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von 4814 ab bis 4836 alljährlich etliche Südtiroler selbst nach Schluckenau kamen, im Gasthof „Ium Hirschen" einige Wochen legierten, die mitgebrachken halbfertigen Sachen fertig schnitzten und sogleich verkauften, Müt der Ieit versuchten sich nun auch Einheimische mit derlei Schnitzereien; es entstand so im Laufe der Jahre sogar eine Art Heimkunft, die sich über mehrere Orte des Schluckenauer Winkels, aber nur immer vereinzelt ver breitete, sich auch in künstlerischer Hinsicht vervollkommnete, und noch jetzt, nachdem bereits im Jahre 4943 ein Verein für Krippenfreunde gegründet wurde, wenn auch merkwürdigerweise in Schluckenau selbst nicht mehr, in dieser Gegend eifrig gepfegt wird. Krippenmaler, davon nur die hauptsächlichsten: Neumann und Kümpfel in Rumburg, Kindermann in Georgs walde unv Johann Hesse in Wolfsberg, erwähnt sein mögen, ans. Auch entwickelte sich verschiedencrorts eine bestimmte Be liebtheit in Bezug von Struktur und Szenerie der Hauskrippen: so sind die Schluckenauer Krippen höher und steiler, im Ver gleich zu der weiter und flacher angelegten in Schönborn bei Warnsdorf; im Grundtalc hat man bei der Geburt gerne das „Hortngespräch", einige mit „Jokl und Steffl" bezeichnete, sich unterhaltende Hirten und den im Grase liegenden „Sieben schläfer". Aast überall aber findet man, wie schon eingangs er wähnt, die Stilkrippe in Führichscher Manier, die nun allmäh- Nieöerlänöische Hauskrippe von Knton Thiele/ Schändern Aus dem,Hauskalcnder 1938' vom Verlag Ambros Opitz, Warnsdorf, freundlichst zur Verfügung gestellt Die zuerst erwähnten Schnitzer dieser frühesten Periode hießen: Johann llllbricht (4844—48), welcher noch in später Rokokomanier arbeitete, Josef Hampel (484 4—33), Josef Mai (4828—97), der als erster dem Nazarener- oder Führich- stile huldigte, der wieder mehr volkstümlich gestaltende Ignaz Mai und dessen Sohn Emil Mai, sowie der wieder mehr barockem Einflüsse nachgehende, 4863 in Schönborn ge borene Dominik Rudolf, der seinen wahrhaft künstlerischen Ge- staltungSzug in München sich aneignete, aber leider schon 4899 in Rumburg verstarb. ^Weitere Schnitzer waren und sind noch: Hampel, Josef Mai, Bittner-Seff genannt, der die Figuren am liebsten nach lebenden Modellen gestaltete, der 4937 in Rosenhain verschiedene Herbrich, Reimund Jäntsch, wel cher besonders in Ieidler am !Wolfsberge eine reiche Tätig keit entfaltete, F. Rosche, Königswalde, Balduin Hille in Schluckenau, lWendler, Georg swalde, Franz Schütz, Max Weidlich, W olfsberg , der vor einigen Jahren hochbetagt verstorbene Anton Müller, Rumburg, durch seine besonders würdevoll-abgeklärten Arbeiten bekannt; dann in Schönborn: der blinde Tierschnitzer Ohma, der jüngere, noch etwas schroffe Anton Thiele (Honn-Seff benannt) und der ältere, etwas feinsinnigere begabte Joseph Thiele (Phil- lip-Seff) sowie der aus Schluckenau stammende, in Ns itt - weida i. Sa. lebende G. F. Kümpfel. Die Stilkrippe verlangte nun auch eine möglichst dem lWeihnachtögeschehen entsprechend wahrheitsgetreue orientalische Landschaft, und mit viel Liebe wurde diese mit Rinde, Stein moos und Gewächs und natürlich auch einem würdigen gemal ten Hintergründe nachgeahmt. Es bildeten sich daher auch richtige lieh in eine gewisse Starrheit und bei einigen Kirchenkrippen mit ihren fast lebensgroßen Figuren gar ins Panoptikumartige ge raten ist! In Reichenberg, dem anderen Ientrum der nordböh mischen Krippenkunst, hat der auch in der südlausitzer Kloster gegend verschiedentlich erfolgreich tätige Altar- und Kirchen maler Philipp Leubner (4732—4803) die ersten besseren Papierfiguren hergestellt; ihm folgten: Florian Schäfer (4749 bis 4828), der in mehr volkstümlicher Art arbeitete, der be kannte vorzügliche Porträtmaler Jakob Ginzel —4862), welcher als erster in der Stadt mit der geschichtlichen Stilkrippe begann, und dessen Schuler Liewehr. Auf dem Lande malte n. a um 4800 in Kratzau der Landmaler lWenzel Führich, und später dessen Sohn, der nachmals so berühmt gewordene Historienmaler Joseph Ritter von Führich (geb. 4800 in Kratzau, gestorben 4876 in Wien), welcher sich zum Haupt- rcpräsentanten der Nazarenerkrippenmanier emporschwang und dessen Figurcnnachbildungen noch gegenwärtig von der „Müü- chencr Christlichen Kunst" in den Handel gebracht werden. — Reichenberg hat auch seit alters her noch heute alljährlich zur Weihnachtszeit seinen „Krippelmarkt" unter den Laube» der altberühmten Windgassenhäuser, wobei aber neuerdings auch wieder mehr Wert auf Handarbeit gelegt und der deshalb auch von Kunstmalern, worunter besonders Adolf Hildebrand ans Nlachendorf genannt sei, beschickt wird. Doch wer einmal die Herrlichkeit der Alt-Neichenbergcr Krippenkunst kennen lernen will, mag den „R e i ch c n b e r g e r Hei Math ort" auf suchen; er findet hier neben einer für hier ebenfalls typischen „Kastenkrippc" mit beweglicben Figuren von Liewehr einige kcil-