Volltext Seite (XML)
Oberlsu)itzer 95 t^r. 9 Sie Schirgiswalder Landschaft Äon allen Tcillandschaften der mittleren Oberlansitz trägt öle Schirgiswalder Landschaft am meisten einen auSgepräg len B e r g l a n d cha ra k t e r. Sic gehört dem südlichen Teile des Lausitzer Granit Massivs an, dem sich süd lich von Schluckenau das nordböhmische Sandsteingebiet an schließt. Sie stellt ein außerordentlich reich gegliedertes Berg- land dar, dessen Höhen zum größten Teil vom Lausitzer Hauptgranit und ganz vereinzelt nur vom Basalt auf gebaut werden. Die sich aus ihrer Umgebung schars abhebende westöstliche Bergkette, deren markanteste Punkte der Dahr - »er Berg, Kälber st ein, P i ck a c r Berg nnc> Reinsdorf er Berg sind, bestimmt die Eigenart uns Schönheit unserer Heimaklandschaft. Das Waldkleid, das an nähernd die Hälfte der Gegend bedeckt, erhöht ihren Reiz noch wesentlich lind verleiht ihr eine hohe Bedeutung für den Aus flugs- und Sommerfrischenverkehr. Nächt vergessen dürfen wir bei der Beurteilung der Schirgiswalder Landschaft deren süd - l i ch c und nördliche Randgebiet e. Sie wirken stark belebend auf den Eindruck, den wir von den die Stadt Schirgis walde allseitig umgebenden Höhen gewinnen. Da ist im Norden der mächtig ansteigende Scklleifberg mit seinen reichbewaldeken Borbergen, die dem Landschafksbilde in dieser Richtung einen geradezu idealen Abschluß geben, (Hre Fortsetzung bilden dann senseits der Spreetalbnchk die Gipfel des Mönchswald- und Pichoznges. Und nun den Blick nach Süden gewendet, wie grüßen sie hinein ins Lausitzer Land die eigenartig gestalteten Basaltdurchbrüche des nahen böhmische^ Niederlandes! Hoch ragen sic empor über die flachen, der Landesgrenzc folgenden Waldhöhen: der schlanke Kegel des Spitzberges und der einem riesigen Sarkophag gleichende Botzen bei Schluckenau, Also auch hier ein abschließendes Bild, von dem das Ange mit Macht in seinen Bann gezogen wird. Die höchste Erhebung der Schirgiswalder Landschaft ist der südliche Teil des Dahrner Berges, der als Weifaer Höhe bezeichnet wird und 506 Meter Scchöhc erreicht. Mre Kuppe trägt seit 4927 in der Schnrigbande eine im anheimelnden Stil errichtete Gastwirt schaft mit Aiissichtstnrm. Der unmittelbar östlich von Schirgis walde ansteigende K ä l b e r st e i n r ü ck e n erhebt sich zu einer Höhe von 480 Meter, der mit ihm im Osten verbundene Pickaer Bern steigt zn 485 (Meter an, während der nörd lich vorgelagerte Potzenberg oder Botsbcrg 446 (Meter doch ist. Jenseits der O p p a ch c r Paßstraße verläuft der Bcrgkamm über den 446 Meter hohen Wurbisberg zum Beiersdorfer Berg und damit zu 500 Meter (Meereshöhe. Die Entwässerung unserer Landschaft wird fast aus schließlich durch die Spree vermittelt. Sie ist trotz ihres noch recht jugendlichen Zustandes ein belebendes Element in ihr. Sie bat einst das ticfemaesehnitteue Durchbruchstal geschaf fen, dem die Stadt Schirgiswalde ihre reizvolle Lage verdankt. Der Muß tritt bei Einmündung des Seheidebaches in 288 Meter Seehöhc in unser Gebiet und verläßt dieses hinter Nr schau in einer Höbe von 242 Meter, so daß er innerhalb der Strecke von ungefähr vier Kilometern ein Gefälle von 46 Metern aufwcist. f^n Schirgiswalde beträgt die Höhenlage des MusscS 260 Meter. Sowohl oberhalb wie auch unterhalb unserer Stadt bildet die Spree je ein kleines, aber ungemein reizvolles Engtal. So südlich am Kapcllenberge (einem ins Tal binanfgeschobenen Granitbuckel), wo der Mrst am Hange des KälbcrsteincS bis tief in das Spreeufer hinab reicht, und bei dein benachbarten gcwcrbfleißigen Kirschau, wo im sogen. „Hag" dunkler (Wald das linke Steilufer deckt und jenseits ein jäh ansteigender Aelshügcl die ansehnlichen Reste der einst stark bewehrten Burg Kirf ch a u krönt. Inmitten einer heut mit so schätzenswerten landschaftlichen Borzügen ansgestatketen Gegend haben im 48. oder 44. Jahr hundert deutsche Siedler das TA ald Hufendorf Schirgiswalde gegründet. Seine ursprüngliche Anlage bat freilich im Laufe der (Jahrhunderte, besonders nach der Stadkerhebnng 4665, bedeutende Veränderungen er fahren. (Wenn wir uns von Süden her der Stadt nähern, so snhrt unser Wanderwcg durch die schon