Volltext Seite (XML)
sitzt der katholische Markgraf so gut wie keine Gewalt. Denn diese haben auf Grund des Traditionsrezesses völlige Freiheit in allen Kirchenangelegenheiten von -der weltlichen Obrigkeit erhalten. Außerdem steht ja dem böhmischen Könige -das Schutzrecht und die Verwaltung -der geistlichen Angelegenheiten zu. -So kann -der katholische Kurfürst als Markgraf der Ober lausitz zwar in die Angelegenheiten der protestantischen Kirche eingreifen, muß aber die Regelung der katholischen Hierarchie überlasten. Die kirchliche Gerichtsbarkeit stand infolgedessen dem Domkapitel zu Bu-distin zu, dessen nächsthöhere Instanz der Erzbischof -in Prag war. Diese im Traditionsrezeß begründete Sonderrechtsstellung der Oberlausitz wird beim Uebergang des Königreichs Sachsen in den VerfassungS- und Rechtsstaat durch die Verfassung von 1831 neu bestärkt. Im Grunde war die altständische Ver fassung mit ihren Eigenberechtigungen infolge der immer mehr hervortretenden Souveränität der Landesherren innerlich bereits überwunden und bestand nur noch als Rechtsformel. Der souve ränen Staatsgewalt stand das einheitliche Staatsvolk gegen über, das in Form von Volksvertretungen Anteil an der Staatsgewalt verlangte. Aus dieser Verfassungsbewegung her aus entsteht die konstitutionelle Monarchie. Die Oberlausttz konnte in Anbetracht dieser Entwicklung nur noch versuchen, ihre bisherigen Sonderrechte -— unter neuen Formen — in die neue Verfassung hinübcrzuleiten und ihr anzupassen. Das ist auch geschehen. Insbesondere ist das Recht der freien Religionsausübung -der Form des h 3 in der Vereinbarung vom 8. Dezember 1832 erhalten geblieben. Endgültig aufgehoben sind die Sonderrechte der Oberlausitz erst durch Artikel 52 und 53 der sächsischen Verfassung vom 1. November 1820, also nach der Revolution. — Zusammenfastend ergibt sich, -daß vor -der Reformation die Sonderstellung -der Oberlausitz unter der böhmische» Krone, zu nächst nur staatspolitisch in den Privilegien der Stände -begrün det war. Durch den Traditionsrezeß kam zu der sta-aLSpoliti- schen Sonderstellung die kirchenpolitische gegenüber -dem neuen kursächsischen Landesherrn hinzu. Das aber konnte geschehen, weil die Glaubenseinheit nicht mehr bestand, die Staats- und Kirchengewalt in einer Hand vereinigt hatte. Während man nun als Ergebnis der Glaubenskämpfe den Grundsatz auf stellte, daß der Landesherr über die Konfession seiner Untertanen zu entscheiden habe und damit die Glaubenseinheit und die da mit verbundene Zusammenfassung von Staats- und Kirchen gewalt wenigstens noch in den einzelnen Territorien aufrecht zu erhalten suchte, wurden in der Lausitz völlig abweichende Landesregelungen getroffen. Die staatöpolitischen Sonderrechte wurden durch den Traditionsrezeß von Böhmen auf Kursachsen übertragen, die kirchenpolitischcn Sonderrechte der katholischen Kirche bei Böhmen belassen. Erst die Wandlungen der ge samten geistigen Sphäre — auf -der einen Seite die Milde rung -der konfessionellen Gegensätze, auf der anderen die Her ausbildung -der konstitutionellen ^Monarchie als Staatsform — ließen die Sonderstellung der Oberlausitz nicht mehr so scharf her vortreten. Trotzdem waren -die kirchen-, wie die st-aatspolitischen Bestimmungen des Traditionsrezesses wichtig genug, um bei jeder Verfassungsänderung des Landes Sachsen erneut hervor gehoben zu werden. Erst der durch die Revolution von !9l8 erfolgte Rechtöbruch beseitigte die letzten Neste des Traditions rezesses. Nun wurde aber auch der Weg frei zu einer grund sätzlichen Neuregelung des Verhältnisses von Staat und Kirche im allgemeinen und damit auch für die Oberlausch. ^it!cliepleill-l.iecl Verse und Weise: Herbert A n d e r t - Ebersbach. 's Friehjuhr is do, und de Meckatz! bliehn! Kummt, kummt ock mit raus uff de Wiese! Durt unn a dr Baach, wu de Weidn tun stiehn Do sttzt schun dr Hoans und de Liese. Dr Hoans hult de Weidn, de Weidn azu, Und 's Liesl, doas singt a klee Verschl drzu: Schnall, Schnatl gieh ock oab, Gieh mit mir ze Groabe! A Buttr raicht gebrotn, Und a Ahle gutt 'gesotn, Gieh oab, gieh oab, gieh oab! A Peitschl, a Schwupp! — ne stoark und ne schwaach - Mir such'nch a schie groades Steckl! Do finnch'r genung zengsdrohie a dr Baach, Dr Hoansl, dar kennt ju jed's Fleckl. A sucht a poar raicht schiene Weidn azu, Und 's Liesl, doas singt a klee Verschl drzu: Schnatl, Schnatl gieh ock oab, Gieh mit mir ze Groabe! A Buttr raicht gebrotn, Und a Ahle gutt gesotn, -Gieh oab, gieh oab, gieh oab! Nu sitz' mer zesoammde an Baachrande rim Und welkern und kloappern und puchn, Und springt uns a Schnatl — is o ne goar schlimm Mer kinn'ch ju -a neues glei suchn. 's Mastr hoa iech, und de Spucke hoast du, Und 's Liesl, doas singt a klee Verschl drzu: Schnatl, Schnatl gieh ock oab, Gieh mit mir ze Groabe! A Buttr raicht gebrotn, Und a Ahle gutt gesotn, Gieh oab, gieh oab, gieh oab! Und hoamer a Chur stcker Schnatl gemacht, Do bloos' mer a raicht fluttes Sticke, Dr Mulli, dar ballt und 's Nkietzl, doas lacht - Su schiene is nnse Musike! 's Huche pfeif' iech und 'n Boaß, dan pfeffst du, Und 's Liesl, doas singt a klee Verschl drzu: Schnatl, Schnatl gieh ock oab, Gieh mit mir ze Groabe! A Buttr raicht gebrotn, Und a Ahle gutt gesotn, Gieh oab, gieh oab, gieh oab! (Nachdruck verboten.) us den Spalten der Heimatzeltung ^»Klingt die Sprache der Heimat l Wer die Heimatzeitung liest, unterstukt dis heimische Wirtschaft und schafft Ärbeit für ortsansässige Volksgenossen!