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für sie Ivar dir Handwebcrei die einzige Nköglichkcit, das Leben HU fristen. Kein ^Wunder, wenn die Dorfweber mit allen Mrt- tein die lästigen Ueffeln ihres Handwerks zerbrachen. Nur wenigen, besonders Glücklichen war es dabei vergönnt, vom Weber bis zum Leinwandgroßhändler oder Faktor aufzusteiqen. Die BevölkcrungSzunahme prägte sich auch in der Siedlung selbst ans. Allenthalben wurden neue Häuser gebaut: Auf der Dorfaue, aus den Gemeindeviebigen, in den Bauerngütern und besonders auf dem Gelände der ehemaligen Rittergutsherrschaft. Ganze Ortötcile entstanden. Das Spreedorf, die Haine und die Eibauer Seite wurden ausgebant. Als dann in dem geschütztem Talboden kaum noch Raum für Neubauten war, kletterten die neuen Siedlungen immer höher an den Berghängen empor. Die LDohnviertel um den Schlechteberg, um den Hainberg und um den Gutberg find kennzeichnend für diese jüngste Siedlungs tätigkeit, die bis in die Gegenwart reicht. Die Bevölkerung wuchs und wuchs, so daß Ebersbach in der Mktte des vorigen Jahrhunderts das volkreichste Dorf Sachsens und schließlich l925 zur Stadt erhoben wurde. Auch die letzten Jahrhunderte der Geschichte unserer Stark waren hart und schwer. Wie oft wurden nicht mühsam unge bahnte Handelsbeziehungen durch die häufigen Kriege vernichtet. Haben doch fast alle Kriege, die seit dem ZOjähriaen Kriege im Innern Deutschlands ausgefochten wurden, ihre Spuren in das Antlitz der Siedlung gegraben, llnd dennoch! Wrnn auch mancher wieder von Neuem anfangen mußte oder gar andere au seine Stelle traten, unaufhaltsam wandelte sich das Bauern dorf zum Weberdorf und zur Fndnstriefiedlmig. IleberdieS find gerade die Ebersbacher Handwebergeschlcchter und Faktoren am Ausbau der Oberlausitzcr Textilindustrie wesentlich beteiligt. Tatkräftig setzten ste sich frühzeitig für die Veredlung der Webwaren ein. Seit Anfang des l8. Jahr hunderts blühte die Bleicherei. Dadurch wurde die Herstellung weißgarniaer Leinwand ermöglicht. Nach der llebcrwindung großer Schwierigkeiten konnte man gegen Ende des l 8. Jahr hunderts ein erstes Nlangelwerk zur Glättung und Avpretnr der Webwaren schaffen. Druckereien und Färbereien folgten. Als durch die ausländische Konkurrenz die Leincnweberei den Todesstoß erhielt, wandte man sich zu Beginn des lg. Jahr hunderts hoffnungsvoll der Baumwollweberci zu. Doch neue Gefahren d.rohten. Die Maschine war im Vormarsch. Da half kein ^Widerstand. Wneder wurden die Schwierinkeiten gemeistert. Fabriken entstanden, Fn der Textilindustrie gab e- niemals ein Ausruhen. Dis in unsere Heit läßt sich dies verfolgen. Erlebten wir doch gerade in den letzten fahren, wie ganz neuartige Roh stoffe verarbeitet wurden. Aehnlich schwer war die Sicherung des Absatzes für die heraestellten Waren. Von den ersten Be suchen der Leipziger Messe, über die ausgedehnten Handels reisen, die Ebersbacher Großhändler und Fabrikanten seit dem Ende des 18. Jahrhunderts in das Ausland unternahmen, läßt sich ein dauerndes Ringen um die Gewinnung neuer Absatz möglichkeiten verfolgen. Freilich gar zu oft war die Kraft des einzelnen viel rn schwach, um unaünstigeu politischen Konstella tionen zu troken. Kamen dann keine Aufträge, so mußten die .fleißigen Webcrhände ruhen Oft schlichen Not und Hunaer durch die kleinen Weberhäuser. Kar mancher Weber verließ in solchen weiten seine Heimat. Bis hin nach Lihmannstadt, Warschau und Papiauik lasten sich die Spuren solcher Aus wanderer verfolgen. Auch wenn ste die Heimat verließen, lo