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60 Lren^Ianä Oberlsusltz Es wird nicht geschrieben: krickten, gekrickt, gewoarrt, säufst. Es wird geschrieben: krigten, gekrigt, gewoart, säuft. a) Kürzung wird durch Verdoppelung des auf den kurzen Selbstlaut folgenden (Mitlautes ausgedriickt. Für zz wird tz, für kk ck gebraucht; chch tritt nicht auf da es zum Falschlesen verleitet. Es ist zu schreiben: ruff'm (rufen), Hutt (Hut). b) Bei (Wörtern mit Dehnungszeichen unterbleibt die (Mitlautverdoppelung, das Dehnungszeichen fällt weg; richen (riechen), krichen (kriechen). c) Folgen auf die gekürzte Silbe zwei verschiedene Mit laute, so kann -die Verdoppelung unterbleiben. d) Zu beachten ist der Übergang von Kürze zu Länge und umgekehrt in verschiedenen Bildungsformen des glei chen Viertes. Book — Bäckc, Kroop — Kräppe (Kropf). So ist nach jahrelangen Bemühungen endlich auch in der Oberlaufitz eine Einheitsschreibung der Mundart angebahnt. Mochte die Einheitsschreibung unserer (Mundart nützen, nicht um ein Sonderbündlertum zu hegen, sondern als heiliger Dienst an Volk und Vaterland. Die vorliegende Arbeit steht im Dienste des praktischen Heimatschußes. Sie vertritt die bewußte (Mundartpflege und wendet sich gegen die uns von vielen Literaten vorgeführte Ver fälschung der Mundart. Es wurde versucht, dem heimatlichen (Menschenschlag die Augen für die Beurteilung dec Dichtungen in unserer Heimatsprache zu öffnen. Es ist höchste Zeit, daß wir uns gegen die verderblichen Einflüße der unechten (Mund artdichtung wehren. Das (Mundartschrifttum ist nicht ohne Einfluß auf den Bestand unserer Volkssprache. Da von der Treue in der (Mundartverwendung auch die Berechtigung der (Mundartdichtung überhaupt abhängig ist, sollten auch die (Mundartschriftsteller durch diese Arbeit vor falschen Vorbil dern gewarnt werden. Die Hinweise auf das vorbildliche Schaf fen Bihms KoarleS und die Einheitsschreibung sind Bausteine für eine bewußte Aufbauarbeit. Als Kind' der Oberlausttzer Heimat wollte und will ich mithelfen, die wirkliche Volks sprache als wertvolles Erbgut der Vorväter zu wahren und da mit bewußt den von Bihms Koarle begonnenen Kampf gegen die Mundartverschandelung durch die Literaten weiterführen. Eine von Herrn Oberlehrer i. R. A. Matthes (Bihms Koarle) gütig zur Verfügung gestellte Mundartdichtung zeigt zum Schluß die Verwendung unserer Einheitsschrcibung: A Blookrenzlcr. (B. K.) „Woas is denn doas, a Blookreuzler?" Su wird amende glei enner froin. — Mu, doas is a Moan, dar kenn Wein und kee Bier trinkt und 'n Schnoaps glei goar ne vermeßen koann, und dar de will, doaß o ander Leute doas schoarfe Zeug ne trinken sulln. — A sicher (Moan, su a Blookreuzler, koam nu ver vill Iuhren amol noa Ringelsdurf oas Pfoarr. Ma, do woar 'r su groade uffs richtge Fleckel gekumm'm: denn diirt wurd ab'm vill Schnoaps verkunsemiert. — (Wunder woar doas freilich kees. Denn do woar irscht uff'm Mubberdurfc arme grüße Schnoapsfoabrike, und derno goabs a Ringelsdurf falber a poaar Oarbeitsstellen, wu de Leute an kräftgen Trupp'm ganz nutwendg brauchten. — An Aberdurfe woar haußen an Busche a Steenbruuch, wu'ch de Oarbeiter oab und zu dan Steenstoob nnndcrschweef'm mußten. — An (Mitteldnrfe stoand draußen an Felde anne ale Ziegelscheune, a dar domols oalls noa ohne (Moaschinn gemacht