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„Sonst haben diese TLäldcr an den meisten Orten so wohl schönes Klauen- als auch Mder-Wild. Denn man findet in den selben nicht nur Hasen, Wüchse, Dachse, wilde Katzen, wie auch unterweilen Luchse, sondern auch Hirsche, Rehe und wilde Schweine, wie auch an den Teichen MkR-Otter. Ingleichen gicbt es auch an Federwild Rebhühner, Schneppen, Birck- unö Hasel-Hühner wie auch Auerhähne. Ja, in der Hoyerswerdi- scben und Görlitzischen Heyde giebt es auch ziemliche große Stein-Adler, die den Schaafen unterweilen ihre Stärcke gar nachdrücklich zu empfinden geben. Und gleichwie die Felder bey angehendem Herbste ziemlich reich an schmackbaren Lerchen seyn, so find die Püsche kurtz darauff voller Schneppen, Großziemer, Drosseln, Spechte und anderer solcher Vögel." Hnndern und Muränen Als Großer 1714 sein Werk über „die beyden Markgraf- thümer" schrieb, da waren die beiden Lausstzen noch ein staats rechtlicher Begriff, eine geschlossene Einheit. Mmskau und Gör litz waren wie Calau, Sorau und Lübben sächsische Städte. Erst 100 Jahre später ging diese Einheit durch den Beschluß des Wiener Kongresses verloren. Die Niederlausitz und der größere Teil der Oberlausitz kamen unter preußische Verwaltung. Heute, da alle Deutschen im Großdentschen Reiche vereint leben, sinv wir allerdings einer partikularistischen Betrachtung der Dinge längst entwachsen. Vor Jahrhunderten reichte die Lausitz sogar bis vor die Tore Berlins. Damals gehörten ihr nämlich noch die Kreise Storkow und Beeskow, im heutigen Regierungsbezirk Potsdam, an. Diese beiden seenreichen Gebiete wurden bereits 1556 pfand weise durch die böhmische Krone, der die Lausitzen damals unter standen, an Kur-Brandenburg abgetreten. Auch die Seen, von deren unvorstellbaren Mschreichtum Großer im folgenden wunder bare Dinge zu berichten weiß, liegen im Kreise Storkow- Beeskow. „Denen Müssen müssen wir mm auch die vielen und schönen Teiche, wie auch an etlichen Orten befindliche Seen beyfügen. Denn in Ober-Lausitz sind sowohl im Budißinischen als Gör litzischen Amte die schönsten und Mschreichsten Teiche, so man immer wünschen kan. — Ungleichen ist bey Storcka der be kannte Tscharmützel, oder vielmehr Scharmützel, der wegen der ehemals gar häuffig, auch noch jetzo bisweilen gefangener Mu ränen gar berühmt, und deßwegen der Churfürstlichen Branden burgischen Cammer vidiciret Wochen ist. So ist auch ohnweit Storcka bey Groß-Schauen ein gar weit beruffener See, welcher wegen der darinnen insonderheit befindlichen Kanter der Kanter- See genennet wird. Denn die herum liegenden Nachbarn ver sichern, daß man in diesem See, zur Winter- oder Eißzeit, offt- mals auf einen Hua bey 50 Rthl. werth solche Msche fangen sähe. Insgemein aber giebt dieser See auch schöne große Hechte und Ale, wie auch Dveltze, davon manches Stück bey nahe so lang als der TLagen ist, darauff er weggeführet werden soll." Spreewald-Hauber Nach diesem Abstecher bis vor die Tore Berlins kehren wir wieder in die Oberlausitz zurück. Da uns der Heimweg durch den Spreewald führt, hören wir gern, was unser Rektor Großer über ihn berichtet: „Unter denen Lausitzischen TFäldern ist sonderlich der Spree-Wald berühmt. Denn dieser erstreckt sich nicht nur viel ONeilwegeS in die Länge und Breite: sondern formirt wegen der dadurch lauffenden, und sich in unterschiedene Arme checken den Spree vorkheilhafte Insuln, dahin sich die Innwohner, bey einfallenöen Kriegs-Heiten, mit ihrem Viehe, Haab und Gute, retiriren, und vor allem feindlichen Anfall gesichert bleiben kön nen. Daher haben sie ssch auch in dem dreyßig-jährigen Kriege, in dieser Vaildniß offtmahls so verhauen, daß sich kein Mind an sie hat wagen dörffen. Doch ist zu beklagen, daß sich böse Leute offtmals unterstanden haben, die in diesem Spree-2Äalde befindlichen Gaben der Natur zu allerhand zauberischen Unter fangen anzuwenden, und dem sonst beruffenen lWalde dadurch bey denen Ausländern einen bösen Nahmen zu machen." Hier können wir uns eines leisen Lächelns nicht erwehren, haben wir doch unsern