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104 Oderlausitzer Heimat Nr. 6 Erwähnung verdient auch eine vorges chichtli ch e Ausgrabung, die der Verein im Oktober 1028 in der sogen. „Kockel" bei Niederreichenbach unternommen hat, bei der spätbronzezeitliche Grabfunde gemacht wurden. 1936 und 1937 erfolgten bedeutende Vergrößerungen der geologischen Sammlung des Heimatmuseums, besonders in Hin sicht auf VMineralien, Sediment- und Eruptivgesteine der Ober lausitz. Dazu kam eine bedeutende Vermehrung der Sachgüter der heimischen Volkskunde. Als eine wichtige Aufgabe sah die Vereinsleitung auch die Sammlung von Urkunden zur älteren Geschichte der Stadt rind ihrer Umgebung an. Es sind größtenteils photographische Faksimile auf Grund mühevoller Aufnahmen des Vorsitzen den, und zwar hochwichtige Dokumente aus den Archiven der Eistercienserirmenklöster St. Marienthal und Ntarienstern und aus dem Ratsarchiv in Görlitz und Hanptstaatsarchiv zu Dres den. Sie werden jedenfalls bei dem bevorstehenden Stadtjübi- läum die gebührende Beachtung der Heimatwissenschaftler finden. In geradezu hervorragender Weise hat die Gesellschaft für Heimatkunde durch Aufrichtung von Gedenksteinen und Gedenktafeln an geschichtlich ^denkwürdigen Orten der Stadt und ihrer Umaegend gearbeitet. .Hatte sie seinerzeit schon die Anbringung von Gedenktafeln für Napoleon und Fried rich Wilhelm III. an der Apotheke und Theodor Körner am Rathause angeregt, so hat sie in neuerer Feit Denksteine auf der „Wüstung Neusorge", auf dem Töpferberge zur Erinne rung an die Hussitenbelageruna 1430—31, für den 1813 ge fallenen General Kirchner in Markersdorf und in diesen Tagen am Orte des ehemaligen Hochgerichtes errichtet, ferner Erinne rungstafeln an der Wehrmauer auf dem alten Kirchhof und an der „Hohen Straße" beim Rittergut Niederreichenbach aüf- stellen lasten, die sämtlich beschriftet sind. Das Wahrzeichen der Reichenbacher Gegend, die alte f ü nfflügelige Windmühle auf dem Töpferberqe, ist 1935 aus Antrag der Gesellschaft aus städtischen und pro vinziellen Mitteln in bezug auf die Mühlenhaube und das Mühlrad wiederhergestellt worden. Hingewieseu sei auch auf die rege Anteilnahme der Gesell schaft an der Natur- und Kulturdenkmalpflege der Heimat. Als Mitglied des „Oberlausitzer Heimatverbandes" mar kiert die Gesellschaft die schönsten lWanderwege in die Um gebung, auch die Aufstellung einer Rundsichtstafel auf dem Töpferberge ist ihr TOerk. Schließlich sollen auch die in früheren Jahren von der Ge sellschaft veranstalteten W erbeobende, die der Unterhal tung und Geselligkeit gewidmet waren, nicht vergessen werden, die sich stets eines reichen Anspruchs erfreuten. Mag die im Vorstehenden gebotene Ilebersicht über die weit verzweigte und ohne Aweifel zum großen Teil tiefgründige Vereinstätigkeit der Gesellschaft für Heimatkunde in weiten Kreisen Beachtung finden, vor allem möge ihr aber auch seitens der Stadtverwaltung und Bewohnerschaft die verdiente Wert schätzung und einsichtsvolle Förderung zuteil werden. O. Schöne. * Ms der Arbeit -er Gesellschaft für heimatkunöe Reichenbach GL. im vergangenen Oahre Die Gesellschaft für Heimatkunde besuchte innerhalb ihres letzten vorjährigen Krafswagenausslnges unter Führung des Vorsitzenden W. Marquardt die reichhaltigen Sammlungen des Heimatmuseums der Stadt Aittau und die Ruine der 1357 von Kaiser Karl IV. erbauten Geleitsburg Karlsfried auf dem Gabeler Paß bei Lückendorf. Anschließend begaben sich die zahlreichen Teilnehmer über Lückendorf nach Oybin zur Be sichtigung des kürzlich neueingerichteten Museums auf dem Oybin. Die Heimfahrt wurde in Kemnitz unterbrochen, wo in der am Berthelsdorfer Forst gelegenen Buschschenke der Vor sitzende einen Rückblick über die sieben heimatkundliche» Aus flüge des Jahres 1937 gab und Kaufmann Thiem (Reichen bach) Dichtungen in heimatlicher Mundart vortrug. — Die Jahreshauptversammlung tagte im Sonderzimmer der Bahn hofgaststätte. Vor dem Eintritt in die Tagesordnung behan delte der