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148 Oberlsusitzer e i m 3 i d^r.8 Kleider für den Gefangenen brachte, In Nechern wurde dieser einem anderen Kaiserlich Königlichen Kommando übergeben; der Rittmeister von Cossack bedauerte ihn wegen der -erduldeten Leiden und erlaubte ihm, sich in der Schenke anzukleiden. In Löbau ließ man ihm nur Heit, um die fehlende Perücke zu kaufen, worauf er mit den Bautzener Pferden nach HiktäU gebrächt wurde. Dort wies ihm der Kommandant von Lauglet im Hause des Stadtrichters Adler ein .Quartier üN; ein ^Wachtposten fehlte nicht. Der Rat zu Hittau ließ Marche sein Bedauern ausspr-echen und versagte ihn mit einem Abendessen. Auf einem mit vier Pferden bespaimten Waagen erfolgte am nächsten Tage in Begleitung des Kammerkommissars von Hahn die ^Weiter reise nach Gabel, ivo gleichzeitig ein von Bautzen abgesandtek reitender Bote, der Maurermeister Ioh. Gotthelf Seydler, mit einer Bittschrift des Rates an den Gen-eralfeldUtärschäÜ- leutnant von Beck anlangte. Ihnen gelang es, die beabsichtigte Unterbringung Marches auf dem Skadkturme zu Gabel zu verhindern; der Gefangene erhielt eine ^Wohnung, vor der Tag und Nycht eine Wache mit Obergewehr aus- und abging. Wiegen körperlicher Schwäche mußte er sich bis zwm ersten Verbör ..unter den Armen führen lasten". Am 2. Februar ließ von Beck ihm mitteilen. -daß er ohne -Sorge sein könne, und ließ ihm einen Geldvorschuß anbieten. Marche nahm das „gratiöse l— huldvolle) Asterbieten" an, obgleich er schon von einem Bürger Gabels für 14 Taler österreichische Münze -geborgt hakte, und erhielt l2 Dukaten. Am 4. Februar wurde er ..wieder -in das Verhör, iedocb ohne 2Dache. erfordert". Man legte ihm einen Revers (— Verpflichtungsschein) vor, in dem verlangt war. daß er „auf Erfordern stch gestellen, keine Re kruten. noch Fonraae an die preußischen Truppen abliefern und denselben auf keinerlei Werse, weder direkt, noch indirekt, einigen Vorschub tun, noch beistehen wolle, ein gleiches auch von nie mand im Ratskollegium geschehen solle." Er unterschrieb den Revers und wurde dann sofort in Freiheit gesetzt. Kurze Heit darnach emofina ibn der Feldmarschall von Beck und behandelte ihn auf das aratiöseüe (— huldvollste). Sogleich dachte Marche an die Heimreise. Er berablt-e einem ..Adjutanten" lO Taler, dein Oberauditeur, der leine Sache beschleunigt hatte und für den erforderlichen Paß sorate. 2 Dukaten und brach über Sei- fersdorf nach -littau auf. Dort wünschte er sich „Erholung von d-m erlittenen Drangsalen" ru gönnen. Er schickte daher Meister Sendler ru Pferde voraus, damit-dieser dem Bürgermeister Dr. NesenuS seine Ankunft meldete. Marche sah stch aber in Hit tau ..Verlusten und mußte in ein abgelegenes Onart-ier". in das ihn Prokonlul Dr. Schneider ei-ne „so anaenebme, als hoch geehrteste -lusthrrft nebst 13 Dukaten" übersandte. Nkit dem Gelde ließ M'-arche -durch Meister Seydler den in Gäbel er haltenen Vorschuß decken, reiste am 5. Februar nach Löbau, wo er mit -dem L-and-eskom-missar von Nostitz ans ^Weißenberg, einer „in Gäbel gleichfalls arretiert gewesenen Ratsperson", zu- sammentraf. und kam abends lO llhr in Bautzen an. Nölt den ^Worten: ,Oeb preise die göttliche Allmacht für wunderbare Erhaltuna meines Löbens unter Vergießung vieler Freuden tränen in lo entkräftetem als schwachem Leibes- und Gemüts zustände" sebließt Marche seinen Bericht. An Kosten verur sachte die Gefangenschaft außer 30 Talern „Douceurs" 69 Taler." 1 75,9 war Marche dritter Bürgermeister. Da wurde er -im ^uli. als der österreichische General Ha-ddick im Dorfe Dober schau sein Hauptquartier aufaeschlagen hatte, zusammen mit seinen beiden AmkSgenossen, dem ersten Büra-erm-e-jster Johannes Heinrich Otto und dem rweiten Büraermeister Erdmann Gokt- sried Schneider aus Befehl des Generals arretiert, weil ste den Preußen, die kurz vorher aus -der Stadt und ihrer Umgebung weaqezogen waren. Lebensmittel geliefert hatten. Die drei Ge fangenen wurden bald wieder freigelassen: man hatte stch über- reugen müssen, daß die Lieferungen unter dem Hwange der Preußen geschehen und nicht zu verweigern gewesen waren. Im Jahre 1761 bekleidete (Marche wieder das Amt des ersten Bürgermeisters. Da