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auf verschiedenen Wegen: nirgends ein verlorenes Beutestück, WeihuachtSbeschcrung! Seine Frau hat gut gebacken. Auch nirgends eine Spur! Er mußte Vas Suchen aufgeben. die Fleischwaren sind schmackhaft und bekömmlich. Bezahls Am ersten Feiertage fanden die Richtersleute einen Zettel Gott! Ein dankbares Andenken bewahren Euch die Ungenannten." an der Tür. Darauf stand in schöner Handschrift geschrieben: „Bande!" knirschte der Ortsrichter uns zerriß das Papier. „Dem Ortsrichter von sagen wir schönsten Dank für die das Postwesen in -er Gberlausth vom Anfang bis zum Abergang in öie Sächsische Postverwaltung Georg Rennert Mit der Erwerbung beider Lauschen von Böhmen durch den sächsischen Kurfürsten Johann Georg I. im Jahre 4636, also vor 300 Jahren, tritt für den kurfürstlichen Hofstaat das Be dürfnis zur Einrichtung von Postoerbindungen zwischen der Resi denzstadt nnd dem durch den Frieden von Prag erhaltenen neuen Besitz ein. Mehr als 400 Jahre hatte die Oberlausitz zum Königreich Böhmen gehört, feit 4476 sogar als (Markgraftum. Bisher bestanden in der Oberlausitz regelmäßige Posten nicht. Die landesherrlichen Briefschaften wurden von Dresden ans vurch die kurfürstlichen Aemter entweder unmittelbar oder durch Vermittlung der Städte mit Fußboten oder mit Boten zu Pferde, dann auch zu (Wagen befördert, wobei es für die Städte Lehenspflicht war, die Reitpferde oder die bespannten (Wagen zu stellen. Kurfürst August (4563—4586) hatte geregelte Hof posten eingerichtet und diese seit 20. September 4574 der Lei tung des ersten sächsischen Postmeisters Salomon Fclgenhauer unterstellt. Die alten Verkebrsstraßeu Die bedeutendste Verkehrsstraße der Oberlansitz war die Hohe Land st raße, eine Heer- und Handelsstraße, die vom Rhein und von Nürnberg her über Erfurt, Leipzig, Oschatz, Großenhain, quer durch die Oberlausitz über Kamenz, Bautzen, Görlitz, Lauban, Bunzlau, Liegnitz nach Breslau und von da weiter nach Polen und Rußland führte. Auf ihr beförderten die Breslauer Kaufleute das aus Halle bezogene Salz: der Gör- litzer Tuchkaufmanu und das gewerbefleißige Bautzen, das „sächsische Nürnberg", verschickten auf ihr die Tuchballen und Leinenwaren nach West und Ost. Es war ein reger Fracht verkehr auf dieser Straße schon im 44. Jahrhundert. Dem Hauptort der östlichen Oberlausitz, der Stadt Görlitz, kam das im Jahre 434 l erteilte Privileg des Königs Johann von Böh men zu statten, wonach die Handels- und Fuhrleute aus Polen und Schlesien, die nach dem Lande Meißen, nach Sachsen und Thüringen wollten, verpflichtet waren, den Weg über die Hohe Straße zu nehmen; hierdurch flössen Görlitz und den anderen Oberlausitzer Städten an dieser Straße die Wegezölle zu. Später entstand dann die Niedere Straße aus Polen über Fraustadt, Sagau, Priebus, Muskau, Spremberg, Finsterwalde, Torgau, Eilenburg und Leipzig. Sie führte weiter nach Magdeburg und nordwärts zur Elbemündung und war seit 4684 widerruflich gestattet worden. Die alte Salz- st r a ß e von Halle nach Breslau lief über Luckau, Cottbus, Forst und Sagan über die Spree und Neiße. Von der Ostsee der kreuzte eine Straße von Stettin her die Hohe und Niedere Straße, ging über Görlitz, Geidcnberg, über Zittau nach Prag, Wien und dem Süden, wodurch der Oberlansitz als Durch gangsland und dem Knotenpunkt Görlitz eine besondere Bedeu tung verliehen wurde. Schließlich ist noch die wichtige Straße von Hamburg und Berlin