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54 Orenrlsnä Oberlausiß ^lr.Z Oberoderivitz hindeu (hin'n), ahinder, finden (fin'n). Das ng der „Klinger" scheint früher auch in der Hanptmundart üblich ge wesen zu sein. Gegenwärtig bestehen jedoch so viele Unterschiede von der Hanptmundart, daß eine Abtrennung der Sprechweise der „Klinger" als selbständige iMun-dartgruppe notwendig ist. Im Gebiet der „Klinger" wird ferner r nicht als Zungenlaut gebildet (kein Edelroller-r). W-eiter erscheint ä mit i-Vorschlag der Hanptmundart (Einheitsschreibunq nur ä) dort oft als ge dehntes i. Oberoderwitz: .Bäre (Biäre), Heedelbäre; Klinger aebiet: Biere, Heedelbiere. In nennen sind auch die Besonder heiten, die -in den Sprechweisen der „Klinger", „östlichen Schlucker" und im I-ittauer Grenzsaum der Hanptmundart übereinstimmen, aber von den übriaen Gebieten der Hanpt mundart abweichen, z. B. Oberoderwitz: Griebsch (Kerngehäuse des Apfels), furche (Kartoffelfurche): die drei Durchdrin- gnugsgebiete: Griebscht, furchte, fürchte!. Gin ähnliches Bild zeigt die Verbreitung des ^Wortschatzes Oberoderwitz: de Schauke (Maiglöckchen), de Sprä (Soveu), Galbihnel (Pfifferling): die drei Ausaloichsaebiete: de Schaukel, 's Aster, 's Galschwammel. Auf die zahlreichen Besonderheiten jedes dieser drei Eimelaebiete kann nicht eingeaanaen werden. Rup persdorf und Großhennersdorf reinen gelegentlich noch Eigen tümlichkeiten der nördlichen Mun-dartqruvve. Sie sind jedoch mit Oberoderwitz zur Hanptmundart zu stellen. In, Nordwesten schieben sich zwischen die Gebiete der ..Klinger" und der Hanptmundart die fast rein hochsprach lichen Inseln von Herrnhut — B e rthelödorf und ein EinbruchöfeldobersächsischerSprach- gebnng. Diese LockerungSzone ist besonders deutlich ausae- vräat in der Umaebuna von Löbau, nach Süden bis Groß schweidnitz—Ebersdorf—Otten-Hain. Einige Erscheinungen grei fen bis in das westlichste Gebiet der Klinner. Diele Löbane r Grenzzone zeiat älmliche formen wie der iW-estsaum der Hanptmundart und die Iittauer Grenzzone. Im Vergleich zum Iittauer Gebiet ist stier die Oberlansttzer Spracha-ebung weiter äbaeschliffen und stärker obersächstsch durchsetzt. Die Iuaehöria- keit der Spracstoebnna dieser Gegend rur Dieflan-dsrone spieaelt sieb u. a. in der Verwendung von f statt pf. Oberöderwitz: Vfoanne. Pfund: Nordsaum: Joanne, Annd. Einiae westsäch- ststste Aenderun-'en seien ännedenket: Oberoderwitz: Lab'm (Leben), ab'm (eben). Feueresse, Saalznavvel (Salrnävfchen). Schnitte; Mischgebiet: Läb'm, äb'm, A-eiereße, Salznäppel, Bemme. Dieser westliche Einfluß klingt nach Osten mehr und mehr ab. Immerhin gehören auch einiae Abweichungen der Klinger von der Hanptmundart zu solchen westsächsischen Ausgleichs erscheinungen. Schließlich müßen noch die Verhältnisse an der Süd- grenze der Hanptmundart gestreift werden. iWäh- rend das reichsdeutsche Gebiet verhältnismäßig ausgeglichen ist und nur in wenige llnkergrupoen zerfällt, ist das sudetendentsche Grenzland reich gegliedert. Iwischen der Hanptmundart und allen den einzelnen Gruppen bestehen im alten Svrachbestand keine durchgreifende n Unterschieds. Die Reichögrenze bildet nur eine durchgehende Sprachscheide für die wenigen und verhältnismäßig spät einaedrunaenen landschaftbedinaten Sprach besonderheiten. In den sudetendentschen Gruppen wirkt steh der Einfluß der österreichischen