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weder dem inzwischen zum Oberpostmeister ernannten (Mühlbach in Leipzig noch dem in Dresden tätigen Postmeister Gottfried Hauptvogel unterstellt. Es wurde ihm freigestellt, die Boten mittels Pferden und Kalesche reisen zu lassen, nur sollte er sich hüten, Beschwerden der Breslauer uno Liebenthaler Boten hervorzurufen. Er richtete von Bautzen auch einen Kurs nach Hittau ein und ließ die Boten zweimal in der Woche zu Auß verkehren, was immerhin einen Fortschritt bedeutete, weil zuvor die Kaufleute „von langen Jahren her" ihre Briefe nicht anders als Durch reitende Boten von Liebenthal und Breslau nach Leipzig befördern konnten. Auf das erwähnte Reskript nimmt dann ein Erlaß des Kur fürsten Johann Georg II. vom 20. Dezember 1678 an den Rat zu Dresden Bezug '). Er lautet: „(Wir lassen Euch un verhalten, was maßen Wir der Nothdurft und denen Com- merzien auch Correspondenzen mit denen benachbarten Landen fürträglich zu sein ermessen, ein Post- und Bothenwesen durch Unser (Marggrafsthumb Oberlausitz, auch hierher und gegen Schlesien anrichten uns dazu Christosf S i l l i g e n in Budissin zum P o st v e r w a l t e r bestellen, auch ihm, wie er sich dabei zu verhalten, mit gewisser Ordre befehligen zu lassen. Dieweil Wir nun vernehmen, ob sollten bei Christian Hnorschen und Michael Eichlern, Handelsleuten allhier, ordentliche Laufitzische Briefniederlagen von den bisherigen Busissinschen Bothen und Landkutschern gehalten werden, als begehren Wir hiermit, Ihr wollet alsobald Sie zulängliche Verfügung thun, daß besagte beide Handelsleute sich des Briefsammelns und Bestellung hin- Ifüro enthalten, und sie Leute damit in sas Posthaus, allda Wir Zu Annehmung derselben bereits behörige Anstalt machen lassen, weisen sollen. An dem geschieht Unsere Meinung, Datum Dresden, am 20. Dezember 1678." Daß es auch dem neuen Bautzner Postverwalter nicht möglich war, gegen die Verstöße wider das Postregal mit Erfolg vorzugehen, beweist das am 20. Oktober 1683 erlassene kurfürstliche Strafmandat gegen die Uebertretung des Postregals: „Die Briefe und Paquete, sonderlich aber der Kauf- und Handels-Leuthe und Cramer in denen großen und kleinen Städten, so durch die Post versorget werden können, dürfen bey Vermeidung einer gewissen Strafe (10 Taler) von jcsen Brief oder Paquet, welche sowohl der Aufgeber als Annehmer anfn Aall der Uebertretung zu legen, nirgends anders als bey der ordentlichen Post abgegeben werden." Die Außboten waren inzwischen durch fahrende Posten (Ka leschen) ersetzt worden. Nach dem Budisstner „Post-Patent wegen des Pastagier-Geldes und Paket-Porto" vom August 1686 betrug das Passagicrgels „vor sede (Meile 3 gute Gro schen". Das Paketporto war für das Pfund festgesetzt bis Dresden von Bautzen Is/2 gute Groschen, bis Leipzig 4 Kayser- Groschen, von Görlitz und Hittau nach Leipzig 4 gute Groschen, nach Dresden 3 Kayser-Groschen uns zwischen den drei Ober lausitzer Städten auf 1 guten Groschen. Sillig hat sein Amt acht Jahre verwaltet; er starb im Jahre 1686. Es wird ihm aber vom Leipziger Oberpostamt nachgerühmt, daß er, als Kurbrandenburg eine Post von Berlin durch die Niederlausitz nach Bautzen anlegen wollte, die „schäd liche Consequenz, so daraus hätte entstehen müssen", vorauS- gesehen und deshalb die Einrichtung dieser Post abgelehnt habe. Der zweite und dritte Postmeister SilligS Nachfolger war Johann Christoph Kluge, der nach dem Wortlaut der kurfürstlichen Bestallung den Titel Postmeister erhielt. Sein Patent wurde am 2. Februar 1689") vom Kurfürst Johann Georg III. erneuert. Unter Kluges Leitung wurde 1689 aus dem Kurse Bautzen—Löbau— Hittau eine wöchentlich zweimal verkehrende Aahrpost eingerichtet, die Anschluß nach Böhmen bis Prag hatte. Nach dem noch vorhandenen schriftlichen Postenverzeichnis von Dresden?) aus dem gleichen -Jahre traf die fahrende Budisstner und Görlitzer Post Montaaö und Donnerstag nachmittags 4 Uhr in Dresden ein und fuhr Dienstags und freitags vormittags 10 Uhr wieder ab. Auch nach dem gedruckten Postenverzeichnis von 1698 ^) verkehrte diese- Post an denselben Tagen. Kluge war nur bis zum Jahre 1693 im Amte.'") Sein Nachfolger Christian Huttemann, der vorher als kurfürstlicher Holleinnehmer zu Bautzen bezeichnet wird, zahlte von 1693 ab 350 Taler, von 1696 an 400 Taler Pacht. Als der General Jakob Heinrich Graf von Flemming am 1. Septbr. 