rückten am 5. April österreichische Husaren vor sein Hans und verlangten erekntionsmäßiae Ver pflegung; es habe, behaupteten ste, der Rat den aus Bautzen fallenden Teil des von der Oberlausttz zu liefernden Heus nicht aufgebracht. Man quartierte -die Reiter in Gasthöfen ein, kam für ihre Verpflegung auf und mußte für jeden täglich außerdem 4 Groschen bar bezahlen. Dann schrieb der Rat, um sie zum Abzüge zu bewegen, zwei Steuern -ans und -erreichte «hierdurch die Abberufung des Kommandos. Bevor dies aber abritt, ließ es in Beisein eines Mitgliedes des Rates durch einen herbei geholten Schlosser -die -Scheunen öffnen, -deren Besitzer sie nicht gutwillig aufschlossen, und rückte dann -erst unter Mitnahme des -Erlangten ab. Christian Gotthelf Marche beschloß als Regierender erster Bürgermeister am 29. Oktober 1764 sein an Arbeit, (Mühen, Särgen und Erlebnissen aller Art reiches Leben, Dr. Paul Arras Paul Gustav Wilhelm Arras, geboren am 9. De zember 1857 -in Bautzen als Sohn des dortigen Handelsschul- direktors G u sta v Wilhelm A r r a s und seiner Ehegattin Emmeline geb. H a ndrick, -besuchte die Bürgerschule und von Ostern 1869 bis Ostern 1876 -das Oynmastum seiner Vater stadt, und von Ostern l 876 bis Ostern 1878, da sein Vatek einem ehrenvollen Rufe als Direktor -der Han-delslehrliNgsschulö und Oberlehrer der damaligen Realschule 1, Ordnung, des nachmaligen Realgy-mna-siUrNs, nach Hitta-ü folgte, düs. dortige Ivh-anneum. Nach bestandener Reifeprüfung widmete er sich neben der klassischen Philolö-gi-e besonders dem Suidium der Ger schichte, Erdkunde und des Deutschen äN der Universität Heidel berg. Vom Wintersemester 1878 an studierte er in Leipzig- Hier wurde er bei der Sängerschaft im ehemaligen Wemtürsk „CC" Arion aktiv und gehört noch heilte -Vern Blinde Alter Arivnen zu Leipzig an; hier -erwarb er sich am 16. Mai 1882 die philosophische Doktorwürde und bestand im Februar 1883 das Staatsexamen: -hier unterrichtete er von Ostern 1883 bis Ostern 1888 am Kön-ig-Alberk-Gymnasium. Da erfolgte se-i-nt Berufung -an das Gymnasium seiner Vaterstadt; än -ih-M l-ehrtt er bis Ostern 1923, wo, er wegen Erreichung der Altersgrenze in den Ruhestand trat. Im Nebenamte bekleidete er, nachdem er den sogen. „Fund Ermisch" des Bautzener Stadtarchivs wissenschaftlich geordnet hatte, vom Januar 1900 bis April 1929 das Amt eines städtischen Archivars. Drei ehrenvolle An erbietungen nach auswärts lehnte er aus Liebe zu seiner Vater stadt ab. Am 16. Mai 1932 feierte er -sein goldenes Doktor jubiläum; da -erneuerte ihm die Leipziger philosophische Fakultät sein Doktordiplom u. a. mit den Worten: qui 6t per multu Iu8trs 3(1ule866n1ulo8 liibtorikim arcl6Nti 8turlic> llocuil 6t llö Ki8toii3b.u8gtig6novi8lontibu8r6clu8i8clikficiliku8qu6 quak- 8tionibu8 8aß-aoiter 8vluti8 kAreZik M6rilu8 68t G der sowohl viele Lustren die Jünglinge -in der Geschichte mit glühender Be geisterung -unterrichtete, als -auch durch die Veröffentlichung neuer Geschichtsquellen -der Lausitz und durch scharfsinnig durch geführte schwierige Untersuchungen sich in hervorragender (W-eis-e vcvdient gemacht h-at.stAm 2. August 1936 konnte -er die goldene Hochzeit -mit Helene geb. Heydenbluth aus Leipzig feiern, die ihm zwei Söhne: Paul Otto und Wilhelm Heinrich schenkte, die ihm der -unerbittliche Tod im Jünglingsalter entriß, und eine Tochter Emmeline Mathilde Helene (Lenka), ver ehelicht mit dem Rechtsanwalt Johannes Greisen- h agen, Mutter eines (Mädchens Beat -e und eines Knaben Bernhard Hans Christian. Ehrun g en : u) Orden: vom Könige von -Sachsen Fried rich August verliehen: das Königlich-Sächsische Kriegsverdienst kreuz, -das Ritterkreuz I. Klasse vom AlbrechtSor-den; vom Kaiser Wilhelm II. das Königlich Preußische Kriegsverdienstkreuz; k) andere ähnliche Auszeichnungen: das silberne und goldene Ehren edelweiß des Deutschen Alpenvereins: das goldene Vereinö- abzeichen des Verbandes Lusati-a, den Lausttzdank; c) Ehrenmit gliedschaften in: der Oberl-anfitzischen Gesellschaft der (Wissen- scha-ften zu Görlitz; dem Geschichtsverein zu Kamenz; «dem ehe maligen Heringschen Gesangverein zu Bautzen; -der Sektion Bautzen des Deutschen Alpenvereins; dein Bautzener Gebirgs-