Volltext Seite (XML)
Oberlsusitzer Xr.7 130 Von TD erner Ändert Linie liegt, fußt nur auf den Belegen des Leipziger Mundart fragebogens I 7. Ein Vergleich mit anderen Kurzformen in den Leipziger Fragebogen und mit -dem örtlichen Befund ergibt, daß im Gegensatz zu der Bemerkung G. Streitbergs keine Grenzverschiebung in der Endsilbenkürzung eingetreten -ist. Die von Streitberg beobachtete Schrumpfung des Schnittgebieteö ist nur zufällig durch die Art der für -diese Frage eingegangenen Antworten verursacht. Seine Feststellung kann -deshalb bei der Abgrenzung der Schluckergruppe nicht berücksichtigt werden. TDenden wir -uns nun einmal zu den westlichen Schluckern um 2D -eifa, Rin g e n -h a i n , Stei nigtwolmsdorf, N e u k i r ch. Beide Schluckergruppen find räumlich nicht miteinander verbunden. Trotzdem stimmen sic in den KürzungSerscheinungcn fast vollständig überein, wie eine Sprachprobe aus TDeifa zeigt: ,,A dr TDeef -hoan se an Kurnpupp gma-ust" (nach G. TDolf). Als feinerer Unterschied sei nur erwähnt, daß die westlichen Schlucker neben den Kurz formen -häufiger als die östlichen Schlucker den Gebrauch der Vollformen kennen, z. B. wenn das TDort am Satzende, vor einer Pause oder alleinstehend gebraucht wird. Schon A. (M atthes wiesaufd -ie U e b erein st i m m u n g e n in denb -eideu K ü r z ungS g e bieten hin. Er schrieb 4946: „Zwischen diesen setzt voneinander ge trennten Schlucker-Gruppen hat sicher in früheren Seiten ein- mal ein Iusanimen-Hang bestanden. TDahrscheinlich sind die Schlucker Teile eines Einwandererschwarmes, der aus dem nörd lichen Bayern, aus Franken, kam. Denn diese ihre Heimat haben sie durch ein Kennwort verraten, -das früher bei ihnen gang und gäbe war, das aber in der übrigen Lausitz nicht ge braucht und nicht verstanden wird. In Faß und Fäßchen sagte man bei den Schluckern: Schaff und Schaffl." I Ohne zunächst auf die Deutung von Matthes einzugehen, Isei erwähnt, daß neben den ll e b e r e i u st i m m u u g e n »zwischen den beiden S ch l n ck e-r g e b i e t e n auch »zahlreiche Unterschiede a u f t r e t e n. Bei diesen -Abweichungen handelt es sich zunächst um örtlich b e - - ' 'T z. B. der Eichelhäher nur bei den westlichen Schluckern „Ni-eßer". A ußerdem wirkt s i ch a b e r i m TD e st g e b >i e t des Oberlausitzer S p r a ch r a u m e S der westsäch- s i s ch e S p r a ch st r o m stärker aus als im Osten. Von diesen Einflüßen bleibt auch das westliche Schluckergebict, das zwar sonst oft sprachliche Beharrung zeigt, nicht ganz ver schont. Es handelt sich dabei nicht etwa nur um die Umbildung hochdeutscher Formen in die (Mundart. Dies geschieht meistens nur durch die (Mundarrschriftstellcr und muß abgelehnt werden. Bei -den Umgestaltungen nn TDesteu zeigen sich vielmehr sprach liche Erscheinungen, die zum Teil so fest in die -dortige Volks sprache eingedrungen sind, daß sie Bestandteile der (Mundart bilden. In einzelnen Fällen läßt es sich nicht immer eindeutig entscheiden, ob es sich hierbei um bodenständige Sonderformeu oder um jüngere Verfallserscheinungen handelt. Auffällig ist zu nächst die abweichende Behandlung einiger Selbstlaute, z. B. westlich ward — östlich wird; westlich wurken — östlich wirken. Da diese Gelbstlaukändcrungen nicht durchgängig durchgcführt sind, ist zu vermuten, daß in den westlichen Gebieten früher die östlichen Lautungen üblich waren. Leichter sind meistens die Ab weichungen im TDortschatz zu beobachten. Auf einige Beispiele wurde bereits früher von mir Hingewieseu (Jur Stellung der Ortsmnndart von Oberoderwitz). Auch die neue Untersuchung von G. Streitberg enthält einige Belege. Es ließen sich jedoch viele anfügen. So kennt z. B. das TDestaebiet nicht die Be zeichnung „Gerille" für den TDagen der Hochzeitsausstattung. Auch die Formen Leeb(e), Bihne oder Vurbihne für den Vor raum i'm ersten