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sachenbericht weiter trug. Seine Kundschaft trank« aber nicht recht und sagte ihm öfters auf den Kopf M woher er seine Märchen hatte. — Seiner iWürde bewußt war sich der Ge- meindodiener Mielsch, mit dem Schwert an der Seite. Als ich die ersten Turnstunden erteilte, fiel mir ans, daß der Gemeinde diener am Rande des Turnplatzes auf und ab patroullierte. Auf meine Mage nach seinem Begehr teilte er mir mit, daß er hier die Aufsicht führte. Das Ivar nämlich bei meinem Amts vorgänger, mit dem die Gemeinde viel Äerger gehabt hatte, notwendig gewesen. Ich versicherte Herrn Mielsch, daß ich ohne die Gegenwart der bewaffneten (Macht mit den Jungen ganz gut fertig werden würde und außer dem Pfarrer und dem Be zirksschulinspektor weiter kerne Aufsicht brauchte, womit er sich oann beschied. Ium Schluß möchte ich noch eines Oderwitzer „Döbing" gedenken, rühmend gedenken, der den Namen unserer Gemeinde in jenen Jahren in weite Teile der (Welt hinaustrug. G u st a v Döring war ein ausgezeichneter Radfahrer und war für Viesen Sport so begeistert, daß er sich als Knnstfahre r ausbildete. Er tat das mit einer Energie und Ausdauer ohne gleichen. Ich habe ihm dann und wann in der Mittagsstunde im Saale des Schützenhauses, wo er fast täglich übte, zugesehen und war erstaunt über feine oft halsbrecherischen Kunststücke. Später lernte Döring noch einen jungen Turner namens Alwin M üller an. Beide Künstler produzierten sich gemeinschaft lich auf einer Maschine. (Wo diese beiden Kunstfahrer ausge treten sind, haben sie Beifall und höchste Anerkennung gefunden. Biele und nur angenehme Erinnerungen verbinden mich mit dem Orte meiner ersten (Wirksamkeit. Ich wäre gern in Ober oderwitz geblieben, konnte hier aber nicht ständig werden. Uebri- gens drängte mein guter Kantor, der von seiner (Meinung, ich gehöre in eine Großstadt und nicht aufs Dorf, nicht abging, solange, bis ich mich um eine andere Lehrerstelle in Ehemnitz be warb. Der (Weggang von Oberoderwitz fiel mir sehr schwer. Humboldtveroin und Stenographenverem dankten mir durch Verleihung der Ehrenmitgliedschaft. Ich bin glücklich, daß ich, so oft ich wieder einmal nach Oberoderwitz gekommen bin, mich hier immer wieder heimisch und als gern gesehener Gast fühlen konnte. Jur Stellung der Grtsmunöart von Gberoöerwih im Gberlausiher Sprachraum Von V? erner Ändert Die Oberlausitzer Mündart gehört zu den o st m i t t el- deutschen (M u n d a r t e n. Sie ist verwandt mit dem Obersächsischen im (Westen und dem Schlesischen im Osten. Trotz der zahlreichen (Uebereinstimmungen mit jeder dieser beiden Nachbarmundarten besitzt die Ober.lausttzer Mundart ihr eige nes Gepräge. Die Abweichungen sind nicht nur wissenschaftlich faßbar, sondern das Schlesische wie auch das Obersächsische werden von der bodenständigen Oberlausttzer Bevölkerung als andere, fremde (Mundarten empfunden. Der Oberlausitzer Sprachraum greift über die politische Grenze des Reiches, er endet erst an der tschechischen Sprachgrenze. Die Mundarten des angrenzenden Sudeten deutschtums vom Mße des westlichen Riesengebirges bis etwa zur Elbe sind Untergruppen der Oberlausitzer Mündart. Im reichsdeutschen Gebiet wird hingegen nicht in der ge samten Oberlausitz Oberlausitzer (Mundart gesprochen. In der preußischen Oberlansitz zeigen sich im nördlichen Teil bis in die nördlichen Gegenden des Görlitzer Kreises schlesische Sprach eigentümlichkeiten. Die Gegend von Hoyerswerda und Rnhland steht anderseits bereits im StrahlungSgöbiet plattdeutscher Mündarten. In der westlichen sächsischen Oberlansitz treten wiederum westsächstsche Einflüsse hervor. Da alle diese Saum gebiete wesentliche Eigentümlichkeiten der