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Monalszeltfrhrlft für Gormatpftege, Germatforfch««^ VevttttvSVerduns Mlttettungsdlatt des Sdevlaufttzev Setmat-veebanves^ der Gevivgs-, Hekmat- und Humboldtvevvtne dev Sdevlaufty, somle auttf dev GesettsMaft füv Laufttzev SMvtsttum ^eöer unberechtigte Nachdruck aus „Oberlausitzer Heimat" wird strafrechtlich verfolgt. — Manuskripten ist Rückporto beizufügen, da sonst Anspruch auf Rücksendung nicht besteht. — Schriftleitung und Geschäftsstelle ist Reichenau, Sa., Fernsprecher: Reichenau 500. — Erfüllungsort und Gerichtsstand für Bezieher und Inserenten ist Reichenau — Postscheckkonto: Dresden Nr. S55Y0. — Bankverbindung: Gewerbebank und Girokasse Reichenau 444 — Bezugspreis, vierteljährlich 75 Pfg. — Für die dem „Oberlausitzer Heimat-Verband" angeschlossenen vereinsmitglieöer stellt sich der vierteljährliche Bezugspreis auf nur 55 pfg. - Bei Nichtabbestellung spätestens 14 «läge vor Beginn eines Vierteljahres läuft der Bezug weiter. »ummvv 2 IS. Fevvuav 1SSS 20. Zayvgaas dteinigtmlmsdorl im ZOjiümgen Wege Von Pastor A l f Um die Nöte des 30jährigen Krieges für die Kirchgemeinde Steinigtwolmsdorf zu schildern, zu der auch damals schon Wetfa hinzugehörte, genügt es beinahe, wenn man die ver schiedenen Bemerkungen in den Tauf-, Trau- und Sterbe büchern zusammeusetzt. Bis zur Schlackt bei Breitenfeld hat man in hiesiger Gegend kaum etwas vom Kriege gespürt. Jwar sind für die Umgebung vor 4634 schon einige Kriegsnöte be zeugt — so eine Requirierung durch böhmische Truppen, ca. 400 Mann stark, im Jahre 4649 auf den Herrschaften Rumbnrg, Schluckenan, Hainspach (seit dieser Jeit soll das Täbqkrauchen hier bekannt sein!), weiterhin ein Raubzug Wallen-steinischer Reiterei in Schluckenau und Rumburg und endlich die Pestnöte in Rumburg Anno 4626 S. Nachdem aber am 7. September 4634 der Sieg Gustav Adolfs über die Liga erfochten war, ver breiteten sich die stark verminderten Truppen der Liga über die Lausitz, nm sich hier zu sammeln. Schnell brach nun das Elend über die Orte herein. Schon einen (Monat nach der Schlacht be gann es. Bereits am 4. Oktober 4634 standen 600 Kroaten vor BischofswerdaUnd wenn wir jetzt die Quellen reden losten, müssen wir uns vergegenwärtigen, daß selbstverständlich mir das Krasseste in den sich überstürzenden Ereignissen ausge schrieben ist. Ein Eintrag m den Blättern über „die getaufften Fremb- den KinoerlemGo bey wehrender Verfolgung, Vndt weil des Herrn Graff Kynzky S: Gn: Kirchen gesperrt gewesen, Jue Steinichtwolmßdorff gctanffet worden. Äon dem Jahre nach Christs des Herren Geburt 4625" berichtet, daß das be treffende Kind „im Hohenwalde unter freyem Himmel getaufft worden, weil die Crabaten ", wie aller Orten, also auch da- malß Ine Steinichtwolmßdorff eingefallen." Das war am Der hier erscheinende Aufsatz ist ein kleiner Abschnitt ans den Forschungen des Verfassers zur Exulantengeschichte in Stei nigtwolmsdorf. R. Lahmer, Geschichte der Stadt Rumburg, 4884 (fortan zitiert als „La. Rumb."), p. 59; R. Lahmer, Chronik der Stadt Schluckenau, 4889 (fortan zitiert als „La. Schlu."). p. 85; A. Palme, Chronik von Warnsdorf, p. 247. " Vergl. Christian Heckel, Chronik von Bischofswerda, 4743, S. 497. s Eine wichtige Quelle zur Exulantengeschichte! Zusammen nut dem Exulantentraubuch von mir mit Einleitung und An merkungen herauögegeben in „Sudetendeutsche Familienfor- schung", Verlag Änsstg a. d. Elbe, 40. Jahrgang, Hefte 2 und 3. Diese Exulantenbncher laufen bis 4658. Graf Wilhelm Kinsky, derselbe, der 4634 mit Wallen stein zusammen in Eger ermordet wurde. ° Croaten. r. Schleiß i n g 2. Oktober 4634 gewesen. Am gleichen Tage sind nach dem Taufbuch Weifas weitere zwei Kinder „im Hohenwalde unter freyem Himmel getaufft worden, weil eben samalß die Cra- baten Ine Steinichtwolmßdorff eingefallen, Vndt der Pfarr ° mit Weib vnd Kind die Flucht nehmen, vnd sich etliche tage vnd Nächte im Hohenwalde auffhalten, von dannen vff der Elbe nach Dreßden sich begeben müssen". Denen, die im Dorfe geblieben waren und nicht auch in die Wälder geflüchtet waren, erging es schlecht. Sie werden sich höchstwahrscheinlich in die Kirche geflüchtet haben, weil sie dort glaubten, im Gefühl der Unantastbarkeit des Ortes, nicht belästigt zu werden. Aber den in den Greueln des Krieges verrohten Croaten machte das nichts aus. So lesen wir im Totenbuch Steinigtwolmsdorfs unteren 5. Oktober 4634: „Balzer Ulbricht Ju St: w: Von den Crabaten in der Sacristey niedergehauen." Dessen Witwe Dorothea gebar dann am 40. 2. 4632 einen posthumen. Sohn Balthasar. Gleichfalls am 5. Oktober 4634 ward „Thomas Thonichs In St: w: erschossen". Am 30. Oktober scheint eine neue Kolonne durchgezogen zu sein. „Mattheß Flügel, Kirch- Vater Jur TNeiffa, von Crabaten erschossen, nachdem er zuvor greuliche marter von ihnen erlitten, mit Anlegung der Daum stöcke an den Händen, vndt Anzündung derselben mit Kopf reiteln: ao. aet. 54 2" Der Durchmarsch des Kurfürsten von Sachsen, der am 4. November 4634 durch Schluckenau unterni Kommando von General Arnim auf dem Juge gegen Kaiser Ferdinand ll. nach Böhmen erfolgte, scheint Steinigtwolmsdorf nicht berührt zu haben?L. Und am 47. August 4632 wurde das Dorf aufs Neue heimgesucht, wahrscheinlich wieder von Croaten, wie ste ja auch am Sonnabend vor dem 9. Sonntag nach Trinitatis in Bi schofswerda zu plündern angefangcn hatten (2. kroatischer Ein fall, vgl. Heckel S. 499). „Jacob Ulbrecht, Hanß Jenckerin Knecht Jur WÄffa, (Von Soldaten geschossen in einen Schenckel) das Kaltenfeuer mit zugeschlagen", d. h. jener Ja cob Ulbrecht hatte einen Beinschuß von ihnen erhalten, und es kam der kalte Brand hinzu, der den Tod dann herbeiführte. In eben diesem Jahre sollen im Kurfürstentum Sachsen 934 000 o Es handelt sich um (Magister Kettner, am 6. Oktober 4596 zu Bischofswerda geboren. Von 4623 bis 4633 Pfarrer in Steinigtwolmsdorf, anschließend bis zu seinem Tode 4647 Archidiakonus in seiner Heimatstadt Bischofswerda. Magister, Porta isrrestus. ? Im Alter von 54 Jahren. La. Schlu. p. 85, eine Turmknopfinschrift von Schlucke nau zitierend; H. Hallwich, Töplitz, p. 337; Niemann, Gesch. d Gf. Mannsfeld, p. 247; H, Hallwick, Rcichenberg u. U„ p. 478.