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Nr. 8 Oberlsusitzer tteimst (— Lebensunterhalt) an Brot und reinem (Wasser fanden, so sehr wurden wir soulagiert (— erleichtert), als Herr Oberst von Oueiß uns nicht nur mit einem frühstück, sondern auch mit (Mittagsmahl versorgte. Abends gegen 6 Uhr erfolgte der Woiteraufbruch, -und ivir ivuvden die Nacht hindurch fortge- fichrt und kamen vormittags gegen lO Uhr (25. Oktober) in Denkendorf an, woselbst wir in des Pastors, Herrn Pannachs, Pfarrwohnung gebracht und allda von der zwei Nachte hin durch erfolgten Ermüdung Gelegenheit hatten, mit einer gekoch ten Henne und dem unterwegs erkauften Huhn des (Mittags- nnd Abendessens und dann bis Anbruch des Tages einiger Ruhe ohne Betten tu genießen. Den 26. früh nach 3 Uhr wurde von dem wachhabenden Unteroffizier der weitere Abmarsch ange- knndigt, und wir wurden über (Mickenhahn (?) * und nachmit tags nach Großkrauscha gebracht, wo wir unter freiem Himmel und ohne Kost und Trank Jengen von der dastgen Orts vor- aenommenen totalen Aonragiernng waren, vor dem ferneren Abmarsch aber das Glück hatten, von dem Herrn RegimentS- anartiermeister des Erockoschen Regiments mit einem Kaffee ver sorgt zu werden, und kamen hierauf nebst den Herren Kriegs räten von Normann und Deutsch abends in der zehnten Stunde über Ludwiasdorf nach Görlitz, woselbst wir in der Behausung des Herrn Senators Hartmann einquartiert und höflich aus genommen wurden. Am 27. und folgende Tage unterließen wir nicht. Herrn General von Retzow aufzuwarten, wurden aber weaen dero Leibes Unpäßlichkeit von Ieik zu Ieit zur Geduld nnd mit unserm Vortrag an Herrn Kriegsrat Deutsch ver wiesen. bei welchem wir zwar von an Sr. Ercellenz ab amplis- stmo Senat» (— von einem hockwohlddlen Stadtrot) abae- sandten Vorstellung und (von den) beiaelegten zwei Oriqinal- wechlelbriefm st 5000 Taler die Nachricht . . anbei aber auch die Resolution (— Beschluß) erhielten, daß außer Berichtigung des übrigen rcsticrenden Onanti unsere Befreiung nicht zu be wirken wäre .... In der Hoffnung, daß unsere persönliche Vorstellung noch einige Erhörnng erlangen würde, sekten wir bü Sr. Ercellenz dem General von Retzow unsere (Bitten) täglich fort, konnten aber wegen der fortdauernden Krankheit du, gewünschten Akzeß (— Iülassuna) nicht erlangen, und der Derr KnieaSrat Deutsch babarrte auf der Veranschgsfung des Rcstdni (— Restsumme). Den 29. meldete der die (Wache bei uns habende Unteroffizier, daß er von Sr. Ercellenz von Retzow Ordre erholten. «ms die (Wacke abzunehmen und uns keine weitere rn überlasten, hoffte auch, daß wir dürsten in Freiheit oesekt u»d uns deshalb von Sr Ercellenz Nachricht erteilt werde. (W-'r sahen solcher mit Verl-maen. ,'edoch vergeblich, enkacaen Genen 4 4 Ilhr vormitkoas lüsten die Herren Kommis sar und Rendant ^dellr "ns ru sich ersuchen »nd übergaben uns »ach unsrer Antwstp die Ouittnno über Heg Empfang der über sandten 5Otto Taler an zwei (Wechselbriefen und verlangten ?»- ateich ein Bekenntnis über die mit 38 500 Taler inclustve dieser (HHecksel abaesübrten Kontributionsaelder. welckes wir ihnen ansbä"dioten. Geaen Abend brachten wir in Erfahrung, daß Se. Ercellenr Herr Generalleutnant von Rekow mit der Ar- wee abmarschiert, der Herr Kricasrat Deutsch aber seinem Wirt, H»rrn Senator Dr. fröhlich anr Befraaen hinterlassen habe, daß ihn die Budisstnischen Geiseln weiter nichts an- ainaen: was uns veranlaßte, nach dem am 30. ertolaten völligen Jlbmarsch des rnrückgelgstenen s^reibataillons Le Noble und nach E'nrückuna der Kaiserlich Königlichen Truppen an den Herrn Geheimen Krieasrat von Schönbera ein Schreiben abzu lasten und nm Bewirknno eines lllgsses ru unserm stcheren Fort kommen aeriemend anrusuchen. (Wir erhielten solchen und traten hierauf folgende» Taas unsre Rückreise an und kamen nach vorher abgestntteter Aufwartung und aratiölen (— hnldvollen"> Aufnahme von Sr. Ercellenz dem Herrn Geheimen Rat und Obcramtshguptlnaun von Gersdorf zu Reichenbach nachmittags gegen 4 llhr gesund und erfreut allster zurück." Nock einmal in seinem Amtssahre als erster Bürger meister ** wurde (Marche festgenommen und forttransportiert. Die Veranlassung war folgende: Der österreichische General * Wohl Mückenstain. 