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Srenzland LLSL AVvvltUIsth MonatszertfüfvM für Selmatfoefryung, Hermatpftege u.VevtettvswsrvssKg Mtttettungsvlatt des veevandes „Lusatla" E. v., dev Humvold»-, Helmat- und Gevlegsoeeelne dev oveelaufltz, soiolv aurd dev Gesellsrvaft sue Lousltzvv GMvtfttum Kammer 2 20Sevvuao iss?18. Jatsvgaas ()eder unberechtigte Nachdruck aus „Grenzlond Oberlausitz" wird strafrechtlich verfolgt. — Manuskripten ist Rückporto beizufügen, da sonst Anspruch auf Rücksendung nicht besteht. — Schriftleitung und Geschäftsstelle ist Reichenau,Sa., Fernsprecher: Reichenau 300. — Erfüllungsort und Gerichts stand für Bezieher u. Inserenten ist Reichenau.— Postscheckkonto: Leipzig Nr. 27 534. — Bankverbindung: Gervcrbebank u. Girokaffe Reichenau 444 Bezugspreis: Vierteljährlich 75 Pf. — Für die dem „Lusatia"-Derband angeschloffenen Dercinsrnitglieder stellt sich der vierteljährliche Bezugspreis auf nur 35 Pfg. — Bei Nichtabbestellung spätestens 44 Tage vor Beginn eines Vierteljahres läuft der Bezug weiter. KulMchstfche Postmeilensäulen in üer Oberlausitz W^r.bei .seinen Wauverungen durch die Heimat sein Augen merk auf oieschbichten Denkmäler richtet, die allenthalben an Plätzen, Landstraßen und iWegeu aus längst vergangenen Herten berichten, wird hier und da auch einmal staunend vor einem hochragenden wappengeschmückten und künstlerisch gestalteten Obelisken mit einer Menge Entfernungsangaben nach allen möglichen Orten der näheren und weiteren Umgebung gestanden haben, ohne zunächst zu wissen, was es eigentlich mit diesem so fremdartig wirkenden Denksteine auf sich hat. Das immer daran angebrachte Posthorn löst aber dann bald das Rätsel: Es sind sestmeilensäulen, die August der Starke (1694—1733) vor mehr denn 200 Jahren in den kursächsischen Landen hat er richten lasten. Dieser Fürst, „begabt mit ungewöhnlichen Eigenschaften des Körpers wie des Geistes, unerschrocken, unermüdbar, ehr geizig und tatenlustig, vielseitig in seinen Ideen und großzügig, wen» auch enicht immer energisch und folgerichtig in seinem Handeln, -ausgezeichnet durch einen mit Prunksucht gepaarten Hanff . zgmg Künstlerischen und Phantastischen, dauernd in, Laune schöner geistvoller Frauen, bewundert viel und viel ge scholten" Kuh'.ihl), hatte auf seinen zahllosen Reisen durchs Land mit als erster erkannt, daß das damals im Gegensatz zu anderen Ländern jämmerliche Verkehrswesen Kursachsens als KreuzungSgebiekeg wichtiger europäischer Verkehrswege unbe dingt in neue .Bahnen gelenkt werden müsse. Kunststraßen mit solidem Unterbau kannte man damals noch nicht. Der Fracht verkehr wickelte sich, ebenso wie der Postverkehr, schlecht und recht auf zwar uralten, aber nur mangelhaft gepflegten Wegen ab, für deren Unterhaltung die anliegenden Gemeinden und Grundherren zu sorgen hatten. Auch die Entfernungen von Ort zu Ort, einheitliche .Maße usw., kannte man nicht. So entschloß sich August der Starke bald zu einer groß zügigen und weitschauenden Verkehrsreform, die beinahe neu zeitlich anmutet und ihren Mioderschlag u. a. in seiner Post ordnung vom 27. Juli 1713 .fand. Hunächst mußte, um über haupt ooranzukommen, das Land erst einmal planmäßig ver meßen werden. Bei ver Suche nach einem geeigneten Mdnn zur Vornahme dieser grundlegenden Arbeit fiel seine Wahl bald auf den PU a g i st e r Adam Friedrich Hürner, vamals Pfarrer in Skassa bei Großenhain, der durch zahlreiche ") Vergl. die Arbeit „Das Postwesen in der Oberlausitz" von G. Rennert. Grenzland Oberlausitz. 12. 1936, S. 313/317. topographische Arbeiten Vie Aufmerksamkeit des Kurfürsten auf sich gelenkt hatte. Dieser .Mann wurde zum kurfürstlichen Geo graphen und „Land- und Grentz-Commistarius" ernannt und erhielt zunächst den Auftrag, eine Poststraßenkarte und eine Ge samtvarstellung der Kurlande herzustellen. Hürner machte sich alsbald (im Jahre 1713) mit einem außergewöhnlichen Dienst eifer an die Arbeit und befuhr und vermaß mit einem von ihm selbst auf Grund älterer Vorbilder konstruierten geometrischen Wagen alle Straßen und lWege. Dazu hatte er ein kurfürst liches Privileg für bevorzugte kostenlose Postbeförderung erhalten. Schon im Jahre 1719 war das gewaltige Mdrk vollendet, und es erschien für einen Reichsthaler allgemein käuflich die erste gedruckte kursächsische Postkarte mit einer Erläuterungsschrift. Damit war der erste Schritt zur Verwirklichung der Verkehrs reform Augusts des Starken getan. Mim handelte es sich darum, die von Hürner vermeßenen Poststraßen .mit Wegzeichen zu versehen, aus denen die Entfer nungen zu ersehen waren, und die vor allem dauerhafter und haltbarer als die bisherigen wenigen hölzernen Wegesäulen sein sollten. August der Starke kam daher sehr bald auf den Ge danken, steinerne iWegezeichen setzen zu lasten und diesen „in gewohnter Weise ein künstlerisches Aussehen zu geben". Der erste kurfürstliche Befehl hierzu stammt vom 19. Sep tember 1721, „daß auf denen Land- und Poststraßen anstatt der höltzernen, steinerne Säulen aufgesetzt uUd wie damit verfahren werden solle . . .". Dieser Befehl, dem bald weitere und aus führlichere folgten, entwickelte schon knapp und ausführlich die Pläne des Kurfürsten nach Hweck, Ausführung und Finanzie rung. Vorgesehen war zunächst, vaß, ausgehend von den Distanz punkten am Beginn aller Post- und Landstraßen, in Städten und größeren anderen Orten, an jeder gemeßenen Viertel-, halben und ganzen LMeile ^Marksteine bestimmter Formen auf zustellen waren. Für die D i st a n z p u n k t e war ein prunk voll ausgestaktcter Obelisk mit reichlich profiliertem Unterbau vorgesehen. Von hier folgte nach zwei Wegestunden — 1 Meile — 2000 Ruten eine M" eilensäule in Form einer hohen vierkantigen Madel. Hwischen den .Meilensäulen stand eine Halbmeilen - oder Stundensäule in Form einer schlanken Herme und dazwischen je aller halben Stunden ein V i e r t e l m e i l e n st e i n, eine breite rechtwinklige Platte. Mur die prunkvollen Distanzsäulen trugen außer dem kursäch sisch-polnischen Doppelwappen in farbiger Plastik und dem Post-