Volltext Seite (XML)
Ser neileverkehr im Sudetenland lllutereit des Wanderlebens nach Veffnung der Vrenren kür die Allgemeinheit Der nordböhmische Fremdenverkehr, dem die '.lUobilisierung der tschechischen Armee und die Besetzung und Befestigung der Grenzzonen den Todesstoß versetzt haben, wird in den nächsten Wochen fraglos mächtig aufblühen. In den novdböhmischen Städten ist bereits feit der Besetzung durch reichsdeutsches Mili tär, den «Einmarsch von Schutzpolizeiabteilungen, die Abordnung zahlreicher Beamtengruppen aus dem Altreich und vieler SA.- nnd SS.-Abteilungen« reges Leben einstekehrt. Handel und Wandel, die in den letzten Neonaten, namentlich aber in den letzten Leidenswochen der tschechischen Besatzung, fast vollständig lahmgelegt waren, erhalten neue mächtige Impulse. Nach Aufhebung der für die Uebergangszeit notwendigen Absperrung des privaten Reiseverkehrs nach dem Sudetenlande wird aber auch der feit vielen Jahren unterbundene Mi a n d «e r v e r k e h r in unser schönes, waldumrauschteö Grenzgebiet wieder mächtig aufleben. Wer es weiß, wie sehr die nordböhmischen Touristen stationen, Sommerfrischen, Bergwirtschaftcn und die nordböhmi schen Seebäder im Kummergebirge in den letzten Jahren unter dem Fernbleiben der vom tschechischen Regime verscheuchten reichsdeutschen Gäste und (Wanderer gelitten haben, der wird diese (Wandlung zum Guten nur aufrichtigen Herzens begrüßen können. In vielen Gebieten des novdböhmischen Grenzlandes war nach Abwürgung der Textilindustrie der Fremdenverkehr die einzige Erwerbsquelle der novdböhmischen Bevölkerung. Als auch diese durch Abschnürung des deutschen Touristenstromes versiegt war, zog ein namenloses Elend in die still und einsam gewordenen nordböhmischen Sommersrischen ein. Bekannte Gaststätten, die einstmals während «der Sommerwochen und an fportgünstigen Wintertagen von Tausenden fremden besucht waren, verödeten gänzlich «und standen oft um einen Pappenstiel «zum Berkans, ohne «daß sich jemand gefunden hätte, solche hoff nungslos scheinenden Geschäfte zu übernehmen. So wurde, um «ein Beispiel zu nennen, das Hotel „Schmeling" in Nieder lichtenwalde an der Lausche um einen Betrag verkauft, den wenige Jahre vorher der, Kachelofen der Gaststube gekostet hatte. In den nordböhmischen Seebädern aber mußten die Geldinstitute ungezählte Pensionen und Gastwirtschaften mit vielen Verlusten durch die Notjahre hindurch tragen, da die in Schulden geratenen Besitzer außerstande «waren, die aufgenom menen Gelder zu verzinsen und abzuzahlen. Das Hotel „Im perial" «in Neichenberg, das mit einem Bauaufwand von t5 (Millionen Kronen errichtet wurde, stand im vorigen Jahre für sechs bis sieben Millionen Kronen vergebens zum Berkaus. Seit Neichenberg zur Hauptstadt des Sudetenlandes ausersehen ist, «hat es mit einem Schlage seinen ehemaligen Wert zurück erhalten. Dasselbe gilt von allen anderen Hotels in der Stadt und in den aufstrebenden Bororten, die zum Teil bis zu den Dachziegeln hinauf verschuldet waren und nun mit einem Schlage wieder rentabel geworden sind. Die Beispiele ließen sich ins Unendliche fortsetzen. Diese Zeit der Unterbewertung des Hotelbesitzes, die zugleich eine Leidenszeit der gesamten su detendeutschen (Wirtschaft, vor allem auch des Gastgewerbes, ivar, ist nun endgültig vorüber. In diesem Herbst werden vor allem die von den Tschechen preisgegebcnen Befestigungsanlagen, die vielen Hunderte von (Maschinengewehrnestern und Straßensperren im Lausche abschnitt, im Friedländer und Gablonzer Isergebirge und ins besondere auch im romantischen Isertal und im Riesengebirge (Goldhöhe, Spindlerpaß, Brunnberg