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Die neue Tracht kür Zrauen und Mädchen im volkstuniöbezick lvberlaulch Bei der Schaffung einer Tracht für grauen und Mädchen im Volkstumsbczirk Oberlaufitz waren drei Erwägungen maß gebend: 1. Die neue Tracht muß bodenständig sein, d. h. sic muß anknüpfen an altes, wertvolles Volksgut. 2. Sie muß gesundheitlich einwandfrei sein. 3. Sie muß in Form und starke geschmackvoll sein, so daß ste von jung und alt gern getragen wird. Welche Tracht ist vor 100 Jahren etwa um 1830 in der Oberlaufitz auf dem Lande getragen worden? Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten, denn die Duellen, die für die Be antwortung der,Frage von größter Wichtigkeit sind, fließen sehr spärlich. Auf Grund der vorhandenen Unterlagen — alte Klei- vungsstücke, Bilv-Urkunden, Kleiderordnungen, Schöppenbücher -- ergab sich für die Tracht vor 100 Jahren folgendes: Die grauen und Mädchen trugen ein Leinenhemd mit Puff- ärineln, das Kittelchen oder Leibchen, den rotgestreiften, sogen. Dresdner Nock, ein buntes Brust- und Kopftuch, weiße oder weiß-rot bez. weiß-blau geringelte Strümpfe und niedrige Schuhe. Auf den Rock wurde eine Schürze gebunden. Nach der Pilkschen Handschrift „Jur Volkskunde Ostsachsens" war sic ,,breit und fiel hinten zusammen". Das Kitkelchen oder Leibchen wurde nicht geknöpft, die Enden vielmehr übereinandergeschlagen, im Rockbund verstopft und mit einer Nadel angesteckt. Die Gipfel des Kopftuches wurden im Nacken übereinandergelegt uno mit einem kunstvollen Knoten auf der Stirn festgehalten. Berufene Fachkräfte sind aufgefordert worden, unter Be achtung der aufgestellten Grundsätze Vorschläge für die neue Tracht zu unterbreiten. Ein Stück der alten Tracht stand dabei zur Verfügung. Kreisleiter Reiter als der Volkstumsbeauf tragte für die Oberlausitz entschied sich für die Entwürfe von den Obermeisterinnen für das Damenschneioerinnen-Handwerk, Frau Burkhardt, Löbau, und Frau Werner, Hittau. Beide Entwürfe sehen den gestreiften Rock vor, der die Grundfarben rot, blau, grün, hellbraun (beige) und dunkel braun aufweist. Hu den Grundfarben kommen se vier harmoni sierende schmälere Farbstreifen. Der Nock hat gleiche Weite von oben bis unten. Die über schüssige Weite an Hüfte und Taille wird nach der Körper form in gleichmäßige Falten gelegt, die bis zur Hüfte gehalten sind und von da zwanglos herunterfallen. Hu dem Rock wird eine weiße Bluse (Gewebe aus Hell wolle) getragen. Die Bluse ist am Halsausschnitt eingekräuselt. Die Aermel haben kurze Puffenform und sind am unteren Rande ebenso versäubert wie der Halsausschnitt, sie können aber auch lang gehalten sein. Die Bluse kann mit Hierstichen und Handhohlnähten ausgeschmückt werden. Der Rock deckt die Bluse bis zur Taillenlinie. lieber die weiße stlnterbluse wird ein ärmelloses geknöpftes Leibchen mit rundem Halsausschnitt oder ein ärmelloses, ge wickeltes Leibchen mit tiefem Ausschnitt gezogen. Das geknöpfte Leibchen mit rundem Ausschnitt kann nach Bedarf mit kleinem Schoß angefertigt werden. Die Leibchen sind in der gleichen Stoffart gehalten wie der Rock und haben die Grundfarbe des Rockes. Die Ränder der Leibchen werden mit Schrägstreifen des Rockes verziert. Um eine bessere Wirkung zu erzielen, werden die breiten Streifen der Grundfarbe verschmälert. Für die kältere Jahreszeit ist ein kurzes, anliegendes Jäck chen vorgesehen, das aus dem gleichen glatten Stoff hergestellt wird wie die Leibchen. Es hat geschwungene Teilungslinien, da mit eine gute Paßform erzielt wird. Der gestreifte Rockstoff dient als Schmuck