Gemeinsprache aus. Diese kleinen Abweichungen genügen nicht, um die beiden zusammengehörigen stltundartgebieke in zwei verschiedene Mundarten zu trennen. Längs der politischen Grenze greifen g-eleaentlich solche land- schaftsbedinake formen über. Die österreichische Bezeichnung für Bindfaden ,. Spa gar" ist in einige sächsische Ortsmund- arten aedrnnaeu. Nur die unmittelbaren Grenzorke von Tanben- steim bis Großschönau verwenden das Wort Sp-igat, Spogat, Svngat. Oberöderwitz wird von diesen Grenzexscheinungen nicht mehr erfaßt. D i e O r t S in u n d a r t v o n Oberöderwitz liegt also in der schmalen Kernzone der Haupt- mnndar t. Dieses Kerna-cbiet umfaßt die Gruppen der „Sen ner" und „östlichen A-er" (ohne den Iittarier Grenzsaum). Die geschichtlichen Hintergründe, denen die -einzelnen Spracherschei nungen und Mundartgruppen ihre Entstehung verdanken, muß ten in dieser Arbeit unberückstcht bleiben. Es sei deshalb auf die für diese fragen grundlegenden Untersuchungen von Th. Frings und E. Schwarz verwiesen. Eine Aufgabe der Iuknnst ist es, die einzelnen in großen Iügen angsd-euteten Nkundart- gruppen noch genauer zu erforschen und für möglichst viele Spracheigentümlichkeiten die Kleinräume genau festznlegen. Wie der gesamte Oberlaufitzer Gprachraum, so ist auch die Ortsmundart von Oberoderwitz trotz aller Einheitlichkeit ein Gefüge. Sie spieaelt den Staffelbau des heimatlichen Gprachraums. Ausgleichsformen und Entmundartlichungen entsprechen den Saumgebieten. Sie bestimmen jedoch nicht den Gesamteindruck. Bei der mnndartsprechenden Bevölkerung über wiegt der alte Sprachbestand, wie es für die Ortsmundarten des Kerngebiet-es der Hanptmundart kennzeichnend ist. Aür diese Arbeit konnten neben -eigenen Beobachtungen auch die Mundartfrageboaen des Germanistischen Instituts der Universität Le-ivriq znm Vergleich herangeroqen werden. Den Herren Univcrsttäts-Profeßorcn Dr. Tb. Arinas und Dr. B. Schier bin -ich dafür zu großem Dank verpflichtet. * Schriftgut (auszugsweise). W) Ändert: Die Darstellung unserer Oberlansttzer Nl-und- art in der Dichtung, OHI. 1 6. Ihg., S. 9 ff. Reichenau 1936. Der Humboldtverein zu Eb-rsb-ach und die deutsche dörfliche Völkstumssorsch-unq und VolkstumSpfleqe in der Ober lausitz, Aestschr. H. V. Ebersbach, 1936. S. 109 ff. Arenzel, Karg. Svamer: Grundr. d. Volkskunde Sachsens, S. 207 ff. Leipzig t932. iW. Ariedrich : iWortspiele -aus -dem Südlansttz-er iWinkel, OHI. 3. Ihg., S. 86, Reichenau 1922. Tb. AringS: Sprache und -Siedlung im mitteldeutschen Osten, Leipzig 1932. Grundlaaen -des meißnischen Deutsch, Halle 1936. Kulturräume und Kulturströmungen im mitteldeutschen Osten, Halle 1936. G. Kießling: Blicke in die INundart der südl. Ober- lansttz, Ischopau 1883. A. M atthes (B i h m s Koarle): Kraut und Rüben, Bd. 1—3, Bautzen 1925, 1926, 1927. Handschriftlicher Nachlaß. R. M" ichel : Die Entwicklung des westgermanischen Laut standes in -der Mundart von Seifhennersdorf, Halle 1889. E. M" üller : Blicke in -die Lausitzer Volkssprache, B. Bilder a. d. Sachsenlan-de, Bd. 3, S. 181 ff. Leipzig 1900. E. Rawolle: Mundart und Kolonisation i. d. sächs.fböhm. Schweiz, Halle 1934. E. Schwarz: Sudetendeutsche Sprachräume, München 1935. W. v. llnwerth: Die schles. Mundart in -ihren Lautver- hältnißen gram. u. geogr-aph. dargestellt, Breslau 1908. 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