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kam nicht zurück. Einst hakte er ste nicht mehr gewollt. Jetzt wollte ste ihn nicht mehr. Sie hatte ein anderes Gesicht angenommen. Die aus ihrer Scholle geblieben waren, fühlten das vielleicht gar nicht, weil sich die Veränderung unmerklich, von Jahr zu Jahr, vollzogen hakte. Den Heimgekehrten aber sah sie aus fremden Äugen an. Und dann war da noch ein anderes. Er stand ihr mit schlechtem Gewissen gegenüber, sand eine kleine Unterlassungs sünde in sich ausgezeichnet, die er früher weniger beachtet hatte. Aber schließlich hatte er gefunden, daß sie doch zu tief einge graben war, als daß er ste einfach hätte auslöschen können. Jetzt bebte leise, schüchtern ein Hoffen in ihm. Vielleicht war Untreue mit Untreue bestraft worden. Er wäre sich dann entsühnt vorgekommen. Erst fetzt erkannte er, daß er gar nicht die Heimat gesucht hatte, Iugendfrohsinn und Heimatflur hatten für ihn nur einen Namen. Lina Höfner! Langsam stand er auf, setzte sich auf die Wandbank unter den Fenstern und blickte auf das verschneite Dorf. Und die Erinnerung wob mit leuchtkräftigen Warben ihre Bilder. Ein wildes, zehnjähriges Bürschlein tollte durch Wald und Flur, an der Hand ein um zwei Jahre jüngeres Mägdelein; ein Nachbarskind, die Gespielin aller seiner Kindertage. Sie waren trotz des Spottes der andern unzertrennlich gewesen. Dann war allmählich das VRssendwerden zwischen sie ge treten. Ein Neues hatte die harmlosen Kinderspiele verdrängt. Das war ein gegenseitiges Abstoßen und Anziehen, ein schnelles Gekränktseiu und ebenso schnelle Versöhnung, bis dann die Er kenntnis der Liebe erwachte. Aber kein Geständnis kam über die Lippen der beiden. Sie waren sich nicht fremd genug, als daß ihnen plötzliches Liebes finder! gestehende Worte auf die Zunge llAegt hätte. Dann jedoch hatte er der Sehnsucht nach der weiten lWelt nachgegeben und sich damit belogen, noch binde ihn ja kein JAort an das Mädchen. Er hatte cs sich selbst nicht eingestehcn wollen, daß er mit voller Absicht in einem andern Menschen Hoffnungen erweckt hatte und nun verpflichtet war, diesem Hoffen gerecht ru werden. Als die Nstagd das Getränk brachte, begann er ein Ge spräch und lenkte es vorsichtig auf Lina Höfner. Gestorben, unvermählt vor drei Jahren erst gestorben! Leopold Stassinger leerte hastig sein Glas, bezahlte und ging, noch langsamer, als er gekommen war. Er fand das Fricdhofstor offen. Gebückt, als sei er in Minuten um Jahre gealtert, schritt er zwischen den Gräbern dahin. Mit den Händen säuberte er mehrere Grabsteine vom Schnee. Dann fand er den ihren. Der Heimaekehrte kniete mitten in den Schnee. Er betete nicht mit den Lippen: aber sein ganzes Denken war ein reuiges Gebet zu den Machten, die Nlenschengeschicke leiten. Als er ausstand, hatte seine Seele unter Schmerzen eine neue Erkenütnis geboren. Er wußte, daß der Mvnsch niemals als ein Einzelwesen für sich besteht, daß er die Verantwortung für die Gemeinschaft mit trägt, deren Glied er ist. Leopold Stassinger wußte, daß dem Menschen das Leben gegeben ist, damit die Seele ihr Verantwortlichkeitsgefühl schärft. Ul de neue Wuche toots" Rudolf Gärtner Ver vörz Tagen hoakten se a Amerika anue Kältewelle — itze hoann mirsche doo! Achtnzwanz'g Groad — doas is a brinkcl groob! Hiebrn ba Goarn-Reeßlern bimmelt de Haustüre und a Mmmmelch kinnnt naus. A dr Hand Hot a anne Wsoaster- H taut es. koaune. 