Oberlausitzer Münd art nicht besitzen und stark von fremdmundartlichem Gut durch setzt sind, können sie nicht zum Kerngsbiet der eigentlichen Ober lausitzer Mundart gerechnet werden. Außer Betracht müßen überdies die entmundartlichten Umgangssprachen einiger Städte und die fast rein hochsprachlichen Gebiete bleiben. Mr die Stellung der Ortsmundart von Oberoderwitz im Oberlausttzer Mündartraum sind besonders die Verhältnisse in der sächsischen Oberlausitz wichtig. Iw ar bildet der Oberlausitzer M undartraum eine sprach liche Einheit, doch ist er auch wieder u m i n s i ch gegliedert. Die Grundlagen für eine genauere Abgren zung dieser mundartlichen Untergruppen verdanken wir beson ders den Untersuchungen von A. M atthes und A. W e n - z e l. Die Arbeit von A. (Wenzel stellte die Ortsmundart von Großschönau in den Mittelpunkt und versuchte eine Gliederung der südlichsten und östlichsten Gebiete der sächsischen Oberlausitz und der dort angrenzenden sudetendeutschen Mündartgruppen. A. Matthes erfaßte den Gesamtraum des Oberlausttzer Sprach gebietes. Auch verdanken wir ihm treffende Bezeichnungen füt die wichtigsten Sprachgruppen, die immer mehrere OrtSmund- arten umfassen. Seine Benennungen beschränken sich zumeist nicht nur auf irgendeine sprachliche Einzelheit, sondern kenn zeichnen den Gesamteindruck. Dadurch ist eine Aufsplitterung in viele Einzelmundarten vermieden. Die Grenzen des gesamten (Mundartraumes und der Untergruppen bestehen nur selten aus Grenzen im engeren Sinne, sondern meistens aus Grenzsäumen mit Übergangserscheinungen. Auch zeigt eigentlich jede einzelne der an einer Gruppengrenze gekoppelten Spracheigenheiten ihren eigenen Verlauf, u. a. fallen die (Wortgrenzen für denselben Laut Nicht immer zusammen. Diese kleinen Schwankungen mindern nicht den Wert der von Matthes herausgeflellten Untergruppen. Mit solchen Randstörungen muß jede, auch die vorliegende Mündartabgrenzung rechnen. Die Ortsmundart von Oberoderwitz gehört zur Ober lausitzer H a u p t m u n d a r t. Die Bezeichnung Ober lausitzer Haupkmundart ist aus drei Gründen berechtigt. Sie umfaßt das volkreichste Gebiet der mundartsprechenden Ober lausitz. Weiter sind die sprachlichen Eigenheiten gerade dieser Mundartgruppe, abgesehen von kleineren Abweichungen, seit über 300 Jahren in der Mündartdichtung festgehalten worden. Schließlich ergibt sich auch aus dem Vergleich mit den übrigen Mündartgruppen, daß hier die sprachlichen Besonderheiten Oberlausitzer Sprachgebung, wenigstens innerhalb der Reichs grenzen, mit am unverfälschtesten erhalten geblieben sind. A. Matthes hat für diese große Mundartgruppe keine besondere Bezeichnung geprägt. Die Oberlausitzer HaupLmwndart umfaßt die Ortsmundarten des Oberlandes von Iittau bis etwa Bischofswerda. Von einer eingehenden Schilderung ihres westlichen Grenz verlaufes und der westlich vorgelagerten Gruppe der ,-Sin- g e r" muß an dieser Stelle abgesehen worden. Erwähnt sei nur, daß vom Westen auch die Oberlausitzer Sprachgruppe der „S ch l n ck e r" in das Gebiet der Haupkmundart ragt, z. B. die Ortsmundart von (Weifa. A. Matthes benannte diese Sprechweise nach dem dort üblichen Verschleisen gewißer Vor- und Nachsilben. Dieses Kürzungsgebiet zeigt überdies ein schnelleres Sprechtempo und weicht deshalb in seinem Gesamt eindruck von der Hauptmundart ab. Im Gegensatz zu den west lichen Teilen der Hauptmundart ist es ein Gebiet sprachlicher Beharrung. Innerhalb des Raumes dec Hauptmundart finden sich überdies mehrere kleine Sprachinseln anderer Sprach gebung: Die alten, langsam verblaßenden Ortsmundarten von Seifhennersdorf, Schirgiswalde (heute obersächsisch beeinflußt) und die Mundarten einiger Dorfvrtsteile, z. B. Sohland-