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dem langen Fuge der Sudeten ein, und es scheidet die Ouell- wässer und ersten Fuflüsse von Bober und Elbe. Tiefe Kessel und Schrunde zeugen von einstiger Gletscher tätigkeit, der mächtige Anpakessel und die Kesselgrube an den Südhängen, die Große, die Kleine und die Ägnetendorfer Schneegrube an den Nordhängen. Bis an die Schwelle des Hochsommers leuchten hier die Schneefelder zu Tal und wild zernagte Felswände, die viele hundert Meter steil abstürzen, geben dem Aufschauenden auf der Kesselsohle wie dem Hinab blickenden auf dem Kamme überwältigende Eindrücke von den zermahlenden und gestaltenden Kräften der erhabenen Natur. Nicht nur die zackige Wildheit der gewaltigen Kessel und Gruben gibt dem Riesengebirge einen stolzen, herben Fug, son dern auch die weite Einförmigkeit der Hochwiesen, die der vom Tale Anwandernde hier oben nicht vermutet. 2Oie kleinste Strichlein gehen die Wanderer durch die baumlose;, himmel- überblaute Breite, und feder Ruf der Kehle fällt wie in ein Nichts. Nur wellige Fläche und umrandende Wälle — du wähnst dich in einer von Riesenhand hochgehaltenen Opfer schale. Das ist die Weiße Wiese, wo aus den einsamen Hoch mooren das Weißwasser, der östliche Ouellarm der Elbe, rinnt, nm sich unten vor Spindolmühle mit dem zweiten Oucllbache, dein Elbseiffen. zu vereinigen, der aus den weiten Elbwiesen im Westen des Gebirges kommt. Die wilden Felskessel und die weiten Hochflächen, die dem Riesengebirge einen herben, majestätischen Charakter geben, wie ibn kein anderes deutsches Gebirge außer den Alpen aufzuweisen bat, sind jedoch nur die einen Füge, die heroischen, im Antlitze dieser herrlichen Berawelt. Daneben liegen Anmut und Lieb lichkeit allüberall gebreitet. Schon von ferne entzückt den an kommenden Wanderer der feine Schwung der blauen Kamm linie, die zu 4600 Meter Seehöhe, zum höchsten Gipfel, der Schneekopve, ansteigk. Gerundet und geschliffen von den Fahr millionen sind aucb die mächtigen Steinrücken des Brunnberges, der Schwarzen Koppe, des Silber- und Mädelkammes, des Kleinen und Hohen Rades, der Goldhöhe, der Kesselkoppe und des Reifträgers. Dazwischen ziehen die scharfen Grate des Riesenkammes und des Fiegenrückens. des Halskrägers und des Thercstensteiaes. Immer wechselboll sind die Wiege und Aus blicke. die Formen und Linien. Wie schön wandert es sich in lieblichen Tälern und Gründen mit dem Absprung oder gegen den lebhaften Wellenschlag der Bäche, die in ihren Felsbetten rauschen und schäumen wie gärender TLein, daß es einem schier die eigene Stimme verschlägt. Du wirst deine Helle Freude an dieser ursprünglichen Lebendigkeit haben, ob dich der Weg an die Lomnitz im Melrergrunde, an die überfallende Kochel, ans Weißwasser, an die Aupa oder an die Mummel führt. Wie blanke Spiegel in würdigem Rahmen liegen der Große und der Kleine Teich oben in der Hochgebirgslandschaft. Welche Jahreszeit leat dem Riesengebirge die größten Reize an? Wer. kann es laaen! Hold ist der Frühling mit den rosen roten Kissen des .Habmicblieb an den Hängen und Gruben rändern, mit den schaukelnden Anemonen neben den schwarz- arünen Knieholzbüschen, mit dem weißen Berghähnlein an den Teichwänden, mit den stürzenden Schmelrwässern und dem duftenden Maiwuchs in den Berawäldern. Schön ist der Som mer mit den farbenfrohen Wiesen, den lichtgebadeten Höhen, den schaktenfrischen ^Wäldern und den lanaen, Hellen Tagen. Herrlich ist der Herbst mit den ziehenden Nebeln und röhren den Hirscben, mit den Sträußen tiefblauen Enzians oben und mit den Farbenwundern des Laubwaldes in den anaelehnten Borbergen. Fanberhaft ist der Winter mit den spiegelnden Flächen, den gebetteten Kniehölzern, den vermummten Berg- ficbten, mit stillen Skispuren über weglose Gehänge, mit Rauh reif und bräunender Sonne. Fu jeder Tages- und