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Parteidienststellen wird ein Ausweg gefunden. Unter den wuch tigen Kreuzgewölben hallen jugendlich frohe Stimmen wieder. Das Schloß bleibt erhalten. Nicht mit amtlicher Kühle darf der Vertrauensmann des Heimatschutzes der Bevölkerung begegnen. Er muß ein Herz für die Volksgenossen, für ihre Sorgen und Wünsche haben. Mehr als einmal muß er als Friedensstifter zwischen feindlichen Nach barn auftreten, denn nur zu leicht fällt menschlichem Unver stand dabei ein heimatlicher Wertgegenstand zum Opfer. Aber alles das macht er gern. Der schönste Lohn bleibt ihm doch das Bewußtsein, der geliebten Heimat an seinem bescheidenen Teile schließlich genützt zu haben. — Darum: wieder hinaus frohen Mutes, sobald die Vereinslcitunq ruft! das Land Mau Im Mittelalter bestand das „Land Hitta u" aus sechs Herrschaften, nämlich Hittau, Rohnau, Ostritz, Rum burg, Grasenstein und Hammerstein. Jede dieser Herrschaften hatte in ihrer Nähe eine Stadt, so Grafenstein Grottau und Hammerstein Kratzau, die Stadt Rumburg besaß ehedem den Tollenstein. Man kannte also damals keine Grenze, weder eine politische noch eine Volkstumsgrenze. Und so ist es Jahr hunderte hindurch gewesen, auch als das Hittauer Gebirge wirklich „Grenze" wurde zwischen Sachsen und Böhmen, Deutschland und Oesterreich. Wohl gab es Grenzpfähle, Grenzbäche und Grenzaufseher, aber ein Unterschied zwischen den Deutschen diesseits und jenseits der Grenze war nie fühl bar und zu bemerken. Der Sudetendeutsche hatte in seiner Sprache wohl etwas Melodisches und Weiches, während der Oberlausitzer mehr hart und urwüchsig sprach. Doch trafen sich die Brüder gleichen Blutes oft zu festen in Hittau oder Reichenberg. Verwandtschaftliche Bande knüpften sich nament lich dort, wo die Grenze gar nicht deutlich zu erkennen war, so bei Großschönau-Warusdorf oder in Ullersdorf, wo die Grenze in Zickzacklinie über die Straße sprang und man in ein Haus vorn von Deutschland und zur Hintertür nach Oesterreich gelangen konnte. Erst dem irrsinnigen Versailler Vertrag blieb es Vorbehalten, eine wirkliche Grenze zu schaf fen, Blut von Blut zu trennen. Und als Herr Benesch gar Eiscnpfähle in die Landstraßen einrammen ließ, und die Bun ker schönstes Waldgebiet verwüsteten, konnten sie doch nicht hindern, daß die Deutschen hüben und drüben immer fester zu einander hielten und nur noch verbissener ihren Volkstums kamps führten. Dann kam jener 3. Oktober 4938. Deutsche Truppen überschritten die alten Grenzen, tilgten die blau-weiß-roten Grenzpfähle und holten Sudetendeutschland heim ins Reich. Gewaltig brauste der Jubel auf, als der Führer in kurzen Abständen zweimal das Gebiet durchfuhr und in der Gau hauptstadt Reichenberg zu der begeisterten Menge sprach. Diese Tat des Führers ließ alle Schmach und allen Unbill ver gangener Jahre vergessen. Es gibt keine Grenze mehr! Das Land Hittau ist wieder ganz deutsch, wie es im Herzen jahr hundertelang gewesen und geblieben ist. Zittau bildete ehedem den sanften Ucbergang zu den Su- dctendentschen, und das verlieh der Stadt eine eigentümliche Note. Das Leben pulsierte rascher, und auch der fremde wurde von Hittaus Stadtgeist eingefangen. Böhmische Ein flüsse zeigten sich auch in profanen und kirchlichen Bauten. So hat die Kreuzkirche mit ihrem quadratischen Schiff, in dem ein einziger Pfeiler das ganze Deckenaewölbe trägt, ihre Vor bilder in Slup und Neuhaus in Böhmen. Das Cölestiner- kloster auf dem Berg Oybin schufen Meister aus der Schule des großen Peter Parier von Gemünd, der den Veitsdom in Praa erbaute. Man hat Zittau eine Stadt des Barocks und der Brun nen genannt und denkt dabei an die prächtigen Patrizierhäuser am Markt und in der Wettiner, Bautzener und Weber straße, die von der Wohlhabenheit, aber auch von der LebenS freude ihrer früheren Besitzer Zeugnis ableaen. Drei steinerne Hierbrunuen schmücken den Platz der SA-, die alte Neu stadt, von