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Oskar Schwär Kn Klatt aus der l.ebensgelchichte Dürrhennersdorfs selbstverständlichen Arbeiten im Bauerngute. Die besondere wirtschaftliche Bedeutung, die unsere südliche Oberlausitz später erlangen sollte, hat darin ihren Ursprung: der Bauernhof er zeugte Brot und den Stoff für die Weberei, Wolle und Machs. Welchen Umfang der Machsbau und die Arbeit des Spin nens im Leben unseres Dorfes früher hatten, das lasten uns wieder die Urbarien erkennen. In den ältesten Diensten der Groß- und Kleinbauern, der Gärtner und Häusler zählte das Spinnen für die Herrschaft. Nach dem ersten noch erhaltenen Diensteverzeichnis mußten die Groß- und Kleinbauern jährlich ein Stück spinnen, dasselbe leisteten die Gärtner. Gewisse Häus ler spannen jährlich zwei Stück „Mächfen Garn" uüd erhielten dafür 4 Groschen 8 Pfennige. Andere Häusler spannen „Mäch ten und Mittelgarn", und selbst die Alten und Unvermögenden mußten unentgeltlich ein Stück „Mächsen Garn" spinnen. Ium Anbau und der Bearbeitung des Leins wurden vor allem die Häusler herangezogen. Bestimmte Häusler „seyn schuldig, den Machs zu jäten, raufen, rüffeln, ausbreiten, auf raffen, brechen und hecheln, und brecht jede Person 2 Mandeln Hand vollen, ungleichen 4h^ ganze Kloben Machs auf ein Ge spann." Aber auch die Gärtner mußten helfen: „In brechen sind sie schuldig 3 Mandeln Hand Völl, ingleichen in Hecheln gewehret jede Person oder ist zu gewehren schuldig l (V ganze Kloben, wann dies geschehen, bekommen sie eine Suppe." Das Gesinde des herrschaftlichen Hofes, das waren die erb- untertäNigen Kinder, die den Iwangsdienst — ein Sohn zwei Jahre, eine Tochter drei Jahre — leisteten, konnte für sich selbst Machs aNbauen. Jeder Knecht erhielt zu seinem jährlichen Lohn von sechs Talern ein Mertel Lein, „wozu er den Samen gibt", unentgeltlich gesäet. Jede Nlagd konnte sich ebenfalls ein Viertel Machs auf dem zugerichtcten Acker der Herrschaft säen lassen. Sie erhielt zum Lohn, der einen Reichstaler und 42 Groschen betrug, jährlich fünf Ellen weiß gebleichte flächserne, fünf Ellen gebleichte mittlere und sechs Ellen grobe, rohe Leine wand. „Dagegen sind aber auch sämmtliche Hofemägde ver bunden, abends für die Herrschaft zu spinnen, und zwar von der Kirchweyhe bis zur Mstuacht jede Magd in fünf Abenden ein halbes Stück oder jeden Abend viernndzwanzig Gebind; von Mstnacht bis zu Ostern aber jeden Abend nur eine Iaspcl oder zwanzig Gebind." Noch 4830 säte das Rittergut acht Scheffel Lein. Die Einernte betrug sechzehn Scheffel. Iwei Scheffel wurden ge rechnet zur Herstellung von Oel und Wagenschmiere. Verkauft wurden sechs Scheffel, die 24 Taler erbrachten. Mir den ge wonnenen Machs und das Werg wurden 80 Taler eingenommen. Die Bauern erzeugten in dieser Ieit wohl wenig mehr, als sie Garn auch selbst verwebten oder für sich verwöben ließen. Vorher hatten sie, wie es die Gutöherrschaft noch tat, das Garn Donnerstags auf den Löbauer 'Wochenmarkt zum Verkauf ge bracht. Es hatte stets Absatz gefunden; ja, die Dörfler konnten die Nachfrage nach Oberlausitzer Garn zeitweise nicht befriedigen. Das kam aber auch daher, daß auf dem Dorfe die TNeberei sich als Handwerk durchsetzte. Die Stadt suchte es zu verhin dern, aber die Entwicklung ließ sich nicht aufhalten. Die Häus ler konnten ja nur zur Ieit der Feldbestellung und Ernte ans dem Hose voll beschäftigt werden und das tägliche Brot ver dienen. Das Spinnen erbrachte wohl einen gar zu kargen Loh», formen in Stoffen ans Görlitz oder Dresden, bis 40. Juli. Beigefügt sind noch genaue Aufstellungen und Einteilungen aller polnischer Truppenverbände, auch der 4000 Mann unter General Dombrowski in 'Wittenberg M. Da Napoleon nicht nach Iittan kommen konnte, reiste Poniatowski auf Befehl noch am Abend des 48. Juwi mit ") (lorresp. 