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^Ü^E!6Ü^^E — Sechs Jahrzehnte Gebirgsvereinsschaffen In unserer Betrachtung vom ^,,Hüben und drüben — einst und jetzt" hatten wir kürzlich die 60jährige Tradition des nord böhmischen Gebirgsvereinswesens beleuchtet und die Pionierarbeit des 4881 gegründeten Schönlinder „Touristenklubs" gebührend hervorgehoben. 28ie dessen Initiative im Jahre 1884 zur Gründung des Gebirgsvcreins für Nordböhmcn führte, so ent stand in Reichenberg in demselben Jahre der Deutsche Gebirgs verein für das Ieschken- und Isergcbirge, der bereits ein Jahr später rund 1500 begei ¬ sterte Anhänger um sich scharte. Sie haben sich immer und besonders in schicksalhaften Seiten als Vorposten oes, Deutschtums bewährt. So manches stolze Wahrzeichen der sndeten- ventschcn Heimat, das auch uns Lausitzern längst ver traut ist, verdankt dem ziel bewußten Gebirgövercins- schaffen sein Entstehen, und wenn jetzt das an der Spitze der vielen Aussichts türme und Berghäuser stehende IeschkenhauS — das von de» Tschechen verstaatlicht und nach der Befreiung des Sudeten landes von der Deutschen ^f^.-IZild Kerndt Oie lelchkenbaude wieder im Uelitz des (Zebirgsvereins AussichtSkurm auf dieser höchsten Erhebung zwischen Riesen- und Erzgebirge erbaut, der ein Jahr später seiner Bestimmung über geben werden konnte. Dieser Turmbau schuf überhaupt erst eine umfassende Auösichtsmöglichkeit auf dem bedeutendsten Sattel des IsergebirgeS, der damit aus einem Aschenbrödeldasein erlöst wurde. Der Touristenbesuch entwickelte sich sprunghaft und er reichte jährlich bis zu 18 000 Besucher des Berggipfels. MR der Verwaltung der von Baron Heinrich von Licbieg erbauten Hohehaböburg wurde seinerzeit der Reichenberger Verein betraut, der sich auch auf dem Gebiet der Heimatliteratur große Verdienste erworben hat. An Stelle der von 1885 bis 1891 er schienenen „Mitteilungen" trat das „Jahrbuch", das sich be sonderes Ansehen erworben hat. Eine wesentliche Lücke würde dieser kurze Ucberblick auf weisen, wollte man nicht des sportfördernden Moments geden ken, das der Arbeit des Gebirgsvcreins für das Ieschken- und Isergcbirge ein weiteres Schwergewicht verlieh. Unter den um fangreichen Vvcgbanten, die dem Vvaiwersport die herrlichen ^Waldreviere des Ieschken- und Iscrgebirges erschlossen, ragt der Skiwcg von Ariedrichöwäld nach Rcichenbcrg besonders her vor. Hand in Hand damit ging die Schaffung eines reichen, der Orientierung dienenden Kartenmaterials, das die rege Verbin dung zwischen hüben und trüben vertiefen half. Auf beiden Seiten Verständnis für dieses fruchtbare Gebirasvereinsschaffen — in dem das Heimat- und Gebirgsoereinswcsen der Oberlausitz den sudeteudeutscheu Nachbarn nicht nachsteht — weiter zu wecken, dazu sollen diese Heilen zu ihrem Teil beitragen. —<lt. Reichsbahn übernommen worden ivar — durch die Vermittlung des Reichsstatthalters und Gauleiters Konrad Henlein wieder in den Besitz des Deut schen Gebirgsoercins für das Ieschken- und Isergcbirge über gegangen ist, so handelt es sich dabei um die Abtragung einer alten Dankesschuld. Hu den bekanntesten Bauteil, die durch die verschiedensten