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Am 4. September frühzeitig bricht der größte Teil der Polen aus dem Lager bei Gabel auf und kommt in das von Eckartsberg. Poniatowski trifft Nachmittag 3 Uhr in Iittauein und wohnt bei Advokat Just in der Flcischergasse im 2. Stock. Das Korps Uminski, das wegen großer Üeberschwemmungen vorzeitig und sehr beschwerlich von Reichenberg herbeikam, siebt man Nachmittag auf der Grafen- steiner Höhe lagern. In Hirschfelde ist ein polnischer Trupp schon von 45 russischen Reitern überfallen worden, wobei ein deutscher Offizier am Kopf schwer verwundet wurde. Er starb in Ig'ttau beim Verband. Erst abends kommt Bewegung in die Zittauer Truppen, sie ziehen mit viel Bagage durchs Bautzener Tor ab. Um 7 Uhr reitet FürstPoniatowSki mit seinem Gefolge fort, zunächst nach Rum burg, am 8. September nach Löbau. Wae viele Hoffnungen find ihm seit dem 45. Juni, seit er Zittau betreten hatte, dahin geschwunden! „Seine Treue war um so verdienstlicher, als er sich nicht der geringsten Illusion hingab. Er hielt seine Sache für verzweifelt; er marschierte geradeaus und mit erhobenem Haupte auf das Los zu, das ihn erwartete, und dem zu begegnen er nicht zögerte""." Lebten in ihm nicht noch die großen Heldengestalten der Tragödien Shakespeares, die er in der Jugend so liebte? Am 2. September folgt ihm die polnische Kavallerie durchs Webertor nach Rumburg, sie läßt nur wenige Pikets in der Nähe der Stadt, die bald vor Neippergö Truppen und den Russen zurückweichen. Trotz aller Lasten steht man die Polen ungern scheiden, weil die Kosakenfurcht so groß ist. Man will lieber die fein kultivierten polnischen Offiziere beherbergen als russische Barbaren. Es war eine eigenartige Fügung, daß die nächste Armee, die vom 24. September an von Ostritz und Hirschfelde her über Zittau nach Gabel mar schierte, unter General Bennigsen, wieder eine polnische war, welche die Rusten aus dem besetzten Polen rekrutiert hatten. Ihre Korps des rechten Flügels unter General Doktoroff hatte 794 Offiziere, 25 774 Nkann, 420 Kanonen, ihr Korps des linken Flügels (am 24. September) unter General Tolstoi hatte 454 Offiziere, 45 54l Mann, 40 Kanonen Die Avantgarde unter General Markoff (546 Offiziere, 45 954 (Mann, 38 Kanonen) ging über Herrnhut. So stehen im gro ßen Endkampf nicht nur Deutsche gegen Deutsche, sondern auch Polen gegen Polen. Das Ende der Polen. Ponjatowskis Truppen haben nach dem vergeblichen zweiten Vorstoß Napoleons von Dresden über Bautzen am 4. bis 7. September den Rückzug zu decken, in der Linie Neustadt, Stolpen, Fischbach. Als diese Linie nicht mehr zu halten ist, muß er vom 24. September an Dresden gegen lleberraschnngen von Leipzig her decken, lieber Nossen geht er bis iWaldbeim und streift weithin bis Mittweida, Eolditz, Rochlitz und soaar bis Chemnitz und Zwickau. Von Ende des Monats bis Mitte Oktober sind Altenburg und Frohburg seine Stützpunkte, von wo er nach Leipzig herbeigeholt wird,"". Sein ruhmreichster Tag in der Völkerschlacht ist der 46. Oktober, an dem er auf dem Schlachtfeld bei Dölitzsch von Napoleon den Marschällstab erhält. Am 49. Oktober muß er, nach einem bewegten Abschied von Napoleon, mit seinen treuen Polen den Rückzug der Großen Armee aus Leipzig decken. Die ver zweifelte Aufgabe wird unlösbar durch vorzeitige Sprengung der Elstcrbrücke auf Befehl eines französischen Korporals. Der Tod bält furchtbare Ernte. Die meisten Polen geraten in Gefangen schaft, viele gehen zu den Rusten über, die jetzt die Herren Polens sind. Poniatowski erreicht durch die Elster "" vuc cle kroAlie, Louvenirs. Paris 4886. I. 244. hlemoires cln Oönörnl 8onnjA86n, ed. E. Cazalas. Paris 4907. III. 269—72. Kurze Meldungen des Generals an den