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Deutscher Vanderweg öaar-8chlelien im Vebiete des Vebirgsverems kür die gächüläie öchweiz Johannes Lehmann, Heidenau, Hauptwegemeister des GebirgsvereinS für die Sächsische Schweiz (Fortsetzung und trchlusi) Das blaue Kreuz des Deutschen Wanderweges leitet uns nun über den langgestreckten Kamm der Schrammsteine. Der oft nur wenige Meter breite Gratweg gewährt bei jeder Win dung und von jedem Felsvorsprunge aus immer neue, abwechs lungsreiche Ausblicke, die an Reiz und Romantik einander zu übertreffen suchen. Rechts sehen wir auf den blinkenden Elb- spiegel hinab und über die Ufcrhänge des Stromes nach der Königsteiner Bergwelt; links erfreut uns in der Tiefe das Grün des Königsplatzes am Allste des mächtigen bewaldeten Kegels der Hohen Liebe. TLo der Schrammsteinweg über den Steil wänden der Breiten Kluft sein Band zieht, überrascht das einzig schöne Panorama auf den zerklüfteten Rauschenstein, den buchen grünen Walörücken des Großen Winterberges und die gewal tige Glocke des Rosenberges. Hinter der Einmündung des Schrammsteinweges in den Lehnweg umfängt uns wieder eine einzig schöne Felsenwildnis, durch die sich unser Pfad in man nigfachen Windungen seinen Lauf bahnen muß. Dabei genießen wir zur Linken den Blick auf die Lorenzwände, vor deren letzten Ausläufern die isoliert stehende Lorenznadel in die Höhe zackt. Eigenartige formen bieten die Kelchsteine am Eingänge des IurückesteigeS, hinter dem wir den von Buchen gesäumten Reit weg zum Fremdenwege vorwandern. Herrlich und ganz neu sind die Bilder, die sich uns vom Fremdenwege aus bieten. Sehen wir doch über den Teichstein hinweg auf die Bergwelt NordböhmenS, auf den Wolfsberg, den Plissen, Pirsken, Tho- maswclt und über die Bärensangwände hinaus auf die Krei- bitzer Bergkette. Am Abend wandern wir noch durch den prächtigen Buchen wals auf dem Basaltrücken des Großen Winterberges und be wundern vom Aussichtsturme aus die in den Glanz der Abend sonne getauchte Landschaft, die am weiten Horizont von dem Colmbergs bei Oschatz, dem Keulenberge bei Pulsnitz, dem Weifberge in der Lausitz, der Lausche und der Tafelfichte im Südosten, dem Donneröberge und dem Osterzgebirgskamm im Süden begrenzt wird. Durch stille Waldeinsamkeit führt unser Weg, der Roßsteig, zu Tale. Von der Goldstcinaussicht blicken wir nochmals in die Gründe der zum Großen ^Sanö hin führenden Schluchten. In dem am Fuße des Teichsteins gelege nen Ieughause mieten wir uns für die kommende Nacht ein. Das Ieughanö, heute eine bekannte Einkehrstätte, diente in früheren Feiten als Daaldwärterhaus und bei fürstlichen Jag den zum Aufbewahren des Iagdgerätes. Am frühen Morgen wandern wir frohgemut im Hochwalde den Saupsdorfer Weg hinauf und überschreiten auf der moos bewachsenen Torwalder Brücke die Kirnitzsch. An ihrem rechten Ufer wandern wir aufwärts, umgehen in einer nach Westen offenen Schleife die am Rande des vorderen Torwaldeö einsam gelegene Rapinsenwiese und stehen bald bei der Unteren Schleuse an der gestauten Kirnitzsch, ans deren breiter Wasserfläche sich die felsigen Höhen des Ufergeländes widerspiegeln. Das Tal weitet sich, und rechts über dem Flusse erkennen wir die auf sudetendeutschem Boden stehenden Gasthäuser von Hinter- ditteröbach. Wir bleiben auf dem rechten Kirnitzschufer. Das blaue Kreuz führt hart an den fast senkrecht aufsteigenden Raben stein- und Darmsteinwänden hin. Die Felsen treten wieder näher aneinander, so daß die Kirnitzsch Mühe hat, ihr Wasser durch die Steinwildnis zu schicken. Kanonartig ist das Tal in das Gestein eingeschnitten, so daß an manchen Stellen kaum Platz für einen schmalen Saumpfad bleibt. Romantisch ist der Auf stieg zum HermännSeck, wo wir in das walderfüllte Tal der in der Tiefe rauschenden Kirnitzsch blicken und auf die gegenüber aus dem