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Wenn ich... Skizze aus dem Oberlausitzer Volksleben Oabend woarsch. De Sunnc blinzelte ock groade noa zer Nut iebcr a Barg lieber, und man kunnt sichs oa a Fingern oabklavieren, doaß 's goar nie meh su lange bauern würd', do kruch se ei's Geniste und zug a Wulkenvierhang -hinger sich zu. De ahle Rickerliese soaß still ufm Bänkel oa der Hauswand, noahm sich doas bissel Tageslicht -noa wo-ahr und toat an Baseir binden. Und wie se nu su soaß und band, ließ se derbeindc de Gedanken fleißig ei de Vergangenheet spoazieren giehn. Wie schiene woarsch doch, wie se noa als kleenes Nkadel uf dam- selben Zleck mit am zerbruchnen Toastenkuppe de schinsten Baben buk aus Sand und Dreck und mit am Boalg vu Puppe spielte, dar de ock ei ihren Logen noa der oallerschinste woar. Dann koam a Tag, dar de dar schienen Kinderzeit a schnelles Ende machte. Doas woar, wie se und Kruchten 'n Voater aus'n Steenbruch heem ser tut. Al Sticke vu der Wmird woar los gegangn und Hutt a Rickert-Zranz derschloin. Su Hutts de Mutter ihr dernoach derzahlt, wie se a andern Margen ufgewacht woar und ock immer froit, warum der Voater goar nie heemkuuunn tät. Woas se oerlureu Hutt mit ihrem Voater, kunnt se dozumoal noa ne verstiehn. Ock, doaß de Bissen kleener wurden, seit de Mutter oalls oalleen derracksen mußt ser sich und ser doas Hardel Kinder, doas se Hutt, doas spiert de Liese kahl, und doaß se o zugreifen mußt mit ihren kleenen Poat- scheln, im der Platter -hie und do an Handgriff oabzunahmn, ja, doas Hutt se bahle raus. Und dann — Suweit woarsche mit ihrem Simmelieren gekümmert, wie AVeinerts-AVillem do uf eemoal der ihr stand und 'r an guden Oabend winschen toat. ,,T8oas popelst de mer denn eün Lichte rim? De Sunn is su bahl weg. Ma muß sich die poar Ogenblicke woahrnahm'n, wo's groade no a Krickel Helle is. Hie satz dich naber mich." Su soit de Ricker-Liese zu'n und rickt a Stick ufs Ende vu der Banke zu. „Nu, wenns derlobt is," meent der ÄOillem zu'r und ließ sich uf de Banke foallen. „VToarscht d' ei a Pilzen?" froit de Liese. „Ja," meent Willem, „'s luhnt sich aber kaum. Doas is nu oalls," und doderbeinde zeigt a uf a Birdel, „woas ich ei sieben Stunden im und im gesunden hoa." — „Do hust d' wull irscht eim Koahncht an tichtgen Mittagsschlof ge macht?" hiehnscht 'n de Liese do. „Ne, wenn ma suwoas hiert," verdefendiert der Willem sich. „Alls wenn doas bei mir Mode war. Ne, ne, se sein nie haufg de Pilze ei dam Zoahr. Du koannst mersch gleeben. Ma muß goar lange suchen und uf oallen Vieren durch de Schonung krichen, ehb ma drei, vier Pfund beisoammen hoat. Und brengt ma se a Leuten dann ei's Haus, do stiehn se su am ahlen Raas vu Weibe moanchmoal goar nie irscht oa. Do mecht ma batteln und no gnde Wurte gähn, doaß se und nahm'n sc een im Gotteswillen noa oab. Und dann die Handelet, ehb ma und moarkt zerletzte a poar Pfennge draus. Ne, gieh mer weg. Wenn ich nie mißt, -ich ging ja keene Pilze suchen. Su aber —" — -—- „Bist ja falber schuld!" fällt 'm de Liese do ei's Murt. „T8enn de und hättst beizeiten woas gelarnt und dich derzu gehaln, und wärscht der Oarbeet nie immer eim grüßen Bogen aus'm Waig ge gangn, do brauchtst de heute nie eim Oarmenhause under- krichen." — „Sullst raicht hoan, Liese," meent der Willem druf. „Sullst ja ei dan und jenen raicht hoan, Liese. Alber koannst mersch gleeben, 's gibt Leute, die sein der richtg zum Unglicke geboren. Und doderzund gchier ich o. Doas koannst mer gleeben. Niem der ock amoal oa, wenn ich zum Beispiel und ich wär als Bauerschsuhn geboren —" — „Su sähgst du groade aus!" fährt do de Liese schunt derzwrschen. „Du, soi doas ne," meent Willem stulz, „du wißt doch, -doaß der Lange- pauer, dar de ver acht Zoahren stoarb, doch eigentlich mei Voater woar." — „AÄoas du nie soist!" — „'s is schunt asu. ADenn a und hätt' mein Mutter, die fer Kleenmoid bei sen'n Eltern diente, dozumoal genumm'n, wie ar'scher o versprachen Hutt, do wär ich heute a