25. Bd. Nr. 20 094. Schafherden und Flachsfelder Auf den Viehwegen trieben die Hütejungen die bunten Kühe hinaus auf Brachen, Lehden, Wiesen, Triften und Hutungen. Ho — raus! Ho — raus! erscholl der eintönige, langgodehnte Ruf über die Muren. Es gab aber damals soviel Weide — die Dorfaue, die ja nur durch kleine Häuölerstellen verkleinert war, bestand auch noch —, daß die Rinder allein sie nicht abgrasten. Auch ldann noch nicht, als die Bauern „Gras- und Grummet ernte" hielten, also ans Heubereiten gingen. Es konnten Schafe gehalten werden. Gewiß hatte jedes Bauerngut damals eine Anzahl der wollenreicheu Tiere. Ium Rittergutsbetrieb aber gehörte eine so stattliche Herde, wie sie seit langem in unserer Gegend nicht mehr gesehen wurde. Neben jedem der beiden Großhöfe stand ein besonderer Schafstall Mit der Schäferwoh nung. Von hier aus bewegten sich in gemächlichem Getrappel, dichtgetränkt, blökend, die großen Herden nach den Weiden. In den Aufstellungen der Dienstpflichten der Untertanen sind Inwohner — im ersten Urbarium neun Personen — be stimmt, die „helfen bey der Schaar die Wolle abnehmen". Die Schur muß eine umfangreiche Aivbeit gewesen sein. In einem späteren Hauptanschlage des Rittergutes — eö gab nur noch das niedere — ist die Schafnutzung genau berechnet: „Eö können 500 Stück Schasvich, außer dem Knechtevieh, gehalten werden, und werden jährlich von 400 Stück 40 Stein Wolle geschoren. Diesem nach bringen obige 500 Schafe jähr lich 50 Stein." (Das sind über zehn Ientner; denn ein „Stein" hatte 20h^ Pfund.) „Davon des Mengers Anteil zu Vs an Stein, verbleiben zum Verkaufe 43 und Stein ä 42 rt. — 525 rt. (Reichstaler). Mrner können jährlich von diesem Stamme 440 Lämmer gezogen werden, davon sind 25 Stück auf den gewöhnlichen Un glücksfall, 3 zum Wirtschaftöbedürfnis zu rechnen, verbleiben daher noch 82 Stück. Folglich sind auch ebensoviel altes Vieh auszubracken (auszusondern, zu verkaufen), und zwar 44 Stück Hammel ü 2 rt. — 82 rt., 44 Stück Schafe n 4 rt. 8 gr. — 54 rt. 46 gr., zusammen 436 rt. 46 gr. Davon des Schäfers Anteil an 47 rt. 2 gr. abgerechnet, verbleiben 449 rt. 44 gr." Es betrug also der Gesamtbetrag der Schäfereinutzung 644 Taler 44 Groschen. Das waren reichlich 200 Taler mehr, als die Rindviehrucht erbrachte! Die Schafzucht bildete damals einen Hauptwirtschaftszweig in unserm Dorfe. Um die starke Herde zu erhalten, mußten sämtliche Ein wohner und Untertanen der Grundherrschaft das Recht ein räumen, „sämtlicher Untertanen Grundstücke von Michaelis bis zur Walpurqis mit ihrem Schafviche zu behüten." Nur sollte die Herrschaft diese Befugnis nicht ans etwaige Klee brachen erstrecken dürfen. Jahrhunderte hindurch konnte das Rittergut die Schafhutung auf dem gesamten Weideboden der Ortsfluren ausüben, bis sie bei dem Dienstablösungsvergleich 4836 und 4838 auf dieses Recht verzichten mußte. Danach war es ihm nicht mehr möglich, eine so starke Herde zu halten, und die Schafzucht ging >bei uns mit einem Schlage zurück. Als die Schafherden unserm Dorfe noch reichlich Wolle spendeten, gedieh auf den Muren auch überall „das liebliche Pflänrchen der Mädchen", der Lein. Iwischen den gelben Ge- rreideschlägen leuchteten die schönen, blauen Machsfelder. Die Alten, die einst das Dorf gegründet hatten, ^bauten schon neben der Brot- die Mrserpflanze, und das Spinnen gehörte zu den großem Gefolge zur Meldung und Berichterstattung nach Dresden, wohin ihm Sulkowski am 49. nachkam M. Aber Iittau behielt seine Kriegslasten noch weit über den Waffen stillstand hinaus und sollte für Napoleon eine besondere Be deutung erhalten. Davon sollen zwei weitere Arbeiten berichten. Und welches Schicksal, welcher Lohn winkte den Polen? ") Tobias, S. 34.