147 von Beck hatte erfahren, es würden in Bautzen Rekruten für das preußische Hoer gesammelt, die nach Dresden gebracht wer den sollten. Daraufhin verbot er am 49. Januar 4759 von Gabel aus dem Rate die Ablieferung der Rekruten. Nun war aber Bautzen damals in den Händen der Preußen und hatte da ihrem Befehle nachzukommcn; denn es waren bei Nichtbefol gung die ,,schärfsten Strafen, die traurigsten Schicksale" zu be fürchten. Es konnte da die österreichische Verordnung nicht er füllt werden. Die Aolge war, daß sofort nach dem Abzüge der Preußen aus der Stadt Kaiserlich königliche Husaren er schienen und den Bürgermeister (Marche und den Stockmeister wegführten. Auch über diese ,.gewaltsame und erbärmlicher Weise erfolgte Abholung -nnd Transportierung nach Gabel in Böhmen" verfaßte (Marche eigenhändig einen Bericht. (Was er da über seine Gefangennahme meldet, stimmt mit den Aus sagen seiner Ara» und verschiedener Bürger vor dem Rate über ein. Wir erfahren folgendes: „Am 29. Januar 4 759 früh gegen 6 Uhr hörte der Bürgermeister ein starkes Pochen an seiner Haustüre und Stimmen, die nach ihm verlangten. Unangekleidet, im Schlaf rocke und in Pantoffeln, ging (Marche an die Türe, wo „Kaiser lieh Königliche Husaren, grün bckleioct und in blauen (Mänteln", ihn aufforderten, sich sofort vor das Tor zu ihrem Rittmeister zu begeben. Er versprach, sich anzuziehen und mitzugehen, eilte die Treppe hinauf, konnte aber mir die Beinkleider nnd Strümpfe anlegcn; denn unter Schimpfworten (Kanaille) und Drohungen wurde er im „Schlafhabit, unangeklcidet" herzu gerufen. bei seiner Ankunft von einem reitenden Husaren oben am Schlafrocke ergriffen nnc> eine kleine (? wecke forrgeschleppt. Andere Husaren leaten ihm einen Strick nnd einen Riemen um den Hals, banden ihn mit einer Touraaierleinc die Arme fest, schlangen einen Strick nm den Leib und schleppten ihn hinter dem Pferde eines Hulare» in der (Mitte des :lm umgebenden Husarenkominanpos über die Wenviscke mW Töpfer-Straße, den Holrmarkt zum Aenßeren Reichentore hinaus. Das Bitten und Kleben seiner Jüan hatte auf die Husaren „nicht den ge ringsten Eindruck gemacht". Ein Husar hatte sie mit dem Kara biner vor die Brust gestoßen, ein anderer ihr mir dem Säbel einen Schlag über den Kopf versetzt und auch sic Kanaille gc normt. Ein dem Bürgermeister nachgebrachter Pelz durfte ihm nicht umgeleat werden. „Okmgeachtet ich ohne Aufhören um Erbarmen schrie", berichtet (Marche, „und bat, meinen geäng steten Leib ruhen und atmen zu lassen und in meiner Hcrrens- anast und aus (Mattigkeit einmal über das andere zur Erde siel, so mußte ich mich doch wieder anfrichten und unter den (Worten: „Allons, marichier', marschicr'!" an dem „umaeleaten Stricke sortschlenpen lasten". Umsonst bat er, ihn zu erschießen, umsonst bot er Geld, seine Uhr: atemlos, mehr vom Pferde ge schleppt, als selbst gehend, gelangte er bis in die Nähe von Nädelwitz. (Mehrere Bürger waren dem Inge gefolgt: diese und besonders zwei Bauern baten unaufhörlich um (Milde für den Gefanaenen. ..Als ich glaubte, der (Marter meines Leibes durch den Tod befreit zu werden." sank (Marche, „und, soviel ich mich erinnere, stehend nach Luft schnappte nnd unter den Armen der Bauern am ganzen Körper zitterte nnd vor Anast und Todesschweiß triefte, erblickte ich soviel, daß ich unter Hilfe dieser guten Bauern ans einem Heuwagen aesetzt und fort- gcfabren wurde." Balo darnach kam das bischöfliche Geschirr aus Bautzen: Kanonikus Hauptmann nahm den Bürgermeister, der nun auch den Pelz benutzen durste, auf und brachte ihn bis Hochkirch, wo der Kanonikus abstieg, um der Ablegung der Kircheurechnnna beiruwohnen. Schon war man übereingekom- mcn. daß der bischöfliche Kutscher bis Löbau fahre, als ein mit Postpfcrden bespannter Ratswagen mit einem Türsteher " N-üd einem Diener aus Bautzen ankam und (Medikamente und ** Bautzen hatte damals drei Bürgermeister, deren Amts zeit allemal ein Jahr dauerte. Der erste, der Regierende Bürger meister, wurde im nächsten Jahre dritter', der zweite da erster und der dritte zweiter Bürgermeister: es sand also ein dreijäh riger Wechsel statt,