1697 zum kurfürstlich säch sischen Generalpostmeister ^) ernannt worden war und die Ein nahmen aus dem Postwesen bezog, wurde auch dem Postmeister Hutkemann die Pacht erhöht, er mußte nunmehr 1000 Taler jährlich zahlen, obwohl er in zahlreichen Eingaben diesen Be trag als zu hoch bezeichnete. Er hakte um diese Heit, 1698, nur 10 fahrende Posten abzufertigen. Sein Personal bestand aus einem Postschreiber, dem Studenten Tzschack, und einem Brief träger Pannach. Eine bedeutende Aahrpost für die Oberlausitz war jedoch die seit 30. (März 1694 wöchentlich zweimal ver kehrende Post zwischen Leipzig und Breslau geworden, die für die Aahrt über (Wurzen, Strehla, Großenhain, Königsbrück, Kamenz, Bautzen, Rothkretscham, Reichenbach, Görlitz, Lau- ban, Greiffenberg, Goldberg, Liegnitz und Neumarkt bis Bres lau sechs Tage benötigte. Bis Lauban folgte sie dem Huge der Hohen Landstraße, ging daun über Greiffenberg, Löwenberg und Goldberg nach Liegnitz, wo sie die Hohe Straße wieder erreichte uns bis Breslau weiterbenutzte. Von 1700 ab wurde bei dieser Post der Kurs von Leivzig über Eilenburg, Torgau, Koßdorf, Großenhain, Königsbrück, Schweinerden, Bautzen, Görlitz, (Waldau, Siegersdorf, Bunzlau, Haynau, Liegnitz nach Bres lau geändert. Als Grund hierfür wird angegeben, daß der Kur fürst öfters in Torgau Residenz genommen hat, und daß in Torgau eine feste Brücke vorhanden war. Die Verlegung auf die Strecke Görlitz—Waldau—Bunzlau—Haynau—Liegnitz bedeutete eine Verkürzung des (Weges um 5 (Meilen. In (Wal dau, zwischen Siegersdorf und Kohlfurt, wurde damals eine knrsächstsche Posthalterei errichtet, die letzte auf sächsischem Ge biet in der Richtung nach Schlesien. In dem am 4. Mai 1703 von dem Leipziger Postsekretär Johann Eschert herausgegebenen Kursbuch sind noch folgende für die Oberlausitz wichtige Post kurse angegeben: Die Aahrpost Leipzig—Oschatz—Dresden— Bischofswerda—Bautzen, die sich von Bautzen einerseits bis Gör litz, andrerseits bis Hittau fortsetzte und die Aahrpost Dresden— Bischofswerda—Bantzen—(Warschau, die in Bautzen an die im Kursbuch an erster Stelle erscheinende Hauptfahrpost Leip zig—Königsbrück—Bautzen—Breslau anschloß. In der Ober lausitz bestanden zu dieser Heit zwölf Postanstalten, davon waren fünf Postämter, nämlich in Bantzen, Löbau, Görlitz, Lauban und Hittau. In Löbau und Kamenz bestellte die mit der Post ankommerwen Briefe der Torwärter, der für jeden Brief drei Pfennige vom Empfänger erhielt. In Kamenz führte dann später die „Dreierliese" die Briefzustellung aus. In Görlitz unterstand das Postwesen dem Tuchkaufmann Göldner als Post verwalter; die Briefe besorgte ein Junge. In Lauban war dem Postverwalter Schaeffer die Holleinnahme übertragen. In Königsbrück versorgte der Gastwirt Heyling die Postgeschäfte. Der Hittauer Postverwalter hieß Körner und Ivar Iuris pract. Am 25. April 1705 wurde vom Postmeister Huttemann in Bautzen von August dem Starken ein Pachtschein ^°) auf vier Jahre ausgehändigt, nach dem er jährlich sogar 1200 Taler Pacht zu zahlen hatte. Vom I. Juli 1712 ging das Postwesen in Knrsachsen in unmittelbare Staatsverwaltung über, die Ver pachtung hatte mithin ein Ende. In der Oberlausttz trat diese Aenderung zwei Jahre später ein. Huttemann, der bemüht war, das Postwesen der Oberlausitz in guten Hustand zu versetzen, und von dem sich ein Bildnis des (Malers Johann Sigismund Fichtner ") im Gtadtmuseum zu Bautzen befindet, erhielt vom 12. Juni 1714 an den Titel Obe rpostm ei st e r. Wäbrend seiner Tätigkeit wurde der Hofkommissar Jako bus (Matthcus (Mogk zum Postkontrolleur beim Oberlansitzer Postamt ernannt. Er empfing nach der Bestallungsurkunde vom 18. April 1714 jährlich 300 Taler. Nach einem noch