bauten sie doch aar oft ihre Häister nach Heimatart. llnd lo kann man noch henke weit un Osten tonische llingebindehänser sehen die vor über hundert Fahren von Ebersbachern und ande ren Oberlausikcrn errichtet worden sind. Wirft man einen Blick in die Verzeichnisse der Weberrunft in Likmannstadt, so ent deckt man eine aanre Reibe gebürtiger Ebersbacher. Sie ge hörten rn den Pionieren der Textilindustrie in diesem Gebiet. Doch wir brauchen nicht von Nöten in allzufernen Heiken er zählen: denn bis vor wenigen Fahren war sa die Not ein steter Begleiter unserer Weberei. llns allen sind die trostlosen ^ahre der Nachkriegszeit noch lebendig in Erinnerung. Die Arbcits- lestgkeit wollte kein Ende nehmen. Als gar durch jüdische Machenschaften das größte Unternehmen, die lWeltfirma Her mann Wünsches Erben, rnsammenbrach. sank alle Hoffnung. Erst die Machtübernahme des Nationalsozialismus brachte auch hier die iWendung. Die ^Maschinen, die schon zum Abbruch be- reitstanden, kamen wieder in Gang. Fn den verödeten Fabrik sälen entstand neues Leben. Doch nicht die iWeberei allein bestimmt das Bild des iWirt- schaftölebens. Fhr Siegeszug, ihr Kampf gegen fremde Bevor mundung ebnete auch anderen Fndustrien den V?eg in die Stadt. Seit ihrem Bestehen haben auch diese Firmen und ihre Gefolg schaften häufig hart um ihre Existenz ringen mästen. Nieman den wurde etwas geschenkt, llnd doch war aller Einsatz der ein zelnen Männer und Frauen nicht selten vergeblich. Die Ver flechtung des gesamten Wirtschaftslebens Deutschlands mit dem internationalen Fudentum vernichtete immer wieder die Er folge. Erst durch den Nationalsozialismus wurde dem Raubbau an der deutschen Arbeitskraft ein Ende gemacht. Die Partei, die Arbeitsfront und das gewaltige Sozialwcrk des Führers sind zu wahrhaften Hütern des schaffenden deutschen Menschen gewor den. Wir alle haben den festen Glauben, daß der große Ent- scheidnngskampf, zu dem das deutsche Volk angetrcten ist, end lich allen Schaffenden eine bessere Hukunft bringt. Lang und steinig war der iWeg bis hierher. Nur ein harter ^Menschenschlag konnte ihn meistern. Diese bodenständige ur deutsche Art spiegelt sich am sichtbarsten in der Mundart und in der Mundartdichkung. Unsere Heimatsprache klingt kraft voll. Gar zu feinfühligen Ohren mag sie vielleicht rauh und un gehobelt erscheinen. Auch die in Sprichwort und Redensarten gefaßten Volksweisheiten wissen nichts von Weichlichkeit. Sie sind wie die reich entfaltete Mundartdichtnng mit all ihren Schnurren, Liedern, Theaterstücken und Hörspielen Ausdruck einer ungebrochenen Lebensbejahung. Da Ebersbach im Kern gebiet der Oberlausitzer Mundart liegt, ist hier seit langem das bodenständige Volkstum besonders gepflegt worden. Fn Ebersbach erschienen die ersten Oberlausitzer Mundartlicdkarten und von Ebersbach aus eroberte sich das Oberlausitzer Mundart hörspiel den Rundfunk. Beredte Künstler waren dabei besonders die bekannten Ebersbacher Edelroller. Nichts kennzeichnet bester die Grundhaltung unseres im Laufe der Geschichte schwer ge prüften Menschenschlages als der Schlußvers eines Liedes mei nes Bruders Herbert, dessen Worte oft aus dem Munde der Edelroller erklungen sind: Oack lus uffs neue, feste lus, de Hähne beißt zusogunn'. Mir warn euch weisen, woas mer kinn', woas mir fer Schädel hoan. Mw iWaber warn ne untergihn, do kinnt'r Gift druf nahm. Oack feste wirken, feste spuln, do wird uns ne dr Geier huln! (Aus Herbert Ändert „Anne dritte Hampvcll Lieder aus dr Aeberlausitz".) Goldschnitt von 8odo Zimmermann