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wo OberlsusiHer dl e 1 m 2 i d^r. 6 Aufbau der ganzen Figur, eine geschlossene Umrißliaie, in be wußtem Gegensatz zu den bewegten Massen des Mittelauf satzes. Die Anatomie der Auguren, die im Begriff sind, auf den Beschauer zuzugehen, ist durch Trennung von (Spielbein und Standbein einwandfrei durchgeführt, die Attribute in gefälliger TDeise angebracht. Hinweise auf die TDerkstatt ergeben sich aus der tambour artigen Modellierung der Hälse. Diese finden sich u. a. in Dresden an den Brunnenfiguren am Neustädter Markt, die allerdings durch spätere Ueberarbeitung so gelitten haben, daß sie stilkritisch nicht zu verwenden sind. Immerhin versprach die Verfolgung dieser Spur, die aus die THomäsche TDerkstatt in Dresden führte, Erfolg. Erst kürzlich hatte Dr. Biehl („Unsere Heimat", Beilage zum „Bautzner Tageblatt", Nr. 35, 1934) in seiner Studie über den Altar der Petrikirche das Lebenöwerk Benjamin Thomäs zusammengestellt und besonders auf den Adonis in Neschwitz (Bild II) hmgewie-sen. Tatsächlich ergibt ein Vergleich viele Verwandtschaften in Kopf- und Haarbildung, in Gesichtsausdruck und Haltung, aber auch der Qualitätsunterschied wird so sichtbar, «daß wohl kaum mit einem eigenhändigen TDerk Thomäs in Reichenbach gerechnet wer den kann, sicher aber ist das Epitaph wohl während der Heit, wo B e n s a m i n T h 0 m ä am Altar in Bautzen und an der Ausstattung des Jagdschlosses des Herzogs von Würt temberg in Neschwitz schaffte, aus seiner TDerkstatt her- vorgegangen. Das dritte der großen Epitaphe hängt au der TDand des Chores. Margarethe Eleonore Elisabeth von Gersdorff geb. von Schwanitz errichtet es für ihren Ehemann Georg Ernst den jüngeren, dessen ersten Frau Johanna Christine Gottliebe aeb. von TDarnsdorff, aest. in Bautzen am 8. April 1714 und für sich in der Heit zwischen seinem und ihrem Tod, also 1743 bis 1745. Gersdorff war der Typ des Kavalliers seiner Heit, studierte nach dem Besuch deö Hittauer Gymnasiums die Rechte, diente vor 1708 in Braunschweia-TDolfenbüttel. wurde, nach seiner Rückkehr in die Heimat Assessor judicci ordinarii, Landes ältester und Amtshauptmann und starb, 67 (Aahre alt, in Reichenbach. Das Denkmal (abaebildet bei Lutsch: Kunstdenk mäler der preußischen Oberlausitz) zeigt eine vor einer antiken Architektur stehende, mit Harnisch, Helm und Schildchen be krönte Säule, rechts davon eine halbhohe Vase, links eine tan zende Frau, daneben Putten, lieber dem Gesimse die Gruppe oer Fama, Putten und das Rundbild des Toten. Die Bilder seiner zwei Frauen sind rechts und links an dem Gesimse auf- gehängt. Schon der asymetrische Aufbau der M-ittelgruppe und die lebhaft bewegte Frauengestalt, deren tänzerische Bewegtheit den großen Künstler verrät, zeigen den Einfluß, den die Schule des böhmischen -NlersterS Brokhoff auf den Bildhauer ausgeübt hat. (An dem Kreise seiner Schule, dessen TDirkunq sich bis nach Schlesien erstreckte, ist der Nteister zu suchen. (An Dresden, dessen führender Mieister um die NÜtte des Jahrhunderts Gottfried Knöffler war, hatte sich schon zu dieser Heit im Anschluß an Thomä eine mehr klassizistische Richtung durchgesetzt, die ihren beredtesten Ausdruck in dem Grabmal des Grafen Lynar in Lübbenau fand. Wie diese Richtung sich auch bei geringeren Meistern ausprägte, hatten unsere Leser Gelegenheit