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bläulich--steingrau gehalten, die Gesimse weiß, die einfassenden Bänder der Felder rosa. Kanzelaltar, Orgel, Kapitelle sind weiß mit Gold gefaßt. Der Bau hat von Murz 1737 dis Johannis -1741 gedauert. Bildhauer haben die Figuren, Orna mente und Kapitelle geschnitzt: Johann Andreas Bessern, Carl Friedrich Kirchner, Johann Friedrich Ntostamer und Johann Balthasar Gal,Mann. Die Kapitelle hat Galzmaun geschnitzt, Hünigen hat sie angeschlagen, ferner hat Hünigen die Scha blonen für Aries und Hauptgesims gearbeitet. Er tat sich sicht lich durch seine Geschicklichkeit hervor. Schmidt wird mit ihm zufrieden gewesen sein. Sonst wäre er nicht schon in den un mittelbaren anschließenden Jahren als Direktor des ganzen Kirchenbaues, wie es heißt, nach Pulsnitz berufen worden. Aür die Nachfolger Bährs ist bas von ihm geschaffene Innere der Dreckönigskirche in Dresden-Neustadt wichtig ge worden. Hier fanden sie das maßgebende Vorbild: Eine Kirche, deren Außenmauern ein Längsrechteck bilden, während durch die Stellung der Pfeiler und die Aührung der Emporen ein sich zu einer Ellipse weitender Jnnenraum ergibt. Es handelt sich also um eine Saalform von gestreckter Gestalt, die sich einem Jentralraum über kreisförmigem Grundriß insofern etwas nähert, als die Jwischenform: die Ellipse, sich einschreibt. Die Kapitelle zeigen reiches Gehänge wie am Jwinger. Die mulden förmige Decke ist aus Holz konstruiert. Bei dem Ilmbau im 19. Jahrhundert ist die obere Empore entfernt worden. Seinem Charakter nach ein weiter lichter Raum von bewegten Aormen. Jin 19. Jahrhundert hat man leider diesen Typus aufgegeben mit der Begründung, er ähnle zu sehr einem Theaterraum. M-an übersah, daß die Einheit der Gemeinde, die sich um den gleichen Mittelpunkt unten im Schiff wie oben auf den Emporen schart, daß die Bedeutung oer Kirchenmusik durch die herrlich hineinkomponierten Orgeln wunder bar hervortraten. Bedeutete für Schmidt die Arauenkirche die hohe Schule, so war dies bei nnserm Hünigen mit der Weesensteincr Kirche der / Aall. Man hat in neuerer Jeit den Bau / Hüniaen als eigene Leistung zuschreiben wol- / len. Dies stimmt nicht. Nach den Banrech- nungen hat Schmidt, also der Nachfolger Bährs, die Riste entworfen, den Kostenvor- - - - anschlag gemacht und den Bau von Dresden aus geleitet. TLenn es notwendig ivar, kam Mi er heraus, oder die Ausführenden fnbren na cd Dressen, nm fick Rats zu bolen. So babe ick . VsX folaende Stelle in den Rechnungen gefunden: ! „Am 5. Mai 1740 2 Tlmler für Reise und Hehrungskosten dem Bildhauer Salz- ' mann, welcker zu 3mahlen wegen des Altar- ristes nach Dresden reisen, nachts über drinn MZ bleiben und Herrn Schmieden diesfalls zu . eommunieieren, und übrige nötige Veranstal- sZW tung wegen quästionierten . Altares treffen .MH I' ' s müssen." Hünigen hat am Ban die s,immer- mannsarbeiten ausgeführt zusammen mit Hanns Kirsten. Der Tischler war Samuel Hirschel. Der gleiche Name taucht auch auf beim Kittlitzer Kirchenbau, bei dem Hünigen als Baudirektor alles in der Hand hatte. Sichtlich hat er seinen einstigen Mitarbeiter, , der als IeughauStischler in Dresden bezeick- beigegeben worden. Er war also in keiner leitenven Stelle. Auch Die alte gotische Kirche von Pulsnitz war im Jahre 1742 wird er nicht als Meister, sondern als Jimmermann bezeichnet, ausgebrannt. Man beschloß, die Manern zu verwenden und In die alte Bünausche Burg, die sich um einen Aelsen in vielen Stockwerken aufbaut, ist die Kirche in Verbindung mit dem mittelalterlichen Teil zu oberst eingebaut worden, nach außen durch die vier großen Aenster kenntlich. Das reizvolle Innere zeigt an den in gebogenen Linien zurückweichenden Em poren die charakteristische Aorm der Bährschule. Im Altar raum und Orgelraum strecken sich die geschwungenen Linien wieder zu Geraden. Nur die Wand der Bünauschen Empore führt den Schwung in entgegengesetzter, sich vorbanchender Rich tung weiter. Auf der Orgelseite springt die Linie zunächst in zwei Ecken vor, zieht sich dann aber doch wieder konkav ein. Die schöne Orgel nimmt diesen Linienzug auf und wandelt ihn in eine aufsteiaende Bewegung um. Die Kirchenbänke, das so genannte WAbergestühl, sind in entsprechender gebogener Linie geführt. Damit die Blicke nicht abirren, sind die Arauenbänke von einem Gitter umschlossen. Die alte Aassung hat sich er halten. Pfeiler, Kirchenbänke, Balustraden, alles aus Holz, sind nur durch den Ausbau in Holz dem Ganzen die Aormen des 18. Jahrhunderts zu geben. Ob Hünigen die Riste schon selbst entworfen hat, ist nicht bekannt. Anzunehmen ist, daß er nach der Sitte der Jeit den Bau mit Schmidt durchbesprochen hat. In der Pulsnitzer Chronik heißt es unter dem Jahre 1743: „Um Weihnachten fällete mau das Holz zur neuen Kirche, kurz vor Ostern fing man an, es auszuarbeiten, um Michaelis setzte man das Sparrenwerk auf und belegte es mit siegeln. Am 23. Oktober konnte in Gegenwart der gnädigen Herrschaft, des Kammerjunkers und des Aränlein Johanna Christiana von Gersdorff aus dem Hause Kittlitz der Strauß aufgesetzt und von dem Jimmermeister und Direkteur des ganzen Baues Andreas Hünigen, so zu derselben Jeit in Woißenstein bei Pirna wohnhaft Ivar, eine zwar kurtze, doch nett eläbovierte d. h. ausgsarbeitete Oration also Rede gehalten, worauf dann in der Höhe die Zimmerleute das Lied anfingen: „Nun danket alle Gott", welches sodann die sämtlichen Anwesenden bey-