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IM ^cplitz und das Nückentüimchen Saxoniafahrt am 4. Juni 4939 Von Bodenbach her brachte der D-(Hug die Teilnehmer an Oer neuen Rcgierungsbezirköstadt Aussig vorüber aus dem male rischen Elbtale heraus ins Teplitzcr Land. Weite Fluren, von abgeschlosseneren Ortschaften und einsamen Kohlenschächten be lebt, betonten nun das Landschaftsbild; die steile Mauer des öst lichen Erzgebirges trat allmählich näher ins Gesichtsfeld, bald grüßte Turn, bei einer Einwohnerzahl von 47 000 ehemals das größte Dorf des Landes, mit seiner prunkvollen sandsteincrncn Ehristuskirche (von Schilling <d Graebncr, Dresden, 4899/4906 erbaut) und schon war der Bahnhof Teplitz-Schönau erreicht. Unter kundiger Führung gings nun durch die, durch ihre vornehme Ruhe auffallende „neuere" Stadt ins alte Tep- litz anf den altberühmten Schloßplatz, der auch ohne Zweifel mit seinen beiden Kirchen, seiner barocken von (Matthias Brann geschaffenen turmhohen Ärcifaltigkcitssänle nno seinem Schlosse selbst in seiner malerischen Geschlossenheit das Glanzstück von Alt-Teplitz darstellt. Doch weiter; hinter dein geruhsamen breit lagerndem Schloßbau, dem Sitze der Herrschaft Fürst Clary- Aldringen, verlockte nun der umfangreiche Schloßpark mit seinen Teichen und seinen uralten Alleen, unter denen so mancher große Deutsche, wie Goethe, (Wagner, Beethoven usw., schon gelust wandelt haben, sowie, fernerhin die aussichtsreiche Königshöhc znm gemächlichen Promenieren, dann führte die reizvolle Kirch gasse, an der bereits im 42. Jahrhundert von der Königin Ju dith gegründeten frühbarocken Dekanalkirche vorbei, wieder stadt- wärtS; der ständig laufende Trinkbrunnen der Urquelle, der als Mische das Stadtbad ziert, lud zum Trinken ein; man befand sich im Herzstück von Tcplitz, dem eigentlichen „Badbezirke". Das an und für sich schlichte, 4838 erbaute Stadtbad birgt in einem tiefen Schachte die Hauptquelle, die monatlich gegen 720 000 Hektoliter 46 Grad heißes (Wasser aus dem Erd innerer sprudelt, die nun schon die Kelten und Römer als Heil kraft bei Gichtkranken benützten, und die aber auch zum Schrck- ken der Tcplitzer infolge einer in einem Duxcr Kohlenschachte ge wesenen Hochwasserkatastrophe am 40. Februar 4879 plötzlich einige Tage versiegte. — Dem Stadtbade schließen sich zwischen prächtigen Knranlagen weitere entsprechende Gebäude, wie das umfangreiche 4874 eröffnete Kurhaus mit Kolonade usw. an, und den Beschluß dieses Baderayons bildet der nach einem Brande 4924 wicdererrichtcte hochmoderne kompakte Bau der Skadtsäle, der auch das gutgeleitetc Stadttheater mit umfaßt. Jenseits des hochthronenden palastartigen ObergymnasiumS (von 1893) breitete sich der Schönauer Park mit dem reizvoll im Barockstile gehaltenen 4944 geweihtem Steinbade, dem älteren Schlangenbade und der zierlich gotischen St. Elisabcthkirche (4 863—77) aus. Die Paycranlagen 'führten wieder stadtein wärts, im Seumeparke wurden noch das einsame Grab des 4840 verstorbenen Weltenwanderers und Philosophen I. G. Seume, dessen Denkmal nnv ferner die auf dem höchsten Punkte des Stadtilmern und für ihre Bauzeit (4864/64) selten monumen tal angelegte evangelische Kirche ausgesucht, die von ihrer groß artigen Terrasse aus einen herrlichen, viclgclobtcn Blick über Turn gegen das Erzgebirge zu bot. — Mach der (Mittaasrast brachten vier (Wa--en der neuen Antolinic Tcplitz^-Lauensicin die ganze Gesellschaft mühelos in einem Stündchen ins Dörfchen (Mückenbcrg hinauf. An der gemütlichen St.