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Dieser lleberblick über das dörfliche Bauschaffen der Ober lausitz und die Gesinnung der Bewohner muß -uns alle mit tiefer Ehrfurcht vor der Vergangenheit erfüllen. Dieses Empfinden wird auch das Verlangen dringend werden lassen, bei allem Neuschaffen an das wertvolle Alte anzuschließen, es zu neuem Leben zu erwecken, freilich nicht in kleinlicher Nachahnierei, sondern in bewußtem, neuzeitlichem Weitergestalten. Der Geist eines Ortes muß in seinen Bauten lebendig werden. Dieses /-fiel wird erreicht durch Verwendung heimischer Naturbaustoffe. Dveg mit all den künstlichen Hilfsbanstoffen von den Stellen, die für den Eindruck eines Hauses entscheidend find, weg mir Pappschachteln und Blechkästen! Auch das Diesen die ganze Familie gemütlich beieinander sitzen und auch Aeste miteinander und mit freunden feiern konnte. Ist's nicht so, daß wir heute in den allzu eng bemessenen Stuben so vieler Sied lungshäuser das Gefühl haben, könnte man doch wenigstens in einem Raume die Wände hinausschieben. Es gilt, Wvhnstätten zu bauen, die das Heimatgefühl des einzelnen wieder lebendig machen, dann wird auch die Seßhaftigkeit, auf die gerade im Grenzlanv so viel ankommt, gestärkt und gemehrt werden. Die außerordentlich verdienstvolle Arbeit Dr. Krankes, auf die bereits hingewiesen wurde, enthält Vorschläge über die Ver wendung des Ilmgebindehauses für Siedlungszwecke. (Abb. 4.) Wer so baut, der kann sicher sein, daß eine schöne Gesamtform Abbildung 4 Entwürfe von Dr. Franke für Umgebln^ehaug-Eripen km Sloölungsbou (Abb. 19- o bis f des Buches Dr. Franke, -Dstgermanifche Holzbaukultur pfg. Korn, Breslau.) der Baustoffe muß erforscht werden, um Fehler und Enttäu schungen zu vermeiden. ^Weiter aber gilt es zu fragen, ob die neuen Bauaufgaben — und im Vordergründe werden noch lange die kleinen Siedlungshäuser stehen — nicht auch im Grundriß und Aufbau eine Fortsetzung des alten llmgebinde- hauses gestatten. Lagen die Lsbensbedingungen bei so vielen kleinen Webern und Handarbeitern nicht genau so, wie heute bei den Siedlern? lind wurden die Bedürfnisse im altgewohnten dreiteiligen Grundriß nicht besser erfüllt, als in den heute so verbreiteten engbrüstigen Wmrfelhäusern auf fast quadratischem Grundriß? Wie entwicklungsfähig war doch der alte Grund riß für Einbau von Kammern im Dach, für Anbauten usw., unv welchen kostbaren Schatz hatte jedes Haus, jede kleinste Hütte in seiner einen geräumigen Stube, die so groß war, daß seinem Hanse gewährleistet wird, der kann in planmäßigem Aus bau sein Haus immer weiter vervollständigen. Diese Bauten wären dajin ein sichtbarer Ausdruck wiedererweckten deutschen Volkstums. Daß so etwas geht, beweist die Tat von Oeschelbronn in Baden. Als da 1933 über 70 Gehöfte mit mehr als 200 Ge bäuden abgebrannt waren, bestimmte der Führer, daß alles -im Sinne der bodenständigen Aachwerkbanweise wieder aufgebaut werden müsse, llnd eö ging. Alle Kräfte schlossen sich zusammen und erreichten das gesteckte Hiel. Die bahnbrechende Verord nung des Reichsarbeitsministers vom 10. November 1936 gibt nun auch den Behörden alle rechtlichen Grundlagen, um die Durchführung bodenständiger Bauweise sicherzustellen. Die Schwierigkeiten, die sich enkgegenstellen, sind dazu da, daß sic