Waloesgrün sich erhebenden Falkenwände und die mächtige Kuppe des Wespenbergcö schauen können. Wir steigen wieder -zum Ufer der Kirnitzsch hinab, deren Wasser hier von weißem Schaume bedeckt ist. Em Rauschen tönt uns entgegen uno bald stehen wir am Ucbersturz des hinter dem Wehre der Oberen Schleuse gestauten Wassers, das fjorö- actig die Talsohle des Kirnitzschkanons bedeckt uno in dessen dunklem Spiegel sich die hochjtrebenden, oft von leuchtenoer Schwefelflechte bedeckten Festen mit ihren Baumgruppen wioer- spiegeln. Dieses Stück des Deutschen Wanöerweges, der hier auf halber Höhe sich den Windungen der Felswänöe anpaßt, ist ein Glanzstück seines ganzen Verlaufes. Auf die Bootsfahrt auf der Oberen Schleuse verzichten wollen, heißt: sich um eins der schönsten Erlebnisse auf der Wanderung bringen; denn kein deutsches (Mittelgebirge hat etwas Derartiges aufzuweisen. Langsam fährt das Boot, von seinem Führer durch leise Ruder schläge sortbewegt, bald zwischen moosüberzogenen Felswänden, bald zwischen den von kräftig entwickelten Farnkräutern bestan denen Uferbändern hin; hoch ragen zu beioen Seiten die senk recht aufsteigenden Stcinwände empor und lassen den Himmel nur wie einen schmalen Streifen hereinschauen. Eine Märchen welt kann nicht bezaubernder auf den schönheitstrunkenen Wan derer einwirken als die malerischen Felsszenerien und die er habene Waldeösinfonie an der Oberen Schleuse! Von der Bootsstation führt ein bequemer (Weg aus dem Kirnitzschtale hinauf nach dem Hohweg, einer breiten Hoch waldstraße, auf der wir nach dem von Sommergästen viel auf gesuchten und von Wanderern gern als Standquartier gewählten sächsischen Dorfe H i n t e r h c r m S d o r f wandern. Beim Austritt aus dem Walde öffnet sich uns zum ersten (Male an diesem Wandertage, der uns ständig in Tälern hat weilen lassen, ein prächtiger Ausblick; denn hinter dem in einer weiten Mulde gebetteten Hinterh'ermsdorf zieht sich vom Tanzvlan bis zum Wachberge und Hantschbcrge ein bewaldeter Höhen rücken hin, dem sich rechts der Weisberg und in Böhmen der spitze Wolfsberg anschließen. Von Hinterhermsdorf wandern ivir hinter dem Erbgerichte die Nipdorfer Straße hinaus, von der wir, je höher sie uns bringt, eine immer umfassendere Rund sicht genießen; sie beginnt im Osten mit der Lausche und reicht über die Torwalder Wände, die Winterberge und Schramm steine bis zu den bekannten Bergen des vorderen Elbsandstein- gebirges. Ehe unsere Straße die ehemalige Landesgrenze erreicht, bie gen wir links in den Hantschgrund hinab und steigen dann am Waldesrande hinauf nach dem Wachberge. Die Aussicht von hier oben ist eine der schönsten unseres gesamten Berglandes. In unseren Füßen liegt Saupsdorf, darüber hinaus erkennen wir die das Kirnikschtal säumenden Steine, wie Groß-, Arn- und Kleinstein. Vor dem Raumberge zeigt das Pohlshorn seinen bewaldeten Rücken; rechts daneben schließt der Teichllein leine gewaltige Glocke an, und es folgen die sich aus „der Heide" er hebenden Felsmafsive des Wantersteins, ves bewaldeten Haus berges und der Hohen Liebe; dazwischen schlängeln sich die dunk len Waldstreifen der engen Täler und feuchten Felsschluchten in dem Hinteren Elbsandsteingebirge. Das stimmungsvolle Bild schließen nach hinten zu die Torwalder Wände, der Kamm des Großen und Kleinen (Winterberges und die schroffen Jacken der Schrammsteine ab. Am fernen Horizont ragt im Süden die ge waltige Kuppe des Rosenbergeö heraus, während im Osten sich die Lausche, der Kaltenberg und die zackigen Gipfel der Krei- bitzer Berge vom Himmel scharf abheben. Doch alle diese hier genannten Berge sind nur ein verschwindender Teil der vom Wachberg aus sich bietenden Rundsicht. Berg reiht sich an Berg, und Felskulisse schiebt sich neben und hinter Felskulisse. Was nützt da alles trockene Aufzählen von Namen, hier heißt es