denen Hoppenhaupts Herkulesbrmmen in der Bild hauerarbeit wohl am besten gelungen ist. Der „grüne Born" vor dem Nkuseum am alten, Franziskancrkloster ist ein MUster- werk der Schmiedekunst. Wertvolle Fricdhofskunst zeigen auch die Grufthäuscr auf dem Kloster- und Kreuzfriedhof. Von dem Reichtum des geistigen Lebens zeugt die Stadtbibliothek, die viele wertvolle Handschriften und Frühdrucke enthält. Prächtig ist auch der äußere Rahmen der Stadt. Dort, wo dereinst die Stadtmauern standen, ziehen sich heute neu zeitliche, gepflegte Anlagen hin, und immer ist die Stadt be müht, dieses Schmuckstück noch schöner zu gestalten. Bewun dernd stehen im Sommer viele fremde vor der Blumenuhr an der alten Goltzburg und sehen an den mächtigen Heigern die Mannten des Lebens verrinnen. Doch wer des Schauens in der Stadt müde würde, der fährt mit der Bahn oder Auto bus hin zu den blauen Bergen im Süden, die HittauS Ge schichte im Glück wie im Unglück so oft bestimmten. früher lachten die fremden, wenn man ihnen die Grenze aus dem Hochwald (750 Meter) oder auf der Lausche (792 Meter) zeigte, die mitten über den Berg, ja mitten durch das Haus gezogen war. In den kritischen Monaten des Jahres 4938 sah man mit Unwillen, wie die tschechischen Militärs einen Weg nach dem anderen im Gebirae sperrten und so ein sorgloses lWändern unmöglich machten. Doch ist nun alles wie ein böser Traum gewesen. Stehen wir heute ans dein Turm des Hochwaldes und blicken wir von den Lausitzer Beraeu im Norden hin zum Donnersbcrg an der Elbe und zu den Riesen bergen Schlesiens, dann überkommt uns ein reines Glücks gefühl. Das alles ist deine Heimat, dein Vaterland: Deutschland! Die Kurorte des Gebirges, Oybin und Jonsdorf, und die Sommerfrischen. Lückendorf und Waltersdorf werden alljährlich von vielen Tausenden besucht, und jeder fremde ist entzückt von den vielen und eigenartigen Schönheiten der Landschaft. Der Berg Oybin mit seinen Kloster- und Burgruinen und dem stillen Bergfriedhof schlägt jeden in seinen Bann. Jonsdorfs Felsenstadt mit den wunderlichen Sandsteingebildeu, von denen die „Orgeln" einzig in ihrer Art sind, ist des Be suches wert. Lückendorf liegt aus der Südseite des Kainmes und rückt so dem Schirmherr» der Gauhauptstadt Reichenberg, dem Vater Ieschken, näher. Waltersdorf schmiegt sich in den licht grünen Mantel der Lausche und läßt in seinen TLeberhäuscrn mit den reichverzierten Türstöcken einstigen Wohlstand erken nen, webte man doch hier nnd in Großschönau am Hutberg einst köstlichen Damast und schneeiges Leinen. Großschönau hat — wie auch mancher andere Ort des Gebirges — ein be sonders schönes Strandbad, in dessen fluten sich die Lausche spiegelt. Doch nicht nur im Sommer, sondern auch im Win ter- wird das Zittauer Gebirae gern ausgesucht. Schöne Ab fahrten, gut gebaute Sprungschanzen und Rodelbahnen,, deren größte die Hochwaldrodelbahn ist, auf der sogar schon deutsche Meisterschaften ansgefahrcn wurden, lassen das Herz des Wkntcrsvortlers entzücken. Doch auch :dcr Wanderer findet in der schweigenden Pracht des lWinterwaldes Erholung nnd Entspannung. Auch ein Heilbad weist das Land -stttau auf, das stille BadOppelsdorf am Fuße des Gickelsberaes. Es ist kein Weltbad und will es auch nicht sein, doch mancher, der auf Krücken den Ort betrat., fand in dem heilkräftigen Moor Linderung und Heilung, auch Frauenleiden werden durch die natürlichen Ouellbäder günstig beeinflußt. Hittaus Fluß ist die Neiße, und ehe diese in das schle sisch-brandenburgische Flachland ciutritt. muß sie sich durch ein unaemein reirvolleS, waldreiches Enqtal durchwinden, an dessen Ende das Kloster Marienthal liegt. Das Tal der Neiße beherrschte ehedem die Burg Rohnau, von der heute nur noch spärliche lMauerreste und ein tiefer Brunnen grüßen. So zeigt sich das Land Hittau als ein Schatzkästlein vieler landschaftlicher Schönheiten, und wer es besuchte, schied immer beglückt von dannen. Hans Rntte.