Der neue Stausee an der Spree Von Bürgermeister Ahollingek, Sohland " Archiv der Lemeinde 5ot)land ci. d. 5pcee Der neue Ztaulee in Zostland a. ü. 5peee tigt. Etwa 50 000 cbm Bodenmassen waren zn bewegen. Die harten Winter der letzten Jahre und die immer ungünstiger werdenden Personalverhältnisse hatten eine Verzögerung der Fertigstellung zur Folge. Trotz des Krieges ist aber die Anlage fertiggestellt worden. Sie bedeutet nicht nnr eine wasserwirt schaftliche Notwendigkeit, sondern auch eine wesentliche Ver schönerung des Landschaftsbildes. Mit seinen etwa 450 000 Quadratmetern vürfte der neue Stausee sie größte Wiastcc- fläche der näheren nnd weiteren Umgebung sein. Da es sich um ein Machbecken handelt, ist das Fassungsvermögen nur 235 000 Kubikmeter. Die Länge des Beckens, das sich in geschwungenen Linien links und rechts der Reichöstraße Bischofswerda—Hittan ausbreitet, beträgt 4,3 Kilometer, die größte Breite 200 Nieter. An seiner tiefsten Stelle mißt Vas Becken sechs Nieter. Dec Abflnß von Hochwasser regelt sich selbsttätig durch eine beweg liehe eiserne Stauklappe von 25 Nieter Länge und einem Ge wicht von 30 000 Kilogramm. Diese Klappe wird mitomatisch durch den Wasserspiegel gesenkt oder gehoben. Die Stauklappe ist in einen Sperrdamm von 80 Nieter Länge und vier Ilieter Kronenbreite eingebaut. Der neue Stausee fügt sich harmonisch in das Landschafw- bild ein. Durch geschwungene Linienführung und durch aus reichende Bepflanzung unter Leitung eines bekannten Land schaftsgestalkers ist dafür gesorgt, daß die Ufer nicht ^öde unv langweilig wirken. Herrliche Fußwege führen lim Schatten alter Bäume an den Ufern entlang. Zahlreiche Bänke laden zum Verweilen ein. Neben einer großen wasserwirtschaftlichen ZZedeutung bildet der neue Stausee aber auch eine gern besuchte Wafsersportstätte. Schon heute beleben zahlreiche Boote die weite Fläche. An seinen Ufern aber wird nach Beendigung deS Krieges eines unserer schönsten Freibäder entstehen. Schließlich wird eine zeitgemäße Gaststätte nut geräumigen Parkplätzen den zahlreichen Besuchern auch leibliche Erfrischungen bieten. So entstand an der Spree, mitten im größten aller Kriege, ein Bauwerk von großer wasserwirtschaftlicher Bedeutung uns zugleich eine Sehenswürdigkeit, die dem lieblichen Mitkellau- fitzcr Bergland einen erhöhten Fremdenstrom znführen wird. Vor etwa 45 Jahren brachte eine Tageszeitung die Nach richt von ver Errichtung einer Talsperre in Sohland. Es han gelte sich vamals nm einen — Apilscherz. Seitdem ist das Problem mehrmals in den Tageszeitungen erörtert worden — heute ist es Wirklichkeit geworden. In aller Stille und ohne jede Feierlichkeit ist die neue Anlage in Betrieb genommen worden, es soll aber an dieser Stelle näher auf die Entstehungs geschichte eingegangen werden: In den fahren der großen Ar beitslosigkeit war der im Gebiet des Kreises Löbau gelegene Test de/ Spreelaufes „reguliert" worden. Ohne Rücksichtnahme auf die große Lehrmeisterin „Natur" wurden damals in ganz Deutschland Flußläufe geradegelegt. Die Folgen zeigten sich gar bald. Durch Verkürzung des Laufes entstand ein größeres Gefälle und damit eine erhöhte Geschwindigkeit des Wassers. In Sohland und den unterhalb liegenden Spreegemeinden kam fortan das Hoch master eher an als die amtliche Hoch- wastermeldung. Plötzlich auftretendc Ueberschwemmungen fügten den Anliegern erheblichen Schaden zu. Aber auch von Seiten der Triebwerksbesitzer wurden in verstärktem Niaße Klagen laut, weil durch den schnelleren Ablauf des Wassers der Wert der Wasserkräfte geschmälert wurde, In den trockenen Jahren von 4933 bis 4936 zeigten sich aber auch in ven von der Regulierung unmittelbar be rührten Spreegemeinden Nachteile infolge eines auffallenden Rückganges des Grund wasserspiegels. Die Vorstandsmitglieder der 44. Spreeunterhaltungsgenössenschaft nahmen deshalb den in einer Vorstands sitzung im Jahre 4933 in Schirgiswalde von dem damaligen Direktor des Stra ßen- nnd Wasserbauamtes Bautzen vor getragenen Plan der Fortsetzung der Spreeregulierung in Sohland mit einiger Sorge entgegen. Die weiteren Vorarbei ten verzögerten sich etwas — Gott sei Dank kann man heute sagen — und unter dem Einfluß der überall anftreteu- den Schäden der übertriebenen Regulie rungen machte sich im Reiche das Bestre ben nach Errichtung von Rückhaltebecken bemerkbar. Es wurde deshalb auch der Plan der Spreeregulie- rnng nmgestoßen nnd an dessen Stelle nach Möglichkeiten zur Errichtung eines Spreestaubeckens gesucht. Eine von dem leiten den Beamten der Wasserbauabteilnng im Wirtschaftsministe- rinm Regierungödirektor Trobitzsch vorgenommene Ortsbesichti- gung ergab als günstigstes Gelände das Spreegebiet innerhalb , der Ortsflur Sohland von der Himmelsbrücke bis zur Friese schen Fabrik (an der Grenze mit Schirgiswalde), dabei war allervings der Wegfall der "Wasserkraft der Steglichschen Nlühle Voraussetzung. Die umfangreichen Planungsarbeiten besorgte das Straßen- und Wiasterbauamt Bautzen. Den Ge ländeerwerb übernahm die Gemeinde Sohland. Etiva 45 Hektar, meist nasses Wnesengeländo, mußten erworben werden, wobei die bisherigen Grundstücksbesitzer durch verständnisvolles Eingehen auf die durch den Bau bedingten Notwendigkeiten zur Förde rung des Projektes beitrugen. Als Träger des Bauvorhabens wurde die 14. Spreeunterhaltungsgenostenschaft bestimmt, die Bauleitung übernahm das Straßen- und Wasterbauamt in Bautzen. Die damals noch bestehende Arbeitslosigkeit machte es möglich, daß zur Finanzierung auch Reichsmittel eingesetzt wer den konnten, während sich auch das Sächsische Wirtschafts Ministerium in hervorragendem Maße an der Finanzierung be teiligte. Nachdem alle Voraussetzungen erfüllt waren, konnte am 20. Dezember 4937 mit dem Bau begonnen werden. Durch schnittlich wurden 40—50 Arbeiter an der Baustelle beschäf-