erwähnte Talenge, in der zur Rechten der harzduftende Bergwald des granitneu Kälbersteines bis dicht an das Sprecnfcr, nur einem schmalen Wegstreifen Platz gebend, herantritt. Sehr bald aber künden uns stattliche Häuserreihen auf dem linken Hange, daß wir uns dem (Mittelpunkte einer volksreichen Ortschaft nähern. Nachdem sich unser Weg noch ein wenig bergan gewendet hat, haben wir es vor uns, das liebliche Städtebild von Schirgiswalde. Dicht aneinander drängen sich seine Häuser unten am Spreerandc, zer streut und in frisches Grün gebettet liegen die freundlichen Wohnstätten in den an den westlichen Berghöhen sich hinan ziehenden Ortsteilen. Als ein W ahrzeichenderGegend erhebt sich auf steiler Anhöhe die formcnschöne, doppeltürmiqe katholische Pfarrkirche und ihr zur Seite der mäch tige Bau der neuen Ortsschule. Seitwärts grüßt das gleichfalls von einer Talhöhe herabschauende, im freundlichen Ziegelrohbau erbaute schmucke evangelische K i r ch l e i n. Unser Weg senkt sich abwärts der Spree zn. Auf fester Steinbrückc, der die vor einigen Jahren aufgestellte Statue des Brückenheiligen Nepomuk zur besonderen Hier gereicht, überschreiten wir den Muß und es bedarf noch weniger Schritte, und wir stehen auf des Städtleins M arktplatz. Seine von den Marktanlagen unserer übrigen Kleinstädte abweichende Mrm — er bildet eigentlich nur einen erweiterten Straßenkrcuznngspunkt — weist darauf hin, daß Schirgiswalde verhältnismäßig spät erst Stadt geworden ist. Wenn wir eine kurze Umschau nach den b e - merkenswerten Gebäuden des Städtchens ans älterer -Pit halten, so ist es an erster Stelle die aus der -Pit der Stadkverleihung stammende Lauben Häuser gruppe an der Südoststrecke des (Marktes, die unsere Aufmerksamkeit verdient. Sic ist von hervorragender Schönheit und wirkt durch aus einheitlich. Einer Betrachtung wert ist ferner das ,,A lte Rathaus" an der Westseite des Marktes. Es ist in der Mik des Klassizismus entstanden und -eigt vier klassizistische Pilaster korinthischer Ordnuna. die von fachmännischer Seite als . eine feine Arbeit aus der -Pit um 4800" bezeichnet werden. Die auf der (Mitte des Platzes auf einem aut gegliederten Sockel sich erhebende Ebristnsstatue bat ihren Ursprung in der -Pit um 4760. Als ein im wesentlichen in seinem älteren -Zustande er haltenes Wohnhaus ist das Gebäude Nr. 68 in der angrenzen den Hauptstraße rn nennen. Es ist früher das Herrenhaus des Schirgiswalder Niederhofes gewesen, f^n einem Raume des Obergeschosses konnte man ein ovales Deckengemälde, die „Krö- nnna Mariä" darstellend, bewundern. An derselben Straßen seite hat das A m t s g e r i ch t s g e b ä u d e mit einer in neuerer -leit angebrachten Erinnerungstafel Platz gefunden, die auch auf die -leit der „Schirgiswalder Republik" von 4809 bis zur 4845 erfolgten Ueberaabe an Sachsen hinweist, die unser Ort freilich im engsten Sinne des (Wortes nicht gewesen ist. Eine Gedenktafel hat man auch am (Markte dem 4830 in Schirgis walde geborenen und 4892 in Hamburg verstorbenen Kompo nisten Theodor Hentschel gewidmet. Eine kurze (Wanderung auf der westlich verlausenden Rä- mischstraße bringt uns unter der im Hohen Bogen die Straße überspannenden Eisenbahnbrücke nach dem Gasthaus zum Türm chen. Der Kunstfreund sieht hier in dem einfachen Pntzbau eine reizvoll schlichte Anlage des endenden 48. Jahrhunderts. Das zweigeschossige Gebäude wird von einem anSgebanten Halbwalm- dach und einem zierlichen Dachreiter gekrönt. Ml seiner gemüt lichen Gaststube kommt auch der Meund eines guten Tropfens auf seine Rechnung. Obgleich die Bauformen der zweigetürmten katholi - s ch e n P f g r r k i r ch e nicht über das 48. Jahrhundert hin- cmsweisen und Ausstattung und Schmuck teilweise aus neuerer Mit stammen, so verdient doch ihr stimmungsvolles Innere, dem Altäre. Beichtstühle und Kanzel das lebensfrohe Gepräge des Barock geben, einen Besuch und ein sinnendes Verweilen an geweihter Stätte. Gegen 220 (Meter hoch erhebt sich der reichbewaldete K ä l b c r st e i n r ü ck c n über der Stadt. Ans seinem Gipfel sand man früher eine vom Gebirgsverein Schirgiswalde be treute Schutzhütte. Mvei hohe Granitfelsklippen ragen unweit