Hweigvercine geschaffen wurden, gehören weiter das Schwarz brunn-Berghaus, ' die Auösichtstürmc auf der Humboldthöhe, dem Seibthübel, dem Brambcrg, der Königshöhe, dem Prosch witzer Kamm und der Tafelfichte, die gerade jetzt auf ein Jubi läum zurückblicken kann: 1891, vor 50 Jahren, wurde der 1-41/42 Das llunewalder Eal - eine geographische Einheit Hu den kleineren Landschaftsgebieten unserer Heimat, die infolge der Bodengestaltnug ihrer näheren Umgebung eine ge wisse Abgeschlossenheit und Eigenart aufweisen, gehört das Cunewalder Tal südöstlich von Bautzen. Auf drei Seiten schließen cs Bergzüge von ihren Nachbargcbicten ab, so im Norden der bis zu 560 m ansteigende Schlcifbcrgzug, im Osten der Kötschauer Berg und im Süden die Beiersdorf—Oppacher Bergkette, deren höchste Erhebung der Beiersdorfer Berg (so schon vor hundert Jahren genannt) eine Höhe von 500 m hat. Nur nach Westen zu ist das. Tal offen und geht hier über in das „Obere Spreetal", das sich bis annähernd Obergurig, wo der Mittellauf des Musseö beginnt, erstreckt. Der Geologe sieht in dem Ennewaldcr Tal eine sogen. „G rabenversen- k u n g" und stellt es im Vergleich zu dem O b errheintal, das von den gewaltigen Bcrgzügen des Schwarzwaldes und der Vogesen begrenzt wird. Diese Granitgebirge sind einst dadurch entstanden, daß der hochgcwölbtc Rücken, der die beiden Ge birgsstöcke verband, in einer riesigen Spaltenbildnng in die Tiefe sank, wodurch das Tal sich bildete, in dem später der Rhein seinen Wieg suchte. Eine ganz ähnliche Entstehung — freilich nur im kleinen Nkaßstabe — darf man bei dem Ennewaldcr Tal annehmcn. Auch über dieses wölbte sich dereinst ein hoher Rücken, der dann in riefen Spalten versank nnd so das Tal entstehen ließ, das wir heute als blühende Knltnrlandscbaft vor Augen haben, in der sich Ort an Ort reiht. Die Bergzüge im Norden und Süden bedingen insofern die Abgeschlossenheit des Tales, als sie in erster Richtung keine Hauptstraße überschreitet, in letzterer nur eine solche (Bautzen—Ncusalzä) überquert. Au höher gelegenen Punkten bietet das Ennewalder Tal reizvolle Ausblicke. Einen solchen findet man am und um den 28 e 1 gs - dorfer Teich und von dem steilen Talhange des soaen. W einberg schlößchenS in Mtttelcunewaldc ans. Von diesem sei folgendes mitgeteilt: Im Jahre 1729 ließ der Guts herr Karl Gottlieb von Hicgler auf einer „wüsten Anhöhe", wie es heißt, „einen 28einberg und ein Lustschloß" anlegen, das im Jahre 1838 durch Brand zerstört wurde und von dem nur noch geringe Neste geblieben sind. Nach einem auf Schloß Obcr- cuncwalde anfbewahrten Gutsplan erscheint cs als lang gestrecktes Gebäude mit beiderseitig halbkreisförmig hcrvortreten dem Ntittelsaal, den Abschluß bilden zwei Türme. Vor der Anlage war eine Terrasse angelegt, von der noch ein Stück er halten ist. Ebenso ist noch der westliche Turm bis zu einer Höhe von mehreren Metern vorhanden. 2Dir haben hier eine neu zeitliche Ruiue vor uns, doch besteht die Annahme, daß sic sieb aus den Grundmauern eines älteren Bauwerkes, vielleicht des ehemaligen Rittergutes Mättelcuncwalde, erhebt. Nur eine planmäßige Ausgrabung kann hier Klarheit ver schaffen. O. Sch.