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3 6ren2l3nä Oberlausitz 57 Nie Mundartschreibung müßte nun jedem Laut einen be stimmten Buchstaben zuordnen. Für mundarteigene Laute, die dem Hochdeutschen fehlen, wie die Verdunkelung des a, ist dies selbstverständlich. Anders liegen die Verhältnisse bei Lau ten, die in Mundart und Hoch-deutsch nicht von einander ab weichen. In einer vollständig lautgetreuen Schreibung wür den diese Laute nicht selten in einem dem sonstigen Schrist- gebilde vollständig sremden Buchstabengewande erscheinen. Die in -der Mmndartschreibnng an sich schon große Zahl neuer Wortbilder würde vermehrt. Da dem Leser nicht etwa nur der Buchstabe, sondern erst das Wdrt als ganzheitliche Gestalt vorschwebt, können diese Neuformen nicht ein BekanntheitSgesühl auslösen. Die selt samen Schriftbilder verwirren. Noch mehr wird der Mun-dartpflcge durch jene Schrift steller geschadet, die -die Zahl der bereits im Hochdeutschen vor- haiwenen Abweichungen zwischen Laut und Buchstaben durch neue eigene Buchstabenverbindungen vergrößern. Ihre Schrei bung zwingt zum Falschlesen. Der Leser stolpert darüber. Überdies muten manche von ihnen ihren Lesern zu, stch durch wunderliche TLortungehener hindurchzuwinden. Nsan muß manchmal förmlich studieren, um Sinn und Bedeutung herauszufinden. Jedes TLort ist verunstaltet. Der Leser wird durch dieses Rätselraten verärgert. Wie die bereits erwähnte Erklärung der Heimatblätter zeigt, hat den Schaden nicht nur der betreffende Schriftsteller, sondern die gesamte Nkun-d- artdichtung. Unsere Mmndartschreibung kann daher die gelegentlich zwischen Laut und Buchstabe bestehenden Unterschiede nicht immer beseitigen. Den Einheimischen stört dies wenig. -Er wird die Mundart auch dann richtig lesen, wenn auf diese Zwie spältigkeiten keine Rücksicht genommen wird. Anders steht es mit dem Mnn-dartsremden. Es empfiehlt stch deshalb bei Ntund- artveröffentlichungen, in einem Vorwort diese Tatsachen fest- zulcgen. Unsere Mundartschreibung wird nur die Abweichungen vom Hochdeutschen kennzeichnen. Wird im Hochdeutschen ein Buchstabe für verschiedene Laute verwendet, ändert er gelegent lich seinen Lautwert, so muß unsere Mundartschreibung für diese verschiedenen Klänge ebenfalls mit einem Zeichen aus kommen. Umgekehrt werden Buchstaben, die den gleichen Laut nur rechtschreiblich verschieden -darstellen, z. B. Ks-Laute, ebenfalls beibehalten. Anders liegt die Sache, wenn sich Mundart und Hochdeutsch unterscheiden. Unsere Schreibung wird dann den mundarteigenen Klang mit dem für diesen Laut bestimmten Buchstaben ausdrücken. Sind die Unterschiede mit Schriftzeichen nicht faßbar, oder würden Buchstabenfolgen den gewünschten Klang nicht eindeutig kennzeichnen, dann sind die Buchstaben zu wählen, deren Lautwert dem Mundartklang am nächsten liegt. Bei verschiedenen Möglichkeiten ist auf das hochdeutsche Vorbild zurückzugreifen. Unnötige Verstüm melungen sind zu vermelden. Trotzdem find für einige Mund artlaute neue Buchstabenverbindungen notwendig. Aus Grün den der Lesbarkeit ist die Zahl solcher Neubildungen möglichst zu beschränken. Mehrdeutige Buchstabenfolgen, wie die von einigen Schriftstellern verwendete Kennzeichnung