für das Stehbündchen und den kleinen Armel aufschlag. Das Jäckchen wird geknöpft und hat lange Ärmel. Hur Tracht gehört noch eine weiße Schürze, die reich mit Hierstichen und Handhohlnähten ausgestattet werden kann. Geplant ist auch eine Kopfbedeckung. Die Versuche hierzu sind noch nicht abgeschlossen. Die Muster für den Stoff hat Fabrikant Deisel, Nieder cunnersdorf, weben lassen. Die Kette besteht aus Baumwolle, der Schuß aus reiner Wolle. Von der Planung bis zum fertigen Kleidungsstück ist ein sehr weiter Weg. Ich danke allen, die in uneigennütziger Weise zum Gelingen des ^Werkes beitrugen, auch denen, deren Ent würfe und Anregungen nicht verwirklicht werden konnten. S'e alle haben dazu beigetragen, aus den alten Trachten der Ober lausitz eine neuzeitliche geschmackvolle Gebrauchstracht zu ent wickeln. Die Traditionstrachten behalten ihre Berechtigung, bei historischen Veranstaltungen, Festzügen usw. gezeigt zu werden. Die neuen Trachten aber sollen nicht Gegenstand der Schau stellung Oberlausttzer Volkstums durch Spielgruppen sein, son dern alle,, die an ihrer Gestaltung arbeiteten, haben den Wunsch und die Hoffnung, daß alle Frauen und Mädchen der Oberlausitz sie als ihr liebstes Kleidungsstück tragen. Hohlfeld, Bautzen. (Die Absicht, eine Aufnahme von der neuen Oberlausitzer Tracht zu bringen, konnte in diesem Heft leider nicht verwirklicht werden. Es geschieht dies aller Voraussicht nach im Juli-Heft. Oie Schriftlkg.) — > lWmellahrts-Aernwanderung des lvberlauliher Heimatverbandes ins Karltal Bei prächtigstem Frühlingswetter führte der Oberlausitzer Heimatoerband, wie alljährlich, am Himmelfahrtstage feine Sternwanderung durch, die erstmalig die Verbandsmitglieder ins Sudetenland führte, um im herrlich gelegenen Karltal bei Schluckenau zusammen mit den Kameraden vom Gebirgsverein für das nördliche Böhmen ein Wandertreffen zu veranstalten. Am selben Tage trafen stch auch die Mitglieder der übrigen' deutschen Gebirgs- und Wanderverbände, insgesamt 66, an landschaftlich schönen Gegenden unseres großdeutschen Vater landes, so z. B. der Riesengebirgsverein an der Elbquelle, der Gebirgsverein für die Sächsische Schweiz in Aussig, der Erz- gcbirgsvcrein ans dem Mückentürmchen, in Kupferhübel bei Preßnitz und auf dem Keilberg bei Gottesgab usw. Die Vereine des Oberlausitzer Heimatverbandes beherrschten mit ihren blau-gelben Wimpeln in den zeitigen Nachmittags stunden gar bald das Bild auf den verschiedensten Hugangs- wegen zum Karltal. Hier vermochten die geräumigen Anlagen fast nicht mehr den Hustrom der Gäste von fern und nah aufzu nehmen. Insgesamt tausend Wanderer von hüben und drüben waren dem Rufe ihrer Verbandsleitungen gefolgt und feierten ein fröhliches Wiedersehen mit ihren Kameraden aus dem bis zum Herbst des Vorjahres fast hermetisch abgeschlossenen Grenz gebiet, während die Schluckenaner Stadtkapelle flotte Vveisen erklingen ließ. Die Kundgebung begann mit herzlichen Begrüßungsworten des Bürgermeisters von Schluckenau, Franz Nst ader, der in ergreifenden Worten der Not der vergangenen Heit und der übergroßen Freude des Sudetenlandes gedachte, die aller Herzen im Herbst erfüllte, als das Sudetenland nach schwerem Leid heimkehren durfte ins Altreich. Prof. Dr. Patzner (Schön linde), der Vorstand des Gebirgsvereins für das nördliche Böh men, ging in feiner Ansprache von dem Titel des bekannten Buches „Alle TLafser Böhmens fließen nach Deutschland" aus und betonte, daß dies nicht nur im geographischen Sinne, Pilsner Urquell Uut bilrtz-erlicke li ü c k e vraktanscllritt stamm 8cliluclcenau pernruk 63