zu scheu an dem Grabmal der Frau Nikolai geb. Tuppaneger, in der nach der Erneuerung so schönen Kirche in Großröhrsdorf. Beschämend aber ist der E r h a l t n n g S z u st a n d aller dieser Heugen des Kunstschaffens unserer Vorväter. Verstaubt, be schmutzt und bestoßen, als Abstelle für Töpfe und derg-l. dienend, hat nur ihr gutes Material Schlimmeres verhütet. Gewiß, wir sind in Sachsen in dieser Beziehung verwöhnt. Nüt welcher Liebe und Sachkenntnis werden in unseren Dörfern die Kunst werke der Vergangenheit erhalten, ihre Geschichte durchforscht und keine Nüttel und keine Arbeit gescheut, damit sie dem Be schauer zur Freude und zur Erbauung dienen. Ein schöner Er folg einer jahrzehntelangen Hcimatarbeit, die bewußt gefördert, als Hilfe der Denkmalspflege, nicht als lästiger Nlahner oder Eigenbrötler gewertet und entsprechend eingesetzt wird. Ntag sein, daß die vielen Beziehungen, die sich aus dieser Kirchs nach Sachsen ergaben, in einer veraangenen Heit eine besondere Pflege als nicht angebracht erscheinen ließen. Diese Heiten soll ten aber vorbei sein. Was eine verständnisvolle Denkmalpflege auch mit den bescheidenen Mitteln einer Landgemeinde leisten kann, zeigt beredt das benachbarte Krischa. jetzt Bnchholz ge nannt. Möge dies Reichenbach als Vorbild dienen! Die Stadt Neichenbach als Ausgangs- und Zielpunkt für Wmatwanderungen Wie so manche andere Stadt unserer Oberlausitz, kann sich auch Reichenbach einer ausflugsreichen Umgebung rühmen. Hatte hier schon der 1903 ins Leben 'gerufene, im Welt kriege leider eingegangene „Verschönerungsoerein" sich durch Erschließung der nächsten Umgebung -erfolgreich betätigt, indem er im sogen. „Waldfrieden" an der Nordseite der Görlitzer Bahnstrecke und auf dem Töpfetberge Ruhebänke aufstellte und Reichenbach: Blick vom Schützenbaus zur Kirche Ausnahme: Wolfgang Marquardt, Reichenbach GL. au erstgenanntem Orte einen Rast- und Erholungsplatz mit einer Gchutzhütte schuf, im (Aahre 1913 auch einen Denkstein zur Erinnerung an das Gefecht bei Reichenbach am 22. Nkai 1813 errichtete, so hak die im Hahre 1923 gegründete „Gesell schaft für Heimatkunde" die Ausgaben in -erweiterter Form ausgenommen und ihr besonderes Augenmerk -auf die Nk -a r - ? i e r u n g der von Reichenbach ausgehenden 2D ander w-e g e in die nähere und weitere Umgebung gelenkt und sich -damit deren Eingliederung in das weitverzweigte Markierungsn-etz der Dberlansitz angelegen sein lassen. Diese farbig markier- t e n TD e g e sollen daher auch an dieser Stelle vor allem -eine kurze Besprechung erfahren. TDir beginnen mit einem Wanderwegc, -der im Halbrund um die Stadt führt: Bahnhof—Waldfrieden—Töpfcrberg—Stadtmitte. Auf der Bahnhofstraße wenden wir uns zunächst der Stadt zu. Bei deut Bronzedenkmal des vormaligen Oberp-rästdenten der Provinz Schlesien, v. Seydewitz, biegen wir auf der Grießdorf straße rechts ab. Später verlassen wir an -der Schießmauer des seitwärts gelegenen Schützenha-nses die 'eingeschlagene Richtung und verfolgen den TDeg nach der vor uns liegenden Farben- fabrik von Grießdorf Rabe. An der genannten Fabrik vorüber gelangen wir zn einem Bahnübergänge, den wir jedoch nicht überschreiten. Auf einem am Bahnkörper hin- fühenden Fußwege gelangen wir in ein Laubholzwäldchen, dem der Verschönerungsverein seinerzeit -die Bezeichnung ,,2Dald- frieden" gegeben hat,