Stock des Hauses sind dort unbekannt. Um- ten Vorsilben und in -den Geschlechtswör tern unterdrückt (eigloadt, -d' Leut: gegen Hauptmund art eigeloadt, de Leute). Ueberdies stoßen aber die meisten TD o r t a r t e n das Schluß-e ab (d' Leut, bal: gegen Hauptmundart de Leute, bal-e). Die besondere Stellung der Ortsmnndart von Reichenau wird durch die Abgrenzung des gesamten Gebietes der östlichen Schlucker deutlicher. Für die früheren Jahrzehnte bieten dies-sch xänkre S o n d e r b i l d n'n g c n. So heißt Karten des Deutschen Sprachatlas und die Untersuchung von ' - . , - F .TDenzel wertvolle Unterlagen. Mach diesen älteren Beob achtungen zog die TDestgrenze der Vorsilben! ü r z u n g (e - AuSfal l) etwa westlich von Berzdorf a. E., Schönau a. E., Kunnersdorf a. E-, Neundorf a. E., Burkersdorf, R-us- dorf, Köuigsha-in, Seitendorf, Türchau, Gießmannsdorf, Frie- dersdorf, Sommerau. Ostritz erscheint jedoch mit Vollformen (TDenzel, S. 56, 66 u. a.; D. S. A. Karte 27 (gsefsbrochen). Die Nachsilben k ü r z u n g (e - 2l b f a l l) erfaßte schon am Ausgang des vorigen Jahrhunderts nicht mehr das Gebiet nordwestlich Gr-unau—Blumberg—St. Marienthal (D.S.A. Karte 24 (Hausse!! u. a.) Nach gen Angaben von A. (Mat thes scheinen die Kürzungserscheinungen früher in den Orts mundarten nordwestlich Grunau—Blumberg—St. Marien thal nicht allzu stark ausgeprägt gewesen zu sein. Immerhin lasten sich dort gelegentlich Restformen erkennen, z. B. Schönau a. E.: a d' Schul; Kiesdorf a. E.: Iiegbecn (gegen Haupt mundart: Iiegebeen, der Bezeichnung der Kornblume). Da diese Ortsmundarten heute nicht mehr durchgängig im Strah lungsbereich der Kürzungserscheinungen liegen, dagegen die Ein flüsse der Klingergruppe stark auftreten, wurden ste früher von mir zur Klingergruppe gestellt (Jur Stellung der Ortömun-d- art von Oberoderwitz). Die übrigen Grenzverläufe im reichsdeutschen Anteil -der Schluckergruppe entsprechen noch -den älteren Aufnahmen des Sprachatlas und den jüngeren Beobachtungen von F. TDenzel. Der Hinweis von T. Streitberg (S. 71), -daß das Gebiet in dem „Schnitte" zu „Schnitt" wird, östlich der oben genannten Sie Stellung der Ürtsmunbart von Neichenau im Überlausitzer dprachraum „Die Bewohner Reichenaus sprechen einen Dialekt, -der sie zum Theil vor andern Landleuten dieser Gegend gleich kenntlich macht." Mit diesen TDorten wies 1821 Magister Christian Adolph Pescheck in seinem Buche „Iittau und seine Umgebun gen" (S. 125) aus die beson-oere, Sprachgebung des Reiche nauer Gebietes hin. Diese kurze Beschreibung trifft auch heute noch zu. Hört man einen wirklich bodenständigen Reichenauer spre chen, so empfindet man zunächst, daß er über ein schnelleres Sprechtempo verfügt als die Bewohner aus den Ortsmund arten der Hauptmundart. Diiese Gprechbesch-leunigung wird hauptsächlich durch verschiedene Kürzuugserscheinungen hervor gerufen. A. (Matthes, -dem wir die erste brauchbare Gliederung unseres Oberlausitzer Sprechranmes verdanken, faßte die OrtS- mundarten mit solchen Kürzungen als „Dialektgruppe der Schlucker" zusammen (Kraut und Rüben 2, S. 9). Im reichsdeutschen Anteil des Oberlausitzer Sprachraumes treten zwei solche Kürzungsgebiete auf. Das R e i ch e n a -u e r G e - biet ist nach seiner räumlichen Lage als (M undart- Untergruppe der östlichen Schlucker zu be zeichnen. Sehr schön kennzeichnete TDilhelm Friedrich diese Kürzungen. „Einzigartig klingt der heutige Reichenauer Dia lekt. In seiner Knappheit und Kürze wirkt er keck gegenüber der (Mundart der Dörfer hinter Iittau." (Ges. TDerke, S. 633.) Diese besondere Eigenart -ver Ortsmundarten im Reiche nauer Gebiet läßt sich gut an einem Beispiel von A. (Matthes erkennen. „TDenns eigloadt sein, do machen d' Leut aus Räch- noa, aus TDäsdurf mW d' Türch su fix a -d' Stoadt, doaß bal goar z' gschwino giht." Es werden also bei den