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lvelchichte der ÜZemeinde Kuppersdork bei Herrnhut Von Pfarrer i. R. Gerhar d BeNimann, Zittau Allgemeines inr Ortsgelchichte Der Name Ruppersdorf läßt eine verschiedene Entstehung und Erklärung zu. Es wäre möglich, daß die jedenfalls uralte Kapelle, die erst später zu einer größeren Kirche ausgebaut wurde, dem heiligen Rupprecht geweiht war. Rupprecht — auch Rupertus, Hrodbert, Robert geschrieben — ist ein beson ders in Dauern sehr verehrter Heiliger. Er stammte aus dem königlichen Geschlecht der Merowinger und war in der Mitte des 7. Jahrhunderts geboren und wurde Dischof von Vvorms und folgte dann dem Ruf des bayrischen Herzogs Theodo (!) II zu einer großen Mässtonsreise an die Donau, die auch zur Gründung des Bistums (Bischoffitzes) Salzburg führte. Dort ist Rupertus angeblich am 27. Marz 717 gestorben und be erdigt. Von diesem Heiligen könnte die älteste Kapelle ihren Namen erhalten haben und nach der Kapelle könnte die An siedlung, die vielleicht bis in die Jahre 1000 bis 1100 oder in noch ältere Feit rurückacht, ihren Namen haben. — Nach Wiuttke, Sächs. Volkskunde, soll auch eine sagenhafte Persön lichkeit mit Namen Ruvprecht auf dem nahen Hutberg ihr Vyesen getrieben haben. Doch erscheint es unwahrscheinlich, daß die neue Ansiedlung ihren Namen von dieser sagenhaften Ge stalt empfangen haben soll. Am nächsten liegt der Gedanke: Der Führer der ersten An- fiedlerarupve hieß Ruppert, davon der Name Rnppcr(t)sdorf, wie Rennersdorf von Renner, Großhennersdorf von Henner, Herwigsdorf von Herwig u. a. m. Daraus läßt steh der Schluß riehen, daß die Siedlungen germanische, nicht slaöisch- sorbische Siedlungen waren (wie etwa Oderwitz und alte Orts namen, die auf -—itz enden): germanisch sind wohl auch die Siedlungen Strahwalde. Hainewalde. Cunewalde, wie schon ans deren Namen geschlossen werden kann. Später trat viel leicht eine starke Nlischung zwischen Germanen und Slaven (Sorben) in unserer Gegend ein. Ganz Sachsen war lange Jahrhunderte Grenz- und Kampfgebiet. '— TNe rassisch, so war Ruppersdorf auch politisch und kirchlich Grenzgebiet — wie später zwischen den Amtshaupk- mannschasten Löbau und Zittau, so in alten Seiten schon zwi schen dem Markgrafentum Meißen und Böhmen: vielleicht bildete der kleine Mießnitzbach, der bei dem Schloß Nieder- Ruppersdorf stch mit dem Petersbach vereinigt, gleichzeitig die Grenze zwischen den Bistümern Prag und MAßen. Zuweilen gehörte Ruppersdorf zu dem Gerichtsbezirk Görlitz. Kirchlich wurde Ruvversdorf zum Dekanat Fittau gerechnet (zu dem Kirchenberirk Löbau gehört Ruppersdorf erst seit neuester Feit). Das Diaconat Zittau mit der Fohanniskirche gehörte zum Archidiaconat Bunzlnn- dieses wieder mit vielen anderen Be zirken zum Erzbistum Prag. (Vergleiche die Forschungen von Carpzov: Analskta — Aast. Zittau und seine Schrift: Ehrentempe l.) Daraus ergibt stch das Bestehen von Ruvversdorf schon im Fahre 13 8 4 und die zeitweilige An gehörigkeit zu Prag. Aus den von Pfarrer Opitz gesammelten Ortsnachrichten ergibt stch, daß im Fahre 1362. die Prager, als ste in das Fitt.mer Land eingedrunacn waren, auf den hie sigen Friedhof ein elen und den damaligen Ortspfarrer und den Ortsschulren erschlugen. — Es liegen auch Anhaltspunkte da für vor. daß es bereits 13 6 5 ein Kirchlehn Rnvpersdorf gab. (Vergleiche die Anzeige, die Wenreslans von Haßenburg auf Strakonitz. oberster MAster des Prorates in Bohcimb (—. Böhm), des ritterlichen Ordens Sankt Johannis Hierosaliton: vom Fabre 1576 an der Kaiser, daß dieser Orden das Kirch lehn rn Ruvversdorf 211 Fahre vorher, also 1 3 6 5, an stch gebracht habe.) Allo gehörte das Pfarr- und Kirchlehn — wahr scheinlich in demselben Umfange wie jetzt — dem Fohanniter- Orden, dem in vielen Gemeinden im weiten Umkreis von Zit tau das Kirchen- und Pfarrlehn gehörte: der Johanniter-Orden besaß z. B. auch das Pfarrlehn zu Hirschfelde. Nach Einführung der Reformation ist das Kirchlehn in Ruppersdorf aus den Händen des Johanniter-Ordens gekom men, nicht ohne schweren Kampf. 