wurd. Mu krempelt oack amol an ganzen Tag Lehm und moalkert derno eegoalfurt mit 'n Händen a dan weechen Babbe rim, do ward 'r su sahn, wie armelch euch derbei wird, wenn 'r ne moanchmol an harzhoaften Schluck hinder de Binde gissen kinnt. — Derno woar an Miederdurfe noa anne grüße Bleeche, wu de Leute oack immer (Woasser Vern Oogen und undern Händen hoatten. Ba sicher (Woasserpoant- scherei koann enn weechelch waren und sunst noa oallerlee, wemmerch ne amol an tüchtgen Hupp nahm'm koann. — Vu dan oallen, woas de Leute ba ihrer schweren Oarbeit nutwendg brauchten, verstoand nu freilich dar neue Pfoarr ne an alen Ouoark. Dar argerkch oack ieber doas ville SchnoapS- sauf'm und zug nu oas Blookreuzler dergegen lus und macht 'n Leuten de Hälle heeß. Jeden lieb'm Sunntg gings a dr Prädgt iebern Schnoaps har. — Irscht stutzten ju de Leute; derno oaber ließen se 'n Pfoarrn ruhg räden und meenten oack: A wierd schun andersch tun, wenn a'ch mit 'n Stenn rimboalgen oder an Lehmbabbe rimmahren oder an kalen Woasser rimpoantschen müßte. — Mooch und nooch gewähntench de Leute a die dicheu SchnoapSprädgtcn, und zerletzt woarsch Durf ganz zufrieden mit dan neuen Pfoarrn. Denn die andern Rüden, die 'r sunst noa zn Halen hoatte ba Kindtoof'm, ba Tränen und Begräb nissen, die woarn goar ne su unraicht und gingen 'n Leuten moanchmol urndelch nohnde. — Ba sichen Gelaigenheeten befroitch dr Pfoarr irscht oalle- mol vurneweg iebersch ganze Drimunddroa, ieber de Foamil- chenverhältnisse, wies vurnahme heeßt. Derno brucht 'r oalls a seine Rüde mit nei und b e n i e m t c de Leute, doas heeßt: a nannt se mit Moam'm, oalle, dies groade oaging und wu miegelch de ganze buckelge Freindschoaft mit derzu. — Doas gefiel nu dan Leuten; denn jeder, dar beniemt wurd, fuhltch derbei gekroatzt und bildtch woas drnf ei. Do woar nu amol an Aberdurfe a aler Steenbrecher ge- sturb'm, dar nu begroab'm waren füllte. — Dr Pfoarr be froitch o doasmol ieber de Foamilchenverhältnisse und machte derno an Begräbnistage anne Leichenprädgt a dr Kirche, doaß de Leute Maul und Oogen ufrifsen. — Dr irschte Teel vu dar Prädgt woar zoahm, oaber an zwäten Teele koam dr Pfoarr uff'm Schnoaps zu räden und molte nu dan Ver- sturb'm oas an derschreckelch grüßen Süffel oab, und uff su anne Oart und Weise, doaß de ganze Trauergemeene drieber ufgebrucht woar. — (Wie de Geschichte oalle woar, floatterten de Leute drau ßen ver dr Kirche aus'nnander, wie a ufgescheechter Tanb'm- schwoarm. An Ture vun Kirchhofe oaber stoand dr Pfoarr und woarte und woarte. — Denn sunst woarsch ab'm Mode und Brauch, doaßch de nähnsten Traucrleute bau Pfoarrn be dankten fer seine Oarbeit ba dr Leiche. Doasmol oaber ließch kee Mensch sahn vu dan Leuten. — Dr Pfoarr ieberläte.sichs hie und har, oab 'r amende woas foalsch gemacht hätte, und a wullke schun heemgihn. Do koam uff eemol hinder dr Kirche sn a aler Karle avir; dar winkte und rufftc schun vu weiten: „Herr Poaster! Herr Poaster! Woarten Se oack amol a bissel!" „Nun, was wünschen Sie »denn, mein Lieber?" froite dr Pfoarr, wie dar (Moan roa woar. „Ich wullt mich oack bedanken fer die schiene Leichen prädgt!" „Ma, so hat sich doch wenigstens Einer gefunden, der mir die schuldige Ehre gibt!" soite dr Pfoarr vuler Freeden. „Nun, was hat Ihnen denn von meiner Predigt besonders gefallen?"