-WolfgangS- Kapclle, die zwar in jetziger Form von 4700 stammend, aber schon zu Seiten des Regensburger Bischofs Wolfgang begründet worden sein soll, begann nun eine kurze, leicht berganführende (Wanderung zum 806 (Meter hochgelegenen, gar oft schon von der Lausche aus begrüßten Berghospizc „Mücken türm est en". Ein frischer „sackscher" (Wind, wie die Leute hier sagen, pfiff um die Ohren, doch vermochte dieser niemanden den Genuß dieser herrlichen Rundsicht von hier zu schmälern. Der Ausblick ivar auch wundervoll; im Morden schwermütige Hochebenen mit typischen Erzgebirgsorten, wie Streckenwald, Voitsdorf, Für stenau und Altenberg mit seinem Geising, in nächster Mähe, gegen Westen, die mächtigen Bergrücken „Stürmer", ,,Wiedel stein" und „Strobnitz" bei Ossegg, gegen Süden in großartiger Szenerie das Teplitz—Duxer Land mit dem Wächter des (Mittelgebirges, dem (Milleschauer, und dem grandiosen Biliner Steine oder Borschen. — Das seit 4856 in jetziger Form be stehende, neuerdings geschickt vergrößerte Berghotcl vermag in seinen lichtvollen Räumen zu einer längeren angenehmen Kaffee dause zu fesseln, dann gings wieder steil bergab nach Grau pen, der uralten, schon im 43. Jahrhundert vielgenannten „freien Bergstadt", die sich ungemein malerisch als nur zwei Häuserreihen innerhalb einer romantischen Schlucht äußerst steil, treppenartig, hinabzieht. Durch einen furchtbaren Stadrbrand im Jahre 4904 in ihrem altertümlichen Aussehen wohl etwas gelitten, bot dieser an die 4200 Einwohner zählende vielbesuchte Tonristeuort noch immer vielerlei beachtenswerte Sehenswürdig keiten aus der im 45. und 46. Jahrhundert währenden Blüte zeit des hier bestandenen Hinnbergbaues. — Den Beschluß dieser au Eindrücken so reichen Fahrt bildete der Besuch des nahen, vielbesuchten (Wallfahrtsortes (M ariaschein, dessen zwei türmige Kirche, die wie eine Burg ans ihrem acht Kapellen verbindenden Kreuzgange herausschaute, schon lange lockte. Dieser schon rein räumlich großartige Bau wurde in den Jahren 4701 bis 4706 von den berühmten Leitmeritzer Baumeistern Giulio und Ockaviano Broggio erbaut und verrät in seinen Einzel formen geistvoll-anmutigen italienischen Frühbarock, in welche sich Vie überreich und doch maßvoll verteilte, tief dunkelbraun gehal tene Ausstattung wundervoll einfügt. — Von der neuen Halte stelle Graupen aus führte der Ossegger Hug die ganze Gesell schaft am Fuße des Erzgebirges, an den Schlachtfeldern von Kulm vorüber angesichts eines herrlichen Panoramas ins Tcp litzer Land sowie danach jenseits des weitbekannten Mollenstorfer Kammes ins Gebiet des Hohen Schneeberges nach Bodenbach hinunter und später die (Warnsdorfer Bahn vollends heimwärts. R. (M ä t t i g. uderstädt: „Das Protektorat Böhmen-Mähren und der Schutzstaat Slowakei". Preis kart. 2 RM. Freiheits verlag G. m. b. H., Berlin SW. 68, Wilhelmstr. 42. Das Buch behandelt in kurzen Skizzen Land nnd Leute des Protektorats nnd Schutzstaates mit 49 Bildern auf Tiefdruck tafeln und soll Aufklärung über diese Gebiete auch als Reise ziel bringen. (Hu einer raschen Wiederherstellung der gegensei tigen, früher so innigen Bekanntschaft ist diese Schrift be stimmt. Sie will nur die große Linie der Gemeinschaft, des Ver bindenden zwischen dem Altreichc und den Gebieten des Protek torats sowie des Schutzstaates aufzeichneu. Sie soll Anregungen für jeden Volksgenossen geben, von sich aus durch Liebe und .Verständnis an der Erfüllung der großen Aufgaben bcizutragcn, zu denen Protektorat und Reichöschutz alle Volksgenossen ver pflichten. Bildwerke alter oberlausthcr Familien, Einzelpersonen, brachten usw. und stellt diese kür kurze Zeit und zu treuen fänden zur Verfügung? Adresse» erbeten an die Veschäftsstellc dieser Zeitung. Verlag und Druck: Alwin Marx, Buchdruckerei und Zeituugsoerlag Reichenau, Sa. Tel. 300. Hauptschriftleiter: Otto Marx, Reichenau Mitarbeiter für Kunst- und Kulturgeschichte: Dr. von Schliebcn, Taubeuheim „ „ Naturwissenschaften: Or. Jordan, Bautzen „ „ Volkskunde: Studienrat Sieber, Löbau „ „ Schrifttum: Lehrer-Oskar Schwär, Dresden. Verantwortlicher Anzcigenleiter: -Otto (Marx, Reichenau, Sachsen. Zur Zeit gilt Anzeigenpreisliste Nr. t. O.-/L II. Vierteljahr tS30 4462 Auflage dieser Nummer: 4450