Lied aus der Oberlausitz. Der Klavierspieler schlug die ersten Takte und los ging's: „Ban Schenker is heut Nubberboall, do koann ees rimkuranzen! Ich rück mit menner Liebsten hie! Do warn mer aber tanzen!" Der Saal dröhnte, und die morschen Dielen quietschten und ächzten, als der Kehrreim doppelt kräftig einsetzte: „Kumm, mei Nkaigel, kumm oack mit! Bist a schienes Dingel! Tanz mit mir, sn risch wie's gitt, immer rim ims Ringel!" Heinz war zurückgetreten und hielt die Trompete wie eine Fanfare gegen den mit Goldsternen bemalten Himmel des Saales. Gewaltig drückte er die Backen heraus und rollte hin gebend die Augen unter den Brauen. Geschickt fingerte er auf den blanken Griffklappen. Keinem Manschen fiel cs auf, daß er nur mimte und bluffte, daß er sich in acht nehmen mußte, um keine» Hauch in das gelbe Rohr zu stoßen. Dafür schmetterte verabredungSgemäß sein aktiver Kollege um so lauter in den Saal hinein, und der Klavierspieler hieb auf die Tasten, daß der kranke Kasten wackelte. Der dröhnende Gesang der Tanzenden tat das übrige, nm die stumme Trompete zu übertönen. So klang und sang der Oberlausttzer Walzer bis zum Ende. Dann brach ein donnernder Beifall los, der allein dem Heinz galt. „Sache, Heinz, Sache!" riefen die jungen Burschen. Dir Augen der Mädchen glänzten. Iwei alte Weltkriegsteilnehmep, die hinter des Briefträger» Lina saßen, waren nicht minder begeistert. „Sn a Karle!" rief der eine, „dar hoat an Kriege woa» gelarnt!" „Ja, ja, ane Haigelskräte!" stimmte der andere bei. „Unö do hieß eegoal, dar Heinz giht oack an Steenbrnck- und brengt Wetter nischt!" Als die Lina das hörte, wurde ste rot bis unter die Haara und schämte Das waren ihre eigenen 2Lorte. Voll Reue und mit klopfendem Herzen blickte sie zum Heinz hinüber. Jetzt sah ste es ein, der war im Kriege wirklich ein Kerl geworden. Sogar die Trompete konnte er blasen. Und wie! Ach, wenn der doch heute einmal mit ihr tanzen wollte! Dieser Wunsch ging der Lina rasch in Erfüllung, denn in zwischen waren die drei fehlenden Musiker eingetroffen. Schon zum nächsten Tanz lud er sie ein, und so warm und lieb legte ste stch dabei an seine Brust, daß dem Heinz kein Iweifel bleiben konnte. Ja, eine kurz entschlossene Tat ist etwas wert! Das ging dem wackeren Gefreiten jetzt durch den Sinn. Draußen im Kampfe hatte er mit seiner leeren Waffe 20 Gefangene ge macht, die er abliefern mußte, und heute holte er stch mit der stummen Trompete den 24., der sein Eigen blieb. Das war die Lina. Vie der lherwigsdorfer lthronilt Friedrich Eckardt über den Cobak und die Taucher urteilte Jur Ieit finden Raucher nicht immer die ihnen behagende Sorte Rauchwaren. Bekanntlich ist das Tabakrauchen erst mit dem 30jährigen Kriege nach Deutschland gekommen. 400 Jahre später, 4734, schreibt der Chronist Friedrich Eckardt aus Her- wigödorf bei Iittau in seinem Historischen Nutzbringer und Lust-Erwecker folgendes: Von des Tobacks seinen Ursprünge, Ieugung, Art und Eigenschaft, Nutz-, Schaden, Gebrauch und Mißbrauch schrei ben andere in gantzen Tracktaten, Anitzo melde nur etwas von dem Mißbrauche, und zum Voraus, was der Vornehme Con- ringus an einem Orte sagt: Es hätte dasjenige Land, so den Toback erstlich gezeuget, demselben immer vor sich behalten, und uns nichts herausschicken mögen, denn wir hätten sonsten genug Instrumenta Dementiae, oder TFerkzeuge der Torheit bey uns heraußen, wobey ich denn aufrichtig gestehe, meinenhalben, was den Rauch-Toback anbelangt, möchte er immer in Neu-Spa- nien geblieben seyn. Sollte gleich der mäßige Gebrauch in Rau chen, wie ich nicht leugne, nicht gar ohne Nutz ferm, so findet man doch viel 4000 Menschen, die ihn nur aus Gewohnheit, vielmahl zu ihren großen Schaden, fast stündlich müssen im Halse haben, obgleich vielmahl TFeib und Kinder nicht satt Brodt zu essen haben: ja ich habe von einen erzehlen hören, der d,?n Toback auf dreyerlei Art gebraucht: denn in der Kirchen (da solche Säue nicht rauchen dörffen), hat er Toback gekäuet, her nach zu Hause den auSgekäueten gedörret und gerauchet. und hernach die Asche hat er in die Nase geschnuppct. Ich dächte aber, es wird um manche Saue bester gerochen haben, als um diesen Kerlen. Kömmet man etwan in ein Bier-Hauß, wo Gäste innen sind (schreibert ein treuer Lehrer), so stehets vor Tobacks- Rauch aus nichts anders als in der Hölle, tuukel und finster, denn die Heist das Tunckele der Finsternis Jud. 44. v. 43. 2Venn unsere Liebe Vorfahren solten in ein solch Gemach sehen, ste würden stch seegnen und Mryuen, es seyn lauter Teufel darinnen, weil man den Teufel so mahlet, daß steuer und Rauch aus seinen Rachen gehet, Und lasten auch solche Tobacks- Brüder allenthalben, wo ste gehen und stehen, einen Gestanck hinter sich, ihr Mund, ihre Kleider, ihre Haare stincken dar nach, wie man vielmahl von den Teufel schreibet, wenn er etwan den Menschen erschienen und wieder verschwunden sey, er alle zeit einen greulichen Gestancks hinter stch gelassen habe. Sind Worte Herrn Stoltzens in der Kirchen-Posaune Conc. 60, pag. 4349. Doch dieses bey Seite gesetzt: was sind nichtz durch das lei dige Tobacksrancheu vor Feuers-Brünste erwecket, und vor arme Leute gemacht worden. Die Exempel gebens. Von den vielen Exempeln einige davon: Anno 4642, den 26. August, entstünde zu Görlitz durch Tabacks-Schmauchen eines Soldaten eine große Brunst in der Langen Gaste und verbrannten in 2 Stunden 85 Häuser in dec Stadt, samt den Niclaus Thurm, wie auch in derselben Vor stadt die Niclaus Kirche sammt 44 Häusern, ohne die, so vorm Nieder-Thore einaiengen, wobey auch eine Kürschnerin, nebst ihrer Magd, in Dampfe erstickete. Anno 4669 brannte Archangel in Moöcau durch Ver wahrlosung eines Tobackschmäuchers fast gar ab. Eben aus dieser Ursache ist der Toback auch in Moscarr verboten, weil sonderlich allda viel höltzerne Gebäu zu finden. Tobacks-Bruder, rauche immer, Mir gefällest du doch nimmer, Suche dir ein eigen Iimmer. Johann A p c l t. Senöet üen Solüaten üie „Gberlausltzer Heimat" ins Kelü!