stsaren am 47. September aus Löwenberg, am 48. aus Lauban, am 20. aus Ost ritz, am 2 4. aus Zittau aus Gabel am 23. — Tolstoi an Bennigsen aus Golobcrg am 23. — S. 298, 299, 304, 364. Alle Orte sind mit Daten feststellbar nach den Befehlen Napoleons im September und Oktober. das andere Ufer, an dessen Böschung über schlägt sich sein Pferd, es reißt den fünffach Verwundeten mit in die fluten. Von seinen letzten Daorten hört man mir noch ..Polen" und „Ehre". Erst am 24. Oktober fanden Leipziger Mischer seinen Leichnam, der am 47. Juli 4844 auf Befehl des -?aren von Leipzig nach War schau überführt und am 23. Juli 4817 in Krakau in den Kata komben der Kathedrale am Wawel neben den polnischen Köni gen beigesetzt wurde In den Listen der verwundeten und gefangenen Offiziere findet man eine Anzahl der von Iittau her bekannten Namen. Den gefangenen General Uminski begrüßte Blücher"' herzlich, weil er ihm durch tolle Streiche bekannt war, schon seit 4806, und er in Berlin mit ihm oft Karten gespielt hatte Nur etwa 600 Polen vom Korps Poniatowski nahmen am Rückzug der Großen Armee unter Führung des Fürsten Sulkowöki teil. Als auch diese Truppe schwankend wurde, hielt Napoleon am 27. oder 28. Oktober an der Straße bei Schlüchtern eine hinreißende Rede, während der nur Graf Arthur Potocki es wagte, ihn an seine alten Versprechungen zu erinnern. Alle andern jubelten dem Kaiser aufs neue zu. Sulkowski hatte sich ihm am 24. Oktober zu Weißenfels nur zu einem Marsche bis Frankfurt verpflichtet, hier verabschiedete er sich von Napoleon im Landhause Bethmann, kehrte in die Heimat zurück und wurde im Dienste des >laren Generaladju tant (st 4836). Nach der Abdankung Napoleons am 42. April 1814 ver ließen ihn alle, nur General Drouot und 420 Polen folg ten als Ehrenwache in die Verbannung nach Elba. Etwa 40 000 Polen sollen noch der Großen Armee anaehört haben. Für ihre vorbildliche Treue und Tapferkeit versuchte Napoleon mehrfach, ihnen zu danken. In einem besonde ren Artikel der Abdank rings urkunde schützte er die Interessen der treueu Polen. Selbst auf St. Helena wünscht er noch, daß ihnen Frankreich einst die Dankesschuld abtragen werde ''st Nach der Abdankung des Kaisers zog ein beträchtlicher Teil der Polen unter General Krasinski aus den Depots in Chantilly, Sedan, Reims usw. im Juli 4 8 4 4 nach der Heimat, über Berlin, Posen (25.'August) nach Warschau"". Unterwegs erinnerten sie sich dankbar der guten ^eit in Zittau. Krasinöki schickte den Oberst M alinowski dahin, um restliche Schuldforderungen Uittauer Bür ger an polnische Offiziere und Soldaten fest- z u st e l l e n und die Begleichung zu vermitteln. Nach öffent lichen Anschlägen des Rates am 4. August 4844 wurden am 5. nur drei Forderungen einqereicht: 4. Eine Schuldenversiche rung des Herrn Obrist Anton Wienawski, d. d. Iittau, den "" ASkenazy, Poniatowski. S. 267, 359. Napoleon schickt am 6. November aus Mainz einen ehrenvollen Nachruf und eine Renke von 50 000 Frank an die Schwester, Gräfin Tyskiewicz. Nr. 20 864. "st Blücher drang mit seinen Truppen durch die Halle- sche Pforte in Leipzig ein. Ein Hirschfelder öffnete sie ihnen, namens Schicht, der in der Nähe des Tores in einem Gasthofe als Hausknecht diente. "" Grabowski S. 459. Napoleons Ansprache bei Schlüchtern S. 467. Sulkowökis Abschied S. 479. Polen nach Elba S. 274. "" Lnron 8 iAnon, Louvenirs cl'nn cIPiomsla. Paris 1864. III. 434. ""Grabowski S. 289. Die Depots bei Ehla ss o w s k i S. 463. Die Heimkehrer kennt Fürst M ichel Oginski, I?Iömoir68 Paris 4827. IV. 479. Andre waren schon im Juni in ^Warschau eingetroffen. Ratsakten vom 4. ünd 5. August 4844, enthalten im Aktenstück von 4843, als Abschluß der Verhandlungen über die polnische Besatzung.