1544 übertrug endlich der Johanniter-Orden durch das Priorat zu Gkrokonitz Fbymick Bergka von der Douba und später Wenzeslaus von Haßen bürg durch den Kommendator zu Sittaw (— Fittau) Chri stoph von Martenberg sas Recht der Besetzung des Pfarrlehns an Dr. Ullrich von Nostitz. Jedoch sollte in solche Pfarrlehn keine andere Person eingesetzt werden als solche, die stch „des Gehorsams der alten apostolischen Kirche gemäß verhalte; anderenfalls wird dem Orden Vorbehalten, daß solcher Pfarr herr abgeschafft werde". Diese Bestimmung hat die Einsetzung evangelischer Geistlicher gehindert. Als der Johanniter-Orden einen römisch-katholischen Priester, Fabian Wildt, einsetzen wollte, ist dieser ,,v e r u h r s a ch t" (!) worden, stch wieder von dannen zu begeben." Der Fohanniter-Orden suchte seinen Vol len durchzusetzen und wandte stch an den deutschen Kaiser Mnrimilian II., der am 6. Februar 1576 den Befehl an den damaligen Besitzer von Ruppersdorf, Christoph von Nostitz, er ließ, die Einsetzung des oben genannten Priesters geschähen zu lasten. 2Denn er aber Erhebliches dagegen einzuwenden habe, solle er Anzeige erstatten. Dieser kaiserliche Befehl scheint er folglos geblieben zu sein. Auf erneute Beschwerde des Fohan- niter-Ordens erließ der Nachfolger Marimilians II., Rudolf II., am 15. September 1576 den Befehl an Christoph von Nostitz, das Kirchlehn dem Orden rurückzugeben, oder stch mit dem Orden nach Billigkeit zu vergleichen. 1589 wird deshalb eine kaiserliche Epecution aiweoronet, die aber wohl nicht zur Ausführung gekommen ist. Danach scheint die Gutsherrschaft von Nostitz trotz aller Anstrengung des Fphanniter-Ordens, trotz der immer wiederholten kaiserlichen Eingriffe durch eine kluge und vorsichtige Handlungsweise den Verlust des Kirchen- lehns von Ruppersdorf verhütet zu haben. Das Ergebnis der langen Verhandlungen läßt stch aus den Rittergntsakten nicht ersehen. Dort wird 1595 das Kirchlehn unter den Gutsperti nenzen (zugehörigen Grundstücke) des Ritterguts aufgerählt. Dieser vielleicht fünf Fahrzehnte lanae Kampf nm das Kirch lehn zu Ruppersdorf, in dem dreimal kaiserliche Entscheidung anaerufen wurde unter sehr bedrohlicher Lage für die Kirche und den zuletzt so glücklichen Ausgang — wir dürfen sagen, durch Gottes Fügung — verdient gewiß ein bleibendes und dankbares Gedächtnis. wichtige Ereignisse aus dem I_eben der (Gemeinde Außer der oben erwäbnten Ermordung des Ortspfarrers und des Ortsschulzen im Fabre 1362 durch die Prager sind noch folgende Ereignisse von Bedeutung: 1424 wird Benedikt von der Erbe ru Ruppersdorf mit dem Stadtschreiber von Budisstn (Bautzen) in Angelegen heiten der Hussitenkriege von den Ständen der Ober lausitz an die Reichsfürsten nach Frankfurt am Main geschickt. (Mitaeteilt in den von Pfarrer Gärtner er wähnten Provinzialblättern, 5. Stück, S. 49.) Ilm 1570 wird wahrscheinlich das große Grabdenkmal am Altarplatz ausgestellt, das soäter wurmstichig lange Feit auf dem Kirchboden lag. Erst 1898 wird es wieder- heraestellt von der ganzen Familie von Nostitz in Ver bindung mit Geheimen Finanzrat von Meyer und seinem Bruder Dr. Erwin von Meyer. 1681, am 1. Osterfeiertaa. 6. April, war ein besonders schmerz licher Tag. Die Pfarre und. der benachbarte Kretscham brannten völlig ab durch die Unvorsichtigkeit eines Fungen im Kretscham während des Festgottesdienstes. Der da malige Ortspfarrer schreibt in das Kirchenbuch: O tränenreichen Taa! Damals sind vielleicht die ältesten Kirchenbücher verbrannt, denn ste reichen jetzt nur noch zurück bis 1666.