gemachter Moan, säß woarm ei Lange- pauersch Gutt und ließ a lieben Gott an guden Moan sein, stoatt doaß nu heut der Lange-Paul, dar Hungerschlunk, oalls neigefrassen hoat." — „Du redst vu woasten," meent de Liese. „Hm! Der -ahle Lang und seine Zrau wirken ihrem Siehndel a Ziep geschliffen hoan, wenn a und wär mit der Kleenmoid, mit der AAeinert-Klara, oagerickt gekumm'n als Schwieger tochter und wär su fer die beeden hiegetraten: „Su, hie bin ich und die will ich hoan zer Zro." Nu do, do hätt' a ja woas kinn'n derlaben." — „Doas woarsch ja aben, fiste, doaß's mei Voater mit der Angst zu tun kriegt und de Mutter drim eim A,elend sitzen ließ. Sunst wär ich heute a gemachter Moan." — „'s is moancher a ganz tichtger Karl gewurn dams su gegangen is wie dir," koappt 'n de Ricker-Liese oab. „!War ivoas gelarnt hoat —" — „Za, doas is ja aben," fällt'r der ADillem do ei's Dvurt, „wenn ich und hätt' salt ei der Schul' su gutt gelarnt wie Bittnersch-Koarl, do wär no woas aus mir gewurn, trutzoalledam. Su aber hoa ich kenn oaschläg'gen Kupp und bie drim aus der kleenen Schul' ver- kumfermiert wnrn. Na, woas füll ma do grüß oafangn, dann eim Laben?" — „Wärscht de a Knaicht gewurn. Bei dam kimmts meher uf de Hände oa, wie uf a Kupp." — „Hoa ichs nie ern versucht? Wenn eener aber, als wie ich, kee Riese is, do koan ma schuften, doaß ma uf der graste liegen bleibt, 's is doch a Leuten immer nie genug." — „Doas hätt'ch wulln sahn, wie du geschuft't hust," lacht de Liese uf. — „Doarfst ock a ALiesnerpauer froin, dar wird dersch soin. HoalK tut bie ich der oabends dozumoal gewast, und loag frieh, wenn mer ufstiehn füllten, wie a bleiern Klütz eim Bett ser lauter Miedigkeet." — „Zer Zanlheet wulln mer lieber soin." — „'Wie du o groade redst! ADenu ich nie wißt, doaß d's nie su meenst, do tät'ch dersch iebel nahm'n." — „Zch meens su, wie ichö soi." — „Ne, ne. Ich kenn dich bester. Du koannst mersch aber gleeben, 's is su, wie ichs soi. A richtger, tichtger Knaicht wiär ich mei Labtag nie gewurn. Do fahlt mersch oa der Kroaft derzund! Za, wenn ich und ich hätt' woas andersch wardcn kinn'n, a Hulzbildhauer fer meinswegen —" — „Hulz- bildhauer? — Du a Hulzbildhauer? Doaß ich nie lach. Hulz- hacker hättst de Warden kinn'n — verleichte, wenn d' nie o zu faul derzund gewascn wärscht." — „Ne, Liese machs ock hoal-"erwege. Koannst mersch globen: Zer de Bastelei, do bie ich immer schunt gewast. Wennch ock droa denk, wieviel ich Meesekastel, Zitscherfeile, Drachen und woas wscß ich no, als Zung gebastelt hoa. — Ne, ne, 's wär woas aus mir gewurn, wenn sich ock ees und hätt' sich domoals mcnner oagenumm'n. War froit denn aber ufn Dürfe dernoach, woas eener warben will? Und ieberhaupt, wenn ees kenn richtgen Voater hoat, do kimmert sich kee Teifel drim. Do heeßks: Doaö wirscht -de! Und dodermit ist basta sela! — Wenn iech ock wingstenS dann, wie'ch siebzehn Zoahr durch woar, mcnn Kupp hätt' durchgesoatzt und wär Suldoat gewurn. Do hätt' ich gutt getoan." — „Nu do. Doas gleeb ich glei." — „Wenn ich und wär ei Putsdoam bei der Goarde oagekumm'n und wär uf Weihnachtsurlob oder ju zu Ustecn heemgekumm'n, als a Hulauer oder a Husar. Woas meenst de, wie de Madel do geguckt hoan wirden und geprschpert, ivenn ich oam irschten Zeiortage ei de Kirche koam und mit ims Upper ging. Verflischt noa eeS. Zch wiär o Untr- uffzier gewurn ei aner Zeit." — „Nee, doaß wird sein, warum nie glei a Generoal?" — „Du lachst, 's wär aber su ge kumm'n. — Und wennch die zwelf Zoahr runder Hutt', do kunnt'ch an schienen Pusten kriegen. Ufseher kunnt ich warn und su dergleichen. Do hätt' mer Zörschtersch Zdel freilich keenen Kurb gegahn, wenn ich und hätt' se drim gefroit, ehb se mich hoan will oder nich." — „Hust du dich denn amoal oa Zörschtersch Zdel roa gemacht? froit'n de Ricker-Liese und schmeßt a fartgen Basen naber sich. „Gutt bie'ch'r immer schunt gewasen und wenn ich woas gewast wär, hätt'ch o im se oagehaln. Nu aber lab mer hibsch gesund, ich mach heem. 's