Meund, ein sonst grundgelehrtes Haus, bei einer uns seltsam amnutenden menschlichen Schwäche, den Hauber- und Geisterglauben, ertappt. Hur Ehrenrettung der biederen Spreewälder sei gesagt, daß heutigen Tages von einem „Hauber" in diesem Sinne nichts mehr zu merken ist. Der „Spreewaldzauber", der uns während einer Kahnfahrt unter dem grünen Blätterdach des Spreewaldes umfängt, ist von einer guten, besinnlichen Art. Von den Bergen und Hügeln „jWaS die Edelgesteine in einem Ringe seyn, das seyn die Berge auf der Erdfläche. Sie dienen zu derselben Ausschmückung und erwecken in den Augen derer, so sie ansichtig werden, beydes Belustigung und Verwunderung." Die Lust zum Wandern und Schauen, auch in unseren da mals recht unwegsamen Gebieten, ist durchaus nicht so neuen Datums wie manchmal angenommen wird. Aus den Schilde rungen, die Großer von einigen Oberlausitzer Bergen gibt, ist zu entnehmen, daß schon vor Jahrhunderten ihre Gipfel das Hiel von Wanderern und Touristen waren, die gewiß mit den selben Empfindungen wie wir heute die Trümmer versunkener Pracht betrachteten und denen wie uns das Herz weit ward, ob der Schönheit der Heimat, die sich von den Spitzen der Berge offenbart. Bereits vor 350 Jahren preist ein Görljtzer, namens Abraham Gast, in einem lateinischen Gedicht die „Landes krone" bei Görlitz in sehr liebenswürdiger Mrm. Großer nennt den Berg den „vornehmsten Berg in Ober-Lausitz", seine Heitgenossen nannten ihn auch de» „Lausitzischen Parnaß oder Helicon" oder auch den „Laufitzischen Calender", weil er an geblich den iWechsel der ^Witterung anzeige. Hier folgt das reizende Gedicht ans dem Jahre 1596 (!) in der Uebersetzung Großers: „Wo sich der breite T8eg mehr gegen TLesten kehrt, Heigt sich ein steiler Berg, den vieles Mierckens werth, Und angenehm gemacht, weil alle, die ihn kennen. Ihn wegen seiner Mrm, des Landes-Crone nennen. E» steigt manch schlancker Baum von unten zierlich auff. Doch hemmen auf der Höh zwcy Gipfel ihren Lauff: Die diese Gegend durch ein doppelt Raub-Nest schreckten. Bis ihre Mauern sich zerbrochen niederstreckten. Jetzt überklettert ihn manch muntrer Passagier, Und sucht den alten Rest von dieser Landeö-Hicr: Mndt aber weiter nichts, als Püsche, Stein und Bäume, Denn alter Schlösser Pracht verschwindet wie die Träume." Sehr ausführlich läßt sich unser Cicerone über den altehr würdigen Oybin aus, der schon damals die Naturfreunde anzog. Er schildert den Mrg durch das anmutige Tal zum Dörfleiu Oybin, zu den Ruinen auf dem Berge, berichtet von der Geschichte der Baulichkeiten und erzählt schließlich: „Es ist auch oben auf der Mäche noch ein Kirchhof, drauf die Innwohner des darunter gelegenen Drofes ihre Leichen zu beerdigen gewohnt gewesen seyn. Weil auch dieser Berg samt seiner Hugehör von den Kaisern und Königen in Böhmen, nach völligem Abgang der Coelestiner, E. E. Magistrat der Stadt Hittau eigenthünckich verliehen worden, hat derselbe vor die jenigen, so diesen Ort besuchen, einen vor der Sonnen-Hitze und dem Regen gesicherten Abtritt bauen lassen. Denn diese wegen der jähen Klippen, tieffen Kläffte, vieler Bäume und Sträu cher, aus den Mlß-Ritzen hervorrieselnden Vvässer und sonder lich unten in dem Thale gegen Norden zufließenden Mrellen bach höchst annmthige Gegend wird sehr offt besucht: bevorab, weil man bey Loßbrennnung eines Pistols oder andern Ge schossen ein so vielfaches starckeö Echo hört, als man in einige» Orten finden kan." Amüsant liest sich, was unser Großer über den „Löbauer Ber g" sagt. Nachdem er von bergbaulichen Versuchen au demselben und von der Mbel, daß der Bau der Stadt Löbau ursprünglich auf dem Gipfel des Berges begonnen, schreibt er: „Bey dem Eingänge zu dem Gehöltze dieses Berges ist ein sehr anmukhiger Brunn befindlich, der wegen seines süßen und wohlschmeckenden iWassers, von denen um dieselbe Gegend hütenden Schäffern, wie auch sännntlichen Anwohnenden, der Honig-Brunn genennet wird. — Im übrigen steht das gemeine Volck in einem alten hergebrachten Wahn, daß in diesem Berge ein besessener Schätz verborgen liege. Und in die-