's is de aale Hoanne, de Goarn-Reeßlern. Aber dec ken» kunnt se ees ne. Mer kriggte eegentelch ni amol weg, oab doo a Adam oder anne Eva noa dr Plumpe humpelt. Zu äberscht anne Pelzmütze, zu underscht a Poar Filzschuhe. De Pelzmütze is bis zun Vogen nundcrgezoin und under dr Noase kinnnt glei 's Schaultichel rim. 's Ieberge is a Schof- pelz, dar uf de Filzschuhe tunkt. De Hände stecken a Faust- handögen. Vck an Vogen und a dr Noase sttt eeS, doaß dar Mummelch a richtger Nlensch is und ni ock a Krautäfftelch H. De Plumpe is o su a Nlummelch. Goarn-Neeßlersch Ehrist- fried Hot se dicke mit Struhe versoatzt, doaß se ne eigefriereu soll. De aale Hoanne setzt ihre Koanne ufm Plumpesteen, drickt ufm Schwengel und de Plumpe macht ihre Schluchzer. Doo kimmt hiebm de Henn'g-Lenure zer Hindertüre nausgcwedelt, beschperch, wie se is, mit an Fasse! a dr Hand. „Gunn Murgn, Hoanne! Vck gutt, doaß Euer Plumpe noa gitt!" rufst sc. „Schirm Dank, Lenure! Nu, wenn'ch se vurtn ne nut an Eemer Heeßen Woafser ufgetoot hält, doo tät se ne giehn!" „Also doche! Vab'ch mersch ne gerecht hoa!" meente de Lenure, „doo bie i ch nu murne droa mit'n llftoon. Is ooas ne derschreckelch, su anne Kälde?! Su woas is ju noa goar ne doo- gewast! Wu ock doas noa hieführen soall!" De Goarn-Reeßlern noahm ihre vule Koanne vern Plumpe- steene und nu soatzte de Henn'g-Lenure ihr Fasse! hie. „Allster weeß irscht aoar nimieh. wie mer'ch vevhalu soall!" klojte de Hoanne. „Dr llfm schoaffts nimieh. De ältsien Leute an Dürfe künn'ch ne druf besinn, doaß schun amol sn kaalt gewast wär! Naichten Hot dr Iaiger zwä derfrurne Rehe aus'n Busche gcbrucht und an Goarten foand'ch heute frieh glei drei tute Vamseln." „Doas oarme Viechzeug koanu en dauern!" meente de Lenure. „T8enn ees bedenkt, doaß doas Tag und Nancht an Freien aushalen muß! llnserees derfricrt'ch ju bale de Noase an Bette! Aber — woas'ch soin wullte — vern saiger rädste? lWcßks denn o schunk, doaß doas mit dr Hoalang-Nleta aus is?" „Woas de ne soist! Is denn wirkelch wuhr?" froite de Hoanne. „Nu freich is wuhr! Urscht doo froaßen'ch die Beeden bale uf ver lauter Guktsenn, und a Getue und Getoatsche woarsch, doaß enn hätte künn schlaicht warrn derber! lind itze, doo guckt a se nimieh oa! Doas is aber immer su, wenn de Tunke goar ze sisse is!" „Nu soi mer ock, wi is denn doas zugang?" froite de Hoanne. — An Hindergrunde fuhr dr Personzug noa Drasen. „Gewiesses weeß'ch o ne," goab'r de Lenure zer Antwurt, „aber gemunkelt wörd oallerlee! Die Eenn soin, de Älleta Hütt ba dr Prube an Körchenchure mit'n neuen Kanter ze schiene ge- toon und die andern hoann ihren Voater a Verdacht, doaß a Schlingen läte und doaß'n dr Iaiger derbei dertoappt Hot. Wie a noa a junger Karle woar. doo soll a stcke Dinge gemacht hoann. Wie gesoit, mer weeß nischt Genaues, ock, doaß's aus r>s mit dan zwä beeden, doaß is gewieß!" „Nu, läßt'ch denn doas ne rauskriegn?" froite de Goarü- Reeßlern. „Ich war derno glei amol zen Valbert-Schuster giehn. Dar bläst ju Posaune an Körchenchure und sei Madst singt mitte. Die müssens ju wißen, wie doas ba dar Prube gewast is!" meent de Lenure und trempelte mit'n Fisten, weil se a de ZinnH frnr. „Doo huste raicht!" nickte de Goarn-Reeßlern und rieb'ch de Noase mit an Fausthandschg. „Doas tat mich inträssieren! Amende iveeß o Blecch-Richtersch Emma woas, die is ju o mit an Körchenchure! Ich warsche derno glei amol froin. Doas wär doch gelacht, worunter doas ne rauskriogen sollten!" ?) Krautscheuche. H klagte. H Zehm,