Jahreszeit will das Riesengebirge erwandert sein, und immer wird es spen den aus dem Brünnlein. das jung macht und nimmer alt. Wenn du die Einsamkeit suchst, magst du viele Stunden wandern, ohne eine menschliche Behausung anzutreffen. Be- aehrst du der Erquickung, der Labung und Unterkunft, dann findest du allenthalben schützende und um dein Wohl besorgte Bauden auf dem Hochkamme und an den Hängen, Wie das zähe Knieholz zu den Hochflächen des Riesengebirgskammes ge hört, so sind auch die alten Geschlechter der Baudenbesttzer un trennbar von ihren wektertrotzenden Einkehrstätten. Seit vielen Jahrzehnten ist hier oben zwischen Wolken und Stürmen ihre angestammte Heimat. Fäh haben sie auch in den vergangenen 20 Jahren der fremden Bedrängnis von der Südseite her trotz aller wirtschaftlichen Erdrosselungsversuche am Deutschtum fest gehalte». Seit der Heimkehr des Sudetenlandes ist das tren nende Grenzband längs des Hochkammes gefallen, und Freiheit liegt auf allen Ketten und Kuppen bis weit, weit in die ver dämmernde Ferne. Eben noch Grenzland, sind die blauen Berge und grünen Täler des Riesengebiraes nun ein Herzstück des Großdeutschen Reiches geworden. Die Schlagbäume an den Paßstraßen haben ausgedient, und die Follhäuser werden Jugendherbergen. Kein Grenzhindernis hat je vermocht, deutsche Sitte und Tracht, deutsches Lied und deutsche Volkstänze zwischen hüben und drüben zu durchschneiden, und die großen Heimatfeste des Riesengebirges haben immer alt und jung trotz feindlicher Ouer- treibereien zusammengesührt. Was scherten auch die armseligen Grenzzeichen den ehrwürdigen deutschen Geist des Riesengebirges, den alten, urwüchsigen Rübezahl! Wer kennt ihn nicht im deut schen Vaterlande! Wer weiß nicht von seinen Launen und Tücken und Schelmereien ein Stück zn erzählen! Wir, die wir ihm nahe sind, kennen das gütige, väterliche Herz unter dem härenen Kittel, und uns schreckt weder sein sturmzerzauster Bart noch sein Poltern in den Lawinen an der Seifenlohne oder in den Teichwänden. Auf seinen knorrigen Würzelstock gestützt, «nist er jetzt ru Beginn des neuen iWanderiahres allen stuben satten Menschen im weiten deutschen Lande zu: Kommt ins herrliche deutsche Riesengebirge! Es grüßet euch viel tausendmal Der Herr der Berge, Rübezahl! * 4 Wilder: Archiv des Verkehcsverems Hirschberg i. Riescngeb. e. V. Richtlinien zue Wegearbeit öer Gebirgs- un- wanüerveeeine Der auf dem Wandertag zu Stuttgart eingesetzte Weg- bezeichnungsausschuß des Reichsverbandes hat nach gründlichem Studium des von allen Gebirgs- und Wanderöereinen vorliegen den Materials über die TOegbezeichnungen die gesamten Fragen in zwei Sitzungen zu Eisenach am 26. und 27. März 4939 in Anwesenheit des deutschen Wanderführers beraten und folgende Richtlinien aufgestellt: 4. Allgemeines Die Wegearbeit ist eine der wesentlichsten Tätigkeiten der Gebirgs- und Wandervereine, der die Verbandsführungen ihr Augenmerk in besonders hohem Müße zuwenden müssen. Die stille, selbstlose Arbeit der Wegbezeichner ist eine der stolzesten Leistungen der Gebirgs- und Wandervereine. 2. Art der W e g b e z e i ch n u n g 4. Es gibt Reicbswanderstrecken, bei den einzelnen Verbänden Haupt- und Nebenlinien. 2. Die Bezeichnung der Wege soll im allgemeinen durch Farb zeichen erfolaen; die Benützung lebender Bäume zur Be schilderung ist zu vermeiden. 3. Der Gedanke einer einheitlichen Weabezeichnung in ganz Deutschland an sich ist bestechend, indessen erscheint die Ein führung einheitlicher Wegezeichen in einer Farbe im ganzen Reich schwer durchführbar und ist aus den verschiedensten Gründen nicht zweckmäßig. 4. Schafft aber ein Verband neue Wegbezeichnungen, so über nimmt er als Wegezeichen für die Hauptlinien das weiße liegende Kreuz. Sollten mehr Farben genommen werden müssen, so kommen in erster Linie rot, dann blau, dann gelb