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Die Pelt in Schluckenau Die Geißel des Mittelalters, die Pest, die^ in kurzer Zeit osr ganze Städte und Dörfer entvölkerte, ist auch in der sudetendeutschen Stadt Schluckenau mehrmals verheerend ein gebrochen und hat Furcht und Schrecken in Ort und Weich bild verbreitet. Die erste Nachricht vom Auftreten dieser Senche ist uns aus dem Jahre 4555 überliefert. Angeblich sollen damals nur zwei Eheleute am Leben geblieben sein. Die Stadtknechte gin gen von Haus zu Haus und warfen Körbe mit Lebensmitteln in oie Behausungen, um zu erforschen, ob die Inwohner noch am Leben waren. Wmrde der leere Korb wieder herausgewor fen, so waren die Insassen noch am Leben. Ein aus dieser Maßnahme sich entwickelnder Brauch, das „Korbwerfen" oder „Korbschreien", stammte noch aus dieser furchtbaren Zeit. Er wiro jetzt nicht mehr geübt. Die Kinder gingen zu Aschermitt woch, ähnlich wie unsere Gründonncrötagschreier, mit Körben in die Häuser und heischten Gaben. Da der MHnsch des Mittelalters diese Volksseuche als Strafe Gottes für seine Sünden ansah, war der Aschermittwoch, der Tag der Buße und Reue, so recht geeignet, für die Ausübung dieses Brauches. Bereits nach 30 Jahren trat die Pest abermals in Schlucke nau auf. Um ihre Ausbreitung in die Umgebung zu verhin dern, wurde die. Stadt auf Grund eines strengen kaiserlichen Befehles isoliert. Niemand durfte Schluckenau betreten oder verlassen, Handel und Gewerbe treiben. Ein Aufsichtskordon am Rande der Stadt überwachte die Sicherung. Um einer Hungersnot vorzubeugen, wurden die Lebensmittel von außen an den Kordon herangebracht, wo sie von den Einwohnern abgeholt wurden. Auch das Brot wurde außerhalb der Stadt in Feld öfen auf dem bewaldeten Hügel zwischen Schluckenau und Har rachsthal gebacken. Der Murname „Die Brotküche" für dieses Waldstück erinnert noch an diese furchtbare Zeit. 4585 starben in Schluckenau 648 und in den umliegenden Dörfern 465 Personen an der Pest. Neben der Stadtkirche weist an der alten Schule eine Gedenktafel auf das große Sterben hin. Nach Angaben des Kirchengedenkbuches wütete die Pest be reits im Jahre 4599 abermals in der Stadt. Zu den Wirren des dreißigjährigen Krieges, in denen Schluckenau schwer zu leiden hatte, gesellte sich zu allem Un glück über die geplagte Stadt auch noch die Pestilenz. Von August bis Dezember des Jahres 4632 starben an der Pest 559 Personen. Von 454 Ehepaaren blieben nur acht Paare am Leben, während 27 Eheleute sich durch die Flucht retten kounten. Auch im Stadtbuch ist verzeichnet: „Es starben an 600 Personen, groß und klein, Ratspersonen wie auch Bürger meister und Richter." Bereits am Abend wurden die tagsüber Verstorbenen beerdigt. Da es nicht möglich war, so schnell für so Viele Särge zu besorgen, nähte man die Leichen iw Lein wand ein, legte sie in Massengräber und überschüttete sie mit Kalk, bevor man ste mit Erde zudeckte. Diese Pestgräber liegen hinter der alten Schule. Im Jahre 4743 wütete in ganz Böhmen die Pest, beson ders in der Gegend von Prag. Auch Schluckenau blieb von der Epidemie nicht verschont. Das Land wurde durch eine dreifache Kordoulinie abgesperrt. An der sächsischen Grenze wurden Gal gen errichtet, an denen alle, die sich nicht ausweisen konnten, aufgehängt wurden. Ein solcher Galgen war auch in Tauben heim auf der Ortsflur Neutaubenheim ausgestellt worden. Der Murname „Galgenberg" bezeichnet diesen düsteren Ort. Oest- lich dieser ehemaligen Richtstätte trägt ein Mldstück noch heute die Bezeichnung „Die Wachhütte". Hier haben sich in einer für diesen Zweck gebauten lWachhütte die Grenzwächter auf gehalten. Galgen und TLachhütte sind verschwunden, aber die Erinnerung an diese schicksalschwere, grauenvolle Zeit ist in diesen Flurnamen der Nachwelt erhalten geblieben. A. H. „Wen und drüben" einlt und jetzt... Sechs Jahrzehnte Gebirgsverciusschaffen im Sudetenland Schönlinde wirkte bahnbrechend Als es während der Tschechenherrschaft für die Oberlausitzer galt, durch eine enge Fühlungnahme mit den sudetendeutschcn Brüdern und - Schwestern die nahe Staatsgrenze nicht zur Volksgrenze werden zu lassen, hatte das zum Begriff gewordene „Hüben und drüben" einen eigenen Klang, der uns immer eine Mahnung bedeutete. Und diese Mahnung griffen hüben wie drüben rührige Heimat- und Gebirgsvereine auf, um die 2Lacht au der Grenze zu stärken. Wenn nun Heuer sechs Jahrzehnte vergangen sind, seit sich im nördlichen Böhmen die Wander gruppen, die schon 40 Jahre früher die ^Wohltaten des gemein schaftlichen Durchstreifens der heimatlichen Gefilde entdeckt hat test, erstmals veroinsmäßig zusammenschlossen., so verdient dieses Jubiläum auch in schwerer Kriegszeit eine gebührende Heraus stellung. Die Initiative ging von dem betriebsamen Strumpf wirkerstädtchen Schönlinde aus, wo im Jahre 4884 ein „Tou ristenklub" als erster Verein dieser Art gegründet wurde. Aus ihm bildete sich drei Jahre später der Gebirgsverein für das nördliche Böhmen, der unter seinem verdienstvollen Obmann Dr. med. Johann Hille im Laufe der folgenden Jahre in allen größeren Ortschaften des Niederlandes Zweigvereine ins Leben rief. Mut vorbildlichem Eifer ging man in den rund 20 Abteilungen ans Voerk, und jede erfüllte für sich große Auf gaben. So entstanden die Aussichtstürme des iWolfsberges und des Tannenberges, das Schutzhaus auf dem Wolfsberg, die Touristenbrückc im Khaatal. Die Abteilung Warnsdorf wicb- nete sich ourch die Errichtung der großen Aussichtswarte auf dem Burgsberg aus, die Rumburger erbauten ihr stattliches Heim rw-VUd k-rnbt Damsdorfer Kurgsberg — Partie an der Mandau auf dem Rauchberq. So manche Sommerfrische und manche Badeteichanlage führt ihr Entstehen auf das emsige Marken der Gebirgsvereine zurück, und das geschaffene weitverzweigte und gut markierte Wegenetz umfaßt heute eine Gesamtstrecke von 4900 Kilometer. So schuf der Gebirgsveroin für das nördliche Böhmen gemeinschaftlich mit den Brudervereinen der Nachbar- aebiete wertvolle Grundlagen für den Aufbau im befreiten Sudetenaau, in dem auch das „Hüben und drüben" wieder seine schönste Bedeutung erhielt. ckt.