usw.) das Ziel unge zählter Wanderer aus dem Altreich «bilden. Selbstverständlich gehen jetzt die Gebirgsvereine daran, die letzten Reste des tschechischen Regimes, die tschechischen (Wege- kaseln, zu beseitigen und «durch «deutsche zu ersetzen. Der sehr «be deutende Aufwand hierfür wird von den sudetendentschen Ge- birgsvercinen durch freiwillige Gaben der deutschen Bevölke rung aufgebracht, «die gern auch diese „Befreiungstaxe" aus bringt. Die Freudenfcuer, die am t 0. Oktober ans allen Bergen «des befreiten Sudetenlandes auflcuchteten, kündeten den An bruch einer neuen hoffnungsfrohen Zeit: der Wiedererschließung der novdböhmischen Naturschönheiten für den Wanderer aus dem Altreich und der Erneuerung «der Freundschaft, die das deutsche Bolk an den böhmisch-sächsischen Grenzen seit Jahr hunderten verband. rth. Der Mrerbeluch im Zittauer Vebirge Die Bevölkerung des Zittauer Gebirges «hakte am 6. Okto ber ihren schönsten Tag. Der Führer kam aus dem Rumburger Gebiet und setzte seine Fahrt auf der neuen Autostraße Jons dorf—Hain ins Friedländer Becken fort. Die Straßen nach Jonsdorf glichen einem Heerzug — nicht aber «einem Zug des Elends, wie wir ihn vor wenigen Tagen ziehen sahen, «sondern einem Zug «der Freude, der stolzesten «Erwartung, des Dankes gegen den Mann, der Deutschland ans Not und Drangsal herausführte und zu einer. Höhe hob, die seit Jahrhunderten der Traum und die Sehnsucht aller Deutschen war. (Wohin das Auge auch blickte, überall sah es Menschen, «die auf «Straßen und Feldwegen, über die (Wiesen hinweg und aus den 'Wäl dern kommend, nach Jonsdorf zustrebten, zu Fuß, mit Fahrrad oder Motorrad oder Auto. Nichts, was man bisher erlebte, läßt sich «mit der Dichte des Verkehrs vergleichen, der am Bor mittag des 6. Oktober in den Straßen Jonsdorfs flutete und ein Durchkommen mit Fahrzeugen schier zur Unmöglichkeit werden ließ. Niemals ist Jonsdorf für wenige Stunden von soviel frohen «und begeisterten (Menschen bevölkert gewesen! Am Bahnhof hörte «dann für «die meisten Fahrzeuge die (Weiterfahrt auf, und der stDeitermavsch zu jenen «Straßen, «die am (Wege «des Führers lagen, «mußte zu Fuß erfolgen. Hier säumten schon «seit der zehnten Bormittagsstunde die Menschen die neue Auto straße bis «hinunter nach Hain und harrten des Augenblicks, da ste den Führer sehen konnten. Die Arbeiter «aus den Betrieben, die Bauern vom Felde, «die Frauen «mit ihren Kindern, alle standen an der Straße und wußten vor Glück und Freude nicht, wie ste ihrem «Empfinden und Erleben Ausdruck geben sollten. Dichter und dichter wurde das Spalier erwartungs froher Volksgenossen. Wohl waren Polizei- und NG.-For- mationen zum Absperrdienst eingesetzt, doch reichte die Zahl der bereitgestellten (Männer bei weitem nicht aus für «die viele Kilo meter lang die Straßen umsäumenden Menschen. Und es war auch nicht nötig, denn so groß «die Freude aller war, so groß und so vorbildlich war aber auch die Selbstdisziplin der Menge. Da und dort suchten die Erwartungsfrohen Tannengrün und Blumen und streuten sie auf die Straße, und besonders wag halsige Jungen suchten sich einen bevorzugten Platz auf den am (Weg stehenden Tannen zu sichern. Und alle, die hier «warteten, wurden nicht enttäuscht. Gegen 43 Uhr kommt die (Meldung, daß der Führer voraussichtlich gegen 43.40 Uhr die Grenze passieren werde. Es ist 43.50 Uhr geworden, als die gelbe Flagge auf einem (Wehrmachtswagen das Zeichen gibt, daß die (Wagenkolonne «des Führers naht. Fünf (Minuten später, ge nau 43.55 Uhr, wird das längst vertraute, immer wieder ge schaute Bild «der Zeitungen und Zeitschriften, des Films und