über Löbau nach Süddeutschland zu erwähnen, die sich in Zittau mit der Stettiner Linie vereinigte und auch der Sechsstadt Löbau die Eigenschaft eines Einfall tores nach Böhmen verlieh, zumal die andere Verbindung nach (Meißen über Königsbrück und von Löbau aus nach Zittau führte. Die erste» Botcnverbindungen Der Sechöstäote-Bund unterhielt Botcnverbindungen, aber auch die reitenden Boten vom Kloster Liebenthal in Schlesien berührten über Zittau die Oberlausitz. Die Stadtboten vor: Breslau reisten durch die Oberlausitz nach Leipzig. Von hier liefen sie weiter nach Nürnberg. So werden in einer gedruckten „Botten-Ordnung" vom Jahre 4640 (bei (Wolff Drechsel in Nürnberg gedruckt) die Breslauer Boten „alle Freitag an kommend und alle Mittwoch von Nürnberg abgehend" bezeich net. Im Leipziger Postbericht vom 4. Oktober 4646 (gedruckt zu Leipzig bei Justum Janfonium Danum) erscheinen die wöchentlichen Boten von Leipzig nach Bautzen (Beförderungs dauer 2 Tage), nach Görlitz (3 Tage), Liegnitz (4 Tage), Breslau (5 Tage). Die Briefe für diese Botengänge werden Freitags bis 8 Uhr vormittags angenommen. Die Boten kom men Mittwoch nachmittag in Leipzig an. Anscheinend bestand in Bautzen ein Botenmeister, der für die Abwicklung der an kommenden und abgehenden Briefe zu sorgen hatte. Sonst aber kann ein für die Allgemeinheit bestimmtes Postwesen in der OberlausiSbiö 4660 nicht nachgc-wiese» werden. Die seit Ende des 44. Jahrhunderts zunftmäßig eingerich tete Botenanstalt der Stadt Leipzig unterhielt Bvtenverbin- dungen zu Fuß und zu Pferde auch nach Ser Oberlausitz. (Wegen der bei dieser Bvteneinrichtung im Laufe der Zeit eingerifsenen Unordnung wurde 4500 das Botenwesen vom Rat der Stadt Leipzig in eigene Verwaltung übernommen und entwickelte sich so, daß auch die kurfürstliche Regierung sich neben ihrer eigenen Einrichtung dieses Nachrichtendienstes gegen eine jährliche Ver gütung bediente. Der vom Rat zu Leipzig seit 1643 angcstelltc Botenmeistcr Johann Sieber *) wurde vom Frankfurter Post meister Johann von den Birghden ") l6I6 zum kaiserlichen Postmeister in Leipzig ernannt, und dadurch wurde Sieber zu gleich der erste Postmeister des kursächsischen Postwesens. Die bisherigen Botenverbindungen von Leipzig nach Bautzen, Gör litz, Liegnitz und Breslau blieben aufrechterhalten. Nach Sieber folgte sein ehemaliger Postvcrwalter Christoph Mühlbach ^) am 30. Juni 4650 als Postmeister zu Leipzig. Ihm wurde durch die kurfürstliche Verordnung vom 30. April 4664 die Aufsicht über das gesamte kursächsische Postwesen übertragen und das Postwesen als landesherrliches Regal erklärt. Von einem Post wesen in der Oberlausitz spricht auch diese Verordnung nicht. Die von Miihlbach im Jahre 4666 eingcrichtetc Postverbindung von Leipzig nach Breslau über Dresden, Bischofswerda und die Oberlausitz bestand nur kurze Zeit. Erst durch das kurfürstliche Reskript vom 40. Juni 4678 wurde für die Oberlansitz ein eigenes Pvstwesen geschaffen. Das Reskript lautet: „(Wir haben durch unser Nstarggraffthumb Oberlausitz, und zwar von hinnen (Dresden) bis nacher Lauban, zum Behuf ider Commerzien und sonst, eine Post und Bothen- wesen anzurichten und solches Christoph Silligen aufzutragen befohlen." Dieser C h r t st o p h Sillig, der vorher 48 Jahre beim Postwesen in Leipzig tätig gewesen Ivar, hatte nun seinen (Wohnsitz in Bautzen zu nehmen nnd die Briefe wöchentlich zwei mal durch vereidete Boten hin- und herznbefördern. Er wurde