der Neben töne, sind abzulehnen. Unsere Einheitöschreibung kann nicht allen Wmnschen gerecht werden. Der Sprachforscher möchte manches noch genauer bezeichnet wissen. Unser Hauptziel ist hier jedoch nicht in erster Linie wissenschaftlicher Art, sondern Dienst an der allgemeinen Nsundartpflege. Deshalb muß die Schreibweise so einfach wie möglich sein. Trotzdem werden die wissenschaftlichen Forderungen weitgehend berücksichtigt. Klip pen, die unsere Einheitsschreibung hier und da aufweist, be ruhen oft auf der nicht lautgetreuen hochdeutschen Rechtschrei bung. Umstrittene Schreibungen werden noch später geklärt werden müssen. Maßgebend bleiben aus allen diesen Gründen die Forde rungen von Oberlehrer i. R. A. Matthes: „Es ist möglichst genau dem Klange der Dialektlaute nach zuschreiben, dabei aber auch Rücksicht zu nehmen auf die Schreibung der betreffenden Wörter im Hochdeutsch. Denn je mehr die Dialektwörter in ihrer schriftlichen Darstellung dem Schriftdeutsch ähnlich werden, desto lesbarer und verständ licher wird ein Dialektstück für die gewöhnlichen Leute sein." IV. Es ergeben sich folgende Grundregeln für die Einheits schreibung unserer Mundart. A. Allgemeines. t.) Die Mundart muß lauter und rein dargestellt werden. a) Es dürfen nur echte Nlundartworte verwendet werden. Hochdeutsche und willkürlich zugestutzte Wörter dürfen nicht vorkommen. b) Die Gewohnheiten und Regeln, die unsere Mmndart bei Laut- und Wortbildung, in Sprach- und Satz lehre befolgt, sind streng zu beachten. c) Der Stoff muß volkstümlich gestaltet sein und -dem Empfinden, Reden und Handeln der Leute Rechnung tragen, deren Mundart vorgeführt wird. 2. ) Es sind nur die in der hochdeutschen Rechtschreibung üb ¬ lichen Zeichen zu benützen. Hilsszeichen werden nicht ver wendet. 3. ) Es ist möglichst genau dem Klange nach zu schreiben, da ¬ bei jedoch Rücksicht zu nehmen ans das hochdeutsche iWort- bild. a) Kann ein Laut aus verschiedene lWeise -dargestellt wer den, so richtet sich die Schreibung nach der amtlichen Rechtschreibung. b) Besitzt gelegentlich ein Buchstabe bereits im Hochdeut schen den vom Ursprungsland abweichenden Klang, so sind auch in -der Mundartschreibung keine Änderun gen vorzunehmen. c) Abweichungen vom hochdeutschen Lautstand sind -dar zustellen. -d) Formen, die im Hochdeutschen keine vergleichbaren iWortbilder ausweisen, sind dem Klange nach zu schrei ben. Einfachste Schreibung ist dabei das Ziel. 4. ) Mundartliche Fortbildungen sind nicht zu berücksichtigen, wenn sie höchstens vereinzelt als Sprecheigenart auftrc- ten und nicht allgemein üblich sind. Einzelne dieser For men finden sich jedoch in den deutsch-böhmischen Nlund- arten. Also nicht schreiben: rvnd, ond, ons, dorch, Loft, Borg — sondern schreiben: rund, und, uns, durch, Luft, Burg. 5. ) Nebentöne bleiben unbezcichnet. Sie sind meistens nur Eigenheiten einer Person oder eines Ortes. Auch geben die Buchstaben den wirklichen Lautwert nicht wieder. Laut richtiges Lesen führt vielmehr nicht selten zu falschen Klangbildern. Überdies wird das Wortbild verunstaltet und die Lesbarkeit erschwert. Also nicht schreiben: Miär, Biären, liär, Kinjdl, Wählj-dr, hieljt, kriegeng, macheng, sucheng, bennj —