Volltext Seite (XML)
Der Danderltab Von Erich Griebel, Verbandsführer der Märkischen Wandervereine Wanderstab! Glücklich sei, wer dich ergreift, Mit dir in die Weite schweift! Ju diesen wenigen Worten ist eine MAt von Empfin- onngen zusammengefaßt. Der Wanderstab ist das Sinnbild der Wanderfreude und der Sehnsucht nach blaudämmernden fer nen. Gar oft wird er im deutschen Dichterwald besungen. Jo seph Freiherr von Eichendorff, der Romantiker des Wanderns, saug: „Noch schien der Lenz nicht gekommen. Es lag noch so stumm die Welt, Da hab' den Stab ich genommen, Hu pilgern in's weite Feld!" Auf dem Denkstein für den wanderfrohen Matthias Elau- oius im Wandsbecker Gehölz hat man außer Hut und Tasche auch den Wanderstab geehrt. Das gleiche geschah an dem Denkmal Theodor Fontanes in Neu-Ruppin. Die von Paul Matzdorf geschaffene Fontane-Plakette zeigt uns den Altmeister des märkischen Wanderns, wie er, auf den Wanderstab ge stützt, sinnens Schloß Rheinsberg betrachtet. Er war es ja auch, der uns den guten Rat gab: An einem Sommermorgen, Da nimm den Wanderstab, Es fallen deine Sorgen Wie Nebel von dir ab!" Und dann Viktor von Scheffel, der Löbsänger des Fran ken landcs: „Jetzt reicht mir Stab und Ordenskleid Der fahrenden Scholaren, Ich will zu guter Sommerszeit Ins Land der Franken fahren!" In einem Volksliede heißt es: „Ein Sträußchen am Hute, den Stab in der Hand, Muß ziehen der Wanderer von Lande zu Land." Und Faust spricht auf dem Blocksberg: „Solange ich mich noch frisch ans meinen Beinen fühle, Genügt mir dieser Knotenstock!" Aehnlich klingt es in einem neueren Liede: „Mag glühen heiß der Sonne Brand, Frisch ziehen wir unserer Wege, Und hält den Wanderstab die Hand, So wird der Fuß nicht träge." Hermann Löns behauptete von sich: „Gleichgültiger Blauaugenblick, Den alten Filzhut tief im Genick, Den dicken Knüppel in der Hand, Gesicht und Nacken sonnverbrannt, So fahr ich durch das Leben." Auf der Gertraudenbrücke am Spittelmarkt in Berlin steht die heilige Gertraud, die Schptzpatronin der ^Wanderer. Der Wanderer, den sie mit frischem Trunk labt, hat ebenfalls den Wanderstab in seiner Rechten. „Eia frauwe sant Getrau, Nu tu mir gut Herberg kund,' Daß ich behalt' mein Leib gesunt." So lautete ein alter Spruch der fahrenden Gesellen. Was mag es nun wohl sein, was einem so einfachen Stab, einem so simplen' Stück Holz die Kraft zu so hoher sinnbildlicher Bedeutung gibt? Auch ich habe einen Wanderstab, er ist mein allertreuester Freund. Schon über 25 Jahre ist er mein Begleiter in frohen und ernsten Stunden, in Frost und Regen, bei Schnee und leuchtendem Sonnengold, Waldesflüstern und Mreresrauschen. Wenn wir uns zu Hause des Alltags begegnen, dann klingen Eichendorffschc Weisen in mir auf: „O Wandern, o Wandern, du freie Burschenlust! Da wehet Gottes Odem so frisch in die Brust, Da singet und jauchzet das Herz zum Himmelszelt, Wie bist du doch so schön, o du weite, weite Welt!" Ja, und dann weiß ich wieder, was der Wanderstab be deutet. Für mich wurde er der geheime Schlüssel, der mir die Schönheiten der Heimat erschloß. In jedem deutschfühlenden Manschen lebt jener faustische Drang zum Anendlichen, der schließlich zum ^Wandern zwingt. Die erste Begeisterung pflegt in die Beine zu fahren und man wandert, was das Heug halten will — Latschen, Klotzen, Tippeln, Kilometerfressen nennt man das. Auch ich mußte das erleben. Aber da kam zur rechten Heit der Wanderstab. — „Bedächtig — bedächtig —- langsam -— langsam!" rief er mir jedesmal zu, wenn die Beine gar zu stür misch in die Weite strebten. Und gar bald merkte ich, was er mit seinem Rat bezweckte. Hörte ich bisher die Vöglein singen, sah ich Bäume und Blumen — jetzt sollte das etwas anders werden. Ich fühlte heraus, daß die Birken etwas Nkädchenhaft- zartes, die Kiefern etwas Trutzigeö in ihrem Wesen zeigen, daß jedes Wesen eine eigene Art besitzt. Und hier erschließt sich auch Sie Bedeutung des Begriffs — Wandern. Wandern be deutet gemächliches Schreiten, ein liebevolles Sichversenken in die Vielfältigkeit der Erscheinungöwelt, bedeutet Erfühlen, Er leben. „Und wo ich neues Land w.d Meer erschaut. Den Wanderstecken neben mich gelegt, Wo das Geheimnis einer Ferne blaut, Ergriff mich unersättlich Lebenslust Und füllte mir die Augen und die Brust. Hell in die Lüfte jubelnd rief ich dann: Ich bin ein Pilgerim und Wandersmann!" Jeder rechte Wandertag wird so zu einem Festtag. Wenn wir auf einsamen Pfaden durch die Fluren streifen, hier das Wild überraschen, dort den Landmann bei der Arbeit grüßen, dann geht uns der Sinn auf für das Gottesgeschenk des Wan derns. „Nimm zur Hand den Wanderstab Und ins Herz die Freude, Schüttle deine Sorgen ab — Festtag ist es heute!" Die HuWlmderbewegung der VroWimauer Damaltweber Vou Ernst Bech stein, Großschönau (Fortsetzung und Schluß) Jngleicheu sollen die Gerichte scharf acht haben auf die dem Ver nehmen nach allerorts auftretenden Spione und Rekrutenwerber, so die jungen Purschen in frembde Dienste preßen, ingleichen auf die frembden Emissionäre, so die gezogenen Weber tonr- bouliercn und nach Schmiedeberg und andere Orte in Schlesien wegführen. So aber diese Verführer ertappet werden, ingleichen unsere Großschönauer Unterthanen, so in der Trunkenheit das Handgeld genommen, so sollen diese alsofort arretieret und un verzüglich nach Hittau unters TÜeberthor gebracht und dem Wohlregierenden Herrn Bürgermeister zur schuldigen Bestra fung überantwortet werden. Jngleicheu soll der Richter gehalten sein, auswanderungsverdächtige Weber fleißig zu beobachten, was aber heimlich geschehen muß, damit sie auf frischer That überführet (werden) und ihrer gerechte Straffe nicht entgehen." Diese an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lastende Ver ordnung sowie die zahlreichen folgenden „Erinnerungen" des Hittauer Rats hatten aber keineswegs die von diesem gewünschte Wirkung. Denn der Richter und die Gerichtspersonen, die ja z. T. selbst Damastweber und innerlich gegen den Rat einge stellt waren, führten die Hittauer Anordnungen nur insoweit durch, als sie gegen den Rat formal gedeckt waren und spielten im übrigen den heute wieder berühmt gewordenen Hase, der vou nichts weiß. Und dieses Spiel wurde ihnen gar nicht so schwer gemacht,