Vorsitzende Marquardt eingehend den königlichen Privilegienbries für das Klosterstift St. Marienthal vom Jahre 1238, in dem Reichenbach das erstemal urkundlich in Erscheinung tritt, und zwar als Sitz eines königlich-böhmischen Richters. Nach dem Verlesen der Niederschrift der Haupt versammlung 1937 durch den Schriftführer Lehrer Bitterlich gab der Vorsitzende einen ausführlichen Jahresbericht über die Tätigkeit der Gesellschaft im vergangenen Geschäftsjahr und beleuchtete in diesem Ausammenhange eingehend den Natur- schutzgedanken, besten dringliche Verwirklichung mehr denn je erforderlich ist. Er wandte sich gegen die rein materialistische Auffassung der Natur und die fortschreitende Aerstörung der harmonischen Lebensgemeinschaft zwischen Mensch und Natur, die zu schweren Schädigungen führt. Eine Wanderung und sechs heimatkundliche Kraftwagenausflüge konnten 1937 unter nommen werden. Die einzelnen Sammlungen des Museums erführen weitere Bereicheruna. An der Natur- und Kultur denkmalpflege nahm die Gesellschaft regen Anteil. Kastewführer Friedrich erstattete Bericht über die finanzielle Lage der Gesell schaft. Buchhändler Dreßler leitete die Wahl des Vorsitzenden, die einstimmig wieder auf den bisherigen Leiter. W. Mar quardt, fiel, der in den Vorstand seine langjährigen Mit arbeiter bevief. Der jeweilige Bürgermeister als Vertreter der Stadt gehört dein Vorstand der Gesellschaft ebenfalls an. Nach einem Hinweis auf die 700-Iahr-Feier der Stadt und der Bitte um rege Mitarbeit in bezug auf die Beschickung der ge planten Ausstellung, der Bekanntgabe einiger folgender Ver anstaltungen und einer Aussprache schloß der Vorsitzende die gut besuchte Sitzung mit der Führerehrung. — Die Gesell schaft unternahm am Sonntag, 24. April 1938, einen Kraft wagenausflug in die enaere Heimat unter Führung des Vor sitzenden. Nach der Besichtigung der Ruine des 1813 abge brannten Schlosses von Nostitz, dessen Ursprung nach der architektonischen Gestaltung in den Anfang des 17. Jahrhun derts. zu datieren ist, wanderten die Teilnehmer vom spätslawi schen Burgwall im Schloßvar? von Gröditz durch das pracht volle naturgeschützte Enatal im Ouarzglimmersels, die Grö ditzer Skala. In Weißenberg besuchte die Gesellschaft die Kirche, das im malerischen Rathaus befindliche Heimatmuseum und die Lausitzer Kunstausstellung im Schützenhaus. Eine Wanderung durch die reizvolle Weißenberger Skala nach dem TOasserkretscham, einem uralten Gasthaus an der ehemaligen Hohen Straße, der berühmten via regia, beschloß den heimat kundlichen Ausflug. Im Mai wurde ein Vortragsabend in der Aula der Deutschen Oberschule in Reichenbach veranstaltet. Der Redner, Dr. Schultz (Görlitz), behandelte Ergebnisse einiger bemerkenswerter Grabungen der letzten Jahre seitens des Landesamtes für vorgeschichtliche Denkmalsvflege in Gör-' litz. denen er einen Hinweis auf den großen Wert der vor geschichtlichen Forschung voraülchickte. — Am 22. Mai unter nahm die Gesellschaft unter Führung des Vorsitzenden einen kulturgeschichtlichen Kvaftwagenausflug. Nach einem Besuch der aus tertiärem Basalt bestehenden Ouellkuppe des Gpitz- bcrges (387 Meter) bei Heidersdorf und einer Motorboot fahrt auf dem Stausee der Oueistalsoerre von Marklissa be sichtigten die zahlreichen Teilnehmer Burgruine Schwerta in Gchwertburg, erbaut im 13. Jahrhundert als Straßenburg und Aollhebestelle, ferner die umfangreiche Ruine der Burg Greiffenstein aus dem 13. Jahrhundert. Den Abschluß der heimatkundlichen Fahrt bildete em Besuch der Burgruine Talkenstein, die. ursprünHich als Geleitsbura erbaut, sich be reits im 14. Jahrhundert zu einem der gefährlichsten Raubnoste'' unserer Heimat entwickelte und deshalb auf Befehl König Matthias 1479 zerstört wurde. Die Erbauung der Burg er folgte auf einzigartige Weise auf einem schmalen Ouarrriff, das steil aus der Umgebung hervorragt. — Das reichhaltige Nkuseum der Gesellschaft für Heimatkunde ist auch im Sommerhalbjahr Sonn- und Feiertags von 10 bis 12 llhr unentgeltlich geöffnet.